Toyota Auris 2 (E18) 1.2 T Test
30.10.2021 18:56 | Bericht erstellt von VecTraXx17
Testfahrzeug | Toyota Auris 2 (E18) 1.2 T |
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Leistung | 116 PS / 85 Kw |
Hubraum | 1197 |
HSN | 5013 |
TSN | AJT |
Aufbauart | Limousine |
Kilometerstand | 35000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 11/2017 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | mehr als ein Jahr |
Einleitung
Der Toyota Auris 1.2 T Edition S+ ist nun seit gut 12 Monaten in meinem Besitz als Erstfahrzeug. Der Peugeot, der auch unter meinen Fahrzeugen zu finden ist, hat letztes Jahr seinen Dienst nach guten 5 Jahren quittiert.
Erstmal zur Kaufentscheidung: Es war (leider) nicht zu 100 % meine eigene, soviel sei gesagt. Ich habe den Wagen bei einem Händler auf Anraten (oder eher Drängen) meines Vaters gekauft. Der Auris selbst ist ein sehr solides Auto, hatte beim Kauf keine 14.000 km gelaufen, der Vorbesitzer war ein Rentner. Ich brauchte ein Fahrzeug, dass sich gut für Lang- und Kurzstrecke gleichermaßen nutzen lässt, da ich bis zum Sommer '21 auf Montage gearbeitet habe, häufig in Süddeutschland.
Zu mir: Ich bin 27 Jahre alt, gelernter Mechatroniker, habe seit Beginn meiner Ausbildung Einblicke in die verschiedensten Bereiche der Automobilindustrie erhalten dürfen, angefangen bei der Montage und Aktionierung von Neuserienfahrzeugen über den Vertrieb bis hin zur Wartungs- & Inspektionsarbeit. Entsprechend Erfahrung bringe ich für die Bewertung meines aktuellen Fahrzeugs mit. |
Karosserie
Der Auris bietet für seine Abmessungen viel Platz im Innenraum. Die Verarbeitungsqualität ist, typisch japanisch, auf sehr hohem Niveau, sowohl innen als auch außen. Das hintere Platzangebot könnte größer sein, dennoch bietet die Rückbank den Insassen mehr Komfort als in vergleichbaren Fahrzeugen.
Was ich definitiv nicht gut finde ist die Übersicht nach hinten. Man ist leider aufgrund einer breiten C-Säule und kleiner Heckscheibe auf die Rückfahrkamera angewiesen. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Sehr hohe Verarbeitungsqualität
- + Angenehmes Raumgefühl
- - Übersicht nach hinten aufgrund breiter C-Säule & kleiner Heckscheibe eher schlecht
Antrieb
Der Antrieb ist wohl der größte Contra-Faktor im Auris 1.2 T. Wer den Wagen schonend auf Land- & Langstrecke bewegt, kann ihn mit unter 6 Litern bewegen, allerdings nur, wenn man sich Mühe gibt. In meinen Händen waren es eher 7 Liter im Durchschnitt, gerechnet auf nun bisher 21.000 Kilometer Fahrleistung in 12 Monaten.
Die Motorleistung fällt trotz Turboaufladung mit 116 PS und 185 Nm selbst für so ein Auto dürftig aus. Der Durchzug ist i.O., wenn man beim Überhol- oder Beschleunigungsvorgang vorher entsprechend runterschaltet. Dank eines schweren Schwungrades ist der Motor nicht allzu drehfreudig, das Getriebe schaltet dafür aber umso besser. Aufgrund der Kombination aus geringer Leistung und vergleichsweise hohem Gewicht (begründet durch die ganze Sicherheitstechnik und Ausstattung) fällt der realistische Verbrauch um 40 % höher aus als in der NEFZ-Werksangabe - aktuell 7,1 l statt 4,8 l.
