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Opel Kapitän B 2.8 Test "Der Therapeut"

25.10.2012 10:17    |   Bericht erstellt von bronx.1965

Testfahrzeug Opel Kapitän B 2.8
Leistung 145 PS / 107 Kw
Hubraum 2753
HSN 0039
TSN 467
Aufbauart Limousine
Kilometerstand 277000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 11/1970
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 5 Jahre
Gesamtnote von bronx.1965 3.5 von 5
weitere Tests zu Opel Kapitän B anzeigen Gesamtwertung Opel Kapitän B (1969 - 1970) 3.5 von 5
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Einleitung

Ich testete seit März 1990 ;)

Ca 180.000 selbst zurückgelegte Kilometer sollten ein gewisses Urteilsvermögen erlauben.

Galerie

Karosserie

5.0 von 5

Platz satt, überall. Kofferraum mit Echo-Effekt!

Da er eine ausgeprägte Trapez-Form hat, sehr übersichtlich beim Fahren und einparken. Die schiere Größe schreckt viele ab, dem ist aber nicht so.

Gewohnheitssache!

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + siehe Text, alles gesagt
  • - Die Qualität der Innenraum-Materialien wäre heute nicht mehr akzeptabel

Antrieb

2.5 von 5

Man sollte sich darüber im klaren sein, ein Auto zu bewegen das aus einer anderen Zeit stammt.Der Begriff Ressourcen-Schonung war damals noch nicht bekannt.

Für heutige Begriffe ist die Leistung ausreichend, mehr aber auch nicht. Das will man aber auch nicht ständig abrufen, dann hat man den Wagen nicht verstanden. Es ist diese unglaubliche Lässigkeit, das Drehmoment, welches breit verteilt ist, cruisen in Reinkultur. Der schnellste musst du nicht sein, der Weg ist das Ziel! Verbrauch? Darüber redet man nicht, man HAT ihn!

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + entspanntes Reisen, man kalibriert sich gewissermaßen neu
  • - der Verbrauch, siehe oben

Fahrdynamik

2.0 von 5

Ganz ehrlich? Man muss es mögen. Alle Kriterien sind aus heutiger Sicht bewertet, denn wir haben schliesslich 2012!

Es gibt keinen einzigen RATIONALEN Grund, für gute Noten. Er ist träge, tückisch bei Nässe oder auf Schnee, der Geradeauslauf entspricht dem eines Lämmerschwanzes, besitzt einen Wendekreis wie seinerzeit die Andrea Doria. Aber dafür fährt man ein 42-Jähriges Fahrzeug, das sollte man im Auge behalten, oder den Platz hinterm Lenkrad freimachen!

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Wieder im Text schauen, steht alles da.
  • - S.o.

Komfort

4.5 von 5

Die Federung ist Oberklasse. Kein Vergleich mit heutigem, bandscheiben-killendem Premium-Geschmeiß. Man sitzt wie seinerzeit Loriot im Sessel, lauscht den klar aber leise vorhandenen Innen-Geräuschen und ist immer wieder erstaunt, wie "analog-mechanisch" sich dieser Wagen fährt.

Wer die Bedienung hier nicht versteht, hat ein Problem. Ein heutiger Fahrstuhl hat mehr Schalter! Nettes Detail, die kleinen Fensterkurbeln für die vorderen Ausstell-Fenster. Sehr praktisches Detail, in Verbund mit dem großen Ascher. Ich rauche sehr gern beim Fahren und damals dachte man noch an die Zigarrerauchenden "Kapitäne". Der Wagen ist schliesslich kein Museum.

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Steht alles im Text

Emotion

4.5 von 5

Das Design ist für mich einfach stimmig, ruhige Linien, kein Gedöhns, Chrom gehört in diese Zeit. Ganz wichtig ist mir Originalität! Der Wagen kann Patina haben ( welche er auch hat), aber keine Fremdteile, das geht mir völlig ab.

Zum Temperament steht oben schon was!

Image: dreht langsam ins Positive, die Welt besteht nicht nur aus Harley-Fahrern und Motor-ravern, wobei ich beide Gruppen mag. Nur ihr Tuning nicht so ;-)

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Immer noch im Text gucken.

Unterhaltskosten

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Dieser Wagen ist mein Therapeut! Wenn ich mich entspannen will, einfach richtig erden nach einem Schei** Tag, oder Reisen will, ohne Stress.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Leute die einfach nur eine Wertsteigerung suchen, sind hier falsch. Dieser Opel ist kein Mercedes. Das muss klar sein.

Er braucht Pflege, moderne Werkstätten finden ihn ja meist toll, nur traut sich kaum jemand heran, das muss auch keiner, ich mache alles selbst.

ROST! Immer wachsam sein! Das ist ein wunder Punkt, man muss jeden KAD irgendwann einmal Durchrestaurieren. Da geht kein Weg dran vorbei. Wer sich für solche Sachen zu fein ist, lässt besser die Finger davon. Bei den Teile-Preisen ist alles möglich, meist noch günstig und verfügbar (wenn man Bescheid weiß), manchmal aber exorbitant teuer, so denn bestimmte Ausstattungs-Wünsche bestehen. Vordere Kotflügel, Front- und Heckschürzen werden rar, ebenso hintere Türen. Deshalb, Vorrat anlegen :D

Gesamtwertung: 3.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.5 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 12

Thu Oct 25 13:40:42 CEST 2012    |    Trennschleifer134277

Ja ich vermisse auch den Federungskomfort alter Autos. Ich empfinde unseren Zafira Tourer übertrieben hart.

