VW Bora 1J 1.9 TDI Variant Test
06.11.2011 15:27 | Bericht erstellt von HeinzHeM
Testfahrzeug | VW Bora 1J 1.9 TDI Variant |
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Leistung | 101 PS / 74 Kw |
Hubraum | 1896 |
HSN | 0603 |
TSN | 564 |
Aufbauart | Kombi |
Kilometerstand | 165000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 6/2002 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | mehr als 5 Jahre |
Einleitung
Ich habe den Wagen im Juni 2002 neu gekauft und ihn privat bis Juni 2011 gefahren. Er wurde "Scheckheft"-gepflegt und immer gut behandelt. Mittlerweile fährt ihn - genauso begeistert wie ich es war - eine junge Familie aus dem Bereich des Familiennachwuchses |
Karosserie
Die Karosserie ist schön kompakt, gerade mal 4,4 Meter lang passt er auch noch in kleinere Parklücken. Dennoch reicht der Innenraum für zwei Erwachsene und zwei "Halbwüchsige" sehr gut aus. Mit ein paar Pausen mehr auch für vier Erwachsene. Die Übersichtlichkeit ist gemessen an neueren Fahrzeugen fantastisch. Schöne große Fensterflächen und schmale Seitensäulen ergeben einen sehr guten Rundumblick. Der Kofferraum ist so groß, dass ich ein Jahr nach dem Kauf ein festgeschraubtes Gitter zur Sicherung des Innenraums eingebaut habe. In den vergangenen 8 Jahren habe ich es lediglich einmal losschrauben müssen. Ansonsten reichte dachhohe Beladung. Das H7-Licht ist in Verbindung mit den Freiflächenscheinwerfern sehr brauchbar. Die Scheinwerferbirnen lassen sich auch einzeln austauschen. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + zweckmäßige Form, große Türausschnitte
- + sehr gute Rundumsicht, Seitensäulen sehr schmal
- + abfallende Motorhaube, dadurch sehr gute Sicht nah voraus
- + sehr gute Wintertauglichkeit
- + sehr gutes H7-Licht
- - Kofferraumklappe könnte ein wenig weiter öffnen
- - in neun Jahren zweimal Ärger mit den Fensterhebern
Antrieb
Die nur 100 PS merkt man dem Motor nicht an, er geht sehr beherzt zur Sache. Gaspedalbefehle werden unmittelbar umgesetzt und zwar so konsequent, dass auch sehr viel stärkere Autos erst mal deutlich abfallen - bis die dann wieder aufgeschlossen haben, hat man die Lücke vorne schon wieder zugefahren Verbraucht habe ich bei zügiger Fahrweise im Schnitt: - ohne Rußpartikelfilter ca. 6,1 Liter/100 km - mit Rußpartikelfilter etwa 6,2 Liter/100 km Es handelt sich dabei um den ungeregelten Nachrüstfilter von Volkswagen. Weiterer Vorteil: der Wagen läuft um einiges leiser!!! |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + gutes Ansprechverhalten des Motors
- + nahezu verzögerungsfreie Gasannahme
- + bis Tacho 140 ist vom Motor nichts zu hören
- + guter Durchzug bis Tacho 160
- - in den ersten zehn, fünfzehn Sekunden nagelt er doch vernehmlich
- - Getriebe hakelt manchmal von Gang vier nach Gang fünf
Fahrdynamik
Die Beschleunigung ist bis 80 sehr gut, bis 160 moderat und lässt dann doch etwas nach Dafür könnten Fahrwerk und Bremsanlage bestimmt auch mit ein paar PS mehr klarkommen. Das Fahrverhalten ist sehr ausgewogen, bis in höchste Zuladungsbereiche hinein sehr sicher. Auch bei voller Zuladung kaum nennenswerte Lastwechselreaktionen. Am Kurvenverhalten und an der Wendigkeit gibt es nichts zu mäkeln, es ist halt ein Familienkombi und kein Sportwagen. Das Fahrverhalten ist sehr sicher. Der Wagen besitzt eine sehr gute Wintertauglichkeit, wie ich im Winter 2010/11 sehr ausgiebig erfahren konnte. Da kommt ihm das Fehlen einer Tieferlegung sehr zu Gute. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Der Wagen ist gut gedämpft und gefedert
- + Standardfahrwerk, ohne Sportallüren
- + Kaum Lastwechselreaktionen
- - ich weiß wirklich nicht was ich schreiben könnte :)
Komfort
