• Online: 3.071

Opel Omega B 2.5 V6 Test

15.03.2018 21:55    |   Bericht erstellt von Don Rogers

Testfahrzeug Opel Omega B 2.5 V6
Leistung 170 PS / 125 Kw
Hubraum 2498
HSN 0039
TSN 907
Aufbauart Limousine
Kilometerstand 243000 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 3/1996
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 3 Jahre
Gesamtnote von Don Rogers 3.5 von 5
weitere Tests zu Opel Omega B anzeigen Gesamtwertung Opel Omega B (1994 - 2003) 4.0 von 5
Hat Dir dieser Testbericht geholfen?
Sag uns Deine Meinung!
Hilfreich Nicht hilfreich

Einleitung

Habe ich eine Zeitlang (ungefähr 3 Jahre) als eines von mehreren Fahrzeugen privat bewegt.

 

Das Auto kam aus pfleglichem Erstbesitz von einem Rentnerehepaar und wurde mir von einem Händler verkauft, der vor der Übergabe an mich noch frischen TÜV/AU machte, neue Reifen aufzog und den Getriebe- Kontaktschalter von den Rückfahrleuchten erneuerte, da dieser defekt war.

 

Der Wagen stand optisch zunächst sehr gut da, hatte anfangs so gut wie keinen Rost (lediglich in zwei winzigen Ecken an Fahrer- und linker Hintertür - das änderte sich aber nach 2 Jahren schlagartig !) und fuhr sich hervorragend, zudem war das Scheckheft nahezu lückenlos geführt.

 

Leider offenbarten sich mit der Zeit dann trotz der gewissenhaften Behandlung durch die Vorbesitzer aber doch etliche nervtötende Mängel, die mir teilweise den Schweiß auf die Stirn trieben und das Auto am Ende nahezu jeden 2.Monat in der Werkstatt stehen ließen.

 

Es lag auch nicht an den Vorbesitzern, sondern war vielmehr in etlichen Punkten deckungsgleich mit den Erfahrungen, die ich bereits mit einem anderen Opel Omega B (Caravan) und einem Opel Senator B gesammelt

hatte und die somit eindeutig die miese Verarbeitungsqualität und minderwertige Bauweise von Opel-Fahrzeugen in den 90er Jahren belegten.

 

Das Problem waren in diesem Sinne also selten die Besitzer, sondern vielmehr die Firma Opel selbst, die aus Spargründen seinerzeit den allerletzten Scheiß zusammengeschraubt und sich den Ruf nicht ohne Grund nachhaltig ruiniert hat. So einfach und deutlich muß man das leider konstatieren.

 

Und das hat mir letztlich auch nachhaltig den Spaß an diesen Autos verdorben, die eigentlich viel besser hätten sein können, als sie es letztlich waren. Der legendäre "Opel, der Zuverlässige!"-Ausspruch ließ sich auf den Omega B und diverse andere Modelle jener Zeit jedenfalls leider nicht mehr anwenden.

Galerie

Karosserie

3.5 von 5

Platzangebot: Super geräumig ! Gigantische Beinfreiheit auf allen Sitzplätzen, weite Verstellbereiche der Vordersitze, gute Kopffreiheit und vor allem angenehme Innenraumbreite - letztere sogar etwas mehr als im ansonsten vergleichbaren und gewiß nicht kleinen Ford Scorpio.

 

Kofferraum: An sich großzügig und gut zu beladen, leider aber in der Nutzbarkeit etwas eingeschränkt durch das linksseitig aufrecht stehende, mit einem Schutz verkleidete Reserverad.

 

Qualitätseindruck: Fatal. Teilweise billiger als bei so mancher Koreaschüssel ! Da sieht man klar die Sparanweisungen des Großserienherstellers, die dazu führten, dass Materialien und Verarbeitung bei den Fahrzeugen ab Mitte der 80er Jahre sukzessive immer schlechter wurden - bis beim Omega B (VFL bis ´99) dann der Tiefpunkt erreicht war.

 

Innen mies und lieblos bzw. ungenau eingepaßte Kunststoffteile, ab- oder herausfallende Teile und Schalter, minderwertige Materialien die spätestens dem zweiten Blick nicht mehr standhalten, Pixel- und Anzeigefehler im Bordcomputer usw.

