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Mercedes S-Klasse W140 S 500 Test

02.08.2011 20:06    |   Bericht erstellt von Blau Baer

Testfahrzeug Mercedes S-Klasse W140 500
Leistung 320 PS / 235 Kw
Hubraum 4973
HSN 0708
TSN 446
Aufbauart Limousine
Kilometerstand 111000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 12/1995
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 5 Jahre
Gesamtnote von Blau Baer 4.5 von 5
weitere Tests zu Mercedes S-Klasse W140 anzeigen Gesamtwertung Mercedes S-Klasse W140 (1991 - 1998) 4.5 von 5
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Einleitung

Der Wagen wurde vor ca. 8,5 Jahren (2002) gebraucht (7 Jahre alt) von einem freien Händler gekauft. Eingesetzt wird er nur als Sonntagsnachmittags-Liebhaber-Fahrzeug ausschließlich auf längeren Überlandstrecken vorwiegend im Weserbergland sowie bei schönem Wetter.

Kurzstrecken werden, soweit möglich, komplett vermieden, da der Wagen darauf sowohl vom Fahrverhalten/Fahrkomfort als auch von der Haltbarkeit sehr schlecht reagiert.

 

Weiteres zum Fahrzeug (Bilder) und der furchterregenden Reparaturhistorie, die keinesfalls ein Einzelfall ist, wenn ich mir W 140 so ansehe - man muß nur ehrlich mit sich und dem Fahrzeug sein:

http://www.motor-talk.de/fahrzeuge/26608/mercedes-s-klasse-w140

 

Genaue Reparaturauflistung für alle die (finanziell) völlig schmerzfrei sind:

http://www.motor-talk.de/.../...-erfahrungs-autausch-t2648417.html?...

(wird laufend fortgesetzt)

Galerie

Karosserie

4.0 von 5

Es ist ein W 140 lang oder V 140.

Die Karosserie mag man optisch/von Design oder mag man nicht. Fakt ist, daß sie Platzverhältnisse ermöglicht, die praktisch von keinem anderen Oberklassefahrzeug/-limousine erreicht werden. Selbst ein akuteller W 221 lang (V 221) oder W 240 = 57 Maybach verfügt im Innenraum nicht über mehr Platz. Vorne ist im 57 Maybach die Kopffreiheit sogar etwas geringer als im W 140.

 

Die Platzverhältnisse sind (für uns) einer der Hauptgründe für den Besitz des Fahrzeuges.

 

Die Qualität der Karosserie ist weit überdurchschnittlich bis hervorragend. Sie verfügt über eine exzellente Stabilität und ist extrem verwindungssteif. Lediglich die Lackqualität ist ab ca. 1994 unterdurchschnittlich und neigt partiell zum Rost. Wir kennen das Problem nicht, obwohl der Wagen nach 1994 gebaut wurde, da der Wagen komplett neue lackiert wurde.

 

Schwachpunkte mit Rost sind der Bereich des Kofferraumschlosses, das Batterie-/Akku-Fach im Kofferraum und unter den Seitenbeplankungen. Insgesamt kann der W 140 aber nicht als überdurchschnittlich rostanfällig gelten. Die Karosserie ist nach meinen Erfahrungen eher unterdurchschnittlich rostanfällig, selbst wenn man die z. T. problematischen Werkslackierungen ab 1994 betrachtet.

 

Ferner neigen die Rückleuchten zum Wassereinbruch, was sich oft durch eine (im Anfangsstadium rosa, später schwarze) Verfärbung zeigt. Die Scheinwerfer neigen ebenfalls zum Wassereinbruch. Dieses erkennt man an einer Trübung.

 

Bei dem Schiebedach können des öfteren gebrochen Hubwinkel und Hubbrücken auftreten, die sich zunächst durch Knack- und Klappergeräusche bemerkbar machen auch wenn das Schiebedach sonst noch funktioniert.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + hervorragendste und geräumigste Platzverhältnisse im Innenraum
  • + extrem feste und verwindungssteife Karosserie
  • + Design - subjektiv: sehr klare und schöne Linienführung
  • + beste Rundumsicht auch oder insbesondere für die Fondpassagiere
  • - z. T. (partielle) Rostprobleme
  • - Wassereinbruch an den Heckleuchten
  • - Wassereinbruch in den Scheinwerfern
  • - z. T teuere Schiebedachprobleme

Antrieb

5.0 von 5

Der Motor (M 119) 500er ist sehr leistungs-, drehmoment- und vor allem durchzugsstark. Die Motorqualität ist sehr gut. Für mich/uns stellt der 500er jedoch die (ausreichende) Untergrenze der Motorisierung des W 140 dar. Diese gilt trotz sehr gemäßigter Fahrweise. Der 500er reicht für ca. 98 % der Fahrsituationen aus.