Nun ein weiteres Manko, woran man erkennt, dass die E180-Plattform der letzten produzierten Auris-Reihe (nachdem 2019 der Nachfolger wieder als Corolla kam) grundlegend als Hybrid konzipiert wurde. Der Kraftstofftank ist mit offiziell 50 Litern (tatsächlich gehen eher 45 l rein) nicht nur klein bemessen, sondern auch eine änderungsfreie Übernahme aus dem Hybridmodell. Dort ist die Batterie unter der Rückbank platziert, was das Platzangebot für den Tank natürlich etwas einschränkt. Jedoch scheint sich niemand darüber Gedanken gemacht zu haben, dass dieser bei Wegfallen des Hybridantriebs deutlich größer ausfallen darf, denn das Tankvolumen ist bei Benzin- & Hybridmodellen identisch. Dies führt zu einer Reichweite von ca. 730 km, wenn man sparsam fährt. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Gutes Schaltgefühl
- - Motor-Eckdaten fallen dürftig für das Fahrzeug aus
- - Kraftstofftank hat ein zu geringes Volumen
Fahrdynamik
Trotz aller Negativität im vorherigen Abschnitt ist der Auris fahrdynamisch ein ausgereiftes, vollwertiges japanisches Fahrzeug. Der Wagen spielt seine Stärken vor allem auf kurvigen Straßen und auf langen Autobahnstrecken aus. Das, was ihm an Leistung fehlt, macht er mit einer sehr rückmeldungsfreudigen Lenkung und gutem Fahr- und Bremsgefühl wieder wett. Er ist zwar nicht der Agilste, kann aber auch Bergstraßen im tiefsten Baden-Württemberg problemlos meistern. Das ESP arbeitet fast unbemerkt im Hintergrund, was für einen Fronttriebler sehr angenehm ist, entsprechend ausgeglichen ist auch das Fahrverhalten. Man fühlt sich in dem Auris vor allem sicher aufgehoben, was wohl für jeden Menschen ein Pluspunkt sein sollte. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Rückmeldungsfreudige Lenkung
- + Gut abgestimmtes Fahrwerk und ESP
- + Sehr ausgeglichene und sichere Straßenlage
- - Beschleunigung lässt aufgrund geringer Motorleistung etwas zu wünschen übrig
Komfort
Nun zur Stärke des Auris 1.2 T - der Fahrkomfort. Aufgrund meines Berufes bin ich schon so Einiges gefahren, der Toyota sticht trotz allem positiv heraus. Das Fahrwerk ist spürbar komfortabel abgestimmt, was vor allem auf langen Strecken jenseits der 400 km zum Tragen kommt. Die vorderen Sitze sind nicht nur äußerst bequem, sondern bieten auch passenden Seitenhalt, Sitzheizung inkl. Man meint nicht, dass man hier in einem Fahrzeug der Kompaktklasse Platz nimmt, da man deutlich entspannter aussteigt als aus vergleichbaren Autos, auch und vor allem nach langen Strecken. Die hier verbaute Klimaautomatik macht einen guten Job, die Bedienung fällt weitgehend intuitiv aus.
Weniger angenehm fällt die Bedienung des Infotainment-Systems aus. Dort hinkt Toyota der Konkurrenz leider ein paar Jahre hinterher. In Fakten heißt das Folgendes: Ins Navi muss man sich reinfuchsen, bevor man den Dreh raus hat - vor allem wenn es darum geht, die Streckenführung abzubrechen. Das Gerät bricht gern mal die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone ab, was zu sehr unangenehmen Situationen führen kann, etwa wenn man über die Freisprecheinrichtung telefoniert oder Musik hört.
Solche Probleme treten zum Glück nicht allzu häufig auf, sind aber nicht unauffällig. Letzteres kann man auch über das Soundsystem sagen, allerdings im Positiven. Dank Business-Sonderausstattung sind hier im ganzen Fahrzeug Lautsprecher inkl. Subwoofer verbaut, der Sound ist qualitativ zwar nicht ganz auf dem Niveau von z.B. einer Harman Kardon-Anlage, aber enttäuscht keinesfalls, es lädt förmlich dazu ein, längere Strecken zu fahren.
