Mercedes X350d Power

Die X-Klasse hat eine längere individuelle Geschichte.

In den letzten Jahren fuhr ich diverse SUVs, zuletzt einer bayrischen Marke. Da ich beruflich ein robustes Auto mit Schlechtwegetauglichkeit benötige und der nächste Fahrzeugwechsel anstand, wollte ich endlich einen off-roader haben. Ein SUV war mir nicht robust genug, verschiedenen Erlebnisse zeigten mir, dass die meisten SUVs höher gelegte Kombis sind, in gewisser Weise Fakes.

Mein Wunsch Auto war ursprünglich eine G-Klasse, nur in Österreich NoVA sei Dank unfinanzierbar, und vor allem fast nicht absetzbar. Stichworte: nur bis 40.000€ abschreibbar, nicht MwSt abzugsfähig nur auf 8 Jahre abschreibbar; in Deutschland kennt man das nicht so.

Also musste ein Fiskal LKW her. Da drängte sich die X-Klasse geradezu auf.

Der erste Testwagen war in X250d, den ich ein Wochenende fuhr.

Nach der Bestellung hatte ich dann endlich Gelegenheit einen X350d Vorführer für einen Tag zu testen.

Die Karosserie ist gut verarbeitet, die Kabine ausreichend geräumig. Sehr positiv ist, dass hinten keine Mitteltunnel stört und die ausreichende Innenbreite drei Personen bequem nebeneinander sitzen lässt. Endlich einmal keine ausgeformte Sitzbank, sondern eine richtige Bank!

Wie schon oben erwähnt sind die Nissangene teilweise störend. Dazu gehört die Mittelkonsole, der Wählhebel und die nur in der Höhe zu verstellenden Lenksäule. Weiter Details sind japanisch, wie dass man mit der Sperre für die hinteren Fensterheber auch den Beifahrer sperrt, das kannte ich bisher nur von Honda. Man kann mit dem Schlüssel der ein Nissan Schlüssel mit Stern ist, die Fenster weder öffnen noch schließen. Da hat es sich Mercedes zu einfach gemacht.

Nun genug der Kritik.

Leider ist meine Ladefläche noch offen, da es Lieferschwierigkeiten gibt, es soll die Stylingbar mit Hardcover kommen. Manchmal ist eine offene Ladefläche durchaus praktisch, meistens eher weniger, da die Sachen weder wettergeschützt noch diebstahlsicher untergebracht sind. Von dem Roll Cover nahm ich Abstand, da selbige leicht zu knacken ist und das Wasser durchlässt. Hardtop wollte ich auch nicht, da das mir den Charakter des Autos zu stark verändert.

Auffällig ist natürlich dass man in erster Linie einen leicht-LKW fährt. Schon die etwas stößige Federung, der große Wendekreis, der Einstieg die hohe erhabene Sitzposition, das leicht schauklige Fahrverhalten kamen mir bekannt vor. Da ich gerne robuste Fahrzeuge habe, machte mir das nichts aus.Kurze Tests im Gelände zeigten dass nur der Mut des Fahrers Grenzen setzen. ich fuhr mit Strassenbereifung Geländestrecken die üblicherweise nur von Harvestern und Grosstraktoren befahren wird. Das Auto ist eine Wucht. Ich habe noch immer jeden Morgen ein Grinsen am Gesicht. ich mag dieses schwere lkw-artige Gefühl, man fährt nicht los, man legt ab. Die hohe Sitzposition, der famose Einstieg, die guten Sitze, die großen Außenspiegel, die (etwas zu indirekte) Lenkung zeigen einen dass man einen großen massiven Wagen fährt, der durch Dick und Dünn geht. Das Fahrverhalten ist auf der Straße erstaunlich gut, wenn man nicht die Agilität eines BMWs erwartet. Der Wagen ist erstaunlich leise und sehr übersichtlich, auch Dank der famosen 360° Kamera. Der große Pick-up lässt sich supergenau fahren und rangieren. Wenn man es anlegt kann man sogar einen gut kontrollierbaren Drift hinlegen, erstaunlich für einen Leicht-LKW und Geländewagen.

Auch die Beschleunigung ist erstaunlich gut, und lässt so manchen anderen Verkehrsteilnehmer etwas ratlos zurück, da kaum jemand so viel Agilität von einem Pick-up erwartet. Dafür muss man den Verbrauch in Kauf nehmen, der nebenbei bemerkt beim 250 nicht niedriger ist.

Ein kleiner Wermutstropfen ist noch dabei; der Reifenverschleiß! Meine WR waren gleichmäßig nach knapp 4000km schon zur Hälfte aufgebraucht. Hoffentlich liegt es an den Pirellis.

Das Auto schafft es mir jeden Morgen beim einsteigen ein Grinsen auf die Lippen zu bringen. Ich liebe dieses ganz spezifische Fahrgefühl. Man fühlt sich back to the roots, weil unseren heutigen weichgespülten Autos das gewisse Etwas abgeht, was dieses Auto auszeichnet. So ein Pick up ist nicht everybodies Darling, sondern ein Auto mit Ecken und Kanten. Schon die Tatsache, dass der Hersteller dem Fahrer zutraut die Achssperren situationsgerecht einzusetzen, zeigt, dass das Auto für Fahrer ist, die wissen was sie tun. Man muss diese Art des Fahrens mögen um meine Emotionen nachvollziehen zu können.