Renault Clio III 1.2TCE Test
20.07.2011 16:39 | Bericht erstellt von DPLounge
Testfahrzeug | Renault Clio 3 1.2TCe |
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Leistung | 101 PS / 74 Kw |
Hubraum | 1149 |
HSN | 3333 |
TSN | AOZ |
Aufbauart | Schrägheck |
Kilometerstand | 22000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 7/2010 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | mehr als ein Jahr |
Einleitung
Der hier besprochene, jetzt genau ein Jahr alte, Clio III 1.2 TCe in der Ausstattungsvariante "Dynamique" ist nach einem Clio III 1.2 16 V, den ich von 2006 - 2008 gefahren habe, bereits mein zweiter Clio III.
Kaufentscheidend waren die positiven Erfahrungen mit dem früher gefahrenen Clio III, die sehr faire Preisgestaltung und die Tatsache, dass ich mit dem örtlichen Renault-Händler immer sehr gute Erfahrungen gemacht habe, was Kundenfreundlichkeit und -betreuung sowie Fachkompetenz betrifft.
In der engeren Auswahl waren noch der neue Ford Fiesta in der Trend-Version mit dem 82 PS-Motor sowie der VW Polo als TEAM-Sondermodell mit 85 PS. Für den TEAM wurde damals jedoch eine Lieferzeit von mehr als einem halben Jahr kalkuliert. Der Fiesta überzeugte mich im Detail dann doch nicht so.
Angetrieben wird der Clio vom mittlerweile schon einige Jahre angebotenen 100 PS-Turbomotor, seit Anfang 2010 schadstoffarm nach Euro 5. Neben der sowieso schon überdurchschnittlich umfangreichen Serienausstattung sind einige Komfortdetails wie z. B. das TomTom Navigationsgerät und der Tempomat eingebaut. |
Karosserie
Der Clio wird überwiegend für die Fahrten zum Arbeitsplatz genutzt. Das Platzangebot ist so wie wir das Fahrzeug nutzen (2 Personen) und für die bisher anstehenden Transporte sowie für Urlaubsreisen absolut ausreichend.
Positiv hervorzuheben ist die gute Übersichtlichkeit. Durch die, in Tests diverser Automagazine zwar immer wieder kritisierte, hohe Sitzposition im Clio und aufgrund des relativ steilen Hecks empfinden wir das Einschätzen der Fahrzeugabmessungen z. B. beim Einparken als wirklich problemlos. Kein Vergleich zu einigen total verbauten Clio-Konkurrenten wie dem Opel Corsa D, dem Peugeot 207 oder dem Ford Fiesta, die alle für deren Fahrzeuggröße meiner Meinung nach aufgrund der Karosserieform viel zu sperrig und damit unübersichtlich geraten sind. Von daher sehe ich die hohe Sitzposition schon als Vorteil an, auch wenn diese nicht gerade als sportiv zu bezeichnen ist.
Die Verarbeitung der Karosserie ist leider auch nach 6 Baujahren nicht makellos. Die Spaltmaße fallen meiner Ansicht nach zu groß aus; der Türschweller weist außerdem im vorderen Bereich im Übergang zum Kotflügel doch deutlichen Versatz auf, das sollte besser machbar sein (siehe Bild).
Die verwendeten Materialien und die Detailverarbeitung sind leider auch nur auf den ersten Blick als hochwertig zu bezeichnen. Die Sicherungen unterhalb des optisch gelungenen Armaturenbretts sind nicht einmal mit einer Plastikabdeckung verkleidet sondern diese besteht aus pappähnlichem Material. Die Blende im Frontbereich unter dem Nummernschild in Aluoptik ist an den Ecken vollkommen unexakt entgratet. Es sieht aus als wäre diese manuell von Hand zurechtgefeilt worden. Hier merkt man doch deutlich, dass Renault den Rotstift angesetzt hat, um den zugegeben fairen Preis zu realisieren.
Auch die Qualität der Lackierung kommt über ein "durchschnittlich" nicht hinaus. Vor allem die Bereiche zwischen Blech- und Kunststoffbauteilen (Stoßfänger und Motorhaube oder Heckklappe) sind hier als schlechtes Beispiel zu nennen, die je nach Lichteinfall mehr oder weniger deutliche Unterschiede im Farbton aufweisen.
Die Heckscheibe bzw. deren Dichtung war im letzten Winter nach ausführlichem Regen undicht. Nach Öffnen der Heckklappe liefen dünne Wasserfäden innen an der Scheibe entlang. Die Reparatur war nur bedingt erfolgreich, da der gleiche Mangel kürzlich nach der Fahrzeugwäsche wieder aufgetreten ist.
All dies führt in meinem Fall leider zu einer deutlichen Abwertung in der Rubrik "Qualitätseindruck".
