Mercedes T-Klasse 208 D-KB Test
05.03.2017 23:41 | Bericht erstellt von VolkerIZ
Testfahrzeug | Mercedes T1 (TN, Bremer Transporter) 208 D 208 D-KB |
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Leistung | 79 PS / 58 Kw |
Hubraum | 2299 |
HSN | 0708 |
TSN | 399 |
Aufbauart | Van |
Kilometerstand | 105000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 1/1993 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | mehr als ein Jahr |
Einleitung
Ende 2014 gekauft, vom Fast-Erstbesitzer (Vorführwagen) mit unglaublichen 83.xxx km. Seitdem über 20.000 störungsfreie km, bis die notwendigen Blecharbeiten erst mal ein paar Monate Pause verursacht haben. Viel Stadtverkehr, aber gelegentlich auch mal 60km einfache Strecke zur Arbeit. |
Karosserie
4, 80m Ladelänge, Stehhöhe, Hecktüren bis zum Dach, 2000kg Anhängerlast. Noch Fragen? Ja. Die linke Schiebetür. Liefert Mercedes natürlich nur gegen Aufpreis. Meiner hat keine (wie fast alle). Schade.
Das gute Platzangebot geht zum Glück nicht auf Kosten der Reparaturfreundlichkeit. Eine Kontruktion wie Lego. Selbsterklärend.
Die Verarbeitungsqualität ist leider nicht wie bei den PKWs von Mercedes, die Sitze sehen nach 100.000km aus wie andere nach dem 5-fachen (Bezüge und Polster hängen in Fetzen runter) und Mercedes und Rostschutz: 2 Welten treffen aufeinander, bei den Nutzfahrzeugen noch mal schlimmer. Und das hier ist einer der besseren, der stand fast nur in der Halle. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Durchdachte Konstruktion, perfekte Raumausnutzung
- - Rostschutz
Antrieb
Einen Mercedes kauft man wegen des Dieselmotors, das können sie wirklich gut. So auch hier. Der etwas aufgepustete OM 601 aus dem 124er hängt auch im Transporter noch gut am Gas. Wunder sind bei 79 PS für 2,8Tonnen zGG natürlich nicht zu erwarte, aber er geht schon besser ab als man sich das bei den Daten vorstellt. Durch die kurze Übersetzung ist man beim Anfahren ständig am Schalten (was wegen der hakeligen Schaltung nicht gerade die Freude ist), aber wer das beherrscht, schafft sogar fast sowas wie Beschleunigung. Im Durchschnitt liegt der Verbrauch bei ca. 8 Litern und es ist ihm auch relativ egal, ob Kurz- oder Langstrecke. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Der Motor, in jeder Hinsicht.
- - Die Schaltung erfordert Gefühl und Erfahrung
Fahrdynamik
Auch hier merkt man, dass der Motor vorne längs in der Mitte ist und so keinen Platz für die Räder zum Einschlagen wegnimmt. Man kann praktisch auf der Stelle im Kreis fahren. Beim Einparken denkt man kaum daran, dass man 5 1/2 Meter Blech bewegt. Durch das große Lenkrad braucht man keine Servo, aber der Luftdruck muss schon stimmen, sonst wirds unterhalb von Schrittgeschwindigkeit schwergängig. Fahrleistungen und Straßenlage erwartet man ja nun von einem Nutzfahrzeug eher weniger, aber auch hier keine Probleme. Vom PKW-Niveau weit entfernt, aber wenn der PKW mal ein paar Tage in der Werkstatt ist, ist der 208D auch als Alltagsfahrzeug geeignet. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Extreme Handlichkeit für die Größe
Komfort
Federung? Prinzipiell vorhanden und bei voller Beladung sogar merkbar. 2 Starrachsen und 4 Blattfedern. Mehr nicht. Alles anbinden, sonst wird es bei jeder Bodenwelle laut.
Die Sitze sind von eher bescheidener Qualität, es fehlt an Einstellmöglichkeiten und die Bezüge lösen sich schon nach kurzer Zeit auf. Selbst bei meiner Größe (1.87) ist mir der Gurt noch zu hoch und scheuert am Hals, wenn man dünne Klamotten an hat.
Der Motor ist unüberhörbar. Nicht so, dass es wirklich lästig wird, man kann sogar Radio hören. Aber definitiv nicht mit PKWs zu vergleichen.
Ansonsten sitzt alles da, wo man es erwartet. Die Heizung ist erstaunlich kräftig. Eigentlich hatte ich vor, hinter den Sitzen einen Vorhang einzubauen, um nicht den Laderaum mitzuheizen. Aber bei den letzten Wintern (die allerdings eher harmlos waren), war das nicht nötig. Es wird schnell gemütlich warm. Wenn man das Geräusch des Gebläses längere Zeit ertragen kann, sogar bald zu warm. |
Federung (sportlich): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Selbsterklärende Bedienung, gute Heizung
- - Die Sitze könnten besser sein, der Rest ist bei einem Transporter nicht vermeidbar.
Emotion
Die Formgebung hat zunächst so den einen oder anderen verunsichert, war doch was völlig Neues zwischen den rundlichen Bullis usw., aber nach 40 Jahren erkennt man die wahre Qualität zeitlosen Designs. Lässt sich im Übrigen wegen der Würfelform nicht nur von innen gut vollstapeln, sondern auch von außen gut schweißen (Wichtig bei Mercedes, ist immer wieder fällig). |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + große, eckige Kiste. Gut so.
Unterhaltskosten
Verbrauch auf 100 km | 8,0-8,5 Liter |
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Gesamtfazit zum Test
Wer einen zweckmäßigen Transporter mit unkaputtbarer Technik sucht, kommt an den Mercedes-Baureihen 601/602 nicht vorbei und durch die modernen Dieselmotoren wurde er noch mal besser. Man kann fast alles mit Hausfrauenwerkzeug reparieren, die Teile sind bezahlbar und der Verbrauch liegt kaum über dem eines PKWs.
Wer nicht schweißen kann oder einen kennt, der das kann, kann im Mercedes Transporter recht schnell viel Geld versenken, außer man kauft ein (meistens) gepflegtes Feuerwehrfahrzeug für viel Geld mit merkwürdiger Motor/Ausstattungs-Kombination. Aus gewerblichem Vorbesitz wird man kaum einen finden, der nicht früher oder später das Komplettprogramm Blechteile braucht. Und weil die Exporteure das Angebot in den letzten Jahren stark ausgedünnt haben, sollte man schon viel Zeit mitbringen, um einen Guten zu finden. Die stehen nicht mehr an jeder Ecke.
Aktuelle Ergänzung: Was unser Zusammenleben dann doch beendet hat, waren Rostschäden an den hinteren Längsträgern, an denen die Blattfedern hängen. Neuteile gibt es nicht mehr, für Gebrauchte müsste man auch mindestens eine Richbank haben. Die Teile sind bei Pritschen fast immer gut und bei geschlossenen Aufbauen meistens mehr oder weniger angefressen. Man erkennt es schon im Radkasten , wenn das aufgeschweißte Winkelprofil aufgebläht ist. Ganz üble Schwachstelle, über die man bisher wenig Erfahrungsberichte findet. Wenn da nicht alles in Ordnung ist, nicht kaufen!