Thu Oct 25 13:50:03 CEST 2012    |    bronx.1965

@Jack O'Neil:

Das ist leider ein Problem fast aller Marken heutzutage. :rolleyes:

Thu Oct 25 15:59:03 CEST 2012    |    Trennschleifer134277

@ bronx

 

ja so ist es. Eigentlich eine parodoxe Entwicklung. Die Bevölkerung altert immer mehr, die Straßen werden immer schlechter und die Fahrwerke komischerweise immer härter.

Wer braucht schon eine Sportabstimmung bei einem Familienvan? Ich jedenfalls nicht.

Thu Dec 20 13:39:49 CET 2012    |    Fensterheber13665

Evtl. besteht da ein Geheimvertrag der Rentenversicherung mit der Automobilbranche (abgesichert durch die Bundesregierung): "Federt die Wagen härter, damit es die Frührentner so richtig an der Bandscheibe packt; aber baut Notbremsassistenten ein, falls so ein Rentnerpack mal den letzten Federungsstoß bekommen sollte und ausschert ..." :D

 

P.S. Persönlich favorisiere ich auch was "Altes", aber dann den Kapitän von 1958 bis ... (allerdings: Klima und ABS muss rein - ansonsten Vollausstattung der damaligen Zeit)

Tue Dec 25 23:14:46 CET 2012    |    bronx.1965

@e90ioldie:

 

Zum ersteren möchte ich Dir nicht widersprechen ;)

Den 58er Kapitän hingegen könnte ich mir auch antun.

Fri Jul 26 13:25:07 CEST 2013    |    Fensterheber15781

geiles auto - geiler bericht :)

Wed Jul 31 22:15:48 CEST 2013    |    bronx.1965

@eugain:

 

thx! ;)

Mon Dec 09 09:08:48 CET 2013    |    ConvoyBuddy

Ich hatte mehrere Vertreter der KAD-Baureihen A und B ... lang ist's her, leider :(

Aber es waren in der langen Reihe meiner Fahrzeuge seit 1971 fast die einzigen, die bei mir irgendwelche (positiven!) Emotionen wecken konnten. (Die einzigen "anderen" waren meine 3 Amis ...)

 

Mein letzter Dippi B (natürlich V8, what else?) war für seine Zeit sogar ein Kuriosum: Klima + Schiebedach --- was auch immer sich der Erstbesitzer dabei gedacht hat, es war jedenfalls nicht schlecht.

 

In einem sind die KAD beider Reihen den Amis absolut gleichzusetzen: Entspanntes Fahren oder von mir aus auch "cruisen" kann man stundenlang einfach nur genießen. Platz satt, unkomplizierte Technik trotz Komfort ... und für die damalige Zeit einfach "Luxus pur".

 

Möge er Dir lange erhalten bleiben!

Sun Jan 05 21:28:47 CET 2014    |    BusStopSpa

Herrlicher Testbericht! Triift mitten ins Herz. Das zum Fahrkomfort gesagte stimmt 100%, so eine Limousine durfte (musste) etwas "schwabbeln" und der Diplomat B mit DeDion-Hinterachse war ein reiner Traum auch in Relation zur Mercedes S-Klasse. Die großen KAD waren tolle "Kisten" seinerzeit.

 

Leider hat die GM-Mutter immer nur den Profit bezogen auf die Baureihe gesehen, Abstrahleffekte auf kleinere Modelle hat man nicht sehen wollen. Das Image dieser Oberklassefahrzeuge wurde zudem konsequent und vorsätzlich runtergewirtschaftet und zum Abschluß gab es dann einen Rekord Deluxe (Senator) mit himmelblauen Armaturenbrett...

Mon Jan 13 23:22:53 CET 2014    |    bronx.1965

@BusStopSpa:

 

Vielen Dank für Deinen freundlichen Kommentar!

 

Zitat:

Das zum Fahrkomfort gesagte stimmt 100%, so eine Limousine durfte (musste) etwas "schwabbeln" und der Diplomat B mit DeDion-Hinterachse war ein reiner Traum auch in Relation zur Mercedes S-Klasse.

Ich verstehe bis heute nicht, wie sie die DeDion-Hinterachse der Konzernmutter abtrotzen konnten. Da hatte jemand E**r in der Hose! ;)

Wed Aug 20 17:19:19 CEST 2014    |    British_Engineering

Schöner Testbericht. Engagiert geschrieben und gut nachvollziehbar.

 

Die KAD B-Baureihe ist für mich DER Inbegriff des großen, gediegenen Wagens. Der örtliche Blumenhändler hatte in meiner Kindheit einige Jahre lang einen Admiral B, den er Anfang der 80er Jahre durch einen Senator A ersetzte.

 

Am Kapitän B fasziniert mich neben der kurzen Bauzeit von gerade mal eineinhalb Jahren die Kombination aus Oberklasse-Technik und Fahrkomfort mit karger Ausstattung.

Sat Feb 28 22:26:18 CET 2015    |    bronx.1965

Danke BE. Ich hab hier schon ewig nicht mehr reingesehen. ;)

Mon Mar 20 07:43:16 CET 2017    |    AndyTHL

Mutig bist du, mit solchem gefährt, soviele Km's.

<gehört können dazu.

 

Freut mich, dass du den Vorfahren meines Opels erhältst.:)