Mercedes E-Klasse W124 300 D Test
28.07.2014 22:48 | Bericht erstellt von Hutchison123
Testfahrzeug | Mercedes E-Klasse W124 300 D |
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Leistung | 109 PS / 80 Kw |
Hubraum | 2996 |
HSN | 0708 |
TSN | 421 |
Aufbauart | Limousine |
Kilometerstand | 278000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 9/1993 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | einige Monate |
Einleitung
Ich besitze diesen schönen Dampfer seit 14.05.2014. Bin vorher drei Jahre lang und 70.000 problemlose km 190E 2.3 gefahren - ein klasse Auto aber für Vielfahrer und Pendler wie mich war der Verbrauch auf lange Sicht zu hoch :-( Also habe ich mich schweren Herzens getrennt und mir den schon länger bestehenden Traum eines Dieseldickschiffs erfüllt. Der Wagen war wirklich ein Glücksgriff - aus erster Hand und im überdurchschnittlichen Zustand. Hier und da etwas Rost am unterboden aber nichts durchgerostet - ich bin schon voll am Konservieren, damit der 300er noch lange lebt! |
Karosserie
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Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Luftiges Raumgefühl
- + Bequeme Sitze, die auch nach fast 300000km lange nicht durchgesessen sind
- + Durch niedrige Seitenlinie und eckige Form sehr übersichtlich im Gegensatz zu heutigen Autos
- + Hier klappert auch nach fast 300000 km nichts. Materialien und Verarbeitung absolut hochwertig und langlebig,
- - Keine umlegbare Rückbank - bauartbedingt, da der Tank hochkant hinter der Rückbank verbaut ist
- - Mittelarmlehne stört beim Schalten. Bei Automatik unverzichtbar, beim Schaltwagen im Normalbetetrieb lieber hochklappen
Antrieb
Der OM603 - R6 Saugdiesel alter Schule glänzt nicht mit beeindruckenden Fahrleistungen. Seine Stärken sind absolute Unanfälligkeit (keine Elektronik), mechanische Haltbarkeit und gelassene Kraftentfaltung. Und naja - der Sound ist himmlisch... Im Stand Dieselnageln, ab über 1000 U/Min reinster R6-Klang der Unwissende nicht an einen Dieselmotor denken lässt.
Verbrauch mit Handschaltung bei mir zwischen 6 und 8 Litern. Ich fahre nicht sonderlich sparsam aber schalte i.d.R. bei 2000 Touren in der Stadt. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Haltbarkeit und Wartungsfreundlichkeit
- + Sound und Laufruhe
- + Auch bei höheren Drehzahlen auf der Autobahn keine störende Geräuschkulisse vom Motor
- + Kraft im unteren Drehzahlbereich und sehr linearer Drehmomentverlauf quasi ab Standgas
- + Der kann auch gedreht werden - erst ab ca. 4500 U/Min lässt der Vortrieb nach
- + Lange Übersetzung: Ca. 3000 U/Min bei 130 km/h
- - Kein Rennwagen - 110 PS auf 1450kg sind nichts für Hitzköpfe und Rennfahrer
- - Suchtfaktor
- - Kein Turboschub
Fahrdynamik
Trotz der Fahrzeuggröße durch den Mercedestypischen Lenkeinschlag recht wendig. Hier kann er dem kleineren W201 längst nicht das Wasser reichen aber immerhin. Das Fahrzeug reagiert stets gutmütig, wirkt jedoch im Vergleich zu heutigen Fahrzeugen etwas behäbig. Der W124 erzieht einen zur Gelassenheit.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass das Fahrwerk bei den meisten 124ern heute stark überholungsbedürftig ist. Mehr als 20 Jahre Fahrbetrieb fordern eben ihren Tribut bei allen Fahrwerksteilen. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Sehr sicher zu beherrschen, selbst wenn der Wagen ausbrechen sollte.
- + Hoher Federungskomfort
- + Gute Servounterstützung aber nicht so weichgespült, wie man es von heutigen Fahrzeugen gewöhnt ist.
- - Recht geringe Kurvendynamik
- - Komplexes Fahrwerk (Raumlenkerachse) - hier sollte man nach und nach Hand anlegen.
