Mercedes E-Klasse S213 220d Test
25.02.2018 23:59 | Bericht erstellt von kuckuckCGN
Testfahrzeug | Mercedes E-Klasse S213 220 d |
---|---|
Leistung | 194 PS / 143 Kw |
Hubraum | 1950 |
HSN | 1313 |
TSN | FZS |
Aufbauart | Kombi |
Kilometerstand | 16700 km |
Getriebeart | Automatikschaltung |
Erstzulassung | 7/2017 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | einige Monate |
Einleitung
Das neue Fahrzeug habe ich anschließend an mein E 350 Bluetec T-Modell (2014-2017, siehe Fahrzeugchronik) im letzten Sommer übernommen und seither im Stadt-, Überland- und Autobahnverkehr ausgiebig getestet. Es ist wieder ein T-Modell. |
Karosserie
Die Karosserie hat sich im Platzangebot gegenüber dem Vorgängermodell nicht wesentlich verbessert oder verschlechtert. Im Hinblick auf die verbesserte Aerodynamik wurde das Dach hinten stärker abgesenkt und schmaler gestaltet. Dadurch hat sich die Sicht nach hinten etwas verschlechtert, auch der erfassbare Bereich durch den Innenspiegel nach hinten hat sich verringert.
Durch den Bezug des Armaturenbretts und der Fensterbrüstungen mit Kunstleder hat sich der Qualitätseindruck gegenüber der Plastikausstattung stark verbessert (Exclusive-Paket).
Die extra bestellbaren Edelholzeinlagen wurden vergrößert und machen dadurch einen hochwertigeren Eindruck als beim Vormodell.
Der hinten etwas abgerundete und dadurch leicht verkleinerte Laderaum macht es schwerer, sperrige Ladung ohne Umklappen der Rücksitzlehne(n) unterzubringen. Dasselbe trifft auch auf die hintere Dachpartie zu. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
---|---|---|---|
Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Geräumige Karosserie
- + Durchdachte Ent- und Verriegelung der Rücksitzbank
- + Praktische Fächer und Verzurrösen im Laderaum
- + Zuverlässige Orientierung durch Rückfahrkamera mit Normal- und Weitwinkeleinstellung
- - Vorderer Sichtbereich zwischen Außenspiegel und A-Säule beim Abbiegen eingeschränkt
- - Heckpartie hinter dem Abschluss des Heckfensters schwer zu übersehen
Antrieb
Gegenüber dem 3-Liter-Dieselmotor hat das 2-Liter starke Aggregat "nur" etwa 50 PS weniger, dadurch fehlt im Fahrbetrieb weniger die Motorleistung als der bisher gewohnte souveräne Durchzug aus niedrigen Drehzahlen. Das geringere Drehmoment wird praktisch durch etwas häufigeres Herunterschalten bei mehr als Halb- bis Vollgas ausgeglichen.
Auf Autobahnen wird die Fahrweise etwas unruhig, wenn im Geschwindigkeitsbereich von 160 bis 200 km/h das Getriebe zwischen dem 6. und 9. Gang hinundher wechselt. Dies lässt sich jedoch über die Schaltpaddles im Getriebe-Modus "M" beeinflussen. Nach kurzer Zeit wechselt das Getriebe aus diesem Modus wieder in das vollautomatische Schaltprogramm "D". |
Motorleistung: | schwach | stark | |
---|---|---|---|
Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Durchzugskräftiger und drehfreudiger Motor
- + Weich und spontan reagierendes Automatikgetriebe
- + Möglichkeit zu untertouriger Fahrweise bei geringem Gaseinsatz (Eco-Modus)
- + Rasches Herunterschalten zum Beschleunigen aus jedem Gang, auch um mehrere Schaltstufen
- + Geringer Verbrauch, bei (gleich)mäßigem Autobahntempo bis unter 6 l/100km
- + Auch mit 66- anstelle von 80-l-Tank hohe Reichweite von knapp 1.000 km
- - Dank perfekter Innenraum-Isolierung deutlicher vernehmbares Motorgeräusch als beim 6-Zylinder
Fahrdynamik
Dank der direkten Lenkcharakteristik, die sich zudem zwischen "Komfort" und "Sport" verstellen lässt, wirkt das Fahrzeug sehr handlich und deutlich kleiner, als seine Länge und sein Gewicht vermuten lässt.
Das 9-stufige Getriebe setzt die Motorleistung jederzeit spontan und weich um und lässt ein komfortables wie sportliches Beschleunigen zu. Beim Lockern des Gasfußes schaltet die Automatik schnell hoch und wechselt rasch in den nächsten oder auch übernächsten Gang.
