Skoda Rapid NH 1.6 TDI Green Tec Spaceback Test
27.08.2015 23:54 | Bericht erstellt von GyversDicker
Testfahrzeug | Skoda Rapid NH 1.6 TDI Green Tec Spaceback |
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Leistung | 115 PS / 85 Kw |
Hubraum | 1598 |
HSN | 8004 |
TSN | AQW |
Aufbauart | Kombi |
Kilometerstand | 1000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 4/2015 |
Nutzungssituation | Probefahrt |
Testdauer | ein Wochenende |
Einleitung
Im Zuge eines 2-tägigem Fahrtrainings kann ich auf einen recht umfangreichen Eindruck blicken, der gerade im Fahrbereich weit über Alltagssituationen hinausgeht.
Was fehlt ist den Wagen mit 5 Personen und Gepäck 200 km über die Autobahn gedrückt zu haben. Aber bei solch einer Fahrzeuggröße gehört eine solche Situation ohnehin zur Ausnahme, wer das öfters macht, käuft evtl. eine Nummer größer.
Die hier vorgestellte Motor-Getriebe-Variante stand auch als Sonderausstattung Monte Carlo zur Verfügung. |
Karosserie
Stichwort Oberfläche Innenraum: Klavierlack ist kein guter Begleiter für ein potenzielles Familienauto. Wirkt auch nicht 100% edel, im Bereich des Mediencenters etwas knarzig. Die Fake-Carbon-Optik in der Monte-Carlo-Variante ist indiskutabel. Wer sehen möchte, wie günstige, gute, strapazierfähige, fleckunempfindliche Carbon-Optik aussieht: Alfa Mito sportivo. Mensch Skoda, das bekommt Ihr hin, Alfa macht das ganze Cockpit, wir reden hier nur von einem Bruchteil! Stichwort Glasdach. Also, wenn schon kein SCHIEBE-Dach, dann sollte wenigstens bei der Sonnenblende ein Restkomfort enthalten sein. Es ist technisch kein Hexenwerk, mit einem Seilzug vordere und hintere Blende zu verbinden, sonst heißt es nämlich: keine Bedienung hinten während der Fahrt möglich. Das ist technisch absolut realisierbar, diese Technik ist im Bereich Caravan, Yacht und Innenausbau seit Jahren verfügbar. Stichwort Ladekante. Nein, es ist NICHT state-of-the-art, dass in der Ladekante der Schlosshaken keine Abdeckung hat, die mit einer kleinen Feder nach oben schnickt, wenn der Kofferaum auf ist. Das Detail gibt es im VW-Baukasten. Stichwort Ablagefächer. EIN offenes Fach im Fahrerbereich unter dem Lenkrad, so ein kleines Fach, das sollte doch irgendwie drin sein. Positiv: Die sonstigen Ablagemöglichkeiten sind praktisch und zahlreich, die Mittelarmkonsole ist auf jeden Fall ein Muss mit zusätzlicher Klappe. Die hatte ausgerechnet der Monto Carlo nicht. Sehr positiv: Die Sitze sind nicht nur bequem und wirken wertig, die Lehnenverstellung der Vordersitze ist wirklich praktisch. Man hat keinen Drehgriff mehr, der das Ganze eh schon immer mühevoll genug macht und gerade bei Transport von langen Teilen das Sitzabsenken mühseelig mach, nein, man kann zudem auch den Sitz wirklich weit nach hinten bringen, für eine sehr gemütlich Pause ebenso praktisch wie für den Transport von Sperrgut. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Für die Größe ein überraschender Innenraum.
- - Ganz wenige, aber markante Schwächen in der Qualität.
Antrieb
Das ist nicht die Motorisierung, die ich empfehlen würde. Trotz zahlenmäßig höherem Drehmoment als der 1.4 TSI Benziner wird hier eines schnell klar: Bis 1.500 UpM braucht hier niemand auf Leistung hoffen. Wer in seinem Autoleben mal einen 1.6 Diesel ohne Turbo gefahren ist (mein Fahrschulauto war ein Ford Escord 1.6D!) wird das Problem schnell verstehen. Ich bin eh kein Turbo-Fahrer, wie man an meinem Fahrzeugprofil erkennen kann. Mit dem flüssigen Übergang des 1.4 TSI kann ich mich noch anfreunden, aber der 1.6 TDI ist ein fahrender Kompromiss. Das Schaltgetriebe ist zwar präzise, unhakelig und direkt (eine DER Stärken aus dem Mutterhause VW), es kann aber mit seinen 5 Stufen das Problem Motor nicht auffangen. Vielleicht würden es 6 Stufen besser hinbekommen. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- - Downsizing zu Lasten der häufigsten Situation im Straßenverkehr: Anfahren!