 

Außen Lackmängel, mangelhafter Korrosionsschutz (Rostanfälligkeit an Türen, Radläufen, Schwellern, Einstiegen und unter den Fensterdichtungen), brechende Plastikhalterungen an Kühlergrill oder Scheinwerfern, abknickende Zierleisten (vor allem Beifahrertür), billig gefertigte "Chrom"-Einlagen in Stoßfängern und Zierleisten.

 

Technischerseits alle möglichen Ausfälle, von anfälliger Wasserpumpe (eh ein altes Opel-Leiden, haben die in 40 Jahren nicht in den Griff bekommen !), über defekte Ventildeckeldichtungen, spinnende Elektrik (insbesondere im Zusammenhang mit dem Radio) oder kaputte Lichtmaschine bis hin zu versagender Spritpumpe und anfälligem Krümmer bzw. Krümmerbolzen, etc.

 

Und noch so einiges mehr - es kam eigentlich alle naselang irgendwas neues und fast immer war die mangelhafte Langzeitqualität der einzelnen Komponenten schuld.

 

Absolut kein Ruhmesblatt für eine Marke wie Opel. Eher eine völlige Enttäuschung.

 

Da spielt der empfindliche Zahnriemen, dessen teuren (und aufwendigen) Wechselintervalle penibelst eingehalten werden sollten, schon fast keine Rolle mehr. Aber darauf kann man sich einstellen, denn das weiß man ja bei einem solchen Auto vorher - jedenfalls im Gegensatz zu den ganzen anderen, überraschend auftretenden und ungeplanten Reparaturen und Mängeln.

 

Ich bin mindestens dreimal völlig ohne Vorwarnung mit dem Auto liegen geblieben, obwohl ich mich genauso wie die Vorbesitzer pingelig um Pflege, Wartung, Erhaltung und zeitnahe Erledigung im Reparaturfall gekümmert habe und das Fahrzeug immer sehr gut in Schuß war, ohne jeden Wartungsstau.

 

Aber der Wagen hat es eben nicht gedankt und sich beständig neue Gemeinheiten ausgedacht, um unsere emotionale Beziehung mit der Zeit einzufrieren.

 

Zumindest die üblichen sonstigen Verschleißteile wie Fahrwerk, Stoßdämpfer, Bremsen, Kupplung, Auspuffanlage etc. haben nie Ärger gemacht und immer mit Solidität und Unauffälligkeit geglänzt. Wenigstens etwas...

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Super Platzangebot
  • + Abgesehen vom seitlich stehenden Reserverad großzügig nutzbarer Kofferraum
  • + Hohe Zuladung
  • - Katastrophale Qualität, minderwertige Materialien, grauenhafte Verarbeitung
  • - Mangelhafte und anfällige Bauteile allerorten

Antrieb

4.0 von 5

Der V6-Motor hat einen tollen Sound, vor allem, wenn man seine Leistung ein bisschen fordert. Dann wird aus dem ruhigen und gelassenen Grummeln ein bezauberndes, sonores Trompeten, welches glatt Erinnerungen an die seligen Reihensechszylinder aus Commodore, Admiral und Senator bzw. Omega A weckt.

 

Er läßt sich sehr entspannt und schaltfaul fahren, hat einen satten Durchzug, so dass man den stärkeren und weitgehend baugleichen 3,0-V6 mit 211 PS aus dem Omega MV6 kaum vermisst, obwohl man das hohe Fahrzeuggewicht mit dem kleineren 2,5-Liter natürlich eher spürt und ihn etwas höher ausdrehen bzw. auch mal einen Gang runterschalten muß, um die Leistung vergleichbar nachhaltig abzurufen.

 

Da der Motor durchaus gerne dreht, ist das aber auch kein großes Problem, um ihn aus der Reserve zu locken wenn es sein muß.

 

Aber man hat nie das Gefühl, untermotorisiert unterwegs zu sein und mit einer Top-Speed von 230 Km/h ist er immer gut dabei, auch noch aus heutiger Sicht.