Das Wenden lässt sich auf weniger Raum bewerkstelligen, als die Fahrzeuggröße erwarten lässt. Brems- und Federungs-/Dämpfungsverhalten ist stets und auch bei größerer Beladung sicher. |
Wendekreis: | groß | klein | |
---|---|---|---|
Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Wirksames Brems- und Kurvenverhalten
- + Geringer Wendekreis
Komfort
Dank der eingebauten Air-Matic-Luftfederung ist der Abroll- und Federungskomfort gerade bei höheren Geschwindigkeiten sehr hoch. Bei kleineren Tempi kommen dagegen Bodenwellen und Schlaglöcher recht auffällig durch, bauartbedingt. Durch die Einstellmöglichkeiten Comfort / Sport / Sport-Plus lässt sich die Wankneigung bei höherem Tempo gut reduzieren.
Die Sitzflächen sind durch die Längenverstellung im "Memory-Paket" mit 4-facher Lordosenstütze sehr bequem und gegenüber dem Vormodell eine echte Verbesserung. Das "Wärme-Komfort-Paket" wirkte zuvor auf mich etwas überflüssig, in der Praxis sind jedoch die ebenfalls beheizten Armlehnen in den Türen und auf der Mittelkonsole äußerst angenehm.
Zusätzlich zur sorgfältigen Innenraum-Isolierung trägt das "Akustik-Komfort-Paket" sehr zur Ruhe bei, das den Aufpreis wert ist und eine Reduzierung der Windgeräusche gerade bei schneller Fahrt bewirkt.
Der Motor erwärmt den Innenraum bei niedrigen Temperaturen schon etwa nach 5-minütiger Fahrt. Eine Standheizung habe ich seit den letzten 3 Fahrzeugen nicht mehr bestellt, da die Anlage zugunsten der Batterieschonung meistens nach 10 bis 15 Minuten abschaltet, um den Motorstart nicht zu gefährden. Ein "Batterie-Management", das die Batterie regelmäßig nur bis maximal 80% lädt, ist für stärkere Stromverbraucher ungeeignet. |
Federung (einstellbar): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
---|---|---|---|
Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Gut abgestimmtes und einstellbares Fahrwerk
- + Leises Fahr- und Windgeräusch bei höheren Geschwindigkeiten
- + Viele Einstellmöglichkeiten für Sitze, Heizung und Innenraumbeleuchtung
- - Federungskomfort wird durch breitere und flachere Sommerreifen deutlich verringert
- - Schwer überschaubare, zu vertiefte Menüstruktur, manchmal längeres Suchen nötig
Emotion
Durch die einzelnen Einstellmöglichkeiten für Antrieb, Fahrwerk, Lenkung und Ansprechen des ESP lassen sich die Fahreigenschaften des Autos genial einfach und schnell umgestalten. Der Fahrer ist also nicht so stark festgelegt wie früher, als z.B. nur eine "sportliche Fahrwerksabstimmung" für das ganze Autoleben bestellt werden konnte. Wer mehr auf Komfort eingerichtet ist, wird diese Möglichkeiten sicher weniger nutzen als ein sportlich eingestellter Fahrer.
Es gibt zurzeit kein anderes Fahrzeug auf der Welt, dessen Funktionen durch so viele Sprachbefehle einstellbar sind. Jedoch müsste man möglichst viele davon kennen, und eine vollständige Dokumentation gibt es ab Werk nicht. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
---|---|---|---|
Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Viele Façetten an Fahrtemperamenten einstellbar
- + Große Bandbreite an unterschiedlichen Fahrerlebnissen möglich
- - Lange Anlern- und Eingewöhnungsphase des Fahrers nötig
Gesamtfazit zum Test
Durch sein gutes Raumangebot, sein dynamisches Fahrverhalten und die sparsame und trotzdem kräftige Motorisierung ist das T-Modell der E-Klasse ein vielfältig einsetzbares Fahrzeug, das auf langen Strecken am besten sein großes Komfort-Potential umsetzen kann. Durch stark verbesserte Effizienz und Sparsamkeit ergeben sich erstaunlich niedrige Betriebskosten bei gleichzeitig hohen möglichen Fahrleistungen.
Wem eine komplexe Menüsteuerung der meisten Funktionen zu unbequem ist, sollte sich ein weniger Elektronik-basiertes Fahrzeug aussuchen. Gibt es so etwas noch?