Opel Ampera-E 1 Test
05.09.2017 10:50 | Bericht erstellt von Dynamix
Testfahrzeug | Opel Ampera-E 1 |
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Leistung | 204 PS / 150 Kw |
HSN | 0035 |
Aufbauart | Schrägheck |
Kilometerstand | 2000 km |
Getriebeart | Automatikschaltung |
Erstzulassung | 8/2017 |
Nutzungssituation | Probefahrt |
Testdauer | ein Wochenende |
Einleitung
Im Rahmen des Mobile.de/Motor-Talk Testdrive hatte ich die Gelegenheit den Opel Ampera-E auf eine kleine Spritztour zu entführen
Technische Daten
E-Motor Hubraum: - Leistung: 150 kW(204 PS) Drehmoment: 361 Nm Getriebe: 1-Gang Electronic Precision Shift Getriebe Antrieb: Vorderradantrieb Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h (abgeriegelt) 0-100: 7,0s |
Karosserie
Der Ampera E stammt eigentlich vom Chevrolet Bolt ab. Entsprechend teilen sich die beiden die Grundoptik sowie den Innenraum. Optisch würde ich den Ampera E als eine Art Mischung aus Van und Kompaktauto beschreiben. Das erklärt auch die etwas hochbeinige Optik des Wagens. Dadurch hat man allerdings im Innenraum ausreichend Platz für ein Auto dieser Größe! Wer normal gewachsen ist wird keine Platzprobleme haben Der Kofferraum geht ok, könnte aber ruhig noch eine Idee größer sein.
Die Übersichtlichkeit geht für ein Auto dieser Klasse auch völlig in Ordnung. Man kann die Ecken eigentlich relativ gut abschätzen und für den Rest gibts PDC
Beim Thema Qualität wird es etwas zwiespältig. Der Ampera E kostet unter 40.000€ was für ein E-Auto mit ordentlicher Reichweite momentan nicht viel ist. Um diese Reichweite zu erreichen musste wo es ging am Gewicht gespart werden. Das merkt man dem Ampera auch im Innenraum an. Der Wagen ist nicht mit schweren und edlen Materialien vollgestopft. Premiumfans dürfte der Innenraum eher nicht gefallen. An der Verarbeitung ansich gibt es nichts zu meckern! Die würde ich als routiniert beschreiben. An dem Hartplastik dürften sich einige aber stören
Mich persönlich hat es nicht so gestört. Für den letzten optischen Schliff hätte man das weiße Plastik des Armaturenbretts vielleicht mit ner Art Klarlackschicht überzogen, dann wäre das Ganze sogar noch als optischer Blickfang durchgegangen. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Ganz geräumig für ein Auto dieser Größe
- - Materialauswahl ist nichts für Fans edler Innenräume
- - Kofferraum könnte ein bisschen größer sein
Antrieb
Hier kommen wir zum eigentlich spannenden Kapitel dieses Tests! Alltagstaugliche und einigermaßen bezahlbare E-Autos gibt es ja noch nicht so viele und schon gar keine mit der Reichweite des Ampera E.
Jetzt ist erst einmal die Frage: Wie bewertet man ein E-Auto in der Kategorie? Vergleicht man mit Verbrennern und dann mit allen oder bleibt man in der Klasse und bei E-Autos. Ich denke schon das sich ein E-Auto mit einem Verbrenner messen lassen muss, allerdings will ich so fair sein und innerhalb der Klasse vergleichen. Das der Ampera E in Sachen Antrieb nicht auf dem gleichen Level liegt wie ein Porsche sollte klar sein. So sollte dann auch die Bewertung im Antriebskapitel verständlich werden
Der i3 dürfte der ärgste Konkurrent des Ampera E sein, liegen Konzept und Preis doch sehr nahe beieinander. Kommen wir zum wesentlichen der Kategorie, dem Antrieb
Es ist immer wieder der helle Wahnsinn wenn man bei einem E-Auto mal das Gaspedal durchtritt. Der Ampera leistet das Äquivalent von gut 204 PS und diese stehen auch sofort parat. Ein Tritt auf das "Gaspedal" und schon eilt der Ampera davon.
