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Renault Scenic I (JA) 2.0 RX4 Test

17.10.2011 12:44    |   Bericht erstellt von der_Derk

Testfahrzeug Renault Scenic 1 (JA) 2.0 RX4
Leistung 139 PS / 102 Kw
Hubraum 1998
HSN 3004
TSN 116
Aufbauart Van
Kilometerstand 101000 km
Getriebeart Handschaltung
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer einige Monate
Gesamtnote von der_Derk 3.0 von 5
weitere Tests zu Renault Scenic 1 (JA) anzeigen Gesamtwertung Renault Scenic 1 (JA) (1996 - 2003) 3.5 von 5
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Einleitung

Der RX4 wurde im Juni 2011 erworben und stellt mein Winterfahrzeug dar, um den Smart Roadster in der kalten Jahreszeit würdig zu vertreten.

Galerie

Karosserie

4.0 von 5

Für einen Minivan typisch: Vorne ist in alle Richtungen ausreichend Platz vorhanden, hinten grundsätzlich auch - wäre die Sitzbank nicht so hoch angeordnet, für Personen über 1,80 m genügt die Kopffreiheit nicht. Der Kofferraum schluckt so ziemlich alles, und ist durch die modulare Sitzbank auch gut erweiterbar.

Die Übersichtlichkeit hat so ihre Schattenseiten; Zwar ist durch die schmalen Dachsäulen und die großzügige Verglasung der Rundumblick sehr gut, aber ebenfalls Van-typisch kann man das vordere Fahrzeugende nur erraten. Auch beim Rückwärtsfahren ist Vorsicht geboten, hinter dem hohen Heck und dem Reserverad können ganze Kleinwagen verschwinden.

Die Qualitätsfrage - gut, die Verarbeitung könnte besser sein, und die Schrauben rosten besonders im Heckbereich um die Wette. Dafür rostet sonst aber absolut nichts, und beim RX4 kommt man in den Genuss der beinahe vollständig geschäumten Innenausstattung, während die normalen Scénic und Mégane Holz- äh, Hartplastik-Klasse fahren. Der Innenraum müht sich schon um ein hochwertiges Erscheinungsbild, es hängt an Fehlern im Detail; Beispielsweise ist der Dachhimmel im Heckbereich eher lose auf Passung geworfen und kann die Dachkonsole nur unter Verwindung festhalten, und natürlich blättert der Softlack am Fahrertürgriff mittlerweile ab.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Fürstliches Platzangebot auf den Vordersitzen
  • + Großer und variabler Kofferraum
  • + Angenehmer Materialeindruck
  • - Teilweise lässige Verarbeitung
  • - Kopffreiheit hinten grenzwertig

Antrieb

3.0 von 5

Die Motor/Getriebekombination wurde in den meisten Tests des RX4 immer verrissen, und ich kann es irgendwo nachvollziehen. Von den 138 PS ist subjektiv nicht wirklich viel zu spüren, teilweise liegt das jedoch auch daran, dass sich auf der Tachoskala, die bis 250 geht, halt nicht wirklich viel bewegt - auch wenn man gar nicht langsam unterwegs ist.

Der Zwoliter mag keine hohen Drehzahlen und kündigt dies auch geräuschvoll an, zieht aber ab Leerlaufdrehzahl sauber weg und kann sehr schaltfaul bewegt werden.

Leider ist die Getriebeabstufung völlig misslungen. Erster und zweiter Gang sind viel zu lang übersetzt, sodass man beim Abbiegen in einer Tempo-30-Zone bereits vor einem Entscheidungsproblem steht: Nochmal den ersten Gang 'reinwürgen, oder im Zweiten bei 20-25 km/h und knapp unter Leerlaufdrehzahl um die Ecke brummeln? Was den unteren Gängen an Kürze fehlt, hat Renault leider dem fünften Gang mitgegeben - ab 100 km/h übertönt der Motor alle Nebengeräusche, ab 130 km/h merkt man die zu kurze Übersetzung auch in der Verbrauchsanzeige. Ärgerlich, gerade weil es an Drehmoment im Prinzip nicht mangelt. Immerhin - entgegen aller Kritik ist die Schaltung sehr leichtgängig und präzise, man könnte ihr allenfalls vorhalten dass ein eingelegter Gang beinahe genauso schwabbelt wie der Hebel im Leerlauf.

Thema Verbrauch: Auf Landstraßen gelingt eine 8 vor dem Komma, im Schnitt bin ich momentan mit 9,5 Litern unterwegs. Kein ausgeprägtes Sparwunder, ein Toyota RAV könnte es besser, aber der ist auch sowohl flacher wie auch leichter.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Durchzugskräftiger Motor
  • + Sehr komfortabel bis Landstraßentempo
  • - Unsinnige Übersetzung - erster Gang zu lang, letzter Gang zu kurz
  • - Motor bei hoher Drehzahl aufdringlich laut
  • - Kein Verbrauchswunder

Fahrdynamik

1.5 von 5

Es ist ein über 10 cm höhergelegter Minivan - wer da fahrdynamische Wunder erwartet, muss enttäuscht werden. Die Beschleunigung ist gar nicht mal so übel wenn man das Schalten weglässt, versucht man dabei jedoch den Motor im akustisch angenehmen Drehzahlbereich zu halten, verkommt man zur Wanderdüne. Die Bremsen brauchen etwas Gewalt, und begrüßen es wenn man nicht ganz so schnell war. Das Fahrverhalten ist sicher untersteuernd, an hohe Kurvengeschwindigkeiten traut man sich aber aufgrund der exorbitanten Seitenneigung nicht heran. Generell sind Kurven nicht so sein Fall, die Lenkung ist alles Andere als zielgenau, gleichzeitig aber trotz Servounterstützung relativ schwergängig. Beim Einparken immer weit ausholen - der Wendekreis ist nicht der kleinsten Einer...