 

Allerdings ist ab > 150' bis 200' eine Überprüfung der Steuerkette nebst vor allem der Führungsschienen dringend anzuraten. Die Führungsschienen der Steuerkette (Kunststoff) neigen mit dem Alter zum Brechen. Hier sind wir aufgrund der Laufleistung, des bisher verwendeten Öls und der sonstigen (nicht vorhandenen) Indikatoren noch nicht betroffen.

Ggf. kann beim 500er im Bereich des Öldruckgebers ein Ölleck auftreten.

 

Die Hydraulikpumpe der Servolenkung ist unterdimensioniert und verschließt mit den Jahren oft. Hier hilft nur der Austausch - recht teuer.

Ölundichtigkeiten am Lenkgetriebe (Kugelumlauf) können vorkommen. Sehr teuer! (Wir blieben hier verschont.)

 

Die Getriebe besonders ab ca. Mitte 1995 (722.6) sind sehr anfällig. Oft treten hier schon bei < 100.000 km signifikante Probleme auf, die zumindest eine Getriebekomplettrevision erfordern. Wir haben bei unter 100' km einen AT-Automaten benötigt. Die älteren Getriebe (722.3) haben oft ab ca. 160' bis 180' km Probleme mit dem Rückwärtsgang. Hier ist bei Auftreten auch immer zwingend eine Getriebeüberholung notwendig.

 

Der Verbrauch kann für ein (gewogen) 2.2 t schweres Auto als recht moderat gelten.

nur Landstraße immer unter 13 l (machmal unter 12l im Sommer) - bei sehr gemäßigter Fahrweise;

Autobahn guter Mix (lange Baustelle, mal zügig, mal scharf, mal normal) 16,5 l

Stadt: immer (deutlich) über 20l - bei sehr gemäßigter Fahrweise; in der Spitze im Winter Stadt 27 l bei immer noch sehr gemäßigter Fahrweise; Der 100 l-Tank (ohne Skisack) ermögliche sehr gute Reichweiten.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + exzellter kräftiger und qualitativ hochwertiger Motor
  • + Durchzug des 500er (und 600er) exzellent
  • + wenn der Automat in Ordnung ist! - quasi unspürbares Schaltverhalten
  • - Getriebe (früh) anfällig und teuer in der Reparatur
  • - Führungsschinen der Steuerkette anfällig für brechen
  • - Servolenkungspumpen halten der Belastung nicht stand

Fahrdynamik

4.0 von 5

Wir reden über ein Auto mit einer Gesamtlänge von 5,24 m (gemessen über die Nummernschildträger). Da kann man nicht die Wendigkeit eines Kleinwagens erwarten.

 

Die Beschleunigung ist sehr, sehr gut und der Durchzug absolut hervorragend und exzellentest - siehe auch Kapitel Motor und Antriebe hier.

 

Es ist eine große Komfortlimousine und kein Sportwagen von der Fahrwerksauslegung. Der wirklich perfekte Federungskomfort - bester Federungskomfort aller Autos mit Stahlfederung und wohl auch fast aller Autos - kann nicht mit einem perfekten Kurvenverhalten sehr schnellen Autobahnkurven einher gehen. Das Fahrverhalten ist jedoch insgesamt gutmütig und verursacht keine unangenehmen Überraschungen, sieht man von Extremsituationen einmal ab. Hier kann der Wagen "zur Waffe werden".

 

Die Lenkung ist Mercedes-typisch relativ indirekt ausgelegt. Es ist aber noch O. K. und sie vermittelt ein sehr, sehr gutes Gefühl für die Straße und den Wagen.

 

Die Bremsen sind bei normaler Fahrweise recht standfest. Bei extremerer Belastungs ist jedoch dem hohen Fahrzeuggewicht Tribut zu zollen.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + insgesamt sehr ausgeglichenes Fahrverhalten

Komfort

5.0 von 5

Hier ist die absolute Domäne des W 140 (W 140 lang = V 140):

Zum Komfort zählen zuerst auch exzellentesten die Platzverhältnisse, die ich schon oben weiter ansprach.

 

Der Komfort der Sitze ist hervorragend. Der Fahrkomfort/Federungskomfort ist unerreicht (siehe vorstehend).

 

Das Innengeräusch ist bei komplett intakten Dichtungen (was leider oft nicht der Fall ist) sehr niederig und somit äußerst angenehm und nervenschonend. Wie hieß der Werbespruch (Zitat):

"Nach 400 Kilometern S-Klasse sind nicht Sie erledigt, sondern Ihre Arbeit."

 

Wenn es irgend einen Wagen gibt, aus dem man erholt aussteigt, ist es Mercedes. Das sagte schon vor über 30 Jahren mein Großvater über den Strich 8. Für den W 140 gilt dieses selbstverständlich im weit erhöhten Maß.