Erwähnenswert ist vielleicht noch die Tatsache, dass der früher gefahrene Clio III (EZ 03/2006, siehe Einleitung) in der Summe einen besseren Qualitätseindruck vermittelte. Für mich unverständlich, da man normalerweise mit zunehmender Laufzeit einer Baureihe eine vergleichsweise routiniertere und präzisere Fertigung erwarten kann. Der damalige Clio III war dem aktuell gefahrenen in puncto Verarbeitungsqualität jedenfalls weit überlegen. Insofern kann man den Qualitätseindruck des hier getesteten Clio leider nur als enttäuschend bezeichnen. "Quality Made" wie Renault in der Werbung behauptet, ist meiner Ansicht nach jedenfalls etwas anderes... |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Geräumige, vergleichsweise sehr übersichtliche Karosserie
- - Verarbeitungsmängel, Lackqualität
Antrieb
Für die Fahrzeugklasse ist der Clio III mit dem TCe-Motor ein sehr leises Fahrzeug, welches - wenn man will - auch sehr sparsam gefahren werden kann. Mein Verbrauch liegt immer um die 6 L/100 km, was ich als angemessen bezeichnen würde.
Immer wieder positiv fällt der große 55 Liter-Tank auf, der Reichweiten von über 800 Kilometern ermöglicht.
Negativ sind einige Eigenheiten während der Kaltlaufphase, besonders im Winter bei niedrigen Temperaturen ist direkt nach dem Start ein sauberes Anfahren nur schwer möglich. Der Clio neigt dann zum Ruckeln, was aber nur sporadisch und kurzfristig auftritt.
Der Einsatz des Turboladers ist deutlich hör- und natürlich auch spürbar. Obwohl nur 5 Vorwärtsgänge zur Verfügung stehen, arbeitet der Motor im üblicherweise gefahrenen Geschwindigkeitsbereich auf sehr niedrigem Drehzahlniveau, bei Landstraßentempo 100 km/h z. B. mit nur wenig mehr als 2.000 U/pM. Durch die ultralange Übersetzung wird das Temperament des Clio jedoch leider auch ziemlich gezügelt. Die Elastizität des Motors ist aufgrund der Getriebeabstufung daher wohl eher nur guter Durchschnitt: Beschleunigung im fünften Gang führt immer erst mit einer gewissen Verzögerung zu einer Reaktion.
Das Getriebe ist gut und ausreichend exakt schaltbar, die Kupplung ist sehr leichtgängig, hat aber schon im Neuzustand einen sehr langen Funktionsweg, was etwas gewöhnungsbedürftig ist. Negativ aufgefallen ist die Tatsache, dass im Stadtverkehr häufig ein vergleichsweise niedriger Gang gewählt werden muß, will man unangenehmes Brummen vermeiden. Ein kurzfristig (Werkstatt-Ersatzwagen) gefahrener Twingo II 1.2 16 V mit 75 PS war hier angenehmer. Mit dem Twingo konnte man problemlos mit 30 km/h im dritten Gang durch einen engen Kreisverkehr rollen. Im Clio ist hierfür eher der zweite Gang passend. Würde ich als nicht so positiv bezeichnen und ist ein weiteres Indiz dafür, dass Renault es mit der langen Getriebeabstufung vielleicht ein bißchen übertrieben hat. Der Clio TCe vor dem Facelift (2009) war hier übrigens noch anders abgestimmt und arbeitete auf höherem Drehzahlniveau, weshalb ältere Clio III mit diesem Motor aber nicht ansatzweise die mit der aktuellen langen Getriebeauslegung möglichen Verbrauchswerte erreichen.
Richtig wohl fühlt sich der Motor zwischen 2.300 und 3.500 U/pM, wenn auch richtig Turboschub zur Verfügung steht. Darunter und darüber wirkt er doch eher unelastisch und teilweise etwas zäh. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Relativ leiser Turbomotor bei entsprechender Fahrweise sparsam
- + großer Tank/beeindruckende Reichweite
- - Nicht immer einwandfreies Kaltlaufverhalten
- - Brummfrequenzen bei niedrigen Drehzahlen
- - Wegen langer Getriebeübersetzung nur durchschnittliche Elastizität
Fahrdynamik
Auffällig im Vergleich zu dem von mir zwischen 2006 und 2008 gefahrenen Clio 1.2 mit 75 PS ist die Tatsache, dass die Lenkung des Clio TCe stark verbessert wurde. Diese empfinde ich als ausreichend leichtgängig, trotzdem aber noch direkt so dass auch Kurven Spaß machen. Früher war die Lenkung doch einfach zu leichtgängig und irgendwie künstlich.
Als negativ würde ich den Wendekreis und die Handlichkeit des Clio in engen Parkhäusern bezeichnen. Natürlich ist die Bezeichnung "Kleinwagen" für den aktuellen Clio eigentlich eine Beleidigung, da man für die meisten Situationen eigentlich kein größeres Fahrzeug benötigt. Ein Straßenkreuzer, der in engen Parkhäusern zwangsläufig sperrig wirkt, ist der Clio aber von den reinen Abmessungen her natürlich auch nicht. Von daher ein deutliches Minus für die Handlichkeit auf engem Raum trotz der schon beschriebenen grundsätzlich guten Übersichtlichkeit aufgrund der hohen Sitzposition. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Lenkung im Vergleich zu früheren Renault verbessert
- - Zu großer Wendekreis, Fahrzeug wirkt deshalb teilweise unhandlich
Komfort
Das Innengeräuschniveau ist für die Fahrzeugklasse wirklich respektabel. Im üblicherweise gefahrenen Geschwindigkeitsbereich wirkt der Clio schon fast einer höheren Klasse zugehörig und vermittelt ein gediegenes Fahrgefühl. Auch die Federungsqualität macht einen guten Eindruck und liegt in der Kleinwagenklasse sicher auf sehr hohem Niveau.