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Gute Beschleunigung, solange man den Schalthebel nicht bemüht
  • + Sicheres und berechenbares Untersteuern
  • - Beängstigende Seitenneigung in Kurven
  • - Major-Tom-Lenkung (völlig losgelöst von der Erde)

Komfort

4.0 von 5

Typisch französisch ist die Federung recht gut gelungen, das Fahrwerk fängt so ziemlich jede Straßenunbill ab, könnte dabei aber etwas geräuschloser zu Werke gehen. Was dennoch durchkommt wird von den Ledersesseln absorbiert. Seitenhalt gibt es zwar wenig, dennoch sitzt man ausgesprochen komfortabel, auch wenn sie an meine "Referenz" in Form das Smart-Mobiliars mal wieder nicht heran reichen.

Die Innengeräusche sind bis Tempo 100 marginal und wenig aufdringlich, dann jedoch meldet sich der Motor zu Wort.

Die Bedienung ist grundsätzlich einfach, bei manchen Komfortdetails jedoch kompliziert, zumindest aber unvorteilhaft. Aufgrund der Sitzheizung sind beispielsweise die Schalter für die Fensterheber hinten am Fahrerplatz entfallen, und wenn man den Navi-Bildschirm abschalten möchte, fehlt leider auch die Anzeige für Uhr und Radio. Also navigiert man meistens sinnlos durch die Gegend, muss dafür aber mit dem Dreh/Drück-Regler nach jedem Start durch drei Menus klicken.

Sehr praktisch: Die Frontscheiben- und Sitzheizung helfen zuverlässig durch den Winter, und die Klimaautomatik regelt ebenso einfach wie wirkungsvoll.

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Bequemes Mobiliar
  • + Sehr komplette Komfortausstattung
  • + Einfache Bedienung
  • + Komfortable Federungsabstimmung
  • - Dämpfer könnten straffer sein
  • - Bei Autobahn-Reisetempo ist es mit akustischer Zurückhaltung vorbei

Emotion

3.5 von 5

Das Design muss gefallen, für mich war es einer der Kaufgründe. Vom Image her ist es natürlich der typische Pampersbomber, aufgrund der geringen Verbreitung sehen die meisten Leute entweder "nur" einen Scénic, oder irgend ein undefinierbares SUV. Die Kombination aus Minivan, der Bodenfreiheit eines Geländewagen und Allradantrieb ist jedenfalls nach wie vor einmalig, aktuelle Alternativen knüpfen allenfalls noch an die rustikale Optik mit viel Kunststoffplanken an, aber ihnen fehlt eben das Wichtigste: Der Allrad.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Scénic in Jurassic-Park-Optik
  • + Sieht nicht nur nach Allrad aus, sondern hat ihn auch
  • - Trotz aller Umbauten, es bleibt ein Pampersbomber

Gesamtfazit zum Test

  • + Platz, Ausstattung, Komfort
  • + Als Allrad-Minivan weitestgehend konkurrenzlos
  • + Günstiger Einstandspreis
  • - Hat nicht nur die Optik, sondern auch die Dynamik einer Schildkröte
  • - Kein Vorzeigebeispiel für Verarbeitung und Qualität
Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Maximaler Nutzwert für's Geld - zu Preisen von aktuell um 5000 Euro bekommt man das Raumangebot eines Minivans, den Fahrkomfort eines PKW und die Wintertauglichkeit eines Geländewagen - mit einer äußerst kompletten Ausstattung. Obwohl es durchaus viele negative Punkte gibt, hat der RX4 immer noch eine ganz einfache Berechtigung: Man bekommt für das Geld schlichtweg nichts "Besseres", in Bezug auf Alter, Laufleistung, Größe und Ausstattung.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Sie sind Spaltmaßfetischist? Dann ist der RX4 nichts, denn so herausragend ist die Verarbeitung nicht. Sie fahren gerne sportlich? Bitte weitergehen, der RX4 ist die wahrlich unsportlichste Möglichkeit, einen Kompaktvan zu bewegen. Sie fahren gerne schnell auf Langstrecken oder möchten Anhänger ziehen? Der RX4 taugt weder für das Eine noch das Andere, die Anhängelast ist auf gerade mal 1300 kg beschränkt (dann darf aber nichts mehr zugeladen werden, denn das Gesamt-Zuggewicht ist ebenfalls begrenzt), die Höchstgeschwindigkeit liegt bei für 138 PS unrühmlichen 180 km/h, und der Verbrauch will auch nicht mehr so recht in die heutige Zeit passen.

Gesamtwertung: 3.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 3.0 von 5 möglichen Sternen
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