 

Allerdings muß ich anmerken, dass ich seinerzeit parallel zum Opel u.a. auch einen 90er Ford Scorpio Mk.I mit 2.0i-DOHC-Vierzylinder und 120 PS bewegte, der also rund 50 PS weniger hatte - und dieser sprach so ausgesprochen giftig und durchzugsstark an, dass man subjektiv kaum einen Unterschied zum wesentlich stärkeren (aber auch schwereren), sechszylindrigen Omega B bemerkte.

 

Nur in der Höchstgeschwindigkeit ging dem Scorpio irgendwann bei Tacho 200 schneller die Puste aus, aber ansonsten war der Effekt echt verblüffend.

 

Im Verbrauch ließ sich der Omega bei angemessener Fahrweise laut Bordcomputer durchschnittlich mit 8,9 l / 100 km im Sommer und 9,5 l / 100 km im Winter bewegen. Aber "angemessen" heißt natürlich, keine Leistungsexzesse abzurufen, sondern normal-zügig, flüssig und vorausschauend zu fahren, insgesamt also eher defensiv und materialschonend. Was aber nicht schlimm ist, denn der Wagen läßt sich als sehr entspannter Cruiser bewegen.

 

Zügiges Reisen statt Rasen lautet die Devise, dann kommt das mit den angegebenen Verbrauchswerten auch hin und man sieht, dass einem ein 170 PS-Sechszylinder keineswegs die Haare vom Kopf fressen muß in Sachen Spritverbrauch.

 

Kombiniert wurden diese vom Bordcomputer ermittelten Durchschnittswerte erreicht bei Landstraßentempo 90-120, Autobahntempo 130-160 und normalem Stadtverkehr, jeweils zu einem Drittel.

 

Klar: Wenn man drauftritt und richtig Schmidts Katze rausläßt (was natürlich ab und zu einen Heidenspaß bereiten kann...:D), geht der Verbrauch auch locker auf 12 Liter hoch...aber es reicht oft auch, einfach nur mit einem feinen Grinsen im Gesicht zu wissen, dass man könnte wenn man denn wollte. Aber man muß ja nicht unbedingt... :rolleyes:

 

Übrigens: Der kleinere 2.0 16V-Ecotec-Vierzylinder mit 136 PS, den ich zuvor in einem Omega B Caravan hatte, war bei gleicher Fahrweise keineswegs sparsamer, sondern viel eher ein verkappter Säufer der schnell seine guten Manieren vergaß - vor allem im Stadtverkehr.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Bei angemessener Fahrweise angemessene Vebrauchswerte realisierbar
  • + Grundsätzlich elastischer Motor, der bei Bedarf aber durch ebenfalls gutes Drehvermögen noch einiges an Leistungsreserven rauskitzeln kann

Fahrdynamik

3.5 von 5

Was mich - obwohl der Wagen ein sogenanntes Sicherheitsfahrwerk besitzt - immer genervt hat, ist, dass der Omega B bei Nässe in Kurven oder engen Kehren dazu neigt mit dem Heck auszubrechen, auch bei langsamer Geschwindigkeit.

 

Der Wagen fährt sich zwar dadurch nicht wirklich unsicher und läßt sich auch leicht wieder stabilisieren, aber für unerfahrene Chauffeure, die zudem nicht drauf vorbereitet sind, kann das durchaus eine unangenehme Überraschung sein. Wirklich toll ist es jedenfalls nicht. Beim Omega B Caravan ist dieses Verhalten übrigens noch schlimmer ausgeprägt.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Fahrsicher und sehr gute Straßenlage, wobei die Lenkung präzise aber etwas indirekt agiert.
  • + Sehr standfeste, schnell ansprechende Bremsen
  • - Das Auto ist groß, breit und in der Wendigkeit etwas schwerfällig. Zwar noch akzeptabel, aber nicht wirklich handlich
  • - Leider neigt der Wagen bei Nässe in Kurven dazu, schneller mit dem Heck nach außen zu drängen, auch bei geringen Geschwindigkeiten.

