Mitsubishi Colt 6 Z30 1.3 Test
26.03.2014 19:12 | Bericht erstellt von Alf_von_Melmac
Testfahrzeug | Mitsubishi Colt 6 (Z30) 1.3 |
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Leistung | 95 PS / 70 Kw |
Hubraum | 1332 |
HSN | 9758 |
TSN | AAN |
Aufbauart | Schrägheck |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 2009 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | einige Monate |
Einleitung
Seit 10/2013 fahre ich den Colt (1.3 MPi, 95 PS, Invite). Bisherige Probleme: 0. Kaufentscheidung: Design, Marke war mir unwichtig. Geringster Preis bei sehr guter Langzeitqualität, geringe Fixkosten, wobei die Motorisierung aber bereits ausreichend gut zum Überholen bei 100 km/h geeignet sein sollte (Fahrprofil rd. 50% Landstraße; 10% Stadt, 40% Autobahn). Mein Fahrprofil: ich gehöre wohl zum schnelleren Drittel der Fahrer, werde nur selten überholt und fahre auf Landstraßen eigentlich ständig auf andere auf. Deshalb entschied ich mich letztlich für den 1,3er Motor. Falls jemand von einem alten Auto kommt (mein voriges war ein genialer Golf II GTI) und Sorge hat, mit den heutigen, kleinen 1,0er Motoren nicht vom Fleck zu kommen: diese Sorge ist unbegründet. Sie sind für das Anfahren in der Stadt optimiert und beschleunigen deutlich besser als ältere Motoren. Ein höheres Drehmoment liegt früher an, auch wenn das Maximaldrehmoment geringer ist. Die Drehmomentkurven moderner Motoren sind heute flacher. Ebenfalls verkraften moderne Motoren gut niedertouriges Fahren. Ein geringer Verbrauch läßt sich nun mal nur bei weniger Explosionen pro Zeiteinheit erreichen. Also auch von daher nicht vorschnell auf was Größeres festlegen, sd. selber probefahren. Wenn ich nicht so viel Überland fahren würde, wäre mir der 1,0er Motor allemal genug. Aber wie sollte ich die Langzeitqualität versuchen festzustellen? Da wir in der Familie bereits einen Toyota haben, und ich aus eigener Erfahrung die gute Qualität erlebe, landete der Yaris von Anfang an ganz oben auf meiner Liste. TÜV-Mängelreport, Dekra Gebrauchtwagenreport, ADAC-Pannenstatistik waren, neben Erfahrungsberichten von Laien meine Anhaltspunkte. Aber bald mußte ich feststellen, daß z.B. beim ADAC Abschleppungen, wenn vom Hersteller beauftragt, nicht mehr in der Pannenstatistik aufscheinen. Die Statistik muß sich also ins Gesamtbild einfügen. Positiv überrascht war ich vom Abschneiden des Mitsubishi Colt bei größeren Laufleistungen. Den Colt fand ich häßlich und er wäre nie in die Wahl gekommen, wenn ich mich von der Optik hätte (ver)leiten lassen. In allen Statistiken, auch englischen, hat der Colt eine gute bis sehr gute Zuverlässigkeit. Und auch in englischsprachigen Foren fand ich so gut wie keine Diskussionen, die auf Qualitätsprobleme hinweisen. Im Gegenteil, es deutet auf ein robustes, zuverlässiges Auto hin. Wenngleich der Yaris noch eine etwas bessere Qualität haben dürfte. Im TÜV-Report von 2011 und 2012 habe ich mir die Kilometerleistung pro Mängelquote ausgerechnet und da lag der Yaris deutlich an der Spitze. Beim Studium der Gebrauchtwagenpreise stellte sich dann aber heraus, daß der Colt, mit gleicher Laufleistung und Alter, um gut 15-30% günstiger zu haben war als ein ähnlicher Yaris. Während Honda und Mazda preislich auch stabiler waren als die Colts hierzulande - und auch teurer. Der Colt rangierte preislich hingegen auf, oder sogar unterhalb des Niveaus von Marken mit bekannt unzuverlässiger Langzeitqualität. Nun weiß man ja, daß ein rapider Preisverfall beim Gebrauchtwagenmodell oft ein Zeichen für unterdurchschnittliche Qualität ist. Also doch ein Haken irgendwo? Nur habe ich bei meiner Recherche aber auch den Eindruck gewinnen können, daß bestimmte deutsche Marken zwar überaus preisstabil sind, aber die Qualität anscheinend nicht wirklich überdurchschnittlich ist. Also Gebrauchtwagenpreise können auch stark vom Image einer Marke beeinflußt werden. Da das Design des Colt wohl nur wenige anspricht, und auch kein positives Image der Marke und des Modells hierzulande vorhanden zu sein scheint, könnte das auch ein Grund für die günstigen Preise und es mußte nicht ein Spiegel minderer Qualität sein. Ich ging bis zur Umfrage