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Mercedes E-Klasse W124 300 TE Test

18.01.2022 23:51    |   Bericht erstellt von lowlier

Testfahrzeug Mercedes 300te W124, S124
Leistung 180 PS / 132 Kw
Hubraum 2960
HSN 0709
TSN 416
Aufbauart Kombi
Kilometerstand 370000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 1/1988
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 5 Jahre
Gesamtnote von lowlier 4.0 von 5
weitere Tests zu Mercedes E-Klasse W124 anzeigen Gesamtwertung Mercedes E-Klasse W124 (1984 - 1997) 4.0 von 5
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Einleitung

Das Auto, möchte man meinen, ist schon aus einer vergangenen Epoche, aber wenn man es genauer unter die Lupe nimmt, stellt sich heraus, dass schon einige Innovationen versteckt sind, die teilweise heute noch nicht unbedingt zum Standard gehören. Da gibt es zum Beispiel ein Automatisches Sperrdifferenzial (ASD), das auf glatter Fahrbahn, oder am Berg bis ca. 35km/h automatisch wie eine richtige Differenzialsperre funktioniert. Dreht ein Rad durch, werden beide hinteren Räder angetrieben. Das hat also mit einer Antischlupfregelung (ASR) überhaupt nichts zu tun, wie manche glauben.

 

Nach 34 Jahren funktioniert das immer noch einwandfrei, genauso wie die Niveauregulierung, die dafür sorgt, dass der Wagen nicht absackt, wenn man ihn schwer belädt. Wer denkt, das Fahrzeug hat noch keine oder wenig Elektronik verbaut, täuscht sich gewaltig. Auch das ASD und die Niveauregulierung funktionieren mithilfe dieser Elektonik. So muss man zur Ölkontrolle auch keinen Ölstab herausziehen, wenn die Anzeige leuchtet, ist das Öl auf Minimum, auch beim Ölstab. (Es hat auch eine Öldruckanzeige serienmäßig). Immer absolut zuverlässig bis jetzt. Auch wenn eine Birne kaputt geht irgendwo, leuchtet sofort eine Warnlampe. Auch Verschleißanzeige für den Bremsenverschleiß gibt es schon. Fehlermeldungen an der Elektronik kann man schon auslesen und zwar per Blinkcode. Dazu braucht man zwei Drähte und die Tabelle für die einzelnen Codes. Sind die Fehler behoben, kann man die Störungen auf der Anzeigetafel löschen. Außerdem hat das Auto einen beheizten Wischwasserbehälter, was auch heute meist nur gegen Aufpreis zu haben ist, beheizte Außenspiegel, nur der rechte elektrisch verstellbar, der linke mechanisch von innen, und eine mit Luftdruck funktonierende Zentralverriegelung, inkl. der höhenverstellbaren Scheinwerfer. Auch der Tankdeckel wird dadurch mit verschlossen. Sollte wirklich mal ein kleines Schläuchchen kaputt gehen, kann man dies meist durch ein Zischen orten. Vor dieser Technik braucht man nun wirklich keine Angst zu haben, einfacher gehts eigentlich nicht. Dann hat die Hecktür serienmässig Softclose für die Hecktür, genannt Zuziehhilfe.

 