Komfort
Für mich einfach das Nonplusultra in Sachen Komfort. Ich persönlich mag die harten Sitze heutiger Autos nicht. Die Sitze im 124er sind straff genug und bieten genügend Seitenhalt, nerven aber nicht mit unnötiger Härte.
Das Bedienkonzept erinnert an einen Toaster - jeder weiss sofort, was er zur Drücken und zu Drehen hat, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Kein nerviges Gepiepe, keine fummeligen Tasten. Selbst bei Vollausstattung, die bei diesen Fahrzeugen durchaus üppig sein kann, findet man sich in Kürze zurecht. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Bequem und absolut langstreckentauglich
- + Gute Heizleistung - Zweizonenregelung von Anfang an serienmäßig
- + Kein Schalterwirrwarr
Emotion
Auch wenn der 124er für die meisten ein langweiliger, rechteckiger Klotz sein mag - gerade das finde ich toll an ihm. Er ist elegant und gefällig unauffällig. Keine übertriebenen Furchen und Sicken stören das Auge. Ich mag keine verspielten Autos mit rundgelutschten Lampen.
Das Image mag man als durchwachsen sehen können. Für viele noch ein alter Karren, der von Leuten ohne finanzielle Mittel für einen Neuwagen heruntergeritten wird, für andere DER Youngtimer. Es kommt doch sehr auf den Pflegezustand an. Da der rollende Schrott langsam (der 124er ist seeehr zäh) von den Strassen verschwindet, kann es eigtl. nur noch berauf gehen. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Zeitloses, unaufgeregtes Design
- + Ein Benz ist und bleibt ein Benz
Gesamtfazit zum Test
Einen 124er Saugdiesel kann ich jedem empfehlen der
- ein zuverlässiges und sparsames Alltagsauto auch für längere Strecken sucht
- sich nicht über teure Werkstattrechnungen ärgern will
- Spaß am Erhalt eines Youngtimers hat denn ein bisschen Hobby fährt immer mit
- Sechszylinder liebt aber hohe Spritkosten scheut
Einen 124er Saugdiesel würde ich niemandem empfehlen der
- gerne am letzten Limit durch die Gegend heizt
- keine Lust hat, sich mit dem Auto und dessen Erhalt zu beschäftigen (Rostschutz)
- Angst vor hoher Steuerlast hat
Fri Aug 08 16:37:15 CEST 2014 | Druckluftschrauber135733
Der test ist korrekt, gibt genau das wieder was ich auch ueber dieses Auto denke, und das nicht nur seit ein par Monaten, ich fahre meinen schon seit 1995 als Haupt- dann seit 2000 als Zweitwagen, habe hie und da dran gedacht ihn zu verkaufen, konnte mich aber nie dazu entschliessen. ) Und jetzt bekomm ich eh nur mehr einen Appel ohne Brot dafuer.
Darum behalte ich ihn weiter und habe ihn entrosten lassen.
Als 24 ventiler mit Automatik braucht er 9 Liter, wenn ich ohne Klimaanlage gemaessigt fahre komme ich auf 7.5, der Verbrauch wuerde besser sein waere es ein Handschalter. Die Automatik hat aber auch Vorteile die ich nicht missen will, man kann so schoen mir 1000 touren cruisen, und einen Bonanzaeffekt kenne ich nicht. Nachteil sind die hohen Touren auf der Autobahn, bei 110 sind es 3000, aber bis jetzt hat er ja 275000km durch gestanden.
Sun Aug 10 15:30:30 CEST 2014 | dickschiffsdiesel
Schöner Test und schönes Auto - viel Spaß damit ! Ein paar Wermutstropfen : So schön das Auto aussieht,
so grauenhaft passt das Radio dazu! Ein Schalter wäre auch nicht so mein Fall, ohne Automatik und Tempomat würde ich kein Auto mehr fahren wollen . Ebenso wenig wie ohne Airbag und Klima.
PS : Das Kennzeichen ist natürlich was für Kenner !
Thu Aug 14 11:36:57 CEST 2014 | Hutchison123
Danke für eure Kommentare :-)
Zu den Wehrmutstropfen:
Die Ausstattung muss bei der Suche eines 300D einfach zweitranging bleiben, denn es gibt leider so gut wie keine annehmbaren Exemplare mehr.
Mein 190er davor war auch ziemlich voll, hatte Automatik, Klima und Tempomat...