Komfort

5.0 von 5

 

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Alles tutti: Sehr bequeme Sitze (vor allem vorne), die auch für große Personen ausreichend dimensioniert und großzügig verstellbar sind
  • + Extrem geringes Geräuschniveau, am lautesten sind quasi noch die Windgeräusche
  • + Übersichtliches, optisch ansprechend geformtes Armaturenbrett mit breiter Mittelkonsole, sehr einfach bedienbar - alle Bedienelemente sind dort, wo man sie benötigt
  • + Effektive Heizung und Klimatisierung
  • + Eindeutig Komfortorientierte, aber nicht zu watteweiche Federung
  • - Qualität der Polsterstoffe könnte besser sein, zumindest beim Velours

Emotion

3.0 von 5

 

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Das Auto ist nicht unelegant oder unansehnlich und im Verhältnis zu heutigen Fahrzeugen geradezu wohltuend schlicht und zweckmäßig. Mit seinem abgerundeten, typischen 90er Jahre-Biodesign wirkt der Omega B aber eine Spur zu beliebig, es könnte auch ein Mazda oder Toyota sein, wenn vorne kein Opel-Blitz drangeschraubt wäre. Der Omega A war noch deutlich charismatischer, markanter und formal eigenständiger.
  • - Das Image ist eher mäßig, gerade ungepflegte und runtergerittene Exemplare gelten als typische Endverbrauchergurken für Leute mit wenig Geld

Unterhaltskosten

Außerplanmäßige Reparaturkosten Motor/Kraftstoffversorgung/Abgasanlage - (0 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Unverschämt viel Platz, Komfort und hoher Nutzwert für wenig Geld

 

Meistens viele Extras (Klima, el. Fensterheber, Schiebedach, Sitzheizung, Aluräder etc.)

 

Komfortable Federung, gute und bequeme Sitze, sicheres Fahrverhalten, zeitgemäße Sicherheitsausstattung mit ABS, Gurtstraffern und Airbags (für die ängstliche Fraktion...)

 

Sehr leistungsstarker Motor bei akzeptablem Verbrauch

 

Unfaßbar geiler Sound !

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Sehr rostanfällig (meiner sah beim Kauf noch gut aus - nach zwei Wintern fing er extrem an zu gammeln, trotz stets pfleglicher Behandlung...)

 

Mangelhafte Verarbeitung, miese Langzeitqualität vieler Bauteile, schlechte und minderwertige Materialien

 

Zum Teil hohe Reparatur-/Ersatzteilkosten, nicht alle Ersatzteile beim FOH lückenlos lieferbar

 

Auch normale Verschleißgeschichten können beim V6 enorm ins Geld gehen (z.B. Zahnriemenwechsel ca. 650 Euro)

 

Zickende Elektrik

 

Auch gut geführte Wartungshefte und nachvollziehbarer Vorbesitz sind keine Garantie dafür, dass der Omega B frei von Ärger bleibt - dieser Wagen überrascht den Besitzer gerne mal und das immer wieder und völlig unerwartet.

Gesamtwertung: 3.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.5 von 5 möglichen Sternen
Hat Dir dieser Testbericht geholfen?
Sag uns Deine Meinung!
Hilfreich Nicht hilfreich

Kommentare: 1

Wed Jun 13 21:56:19 CEST 2018    |    STEFANE39

Sehr schöner, ausführlicher und detaillierter Bericht.

Schade das es so weit kommen musste mit Opel. DaSilva und Lopez haben an der falschen Stelle gespart bzw. dafür gesorgt und es kam so wie du es geschrieben hast, und die Sachen waren nicht langlebig oder stabil.

VAG ging es ja teilweise auch so. Der Omega war eine echte Alternative zum E39 oder W210 und wartete mit einigen Raffinessen auf. Angeblich sind Modlele ab ´99 nicht mehr so schlimm von der Qualität her.

 

Ein Bekannter ausm Ort hatte den Omega als MV6 in diesem Goldmetallic, Champagner oder rentnermetallic ;). Das Teil ging ab wie die Sau. Schwarzes Vollleder, Holz, Xenon, Schiebedach usw. . Irgendwann klackerten die Krümmer und der Omega musste weg :(

Ich würde das Experiment Omega auch gerne mal wagen, ist nur die Frage Omega A oder B :)

Tue May 10 14:03:58 CEST 2022    |    Don Rogers

Ich sage mal: Omega B.

 

Nicht, weil der A ein schlechtes Auto wäre, aber der ist rostmäßig die noch weit größere Katastrophe.