Damals kauften sich Betuchte noch absolute Understatementautos, oder wer würde sich heute noch einen Mercedes mit drei Litern Hubraum kaufen, ohne Klimaanlage, ohne Tempomat, ohne Mittelarmlehne, als einzige Extras ein elektrisches Schiebedach und elektrische Fensterheber vorne? Und ohne Typenbezeichnung auf der Heckklappe, so dass keiner ahnt was für ein Kraftwerk in diesem Kombi in Wirklichkeit steckt? Am Wohlsten fühlt sich das Auto auch heute noch, auf der Autobahn. Schon am Beschleunigungsstreifen geht es los. Der hinter dir denkt, vor mir ein lahmer Oldtimer und setzt sich sofort auf die Mittelspur. Allerdings geht diese Rechnung oft nicht auf. Drücke ich aufs Gas und lasse die 180 Pferde frei, geht der so müde und unsportlich wirkende Sechzylinder ab wie Schmitz Katz und die Verfolger geben dann bald auf, spätestens nachdem dieses Auto seine Wohlfühlgeschwindigkeit erreicht hat zwischen 160 und 180 km/h. Ich bemühe mich immer, langsamer zu fahren, bin aber dann bald wieder auf meiner "normalen" Geschwindigkeit. Sogar Tempo 200 kann man locker über längere Strecken fahren, das Auto liegt ruhig und gelassen auf der Straße, nichts vibriert, kein Stampfen der Hinterräder oder sonst irgend etwas. Hält man an, kommen einem keine Ausdunstungen des Motors entgegen als würde er jeden Augenblick verbrennen.

 

Langsam fahren macht schon deswegen keinen Sinn, da diese Viergangautomatik beim Kickdown wirklich kein Sportwagenfeeling aufkommen lässt. Der Verbrauch wird dadurch ebenfalls nicht günstiger. Der Verbrauch ist in Wikipaedia mit 12,3 Litern angegeben, das ist eine Zahl, die anscheinend unveränderlich ist. Da hilft auch noch so sparsames Fahren nichts. Aber auch ordentliches Gasgeben nicht.

 

Sportwagenfeeling kann höchstens auf der Landstraße aufkommen, der Wagen liegt nämlich wie ein Brett, hat keinerlei Anzeichen auszubrechen, sondern nimmt die Kurven gutmütig und gelassen, selbst in absoluten Grenzsituationen. Und das ohne ESP, das einen reglementiert. (Fortsetzung folgt).

Karosserie

4.5 von 5

Was soll man zu Testerfahrungen sagen, bei einem Auto, das 34 Jahre nicht den Geist aufgegeben hat, und nicht dem Rosttod zum Opfer gefallen ist.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + meisterhafte Ingenieurskunst

Antrieb

3.0 von 5

Was soll man denn zu den Testerfahrungen sagen, bei einem Auto, das 34 Jahre lang nicht den Rosttod gestorben ist und immer noch elegant und souverän durch die Gegen cruist.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + immer noch geeignet andere alt aussehen zu lassen

Fahrdynamik

5.0 von 5

 

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + man kann es locker in Kurven mit vielen modernen Fahrzeugen aufnehmen und das auch ohne ESP

Komfort

4.5 von 5

 

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + nach 500 m kommt es warm aus der Heizung

Emotion

4.5 von 5

 

Galerie
Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + ein äußerlich aus der Zeit gefallenes Auto, das Laune macht beim Fahren

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 100-200 Euro
Verbrauch auf 100 km über 10 Liter
Inspektionskosten pro Jahr bis 100 Euro
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Werkstattkosten pro Jahr 500-1500 Euro
Versicherungsregion (PLZ) 2788
Teilkasko 100-200 Euro

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Ich würde heutzutage jedem so ein Fahrzeug empfehlen.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Für heutige Verhältnisse hoher Verbrauch. Das Viergang-Automatikgetriebe ist für heute Verhältnisse nicht sehr emotional.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 1

Fri Jun 21 10:32:17 CEST 2024    |    freeweeling

Moin... Ich habe auch so einen tollen 300 te .Allerdings bj 1992 und Japan reimport.

Und Leute ..Kein Rost Noch nie geschweisst. H Kennzeichen letztes Jahr ohne Mängel.

Allerdings muss ich 2 Punkte Korrigieren .Zum Positiven.

Du kannst das Auto auch mit 9 liter Verbrauch fahren !! Nein ich schiebe den Dicken dann nicht.

Und!! Kick-down bei 100 .Beim Überhohlen auf der Landstr manchmal vonnöten. Also das merkst du dann schon.