Da prinzipbedingt das volle Drehmoment immer sofort anliegt und sich nicht erst aufbauen muss zieht der Ampera-E äußerst elastisch durch. Das Gefühl rangiert irgendwo zwischen Gummiband und Katapult. Man muss sowas mal selber gefahren sein
Was soll man zur Drehfreude bei einem E-Auto sagen? Einen Drehzahlmesser gibt es ja nicht Hangelt man sich jetzt an den Begriffen "Zäh" und "Agil" entlang so würde ich definitiv zu agil tendieren. Wie schon gesagt reagiert der E-Motor sofort auf Pedalbefehle, da kann kaum ein Verbrenner mithalten. Das Getriebe "schaltet" gut, schließlich gibt es keins und somit gibt es auch keine Gänge die geschaltet werden müssten
Dadurch ergibt sich Beschleunigung ohne Zugkraftunterbrechung.
Kommen wir zum Thema "Verbrauch":
Das große Manko der meisten Verbrenner ist ja momentan die Reichweite. GM gibt für den Bolt/Ampera E eine realistische Reichweite von über 300km an. Unser Ampera E war nicht vollgeladen und hatte noch gut 260 km Reichweite angezeigt. Fährt man bedacht, so sollte es tatsächlich möglich sein mehr als 300km mit einer Ladung zu schaffen. Ich habe auf meiner Runde keine 20km Reichweite verbraucht. Eine Anzeige im Tacho zeigt immer wie viel Leistung man gerade aus der Batterie zieht. Gleichzeitig zeigt diese Anzeige auch an wie viel Strom man gerade rekuperiert. Wie schon der i3, kann auch der Ampera-E rekuperieren indem man einfach den Fuß vom Pedal nimmt. Ein kleines Pedal links vom Lenkrad erlaubt es diesen Effekt sogar noch zu verstärken. Ansonsten kann man die Stärke der Rekuperation aber auch grundsätzlich einstellen. Hat man den Dreh einmal raus kann man dadurch nicht nur die Reichweite erhöhen, sondern auch noch die Bremsen schonen.
Thema Reichweite:
Hier wird es prinzipbedingt schwierig eine vernünftige Einschätzung zu geben. Wie bewertet man die angegebenen 300km+? Für ein E-Auto ist das schon ordentlich, für einen Verbrenner sind 300km eher wenig. Da ich hier fair bleiben möchte lege ich andere E-Autos als Vergleichsmaßstab an und hier schneidet der Ampera-E nicht schlecht ab. Klar, ein Tesla schafft noch mehr Reichweite aber das was der Ampera bietet würde zumindest für die meisten Pendler ausreichen. Die Gespräche mit den anderen Testfahrern bestätigten dies auch. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Sehr kräftig für die gebotene Leistung
- + Herrlicher Durchzug
- + Effizientes fahren möglich
- + Reichweite für ein E-Auto schon ganz gut......
- - .....für ein voll alltagstaugliches Auto allerdings noch ein bisschen zu wenig.
Fahrdynamik
In Sachen Fahrdynamik kann der Ampera-E mehr als es das äußere vermuten mag. Der Wagen fühlt sich durch seinen Van artigen Aufbau erstmal etwas hochbeinig an, allerdings relativiert sich das durch die Unterbringung der Batterien im Fahrzeugboden. Diese Kontentration des Gewichts nahe am Fahrzeugboden ergibt einen sehr niedrigen Schwerpunkt. Man spürt förmlich das der Großteil des Gewichts unter einem liegt. Somit geht der Ampera-E bei bedarf ganz flott um Kurven. Der Wendekreis ist schon aufgrund der Fahrzeuggröße nicht sonderlich groß.