Als Minuspunkte sind einige Eigenheiten bei der Bedienung bzw. der Funktionsweise einiger Bedienelemente zu nennen. Das TomTom Navigationsgerät mit Fernbedienung ist einfach zu umständlich zu handhaben. Das gleiche gilt für die Bedienung des Radios. Dessen Bedienlogik ist einfach nicht mehr zeitgemäß und viele werden außerdem den heute eigentlich unbedingt erforderlichen USB-Anschluss vermissen.
Der Blinkerhebel rastet sehr schnell ein, was bei Fahrspurwechseln manchmal etwas störend ist. Komfortblinken (nach einmaligem Antippen des Hebels wird 3 x geblinkt), wie bei VW-Modellen üblich, bietet der Clio nicht.
Sehr ärgerlich ist die Tatsache, dass weder die Tasten für die Bedienung des Tempopiloten im Lenkrad noch die Bedientasten für die elektrischen Fensterheber bei Nacht beleuchtet sind. Eigentlich ein Sicherheitsmanko und deshalb ein dicker Minuspunkt. Zumal die Clio-Modelle vor dem im Jahre 2009 durchgeführten Facelift zumindest mit den beleuchteten E-Fensterhebern ausgerüstet waren. Deshalb auch leider die Abwertung in der Sparte "Bedienung".
Außerdem habe ich mir vom Licht- und Regensensor mehr versprochen. Der Lichtsensor reagiert zu träge. Es muß schon sehr dämmerig sein, damit eine zeitnahe Reaktion erfolgt und die Scheinwerfer eingeschaltet werden. Außerdem schaltet der Regensensor oft planlos hin und her. Beides würde ich in Zukunft nicht mehr bestellen. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Niedrige Geräuschentwicklung, gute Federung
- - Bedienung (TomTom Navi) teilweise umständlich
- - Beleuchtung für Fensterhebertasten/Bedienelemente Tempomat fehlt
Emotion
Nach 6 Baujahren ist der Clio III sicher nicht mehr der Hingucker auf Deutschlands Straßen. Zumal in den letzten Jahren starke Konkurrenten in neuem Design (Ford Fiesta, Seat Ibiza) auf den Markt gekommen sind.
Auf den im nächsten Jahr startenden Clio IV darf man gespannt sein. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Für die Fahrzeugklasse sehr komfortabel
- - Nach 6 Jahren ist das Design doch etwas in die Jahre gekommen
Unterhaltskosten
KFZ-Steuer pro Jahr | bis 100 Euro |
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Verbrauch auf 100 km | 6,0-6,5 Liter |
Gesamtfazit zum Test
- Leiser, relativ durchzugsstarker und sparsamer Motor
- Geräumige Karosserie
- Großer Tank/sehr gute Reichweite
- Faire Preisgestaltung
- Teilweise nachlässige Verarbeitung
- Fahrzeugdesign optisch nicht mehr taufrisch
- Für die Fahrzeuggröße nicht besonders handlich
- Teils unpraktische Bedienung
Wed Jul 20 15:51:58 CEST 2011 | DPLounge
Edit: Gelöscht...
Tue Jul 26 08:13:55 CEST 2011 | Fensterheber8547
...nen doch mal den Preis bzw. die Konditionen des Clio
Wed Jul 27 07:08:53 CEST 2011 | DPLounge
@Golf5GTI/DSG
Der Clio hat als Tageszulassung mit 10 km auf dem Tacho 14.100,- € gekostet. Nachlass auf die UPE lag bei etwas mehr als 2.000,- €.
Wie schon gesagt: Die Preisgestaltung ist im Konkurrenzvergleich meiner Ansicht nach wirklich akzeptabel. Für den Preis gibt es meiner Erfahrung nach jedenfalls keinen vergleichbar ausgestatteten Polo TSI, um mal den Bestseller der Klasse zu nennen.
Trotzdem sind 14.000,- € ja auch eine Menge Geld und die eine oder andere Unebenheit in Sachen Verarbeitung oder Wegsparen von Ausstattungsdetails (keine Beleuchtung für die E-Fensterbedientasten) hätte ich nicht unbedingt erwartet.
Somit bekommt der Clio von mir eine drei plus...
Fri Aug 26 12:28:06 CEST 2011 | Ireton
Sehr guter Testbericht, vielen Dank dafür. Irgendwie hatte ich Renault bei meinem letzten Autokauf nicht auf dem Radar, aber der Wagen wäre im Nachhinein wirklich eine Option gewesen, zumal Du ihn günstiger bekommen hast als ich meinen 206+.