 

Die Bedienung ist perfekt intuitiv - sieh z. B. die Sitzverstellung, die man so nicht besser machen könnte.

 

Die Heizung ist sehr gut und die Klimanlage hervorragendst! Ist letztere das nicht, ist irgend etwas kaputt. Das kommt leider häufiger vor.

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + unerreichter Fahrkomfort!!!

Emotion

4.5 von 5

Das Design mag man oder mag man nicht. Ich/wir mag/mögen es. Darüber kann man letztendlich nicht streiten. Der W 140 verkörpert den Anspruch der ultimative Luxuslimousine wie kein anderer. Das geht eigentlich kaum kleiner bzw. unauffälliger.

 

Den unglaublichen Komfort und der herrliche großzügige Raumgefühl hatten wir schon.

 

Image... Der W 140 polarisiert wie kaum ein anderes Auto. Man mag ihn oder lehnt ihn komplett ab. Dazwischen gibt es i. d. R. kaum etwas. Ablehnungen sind oft auf Sozialneid (auch heute noch wo ein neuer Passat etc. i. d. R. mehr kostet) zurückzuführen. Wir haben auch deshalb bewußt das Typkennzeichen entfernen lassen.

 

Daß wir eine Beziehung zu dem Wagen haben, drückt sich auch darin aus, daß er den Namen "Blau Bär" bekommen hat, weil er so groß, stark und "bärig" und natürlich blau ist. Als Maskottchen sitzt immer hinten auf der Mittelarmlehne ein Plüsch Käpt'n Blaubär. :D

Galerie
Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Ein Mercedes, der die Philosophie von Mercedes,
  • - Sozialneid und z. T. ungerechtfertigte Ökoschelte

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 300-400 Euro
Verbrauch auf 100 km über 10 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 500-700 Euro
Gebrauchtwagengarantie 12 Monate
Werkstattkosten pro Jahr 7.000-10.000 Euro
Außerplanmäßige Reparaturkosten Sonstiges - diverse - siehe erster Link hier in der Einleitung (30000 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Der perfekt Mercedes, wenn die Qualität besser wäre. Das Platzangebot/Raumgefühl und der Fahrkomfort sind ohne jeden Vergleich!!!

 

Die Wagen bekommen leider überproportional viele außerplanmäßige Reparaturen. Die oben von mir angegebenen (außerplanmäßigen) Reparaturen von ca. EUR 7.000 bis EUR 10.000,- p. a. beziehen sich auf ein scheckheftgepflegtes Ersthandexemplar mit original 70'6 km gekauft und nur ca. 5.000 km pro Jahr bewegt. Andere Jahresfahrleistungen würde zweifelsohne noch (erheblich) höhere Reparaturen nach sich ziehen, wenn man den Wagen in einem S-Klasse-würdigen Zustand halten will und nicht mit einer rollenden, klappernden und zischenden Baustelle herumfahren will.

Zu den Schwachstellen und Reparaturen siehe auch der Link von mir in der Einleitung oben.

 

Die Gesamtsternebewertung (automatisch) ermittelt ist somit nicht ganz zutreffend, da die Qualität hier nicht ausreichend gewürdigt wird.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Wer Kurzstrecken fahren will - Hände weg von dem Auto! Der Wagen ist für Langstrecken gebaut und nimmt Kurzstrecken auf Dauer übel. In Städte und auf enge Parkplätze paßt er nicht.

 

Wer horrende Reparaturkosten (im insgesamt deutlich fünfstelligen Bereich) nicht aufbringen kann oder will - Hände weg von dem Fahrzeug. Die kommen!

Gesamtwertung: 4.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.5 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 1

Thu Sep 06 15:59:29 CEST 2012    |    Turboschlumpf48538

Außerordentlich ausführlicher Bericht. Habe ich mir u.a. auch damals durchgelesen, bevor ich mir (trotzdem) selber einen zugelegt hatte.

 

Mit den Reparaturen hast du entweder viel "Pech", oder ich viel "Glück" gehabt. Denn bei knapp 300.000 km und jetzt +2 Jahren Fahrzeit bin ich mit den Reparatur + Anschaffungskosten noch unter 20.000 EUR, obwohl auch einiges gemacht werden musste. Wenn ich im Bekanntenkreis nicht so manches an KFZ-Werkstatt-Know-How gehabt hätte, und auch kleinere Sachen nicht selber hätte machen können, wären sicherlich nochmal locker +5.000 EUR dazu gekommen ...

 

Meiner ist im Dezember 1991 vom Band gelaufen. Scheinbar war da die Qualität in den Tiefen des Wagens noch durchgängig auf höherem Niveau gelegen, als es bei deinem 1995er der Fall war. Ich hoffe aber, dass auch bei deinem Wägele die Reparaturkosten in den nächsten Jahren stetig sinken - je mehr Altteile getauscht sind, desto besser sollte es ja werden :)