Fazit!! Ich bin jetzt 66jahre alt Hatte schon diverse Autos Darunter Opel Commodore a Coupe

Mercedes 230S Flosse 250 Ce Strich acht usw

Aber keiner konnte dem Kollegen hier das Wasser reichen. Abgeben?? wohl kaum .Höchstens wenn ich abtrete .Und das wird ja wohl noch was dauern,hoffe ich

Sun Jul 14 00:25:38 CEST 2024    |    Daffodil

Hallo, mein Vater hatte einen 1983er Mercedes 280 SE. 1985 hatte er für ein paar Tage als Vorführwagen einen 300 E, fast neu, OHNE KAT (das gab es 1985 wahlweise) und mit Schaltgetriebe. Dieser hatte 190 PS. Weil leichter, kleiner und ohne Automatik, war der 300 E ca. 25 km/h schneller als der 280 SE, statt rund 11 sec beschleunigte er in ca. 8 sec auf 100. Dabei ging der erste Gang bis ca. 60 und im zweiten erreichte man bereits die 100 km/h. Nachteil die hakelige Schaltung mit langen Schaltwegen, der Wechsel vom ersten in den zweiten Gang hätte schneller gehen können (wie bei BMW, Opel etc.). Zudem neigte der handgeschaltete 300 E zum Ruckeln, aber nicht so schlimm wie der Bonanza-Effekt bei manchen MB Dieseln. Bei ganz gemischter Fahrweise (langsam im 5. Gang in Belgien, Rennen mit einem getunten Golf GTI, den man bei Vollgas im 4. Gang beim beschleunigen dann schlagen konnte, im 5. nicht) sowie Stadtverkehr in Düsseldorf, mal vernünftig, mal scharf gefahren, mal Kurzstrecke, meist Langstrecke. Insgesamt ca. 1000 km, WAR DER DURCHSCHNITTSVERBRAUCH CA. 12 LITER. Dabei, weil ohne Kat und etwas höher verdichtet, eigentlich Super Plus. Mit Super 95 hatte er wohl nicht ganz die 190 PS. Tacho waren bis zu 240 km/h drin. Der Automatik 280 SE hatte wohl mehr Tacho-Voreilung und ging auch bis zu 230, drehte dann aber zu hoch, über 6000. Im Verbrauch war er mindestens 3 Liter höher, unter ungünstigen Bedingungen wie Kurzstrecke war der Unterschied noch größer. Gefühlt lag der große und schwere 280 SE aber bei hohen Geschwindigkeiten ruhiger auf der Straße. Heute könnte ich mir einen 300 E mit schöner Ausstattung noch als Alltagsfahrzeug mit etwas Luxus und gute Fahrleistungen vorstellen. Wie ein Oldtimer gefahren, ist er dann auch sparsam (um 9 Liter) und verschleißt nicht so schnell. Leider sind diese Wagen selten und teuer. In der Form mochte ich ja lieber die S-Klasse, aber die W124er sind allgemein sehr beliebt. Toll auch als 300er Coupé (elegante Seitenansicht) oder 300 TE (mit hohem Nutzwert). Noch zur Sicherheit: Mit einem ganz neuen Auto der oberen Mittelklasse halten sie nicht mit, aber für die 80er Jahre hatten sie bereits eine hohe Unfallsicherheit. Beispiel aus Düsseldorf, Nordzubringer Ende 80er Jahre: VW Golf 2 mit hoher Geschwindigkeit versetzt aufgefahren. Vermutlich 60 bis 70 km/h. Mercedes Fahrer unverletzt, Golf-Fahrer mit Schmerzen an den Knien vom Armaturenbrett, Golf im Dachbereich bereits verzogen (Belastungsgrenze erreicht), beim Mercedes Kofferraum rechts bis zum Radhaus platt, Fahrgastzelle völlig intakt. Der Golf-Fahrer bekam die Tür fast nicht mehr auf. Man muss zugeben: Ein 900 kg Golf gegen einen Anderthalbtonner Mercedes ist nicht ganz fair. Bereits ein Golf 4 hätte hier wesentlich besser abgeschnitten...