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Suzuki Ignis 3 (MF) 1.2 Test

10.11.2020 17:16    |   Bericht erstellt von Winherby

Testfahrzeug Suzuki Ignis 3 (MF) 1.2
Leistung 90 PS / 66 Kw
Hubraum 1242
HSN 8306
TSN AED
Aufbauart SUV/Geländewagen/Pickup
Kilometerstand 30792 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 7/2017
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von Winherby 4.5 von 5
weitere Tests zu Suzuki Ignis 3 (MF) anzeigen Gesamtwertung Suzuki Ignis 3 (MF) (seit 2017) 4.0 von 5
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Einleitung

Ich fahre den Wagen seit Juli 2018, gebraucht gekauft bei einem Händler in Neumünster, quasi als Jahreswagen, mit 1340 Kilometern auf der Uhr. Nun sind über 2 Jahre verflogen und ca. 30.000 Km mehr auf der Uhr. Ich denke daher, dass ich eine aussagekräftige Meinung zum Wagen habe.

 

Meine Beurteilung zu Platzangebot, Verarbeitungs- und Materialqualität, Agilität und ähnlichen Kriterien, die ja immer nur meinen rein persönlichen Eindruck widerspiegeln, orientiert sich auch am Preis des Wagens. Also, wenn ich die Qualität als gut bezeichne, basiert die Meinung immer auf meinen Vergleichen mit KFZ der gleichen Klasse. Ein Audi A8 - Fahrer wird natürlich die Nase rümpfen, wenn er liest, dass ich die Qualität der Materialien dieses billigen Kleinwagens als gut empfinde. Es ist halt alles relativ, -sowohl zum Preis als auch zur Erwartungshaltung.

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Karosserie

4.0 von 5

Für einen Wagen der 3,70 Meter-Kleinstwagenklasse ist der Platz vorne sehr ordentlich, auf den beiden Rücksitzen sogar sehr gut, solange die verschiebbaren Rücksitze ganz nach hinten gerückt sind. Die Kopffreiheit ist auch für 187 cm Sitzriesen wie mich, ebenso voll ausreichend, egal ob vorne oder hinten, wirklich verblüffend. Der Kofferraum ist gleich groß wie der des Polo 6r, nur der Polo verbraucht dafür 26 cm mehr Außenlänge. Dazu kommt, jeder der beiden hinteren Einzelsitze (Viersitzer) ist der Länge nach um ca. 16 cm verschiebbar, entweder nach vorn zu Gunsten des Kofferraumvolumens, oder zu dessen Lasten nach hinten. Dazu lassen sich natürlich auch die Rücksitzelehnen flach vorklappen, um größeres Stückgut transportieren zu können,schade, dass die geklappten Sitze nicht auch hochkant aufstellbar sind. Dank ausreichend hoher Verglasung, statt der hinten oft anzutreffenden "Bunkersehschlitze", ist die Rundumsicht und Übersicht gut. Mein Qualitätseindruck ist ein guter, obwohl nur harter Kunststoff verbaut ist. Da scheppert und quitscht nichts, und nichts was knirscht, knarzt, rappelt oder klappert. Wozu eigentlich, muss der Kunststoff am Armaturenbrett oder Mittelkonsole weich sein, - so wie das viele als erstrebenswert und als "hochwertig" erachten? Also ich bin sehr viele Kilometer in einem Rutsch durchgefahren, aber dabei habe ich noch nie das dringende Bedürfnis verspürt, eine weiche Polsterung des Armaturenbrettes zu befühlen. Die Optik der eingebauten Plastiklandschaft ist mir daher wesentlich wichtiger als deren Haptik, - und mir gefällt die zweifarbige Gestaltung der Innereien des IGNIS.