Weniger angenehm ist die Bedienung des Voice Command, mit dem sich via Tastendruck auf dem Lenkrad etwa das Ziel ins Navi berührungslos eingeben lässt - soviel zur Theorie. Nach nunmehr nachgerechnet gut 14.000 km auf Autobahnen und entsprechend regelmäßiger Benutzung muss ich sagen, dass es eher ein nettes Gimmick darstellt, als dass es wirklich zu mehr Komfort beiträgt. Die Spracherkennung des Autos ordnet sich dem technischen Alter vom Rest des Infotainment-Systems unter, ist häufig ungenau und fordert des Öfteren zum Wiederholen des Befehls, der Adresse usw auf. Was als komfortable Entlastung des Fahrers gedacht war, hat sich für mich über die Zeit als nervige Option herausgestellt. Die manuelle Zieleingabe kann leider nicht wirklich schneller erfolgen, weshalb man sich oft für das situationsbedingt kleinere Übel entscheiden muss. Hier sollte Toyota definitiv nachbessern, nicht nur der Konkurrenzfähigkeit wegen, sondern vor allem, um Fahrer und eventuelle weitere Insassen nicht zu nerven.
Der nervigste Punkt für mich ist allerdings das PDC (Park Distance Control). Obwohl es zur linken vom Lenkrad einen Knopf gibt, um sie zu auszuschalten, aktiviert sich das System ab einer (nachträglich getesteten) Geschwindigkeit unter 14 km/h selbst wieder - und zwar egal, wo man ist, in welchem Zyklus man fährt oder ob man wirklich nur einparkt. Von Letzterem geht das System leider auch aus, wenn man im Stop-and-Go- Verkehr auf der Autobahn oder im Drive-In bekannter Fast Food- Ketten unterwegs ist. Auch hier wirkt sich das typisch japanische Over-Engineering eher negativ als angedacht komfortabel auf mich als Fahrer aus. Was eigentlich als hilfreiches Feature entwickelt wurde, hat sich leider als nerviger Begleiter abseits von Einparkaktionen herausgestellt. Ach ja, vollständig abschalten lässt sich die PDC auch nicht bordcomputerseitig. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Komfortable Federung, gutes Abrollverhalten
- + Wirklich gute Vordersitze inkl. sehr guter 2-Stufen-Sitzheizung
- + Tolles Soundsystem mit guter, klarer Klangausbreitung
- + Gut arbeitende Klimaautomatik
- + Insgesamt hoher Fahrkomfort
- - Infotainment-System im Allgemeinen veraltet
- - PDC-System reagiert zu sensibel und lässt sich nicht vollständig ausschalten
- - Voice Command funktioniert nur eingeschränkt gut
- - Bluetooth-Verbindung bricht ab und zu ab
- - Navigationssystem ist nicht 100 % intuitiv
Emotion
Dass sich ein Toyota Auris rein emotional betrachtet nicht mit einem italienischen Sportwagen vergleichen lässt, liegt auf der Hand. Das Design ist Geschmackssache, ich persönlich finde es ansprechend und im positiven Sinne ausgereift, allerdings mittlerweile auch etwas langweilig. Wie bereits erkenntlich war, liegen die Stärken des Auris nicht gerade im Temperament, obwohl man mit ihm erstaunlich gut Bergstraßen bezwingen kann. Viel wohler fühlen sich Fahrer und Auto aber dort, wo sich die komfortablen Eigenschaften ausspielen lassen.
Ich hatte bisher die größte Freude in dem Wagen im tiefsten Winter auf langen Autobahnfahrten, gern von der Nordseeküste (meinem Wohnort) zu Freunden nach Kassel oder zum nächsten Projekt irgendwo 600 Kilometer am anderen Ende von Deutschland. Trotz aller zuvor genannten negativen Punkte ist der Wagen vor allem auf Komfort getrimmt, was man im Vergleich zu Konkurrenzprodukten spürt. Und Komfort kann er. Ich bin selten so entspannt nach 700 km Autofahrt mit über 95 % Autobahnanteil aus einem Auto gestiegen als hier, wenn man mal Fahrzeuge von Mercedes-Benz, Saab o.Ä. außen vor lässt.
