Opel Vectra C 1.8 140PS Limousine Test

Der Vectra C wird gemartert im alltäglichen Fahrbetrieb. Von Kurzstrecke zur Arbeit über übles Kopfsteinpflaster bis zur Urlaubsreise über endlose, hitzflimmernde Autobahnen. Von der Einzelfahrt bis hin zur 5-Mann-Besatzung plus Gepäck. Tagtäglicher Alltagseinsatz in Stadt, über Land und auf der Autobahn.

Somit die realistischsten Testbedingen die es gibt.

Als ausgebildeter Kfz'ler und kritischer Prüfingenieur fasse ich hier meine Erfahrungen nach eineinhalb Jahren und ca. 15000km Vectra C 1,8 möglichst objektiv zusammen.

Nachtrag: Nochmal ein Jahr später bei einem Gesamtkilometerstand von nun 90000km kann ich mich meinen ersten Einschätzungen weiterhin anschließen. Solides, günstiges Alltags-Fahrzeug ohne Star-Allüren.

Nachtrag 2: Mittlerweile sind die 100000km geknackt. Alles wie gehabt. Lediglich Flexrohr ist gerissen - bei den Straßen hier aber kein Wunder und auch so nicht ungewöhnlich.

Nachtrag 3: Mittlerweile ist das Auto fast 5 Jahre bei mir. Bisher war, außer den üblichen Servicearbeiten, nicht viel zu tun. Ein Federbruch an der Vorderachse war zu verzeichnen. Die Hilfsrahmen von Vorder- und Hinterachse zeigen langsam aber deutlich Korrosion. Aber alles in nicht ungewohntem Maße - das Auto ist jetzt immerhin 10 Jahre alt. Sonst zeigt sich der Vectra bis jetzt als zuberlässiger Begleiter. Auch vom Marder durchgeknabberte Kabel waren für ihn kein Grund nicht weiterzufahren. Fehlerlampe an, Notlauf rein, weiter gings .

Er ist auch nach 7 Jahren noch ohne nervtötende Klappergeräusche. Nur die Sitze knärzen ab und an schon ein wenig. Sind aber noch straff und bequem. Der Vectra C ist ein komfortabler Reisewagen mit Platz genug vorn wie hinten. Der Kofferraum ist Limousinentypisch mit unpraktisch kleiner Klappe, dafür aber recht groß und gut nutzbar.

Die Übersichtlichkeit ist vor allem nach hinten eher schlecht. Der linke Spiegel verzerrt ungünstig, so dass ein Auto auf der dritten Spur leicht direkt neben einem vermutet werden kann.

Der Qualtitätseindruck ist im Allgemeinen sehr gut. Türen schließen satt, Spaltmasse sind klein und gleichmäßig. Die Dämmung von Motor- und Windgeräuschen ist hervorragend.

Kurz zum Thema passive Sicherheit: der Vectra C bietet neben einer stabilen Karosserie das volle Airbag Paket mit Front, Seiten- und Kopfairbags. Zusätzlich dazu noch aktive Kopfstützen bei den Vordersitzen und ein Pedal-Release-System. Er steht seinen Mitbewerbern hier also in nichts nach. Im Falle eines Falles ein nicht ganz unwichtiges Detail, das man bei möglichem Kaufinteresse berücksichtigen sollte.

Die Lenkung ist etwas indirekt und für mein Gefühl etwas zu leichtgängig ausgelegt, was wohl dem Komfortgedanken geschuldet ist. Leider gibt es dadurch relativ wenig Rückmeldung von der Straße. Positiv zu bemerken ist die Reaktionsschnelligkeit der elektrohydraulischen Servolenkung. Da waren andere Fahrzeuge dieser Zeit deutlich schlechter.

Das Kurvenverhalten ist gutmütig und bis in den Grenzbereich sicher. Das Fahrwerk fühlt sich straff an. Kurven werden ohne große Seitenneigung durcheilt. Auch Lastwechsel sind problemlos zu beherrschen. Sollte man den Grenzbereich doch mal nach oben verlassen - was eigentlich nur mutwillig gelingt - hilft das ESP+ das Fahrzeug unter Kontrolle zu behalten.

Das Fahrzeug lässt sich für seine Größe erstaunlich agil durch den Stadtverkehr zirkeln, der Wendekreis verlangt aber nach vorausschauendem Ausholen und breiten Wendemöglichkeiten.

Die Bremsen scheinen bei hohen Geschwindigkeiten und voller Beladung an ihre Grenzen zu stoßen (Allerdings sind bei meinem Fahrzeug NICHT ORIGINALE Bremsscheiben und -beläge verbaut worden).

Bei plötzlichem Bremsmanövern hilft ein Bremsassitent sofort vollen Bremsdruck aufzubauen, was sehr gut funktioniert und mir sicher schon den ein oder anderen Blechschaden erspart hat. Die bei einer Notbremsung schnell blinkenden Bremslichter sind ein zusätzliches Sicherheits-Plus, weil sie Hinterherfahrende Träumer eher aufschrecken, als normal leuchtende Bremslichter.

Das Design ist, trotz der Verbesserungen beim Facelift-Modell, außen wie innen rein praktisch orientiert, ohne Finessen oder Highlights und lässt wenig Emotionen aufkommen. Schade, denn der Vorgänger bot hier mehr stylistische Finessen.

Das negative Image hat das Fahrzeug trotzdem nicht verdient. Man sollte sich eben - wie bei so vielen Dingen im Leben - erstmal eine eigene Meinung bilden.

Postitiver Nebeneffekt des polarisierenden Designs und des derzeit geringen Prestigefaktors: Man bekommt den Vectra meist zum Schnäppchenpreis.

Und: auch Kadett, Ascona oder Commodore waren in ihrer Zeit biedere Langweiler und erleben mittlerweile ein Revival als Designklassiker...