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Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + viel Platz, guter Ausblick und gute Übersicht

Antrieb

5.0 von 5

Vom Motor bin ich regelrecht begeistert. Er verfügt über - vier Zylinder, - doppelte Einspritzdüsen pro Kolben, - eine sehr hohe Verdichtung von 12,5 : 1, und über k e i n e n Turbolader, - und das war mir sehr wichtig, ich finde, nur Covid 19-Kranke brauchen eine Zwangsbeatmung. Diese tolle Komposition der Technik führt, - zusammen mit dem geringen Gewicht von nur 895 Kg -, zu einem sehr niedrigen Spritverbrauch. Ich komme im Gesamtschnitt bequem mit 4,8 Litern aus. Guckst Du:

 

https://www.spritmonitor.de/de/detailansicht/955296.html?cdetail=1

 

Bei ruhiger Fahrweise über schöne Landstraßen sind auch nur 3,8 Liter leicht möglich, nur bei einer Hetzfahrt über die BAB können auch mal etwas über 6 Liter verbrennen.

 

Der Motor dreht fast vibrationsfrei und bei niedrigen Drehzahlen fast geräuschlos, erst ab ca. 130 Km/h kann man den Motor/Auspuff hören, aber auch dann nicht wirklich störend. Störend laut sind dagegen die Abrollgeräusche, das liegt wie ich vermute an den Ganzjahresreifen, die demnächst gegen Winterreifen getauscht werden.

 

Der Durchzug ist typisch für einen Sauger, schön homogen und mehr als völlig ausreichend für die heutige Verkehrsdichte unserer Städte. Die Drehfreude des Motors ist außerordentlich, er kann leicht bis 6000 RpM drehen, aber dies von ihm zu verlangen ist völlig sinnfrei. Bei Höchsttempo, welches er im fünften Gang erreicht, liegen genau 4400 RpM an, dies ist auch der Bereich des besten Drehmomentes von 120 Nm.

 

Nun zur Schaltung/Getriebe: Ich habe wegen Verschleiß meines li. Hüftgelenkes bewusst die automatisierte Schaltung gewählt. Während mein li. Fuß/Bein nun schmerzfrei ruhen kann, bemüht sich ein hydraulisch getriebener "Fuß" um die Kupplungsarbeit. Auch die Gänge werden von einem Aktuator automatisch sortiert. Dies geschieht ruhig und rel. unauffällig, kein Bocken oder Hopsen, oder was sonst noch so anderen Wägen mit dieser Art der automatisierten Schaltung nachgesagt wird. Bergab mit eingeschaltetem Tempomat schaltet die Automatik sogar zurück um das Tempo zu halten, um dann in der Ebene wieder in den höheren Gang zu wechseln. Toll! Wenn ich meinen Gasfuß nur leicht durchdrücke, schaltet die Automatik rasch in die nächsthöheren Gänge, so lande ich dann bereits bei Tempo 50 im fünften Gang. Auch dies sorgt, im Reigen der modernen Motortechnik, des geringen Gewichts und der Schmalbereifung (175/60-16), für einen sehr niedrigen Spritverbrauch. So kann ich mit einer Tankfüllung von ca. 30 Litern über 650 Kilometer weit kommen.

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Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + modernes Motörchen, geringer Verbrauch

Fahrdynamik

4.0 von 5

Der Wendekreis des kurzen Wägelchens ist natürlich sehr gering. Wo ich früher zum Wenden einmal in zwei Zügen rangieren musste, da komme ich heute in einem Dreh herum.

Die Beschleunigung lässt die Tränen der Ergriffenheit zwar nicht nach hinten ablaufen, so wie es Walter Röhrl lieb war, aber mir ist sie völlig ausreichend. Gemessen an der Motorleistung von 90 PS, der Motorstärke von 120 Nm und des geringen Fahrzeuggewichtes von 895 Kg, geht es mit "nur" 90 PS doch erstaunlich zackig voran, - wenn man mal den schweren Fuß auf´s Gaspedal fallen lässt.