Wollte beim 300D zumindest Automatik, muss aber im Nachhinein sagen, dass ich mit dem Schaltgetriebe super zufrieden bin:
Kein Wandlerschlupf, so gut wie keine Wartungskosten, lange Übersetzunng, lässt sich dank frischem Öl tadellos schalten - macht einfach Spaß!
Und auf den Rest konnte ich gut verzichten, wobei ich den Tempomaten schon etwas vermisse :-(
Für einen Diesel ist meiner trotzdem schon ganz gut ausgestattet - allein die EFH vorne sind Gold wert für mich!
Und beim Radio hast Du Recht - es ist nicht sehr passend aber zumindest war eines drin und ich muss mir erstmal keines kaufen.
Aber es kommt definitiv wieder was besseres und passenderes rein.
Ich hatte im 190er folgendes Modell: http://www.google.de/shopping/product/10581603446600948344?hl=de
Günstig, nicht aufdringlich, gute Funktionen und schöne Haptik (gibt beim Autoradio nichts schlimmeres als knarzende Billigknöpfe aus Hartplastik).
Passt meiner Meinung nach auch zu einem Youngtimer.
Thu Aug 14 15:56:13 CEST 2014 | dickschiffsdiesel
Kann deine Haltung gut nachvollziehen, das sollte auch keine Kritik sein. Ich bin zwar ein alter Fan des 124ers (bin einen neuen 300E der ersten Serie 11 Jahre lang gefahren), würde mir aber heute als Alltagsfahrzeug keinen mehr zulegen wollen - vor allem nicht ohne die von mir erwähnte Ausstattung. Der 124er hat eine eigentümliche Zwitterstellung inne : Zum Oldtimer zu jung, zum Alltagsfahrzeug zu alt!
Thu Aug 14 21:50:15 CEST 2014 | Hutchison123
Kein Problem, so habe ich das auch nicht aufgefasst.
Ich akzeptiere deine Haltung.
Für den Otto Normal Fahrer ist der 124er sicher auch nicht das geeignete Alltagsfahrzeug, denn er will im Alter etwas geliebt werden.
Für mich der 124er ein perfekter Alltagswagen, denn er ist bedinglos zuverlässig.
Wenn mal etwas kaputt gehen sollte, dann kündigt es sich in der Regel früh genug an, so dass man nicht liegen bleibt etc.
Und beim Diesel geht eh nichts kaputt.
Wenn man gute Rostvorsorge betreibt, dann hat man mit so einem Wagen keine Sorgen :-)
Thu Aug 14 23:30:07 CEST 2014 | dickschiffsdiesel
Wir haben noch einen S124 250D in der Familie, auch als Alltagsfahrzeug, 1990 neu gekauft, aus dem jetzt
als optimal gelten Jahrgang noch vor der Umstellung auf Wasserlacke . Er hat jetzt 250 000 km drauf und hat schon einige Schweißarbeiten benötigt , der Motor ist aber unkaputtbar! Ich fahre den auch noch gelegentlich, um mich wieder an die Gemächlichkeit der turbolosen Vorkammerzeiten zu erinnern - das ist so ähnlich wie mit deinem!Macht auch Spaß!Den haben wir mit einem DPF zur Grünen Plakette verhelfen können-schon vor 3Jahren, geht wunderbar!
Dennoch - auch als Pferdekutschen - Nostalgiker fühle ich mich in meinem 300 TD im Alltag besser aufgehoben !
Mon Aug 18 11:19:20 CEST 2014 | Nosteel230
Ein Satz gefällt mir hier besonders: Ein 124 muss auch im alter etwas geliebt werden. Wir lassen grade einen 230E restaurierenModell Mopf 1. Hoffe das er bald wieder kommt. Einen 300D hatten wir früher auch mal. Der Motorklang ist schon sehr schön. Die Leistung war nicht üppig, kam aber wie aus dem Ärmel geschüttelt ganz entspannt. Diese Wagen strahlen einfach eine Entspanntheit aus die bei neueren Fahrzeugen schwer zu finden ist.
Man sollte natürlich nicht rasen. Es ist immer schade man wieder aussteigen muss.
Ich habe ein Becker Radio nachgekauft für die originale Optik in der Mittelkonsole. Kassette hat es auch. Stielecht musste sein -