Die Heizung ist doch etwas langsam im Ansprechverhalten. Es dauert lange bis der Innenraum warm ist, wenn man Wert legt auf klare Sicht durch die Frontscheibe. Deshalb habe ich eine Standheizung nachgerüstet. Jetzt haben auch der winterliche Einkaufsbummel nach Feierabend und der Wochenendspaziergang durch den Winterwald jeden Schrecken verloren. Am besten gefallen mir die Komfortsitze, den Normalsitzen fehlt die Seitenführung, die Seitenwangen an den Sportsitzen sind mir persönlich zu hart und zu eng. Ich habe mir im Frühjahr 2010 einen ZENEC EGo-Naviciever nachrüsten lassen und dafür dem Radio Delta gerne "adieu" gesagt. Der USB-Anschluss liegt versteckt im Handschuhfach, das Gerät hat einen Bildschirm mit Touchscreen und eine Freisprecheinrichtung mit Bluetooth samt Parrot-Software. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + die Sitze haben einen weiten Verstellbereich
- + sehr großes Handschuhfach mit eigenem Platz für die Bedienungsanleitung
- + im Doppel-DIN-Schacht passt ein Nachrüstnaviciever rein
- + die Bedienung ist selbst erklärend
- - Die Normalsitze vorn könnten etwas mehr Seitenführung vertragen
- - im Winter ist das Heizungsansprechen verbesserungswürdig
Emotion
Also ich habe den Wagen spontan gekauft. Gesehen und gewusst: den will ich! Nun gut mit 100 PS kann man keine Bäume ausreissen, aber der Wagen ist ein prima Kumpel, mit dem man Pferde stehlen kann. Er hat mich in den ganzen Jahren nie im Stich gelassen, obwohl ich ihm so allerhand abverlangt habe, und es manchmal auch in Ordnung befunden hätte, wenn er nicht gewollt hätte Meiner Meinung nach ist der Wagen sehr elegant und wirkt mit seinem dunklen Lack, dem reichlich vorhandenem Chrom und den 205'ern Montreal-LM-Rädern auch nach neun Jahren noch lange nicht veraltet, sondern macht noch ordentlich was her. Viele Leute sind reichlich verblüfft, wenn sie das tatsächliche Alter des Wagens erfahren; hier kommt eben die zeitlose Eleganz des Wagens zum tragen. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + dunkler Lack, reichlich Chrom - das rockt
- + die Front ziert reichlich Chrom
- + zeitlose Eleganz der Karosserie
- + der Wagen wirkt vertraut, aber irgendwie auch wieder nicht
- + debütiert hat der Wagen 1998 und das Design wirkt immer noch frisch
- - von hinten gesehen trennen ihn nur die Rückleuchten vom Golf Variant
Unterhaltskosten
KFZ-Steuer pro Jahr | 200-300 Euro |
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Verbrauch auf 100 km | 6,0-6,5 Liter |
Inspektionskosten pro Jahr | 100-300 Euro |
Gebrauchtwagengarantie | keine vorhanden |
Werkstattkosten pro Jahr | 200-500 Euro |
Außerplanmäßige Reparaturkosten | Sonstiges - Fensterheber (50 €) |
Gesamtfazit zum Test
- + gediegene Eleganz für den komfortorientierten Fahrer
- - für Sportfahrer eher ungeeignet
Ich empfehle den Wagen allen die keinen Pampersbomber suchen, sondern etwas eleganteres. Der Wagen ist trotzdem anspruchslos und sehr genügsam. Sieht klasse aus und man kann ihn unbesorgt neben einen BMW 3'er Touring oder einen C-Klasse Kombi stellen. Er ist sehr brauchbar in der Stadt, weil übersichtlich und mit einer sehr guten Rundumsicht versehen. Dennoch verfügt er auch über reichlich Langlaufqualitäten. Er fährt ruhig und ist bei moderaten Tempi bis etwa 160km/h sehr durchzugsstark; Überholmanöver auf der Landstraße sind schnell erledigt. Mit dem Wagen werden auch Fahranfänger/innen glücklich. Das Platzangebot ist über jeden Zweifel erhaben.
Sportlichen Fahrern möchte ich von dieser Motorisierung abraten. Gut, der Wagen zieht ordentlich durch und zeigt ein gutes Ansprechverhalten, aber mehr als "ordentlich" sind die Fahrleistungen nicht. Auch besitzt der Wagen kein Sportfahrwerk sondern ist sehr komfortabel abgestimmt. Hohe Querbeschleunigungsraten sind nicht drin. Das Fahrwerk zeigt sehr deutlich und sehr frühzeitig seine Grenzen auf, was dem Normalfahrer und dem Unentschlossenen sehr entgegen kommt, den Sportfahrer hingegen verärgern dürfte, weil es bis dahin wo es wirklich gefährlich wird noch ein langer Weg ist.