Die Lenkung empfinde ich in der Mittellage als etwas zu direkt, manch einer nennt das schwammig, aber dafür lenkt sie sehr zielgenau in die Kurven. Die Bremsen waren bislang völlig ausreichend, bei sehr hoher Beladung erfordern sie aber einen beherzten Tritt.

Das Fahrverhalten der Karosserie ist auf holperigem Geläuf etwas hibbelig, das liegt an dem sehr geringen Gewicht einerseits, der rel. strammen Federung für die mögliche hohe Zuladung andererseits. Mit zunehmendem Tempo wird der Geradeauslauf immer besser, mit zunehmender Beladung liegt die Karosse immer ruhiger.

Kurven aller Art umrundet der Ignis mit seinen schmalen Reifen erstaunlich flott, allerdings bei feucht/nasser Straße kann er auch mal über alle Viere schön gleichmäßig leicht abschmieren. Aber das Lupfen des Gasfußes bewirkt dabei dann wahre Wunder. Er ist also weder ein Über-, noch Untersteurer, daher leicht um die Kurven zu zwirbeln.

Die Wendigkeit prädestiniert ihn zum perfekten Stadtwagen, es liegt eben in der Kürze seine Würze.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + flott zu fahren, leicht zu parken

Komfort

4.5 von 5

Der Begriff Komfort wird recht unterschiedlich interpretiert. Für den einen zählt in der Ausstattung die "volle Hütte" zum Komfort, für den anderen die Fahreigenschaften, aber für mich zählt die Langstreckentauglichkeit zum primären Komfortmerkmal. Ich möchte eben ohne Rücken- und Hüftschmerzen von A nach B gelangen können, auch wenn die Entfernung sehr weit ist.

 

Für alle, die gerne Ausstattung wollen, empfiehlt sich meine Variante Comfort +, sie beinhaltet:

Rückfahrkamera, LED-Scheinwerfer, Radio mit DAB+, Navigation, Freisprechanlage, Keyless-Go, Tempomat, Tempobegrenzer, verschiebbare Rücksitze , tolle Klimaautomatik, Sitzheizung, 16"-Alus, Dual-Camera für aktive Bremsassistenz und Spurhaltewarnsystem, Müdigkeitswarner, Bluetooth-Hdy-Connection mit sehr guter Klangqualität, usw., für diese Fahrzeugklasse ist dies alles nicht üblich. Lediglich die Armlehne zwischen den Vordersitzen und die Regen - und Seitenwindabweiser habe ich noch zusätzlich erworben.

 

Die Federung ist rel. stramm, so dass auch eine Beladung von ca. 400 Kg möglich ist. Dadurch wirkt der leichte Wagen unbeladen auf schlechten Straßen recht hibbelig, da kommt der Kleinstwagen durch. Mit jedem Kilo Zuladung wird er komfortabler.

 

Die Vordersitze bieten zwar keine zangenartigen Seitenhalt, aber die Kurvenhatz ist ja auch nicht das Metier eines Ignis. Die Vordersitze sind, - im Zusammenhang mit der schön aufrechten Sitzposition -, sehr gut Langstrecken tauglich, dabei weiß ich wovon ich rede.

 

Ich bin letztes Jahr im April mit meinem Bruder in Spanien zum Urlaub gewesen, da sind wir bei der Rückfahrt in einem Rutsch durchgefahren, - das waren von Calpe nach Köln immerhin ca. 1900 Kilometer. Kein Rückenschmerz, kein Hüftschmerz, kein Knieschmerz, auch mein Bruder war völlig relaxt. Diese Sitzqualität stellt für mich das wichtigste Komfortmerkmal dar. Die hinteren Sitze benutze ich ja nie, aber beim Probesitzen stellt ich aber eine enorme Kniefreiheit fest, ebenso enorm wie die Kopffreiheit. Mein Golf I von 1976 mit ebenfalls 3,70 M Außenlänge war im Vergleich hinten so eng wie eine Sardinenbüchse.