für's Jahr 2010 zurück. Hier die Daten (es sind nicht alle Automarken, nur jene, die mir wichtig dafür erschienen): 2010: "Dein Wunschzettel an ..." Dacia: 61% + 24% + 5% + 9% Um die Daten besser vergleichbar zu machen, habe ich die positiven und negativen Bewertungen in einer einzigen Zahl zusammengefaßt: Summe (pos - neg) Da ich ein größeres Gewicht der absolut problemlosen und der miesen Erfahrungen in's Ergebnis einfließen lassen wollte, habe ich diese beiden Kategorien dann doppelt so stark gewichtet wie die beiden mit gemäßigt positiven wie negativen Erfahrungen: Gewichtet: (2a + b - c - 2d) Mitsubishi: 125 (139 - 14) Das hat sich schon mal gut zu meinem Eindruck gefügt. Erstaunt war ich, daß die Marke, deren Modell am günstigsten zu haben wäre, unter MTlern sogar am besten abschnitt. Hier die Ergebnisse der anderen Jahre, die ich analysiert habe: 2011 Summe (pos - neg) Gewichtet: (2a + b - c - 2d) 2012 Motortalk-Umfrage Toyota: 66% + 23% + 5% + 6% Summe (pos - neg) Gewichtet: (2a + b - c - 2d) Toyota: 139 Leider wird das Internet ja zunehmend von der Kommerzialisierung verseucht. Scheinrezensionen durch Agenturen, verdeckte Werbung in Foren, Scheindiskussionen in Foren. Alles leider inzwischen Realität. Auch MT wurde ja inzwischen an einen Verlag verscherbelt und wer weiß, wie lange diese Umfragen überhaupt noch irgendeine Aussagekraft haben werden… In einer Excel-Tabelle habe ich mir dann die Anschaffungskosten, fixen (Steuer, Versicherung) und variablen Kosten (Treibstoff) der verschiedenen Colt und Yaris Modelle dargestellt (Abschreibungsdauer zehn Jahre). Die Verbauchswerte habe ich vom Spritpreismonitor genommen. Am günstigsten wäre mir der 1,0er Yaris gekommen. Also ein Unterschied von etwa 70 Euro zwischen den von mir favorisierten Motoren von Colt und Yaris (der 1,3er Yaris mit 87 PS war nach der ersten Probefahrt für mich aus dem Rennen, weil er mir zu lahm war). So groß war der Unterschied also nicht und so konnten andere Faktoren den Ausschlag geben. Nach einer Probefahrt mit dem 1,33er Yaris XP9 und mit einem 1,3er 2006er Colt war dann der Colt endgültig mein Favorit: agiler und spritziger als der Yaris, guter Durchzug, direkte Lenkung, straffere Abstimmung; auch die Sitze fand ich im Colt besser: härter und eine, optisch zunächst seltsam anmutende ansteigende Sitzfläche beim Steißbein, die aber das Kreuz gut abstützt. Dem Seitenhalt der GTI-Sitze weine ich übrigens zwar immer noch nach, aber das gibt's in der Preisklasse halt generell nicht. Nach einiger Zeit kamen dann mehr und mehr der letzten Colt-Modelle, jene mit dem Facelift, auf den Gebrauchtwagenmarkt. Auch die in zahlreichen Kommentaren und von "Fach"-Journalisten geäußerten Vorbehalte wegen einer "Plastikwüste" u. dgl. lassen mich immer noch lächeln. Holzvertäfelung im Wohnraum ist eine tolle Sache, aber wieso bei einem Auto, noch dazu bei einem KLEINWAGEN, diese Sache so aufgeblasen wird, ist mMn. nur noch lächerlich. Die "Fachpresse" ist eben ein Werbeinstrument. Ihre Aufgabe ist es, ständig Unzufriedenheit zu schüren und die neuesten Trends als Fortschritt zu suggerieren. Also für mich war nach dieser Probefahrt die Entscheidung gefallen, daß es ein facelift Colt mit 1,3er Motor wird. Auch, weil in der Invite-Austattung der Tempomat dabei ist (Yaris mit Tempomat gab es ja überhaupt nicht). Doch das nächste Problem bahnte sich an: die meisten Facelift Colt in Österreich gab es mit 1,0er Motor und die Invite Ausstattung ist auch selten. Die wollte ich aber unbedingt wegen des Tempomats. Ich bin 25 Jahre gerne ohne Tempomat gefahren, aber habe auch genug Strafen bezahlt. Aber nicht nur, daß Invite-Modelle selten waren, sd. die meisten hatten dann auch die "ClearTec"-Variante. Also verlängertes Getriebe und teure Asphaltschneider. Auch hasse ich nicht notwendige Elektromechanik. Die Bremskraftrückgewinnung ist sowas. An einem Auto kann so schon genug kaputt gehen. Da brauche ich nicht auch noch diesen Firlefanz. Nach ein paar Monaten fand ich dann ein Angebot, aber eine Farbe, die mir gar nicht gefiel, aber es war wenigstens kein Schwarz. Die einzige Farbe die es nicht sein durfte, weil schwarze Autos