Die Beschleunigung ist einfach nur der Wahnsinn für die Leistung was natürlich prinzipbedingt ist. Spaß macht es allemale
Die Lenkung ist typisch europäisch. Direkt, präzise, nicht überspitz! Hier machen die Hersteller ja mittlerweile fast alle das Gleiche. Die Bremsen sind mehr als ausreichend, auch wenn man diese fast gar nicht mehr braucht wenn man das mit der Rekuperation einmal verinnerlicht hat
Ansonsten fährt sich der Ampera-E wie ein ganz normales Auto. Sicher, unaufgeregt einfach normal. GM hat gut daran getan sich irgendwelche Extravaganzen bei der Entwicklung zu verkneifen. Meiner Meinung nach braucht es keine E-Autos die aus jeder Pore "seht her, ich bin anders" schreien, sondern E-Autos die man auf den ersten Blick als solche nicht erkennt. Das ist beim Ampera-E gut gelungen. Vom fahren her muss man sich nicht groß umgewöhnen und die gute Beschleunigung im Vergleich zu den meisten Verbrennern werden die meisten Autofahrer eher als gern genommenen Bonus sehen |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Sehr gute Beschleunigung
- + Guter Wendekreis
- + Agiles Fahrverhalten
Komfort
Die Grundeinstellung des Ampera-E ist natürlich erstmal nicht sportlich, schließlich ist er ein E-Auto für den Alltag, kein Sportwagen vom Schlage eines Porsche 911.
Grundsätzlich ist der Ampera-E eher komfortabel, aber man merkt ihm doch eine gewisse Straffheit an. Dies dürfte dem Gewicht der Batterien geschuldet sein. Dadurch fährt sich der Ampera-E nicht ganz so komfortabel, aber noch weit weg von wirklich hart. Das Fahrwerk könnte also noch einen Tick Feinabstimmung vertragen.
Die Sitze sind grundsätzlich bequem, Sie könnten vielleicht eine Ecke mehr Seitenhalt vertragen. Die Innengeräusche sind erwartungsgemäß sehr leise. Dank des fehlendem Motorengeräusches fallen Reifen- und Windgeräusche deutlich stärker auf als vorher. Ersterem kann man mit den richtigen Reifen begegnen, zweiteres sollte bei gutem Wetter deutlich weniger ins Gewicht fallen da es auf der Testrunde regnerisch und windig war. Die Bedienung ist grundsätzlich nicht anders als bei anderen Autos, trotzdem gibt es ein paar Sachen an die man sich gewöhnen muss.
Zum einen ist da natürlich der nicht vorhandene Klang. Man muss wirklich genau auf den Tacho schauen um zu merken das der Wagen bereit ist. Dann ist da die Sache mit der Rekuperation. An das ziehen des Pedals muss man sich auch erst einmal gewöhnen. Ansonsten ist alles wie gehabt. Heizung, Klima, Entertainmentsystem und der ganze Rest funktionieren wie bei einem ganz normalen Auto.
Das Infotainment System muss man allerdings erst einmal verstehen lernen. Wir haben während der Fahrt keine Navigationsfunktion finden können, eine Handyspiegelung (wir gingen davon aus das diese das integrierte Navi ersetzt) hat leider auf die Schnelle auch nicht funktioniert. Hier muss man sich wohl ein bisschen in das System reinfuchsen. Das vernetzen über Bluetooth hat grundsätzlich ganz gut geklappt! |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Leiser Innenraum
- + Brauchbare Sitze
- - Bedienung erfordert ein wenig Umgewöhnung
- - Fahrwerk könnte ein bisschen Feintuning vertragen
Emotion
Das Design des Ampera-E ist weder sonderlich attraktiv, noch ein totaler Langweiler. Meiner Meinung nach könnte an dem Auto auch der Name eines x-beliebigen anderen Opels prangen und man würde zu keiner Zeit merken das man es hier mit einem E-Auto zu tun hat. Grundsätzlich finde ich dies sehr gut! Nicht jeder möchte ein Auto dem man sofort ansieht das es sich hierbei um kein normales Auto handelt. Tesla hat dieses Prinzip verstanden und fährt damit sehr erfolgreich. GM hat sich scheinbar davon inspirieren lassen und dem Ampera-E ein Blechkleid geschneidert das auch jedes andere Auto hätte bekommen können. Meiner Meinung nach braucht es mehr solcher Autos!
Nicht jeder kann sich mit der abgedrehten Optik eines Toyota Prius oder eine BMW i3 anfreunden.