Fahrdynamik
Die Bremsen waren für zwei Insassen ohne Gepäck bei den doch stressenden Übungen und z.T. in schneller Wiederholung folgenden Vollbremsungen stabil. Keine Veränderung bei Dauerlast, kein Fading. Wie es unter Vollast beladen mit 5 Personen aussieht, konnten wir nicht testen. Ich denke aber, hier sollte man immer sehen, was man fährt und wofür das Fahrzeug gebaut ist. Solange keine Pizzateller in der Felge hocken, ist einfach auch mal Schluss mit zu forscher Herangehensweise. Fahrwerk: Hier fehlt es einfach an einem kleinen Tacken Direktheit und Straffheit, nicht zu viel, aber es bleibt das Gefühl, dass der Rapid einfach in der Präzision mehr braucht. Etwas straffer, vielleicht 1,5 cm niedriger, macht sich nicht nur für das Einfedern und den Schwerpunkt gut, es würde auch der Optik unheimlich Pluspunkte bringen. Die Reifen: In meinem Test 1.4 TSI habe ich kurz das Problem angeschnitten, hier nun die volle Geschichte: Der 1.4 TSI und der 1.6 TDI Monte Carlo hatten beide BRIDGESTONE als Reifen mit selber Größe 215/40 R17. ABER: Der TSI hatte Potenza RE 050 und der Monte Carlo Turanza ER 300. Das durchaus bessere Bewertungsergebnis im Bereich Fahrdynamik geht AUSSCHIESSLICH auf die Bereifung zurück! Noch nie konnte ich so unmittelbar mit identischen Fahrwerk unter identischen Bedingungen mit identischer Reifengröße und gleichem Hersteller so drastische Unterschiede erfahren. Auf den "normalen" 1.6er TDI mit Dunlop gehe ich nicht ein, weil ich da etwas markengeprägt bin. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Relativ betrachtet leisten diese doch recht kleinen Bremsen erstaunlich viel.
- + Der sicher bessere Reifen auf beiden Diesel-Test-Fahrzeugen
- - Das Fahrwerk könnte ein kleinen Tick mehr Straffheit und Direktheit vertragen.
Komfort
Zur Federung habe ich unter Fahrdynamik alles gesagt. Sitze sind eine sehr individuelle Sache, wie ein Sofakauf. Ich finde Sie der Klasse absolut angemessen. Luft nach oben bleibt immer, vermutlich hätte ich bei Leder eine volle Punktzahl gegeben. Heizung konnte ich nicht ausprobieren, vermutlich würde es auch dann zu voller Punktzahl reichen. Die Klimaanlage hat zwar "nur" eine Zone aber, hey, es bleibt ein Skoda Rapid, wichtig ist, sie funktioniert gut, ist fein dosierbar, macht zugfrei kalt. Muss sie mehr können? Bei einem Rapid meiner Meinung nach nicht. Multimedia. Programmiert für Menschen, die keine Bedienungsanleitungen lesen wollen. Leider kein Navi an Bord und somit nicht testbar. Wenn es in gleicher Logik aufgebaut ist, kann es nur gut sein. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Absolut alltagstaugliche und auch langstreckenabgestimmte Technik.
- - Ein wenig mehr Dämmung hilft bestimmt im höheren Drehzahlbereich.
Emotion
Rapid 1.0 ist ein gelungener Start. Skoda mausert sich vom Fahrzeug für absolute Pragmatiker hin zum Fahrzeug für den Fahrer mit Herz und Fahrfreude. In Zeiten von CO2-Bilanz-Rechnern, Schlecht-Gewissen-Rednern und Anti-Status-Symbol-Fahrern ist es fast schon ein Risiko für eine noch nicht eingenordete Marke (also bei Audi, BMW und Benz sollte klar sein, was dargestellt wird), mit seiner Fahrzeugflotte auch mal Stellung zu beziehen und die Lust am Fahren rüber zu bringen. Seat gelingt dies besser, weil man sich die "emocion" auf die Fahne schreibt (Leon ST), Mini und Fiat machen es über den Retro-Effekt, Opel mit dem ADAM über ein blitzsauberes Design und wirklich großen Rädern in kleinen Radkästen (das sieht halt immer gut aus). Alfa macht mit dem Mito in ähnlichem Segment ein Statement bzgl. Sportivität. Allerdings haben alle hier als Beispiel Genannten, und ich bin alle schon gefahren, an anderen Stellen Schwächen, die sich der Rapid verkneift. Beim Rapid sind es ab jetzt feine Stellschrauben, um daraus eine Instanz zu machen. Noch sticht er nicht hervor...muss sich aber nicht verstecken. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Eine eigene Linie zwischen Fabia und Octavia ist geschaffen. 100%
- - Wenige und behebbare Eindrücke bei der Karosse. Der Motor schwächelt.
Gesamtfazit zum Test
Gelungenes Paket, das viel Platz zwischen Spaß, Nutzwert, Vernunft, Emotion lässt. Da Skoda weder auf ein Retromodell, noch auf ein Image zurückgreifen kann, war das neue Format fast ein Risiko.
Aber: Hut ab, es ist ein sehr gelungenes Fahrzeug.
Hier wurden Linien nicht 1:1 schlecht kopiert von den Markenführern, hier fluchtet alles, Proportionen stimmen (fast) perfekt ohne das diese gewisse Mainstreamform der VW-Schwester anhängt.
Wer nicht mit dem spitzen Bleistift auf den Verbrauch achtet und/oder jeden Tag ne richtige Strecke runterreißt, sollte bei der Motorisierung sich nicht blenden lassen.
Ein 3er Golf mit 90 PS 1.9 TDI fährt sich ausgewogener als dieser Motor.
Selbst die 75 bzw. 80 PS Dreizylinder-Diesel im Polo und im Ibiza vor vielen Jahren hatten aus dem Drehzahlkeller heraus gefühlt eine weicheres Bild abgeliefert.
Am Ende entscheidet nie die nominelle Leistung und das maximale Drehmonent, die Entfaltung ist ein Alltagsfaktor.