entweder frisch gewaschen oder schmutzig sind. Nun zu meinen bisherigen Erfahrungen mit dem Auto: Mit dem Verbrauch liege ich bei ca. 6,8 Liter (Fahrprofil: 50% Autobahn @148 Tacho-km/h, 40% Freiland @118 Tacho-km/h; aber vorausschauend gefahren, d.h. meistens ohne Herunterbremsen). Die Drehmomentverteilung finde ich angenehm: Die Straßenlage finde ich auch in Ordnung. Klar, das Auto ist etwas höher und wankt daher tendentiell mehr. Aber da die Abstimmung eher auf der strafferen Seite liegt, hält sich das in Grenzen. Ich habe bei Kurvenfahrten und Lastwechseln keine Probleme. In engen Kurven schiebt er, was der Sicherheit hilft. Wie er bei höheren Geschwindigkeiten in Kurven reagiert, weiß ich nicht. Diesen beginnenden Grenzbereich konnte ich bis jetzt vermeiden. Und das soll auch so bleiben. Die Geräuschdämmung innen finde ich auch gut. Mehr brauch ich nicht, bin ja nicht im Tonstudio. Und bei 150 ist es Innen noch durchaus erträglich, bei 100 angenehm und bei 60 ruhig. Es klappert und scheppert nichts. Was mir auch sehr gut gefällt ist die Geräumigkeit des Innenraums. Man sitzt drinnen und glaubt nicht, daß es ein Kleinwagen ist. Ich hätte dem ja eigentlich keine Bedeutung beigemessen. Mir ist eine gute Sitzposition und ein angenehmes Lenkrad und Pedalstellungen wichtig. Aber wenn so ein günstiger Kleinwagen das quasi gratis bietet, ist es eine feine Sache. Wenn ich einsteige habe ich nie das Gefühl in einen Kleinwagen einzusteigen. Erstaunlich. Die häufiger bemängelte Sichteinschränkung durch die A-Säule kann ich nicht bestätigen, obwohl ich oft Kreisverkehr fahre. Ist vielleicht eher eine Frage der richtigen Sitzhöhe und einem entsprechendem Abstand vom Lenker. Wenn man das Lenkrad auf der Brust hat, dann ist der Träger gleich doppelt so dick. Die Rücksitze lassen sich so umlegen, daß der Kofferaum dann eine ebene Fläche bildet. Ohne Ladekante. Sehr supergeil. Ein paar Dinge, die mMn. nicht gut gelöst sind: Die eingebauten Lautsprecher sind meiner Meinung nach Schrott. Der Radioempfang paßt, aber wer Musik abseits von Küchenradiosound hören will, wird mit dem Fabrikssound nicht glücklich werden. Null Bässe, aber jede Menge Resonanzen in den unteren Mitten. Um die Mitten in den Griff zu bekommen, mußte ich z.B. den Bassregler sehr stark runterdrehen - mit dem entsprechenden Ergebnis bei den tiefen Frequenzen. Die automatische Innenbeleuchtung läßt sich bei offener Tür nicht abschalten. Wenn ich das Auto nach dem Waschen reinstelle und die Türen aufmache, damit die Dichtungen abtrocknen können, steht da ein Christbaum. Im Winter wird der Motor schnell warm (zumindest zeigt das die Kontrollampe an), der Innenraum heizt sich passabel schnell auf, wenn man von Stufe eins auf zwei (von vier) stellt. Dann hört man das Gebläse, wenn es warm ist, kann man auf eins zurückgehen. Die Öltemperaturanzeige meines alten Autos fehlt mir, seufz! Zur Klima an heissen Tagen kann noch nichts sagen. Vielleicht ein paar Worte zu dem Problem beschlagender Scheiben, das manche haben: Fazit: |
Karosserie
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + erstaunlich großer Innenraum
- + Kopffreiheit hinten ohne Gefühl des Beengtseins
- + Kofferaum mit ebener Ladefläche, daher sehr groß
Antrieb
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + sparsam zu fahren, aber man kann auch flott fahren, dann braucht er mehr
Fahrdynamik
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Dafür daß das Auto höher ist, hat es eine gute Straßenlage, ist ja kein Rennwagen, sd. eiin Kleinwagen
Komfort
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + siehe Text
Emotion
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + siehe Text
Gesamtfazit zum Test
Ein sehr gutes Auto, das nicht mehr scheinen will als es ist, mit sehr guter Qualität enorm günstig am Gebrauchtwagenmarkt zu bekommen.
Wer maximalen Nutzen zu einem minimalen Preis sucht.
Wer immer zu viert im Auto ist und dann auch den Kofferaum braucht, für den ist ein Kleinwagen nichts. Aber schon bei drei Personen ist durch die 2/3-Rücksitzbank ein sehr großer, ebener Kofferaum vorhanden.
Wer mit einem Auto protzen will, sollte sich nach was anderem umsehen.