 

Die Innengeräusche sind rel. gering. Sie könnten aber noch geringer sein, wenn die Räder nicht so laut abrollen würden.

 

Edit am 12.11.2020: Nun sind die neuen Winterreifen mit Stahlfelge drauf. Das Reifenformat hat nun eine 15 Zoll-Felge und die Reifenschulter weist nun einen 65er Querschnitt auf, - also 175/65-15. Dank der etwas höheren Reifenschulter und der weicheren Gummimischung eines Winterreifens rollt er spürbar komfortabler ab, auf den schlechten Straßen hier in Bulgarien ist der Unterschied sehr gut hörbar und spürbar. Das Abrollgeräusch ist nun angenehmer, es ist ein mildes Geräusch, ein sanfteres Geräusch, als mit den vorherigen harten Ganzjahresreifen. Die Lautstärke der Rollgeräusche empfinde ich dabei als eher gleich wie vorher, aber da die Klangfarbe des Abrollgeräuschs der Winterreifen angenehmer ist, stört es längst nicht so wie zuvor.

 

Die Bedienung des Wagens geht rasch von der Hand, sobald man sich mit dem Touchscreen bekannt gemacht hat. Ein sehr guter Radioempfang dank DAB+, ordentlicher Klang dank sechs Lautsprechern, und eine perfekt arbeitende Navigation sind hervorzuheben. "Sie haben ihr Ziel rechts erreicht" erzählt die Navi-Tante, und dann stimmt es auch. Ich hatte noch nie eine dermaßen punktgenaue Naviansage in einem meiner Vorgängerautos. Der Kollisionswarner erscheint mir deutlich übermotiviert, wäre er ein Mensch, bekäme er von mir ein Beruhigungsmittel verordnet. Ähnliches gilt für den Spurverlasswarner. Das Fahrlicht, ganz besonders das Fernlicht, ist hervorragend. Selbst mein Golf+ mit Xenon leuchtete nicht heller oder weiter.

 

Die Heizungswirkung erscheint ausreichend dimensioniert, aber den sehr mild gewordenen Wintern sei dank, konnte ich dies noch nie wirklich unter erschwerten Bedingungen testen.

Mein Fazit: Für seine Klasse ist der Wagen toll ausgestattet, dennoch preiswert (nicht billig), und er lässt sich chillig und sparsam bewegen.

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + sehr gute Ausstattung, tolle Ergonomie (für meine Statur)
  • - Räder rollen laut ab

Emotion

4.0 von 5

Das Design polarisiert, - vor allem das Heckdesign. Ist mir völlig egal, das Heck müssen nur diejenigen ertragen, die hinter mir herfahren. Seitlich betrachtet und auch von vorn finde ich ihn ausgesprochen gut gelungen.

 

Sehr ausgewogenes Wägelchen, er kann Stadt und BAB, für zwei Leute mit viel Koffern ist er sogar fernreisetauglich.

 

Sparsam und komfortabel, mit positivem Image. Er engt nicht ein, obwohl er außen so winzig wirkt.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + ideales Stadtauto, - das aber auch BAB viel besser kann, als man es ihm zutraut.
  • - In Kurven braucht er mehr Aufmerksamkeit bei nassem Geläuf

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr bis 100 Euro
Verbrauch auf 100 km 4,5-5,0 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 100-300 Euro
Versicherungsregion (PLZ) 8016
Haftpflicht 200-300 Euro ()

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Ich empfehle den Wagen all denen, die gerne mit nur einem Auto sowohl in die City zum Shoppen fahren wollen, als auch um zu zweit mit großem Gepäck auf die Fernreise gehen zu können.

 

Für Menschen mit Rücken- und Hüftbeschwerden ist er bestens geeignet, aufgrund der möglichen aufrechten Sitzhaltung.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Für Sportfahrer, für Tempofaschisten, für Luxuswagenliebhaber ist er nicht geeignet.

Gesamtwertung: 4.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.5 von 5 möglichen Sternen
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