Am Wohlsten fühlt man sich wirklich, wenn man auf der Autobahn den Tempomat auf 120-140 km/h einstellt, das Soundsystem mit der liebsten Musik aufdreht und einfach dahingleitet. Das hat auch irgendwo etwas Emotionales, der Wagen ist die meiste Zeit sehr unaufdringlich. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Image ist typisch Toyota - zuverlässig, langlebig, qualitativ enorm hochwertig
- + Für Kenner von Toyota-Fahrzeugen definitiv ansprechendes Design, allerdings....
- - ... auch nach einiger Zeit ziemlich langweilig
Unterhaltskosten
KFZ-Steuer pro Jahr | bis 100 Euro |
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Verbrauch auf 100 km | 7,0-7,5 Liter |
Inspektionskosten pro Jahr | 300-500 Euro |
Gebrauchtwagengarantie | 12 Monate |
Werkstattkosten pro Jahr | bis 200 Euro |
Versicherungsregion (PLZ) | 26 |
Vollkasko | 600-800 Euro 60% |
Gesamtfazit zum Test
- + Sehr hohe Verarbeitungsqualität
- + Hoher Fahrkomfort
- + Sehr ausgeglichene und sichere Straßenlage
- + Unauffälliges, aber hübsches Design
- - Zu gering ausgefallene Motorisierung
- - 40 % höherer Verbrauch als im NEFZ-Zyklus angegeben (ca. 7l/100 km)
- - Nerviges Infotainment-System mit gelegentlichen Fehlfunktionen
- - Verschenktes Potenzial auf technischer Ebene
Aufgrund allem, was ich hier bisher aufgelistet habe, empfehle ich vor allem qualitätsbewussten Menschen den Auris 1.2 T. Wenn man vor allem Überlandfahrten bewältigt, dann ist dieser Toyota ideal. Hier sowie im Großteil auf der Autobahn schöpft der Auris sein vorhandenes Potential am besten aus, vorausgesetzt, man ist sich dessen bewusst, dass die Qualitäten hier eher in der Verarbeitung sowie im Komfort liegen. Der nahezu perfekte Wagen für Menschen, denen Elektro- & Hybridtechnologie etwas suspekt oder zu teuer ist und die Fahrkomfort mehr schätzen als Fahrleistung.
Warum oder vielmehr wem würde ich den Auris 1.2 T nicht empfehlen? Menschen, die Fahrdynamik mehr schätzen als reinen Fahrkomfort. Oder die vor allem Wert auf brandaktuelles Infotainment setzen. Für mich persönlich hatte der Wagen von Anfang an zu wenig Leistung, vor allem im Vergleich zur Hybridvariante. Hier lässt sich deutlich sehen, dass Toyota den E180 vor allem als Hybrid konzipiert hat. Wer also das nötige Kleingeld hat und Toyota fahren will, dem/der würde ich definitiv von der reinen Benziner-Version abraten, denn diese fühlt sich einfach nicht vollständig an. Der Benziner verbraucht leider auch seine 7 Liter, während man die Hybridversion mit locker 2 Litern weniger bewegen kann. Sogar mit dem viel größeren RAV 4 Hybrid braucht man weniger, trotz gut 2 Tonnen Gewicht.
Ebenfalls sollte man nicht vergessen, dass man hier keinen Streitwagen für die Autobahn hat, mit dem man Vertreterkombis ärgern kann. Ich selbst habe den Auris bei ca. 209 km/h ausgereizt (lt. GPS-Messung), das war aber auch bei genügend Anlauf, nachts um 4 Uhr auf dem Weg nach Hause auf einer leeren A 29.
Sat Oct 15 19:13:50 CEST 2022 | Mazda626Mike
Mit meinem Auris 1,2 Turbo bin ich eher unzufrieden .
45.000 km 5 Jahre alt .
Wie der größte Autohersteller so was in Serie gehen läßt ist für mich unverständlich .
Für mich ist Toyota damit erledigt , sowas brauche ich nie mehr .