Das Temperament schwankt ein bisschen zwischen braver Alltagsbegleiter und Sportwagen. Klingt merkwürdig, liegt aber zum einen an der grundsätzlichen Abstimmung von Fahrwerk und Lenkung die sich anfühlt wie bei jedem kreuzbraven Kompakten und zum anderen am E-Motor der natürlich massig Leistung und eine sehr gute Beschleunigung auf dem Niveau von so manchem Hot Hatch bietet. Sollte sich das E-Auto wirklich durchsetzen, so dürfte da für einige eine große Umgewöhnung an stehen.
Das Image des Ampera-E sehe ich momentan als sehr positiv an. Viele Leute interessieren sich für den Wagen und es gibt auch viele Leute die grundsätzlich bereit wären den Ampera-E so wie er ist im Alltag zu bewegen. Die Gespräche mit den anderen Testfahrern belegen das ziemlich gut. Dazu scheint auch ein gewisses Potenzial für den Ampera-E vorhanden zu sein. Ein Opel Vertreter sprach davon das man auf einen Schlag 24.000 Stück verkaufen könnte, wenn der Wagen zum einen in ausreichenden Stückzahlen und zum anderen käuflich zu erwerben wäre. Leider kommt der Ampera-E nur in homöopathischen Mengen zu uns und dann auch nur als Leasingfahrzeug. Schade, aber nach den Wirren der Scheidung von Opel und GM wohl verständlich. Nicht jeder Hersteller möchte sehen wie der neue Eigentümer mit der eigenene Vorzeige E-Auto Technologie Geld macht. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Design für ein E-Auto sehr unauffällig
- + Positives Image durch seinen Exotenstatus
Gesamtfazit zum Test
Wer ein unauffälliges E-Auto mit genug Reichweite für die meisten Alltagsfahrten sucht ist beim Ampera-E goldrichtig! Die Alltagsqualitäten stimmen ebenso wie die Reichweite für den Einsatz im alltäglichen Betrieb.
Im Alltag begeistern das unauffällige Fahrverhalten sowie der bärige Durchzug.
Wer viel Langstrecke fährt wird wohl noch eine Weile beim Verbrenner bleiben müssen. Über 300km sind ein guter Anfang aber immer noch kein Ersatz für einen Diesel der 1000km pro Füllung schafft.
Ebenso wenig ist der Ampera-E etwas für Vollgashelden. Wer die Leistung ständig abruft wird mit einer rasant abnehmenden Reichweite bestraft. Wer ständig voll durchbeschleunigt wird die angegebene Reichweite nie schaffen.
Sat Jul 21 19:30:48 CEST 2018 | jennss
Sollten es nicht eher an die 400 km real sein? Nur knapp über 300 km finde ich etwas mager, speziell im Sommer, hätte bei 60 kWh mehr erwartet.
j.
Thu Aug 16 10:33:47 CEST 2018 | G7C
Ein toller Bericht/Test. Danke!
Bis diese Autos leistbar werden, muss ich noch beim Verbrenner bleiben. Aber ich bin hier schon auf die Zukunft gespannt :-)
Sun Sep 16 16:21:51 CEST 2018 | Dynamix
@jennss
320km war die Hausnummer die man für den Bolt herausgegeben hatte. Die EPA gibt 410km in der Stadt und 368 auf der Autobahn an. Testen konnte ich das auf der kurzen Runde natürlich nicht. Nur das die Reichweite tatsächlich genauso gesunken ist wie man auch km gerissen hat. Das kenne ich vom i3 anders Da hatte ich was von 150km Restreichweite und dann hat der Wagen nicht mal 70km geschafft. Ohne den RE wäre ich da wohl in Schwierigkeiten geraten.
Sun Sep 16 19:47:44 CEST 2018 | jennss
Einen gebrauchten i3 60 Ah würde ich auch nur mit Rex kaufen. Dann ist er eigentlich problemlos. Den i3s Rex 94 Ah sehe ich als Alternative zum Ampera-e. Wäre für mich schwer zu entscheiden.
j.