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VW Caddy 2K / 2C 1.9 TDI Life Test

31.07.2011 09:30    |   Bericht erstellt von Deichgraf63

Testfahrzeug VW Caddy 3 (2K/2C) 1.9 TDI Life
Leistung 105 PS / 77 Kw
Hubraum 1896
HSN 0603
TSN AGG
Aufbauart Van
Kilometerstand 158000 km
Getriebeart Handschaltung
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als ein Jahr
Gesamtnote von Deichgraf63 4.0 von 5
weitere Tests zu VW Caddy 3 (2K/2C) anzeigen Gesamtwertung VW Caddy 3 (2K/2C) (2003 - 2015) 4.0 von 5
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Einleitung

Der VW Caddy Life TDI kam im März 2010 mit einem Kilometerstand von 134.500km als Hauptfahrzeug in meinen Haushalt und wird seitdem für alle Fahrten genutzt.

Karosserie

4.5 von 5

Die Karosserie des VW Caddy ist für ein modernes Fahrzeug recht übersichtlich. Leider entzieht sich das vordere Fahrzeugende dem Blick, aber nach kurzer Eingewöhnung entwickelt man schnell ein Gespür für die Abmessung.

 

Die Karosserie des Caddy ist, bis auf die inneren Spriegel des Daches und die Fanghaken der beiden Schiebetüren, vollverzinkt. Rost ist bisher kein Thema.

 

Die beiden weit öffnene vorderen Türen und die beiden hinteren Türen gestatten einen sehr bequemen Einstieg. Die Schiebetüren sind vor allem in engen Parklücken vorteilhaft, Eltern mit in Kindersitzenden zu sicherdem Nachwuchs werden diese sicher schätzen. Auch mitfahrende Renter können sich nicht darauf abstützen, wie einige dies gern bei konventionellen Türen tun. Die kleinen Schiebefenster in den Schiebetüren neigen zu Undichtigkeiten, wenn man deren Dichtungen nicht sauber hält. Leider hat VW den Schweller im Einstiegsbereich keinen Kunststoffschutz gegen Kratzer gegönnt

 

Der Caddy Life ist ab Werk mit Colorverglasung ausgerüstet und zum Glück noch kein Opfer der dämlichen Mode der hohen, nach hinten ansteigenden Gürtellinie geworden.

 

Man sollte darauf achten, ein Modell mit unlackierten Stoßfängern zu bekommen. Bei anderen Caddies habe ich schon arge Kratzer vom Einladen oder "Kampfspuren" von Parkplätzen gesehen. Die lackierten Anbauteile sehen im Schaufenster des Autohauses viielleicht toll aus, später mit Gebrauchsspuren sehen sie dann umso gammeliger aus und verursachen im Reparaturfall erheblich höhere Kosten, da in jedem Fall neu lackiert werden muß.

 

Wer vom Pkw auf den Caddy umsteig, wird sich an die "Lkw-Spiegel" erst einmal gewöhnen müssen. Steigt man dann vom Caddy wieder mal auf einen Pkw um, kommen einem dessen Spiegel winzig vor.

 

Der Caddy ist sehr gut verarbeitet. Wer sich über harte Kunststoffe und lückenhafte Innenverkleidungen beschwert, der sollte sich immer vor Augen halten, daß es sich im Grunde um ein Nutzfahrzeug handelt. Solche Kunden sollten sich dann vielleicht doch eher den Touran oder den Sharan ansehen, der ja nun auch Schiebetüren hat.

 

Die große Heckklappe gibt den Zugang zum riesigen Gepäckraum frei, egal ob mal ein Fahrrad, eine Waschmaschine oder ein Klavier, einfach hinein damit. Die Ladekante ist sehr niedrig und es gibt keine Absatz.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + große Fensterflächen
  • + verzinkte Karosserie
  • + riesiger, flexibel nutzbarer Gepäckraum
  • + unlackierte Stoßfänger lieferbar
  • + angenehm hohe Sitzposition
  • + verwindungssteife, gut verarbeitete Karosserie
  • - Vorderes Fahrzeugende vom Fahrerplatz nicht sichtbar
  • - Schweller im Einstiegsbereich nicht gegen Kratzer geschützt

Antrieb

4.0 von 5

Der 1.9 TDi mit 105 PS ist wohl die meistgewählte Motorversion beim Caddy. Hier handelt es sich um ein Exemplar, welches die Euro 4 Norm (grüne Plakette) auch ohne den Rußpartikelfilter erreicht. Das erspart den irgendwann einmal fälligen und sehr kostspieligen Tausch und eine Menge Probleme, die im Kurzstreckenverkehr auftauchen können.

 

Die Höchstgeschwindigkeit, die mit 166 km/h angegeben ist, wurde mit GPS ermittelten über 170 km/h leicht übertroffen, auf Gefällstrecken ist auch einige mehr drin. Dann kommt das Fahrwerk allerdings an seine Grenzen. Die ideale Autobahngeschwindigkeit liegt bei 120 - 130 km/h, der Tempomat ist sehr empfehlenswert

 

Der gute Durchzug bei gleichzeitig eher verhaltener Drehfreude ist bei TDI schon legendär, genauso wie der günstige Verbrauch. Man darf allerdings keine Wunder erwarten. Im Stadtverkehr und Überland kann man sehr sparsam unterwegs sein, da ist die "5" vor dem Komma machbar. Je höher die Geschwindigkeit, umso mehr muß der Caddy seinem hohen Aufbau Tribut zollen. Bei gemischtem Einsatz und verhaltener Fahrweise kommt man in Summe auf etwa 6,5l/100km. Die Anzeige der MFA (Bordcomputer) suggeriert immer etwa 8% niedrigere Werte. Mit dem 60-Liter-Tank sind problemlos über 900 km Reichweite realisierbar, eine sehr angenehme Eigenschaft.

 

Das Getriebe schaltet sich leicht und präzise.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Geringer Verbrauch bei
  • + Guter Durchzug ermöglicht streßfreie Landstraßenüberholvorgänge
  • + Große Reichweite
  • - Höherer Verbrauch bei schneller Autobahnfahrt

Fahrdynamik

4.5 von 5

Für einen so geräumigen Wagen ist der Caddy außen recht kompakt, das macht ihn auch in der Stadt sehr wendig. Kein Wunder, lief doch der Caddy seinerzeit unter dem Projektnamen "SLW" - Stadtlieferwagen.

 

Ein Rennwagen will der Caddy nicht sein, doch mit den 105PS kommt nie das Gefühl auf, untermotorisiert zu sein.

 

Die Lenkung ist sehr exakt und genau richtig in der Leichtgängigkeit. Hier ist die elektromechanische Lenkung verbaut, deren Grad der Lenkunterstützung von der gefahrenen Geschwindigkeit abhängt. Das klappt perfekt: Leichtgängig beim Einparken und mit sehr guter Rückmeldung bei schnellerer Fahrt. Da werden auch Gegner der Servolenkung zufrieden sein, welche den "gummiartigen" Ansatz bei Anlenken und das "Geeiere" bei schneller Fahrt bei herkömmlichen Servolenkungen kritisieren.

 

Der Caddy verfügt über vier Scheibenbremsen, die den Wagen sicher verzögern. Das ist angesichts der hohen Zuladung auch notwendig. ABS ist immer serienmäßig an Bord.

 

Für ein Fahrzeug mit blattgefederter Starrachse fährt der Caddy sehr sicher, kein seitllichen Versetzen oder Trampeln. Querfugen, wie z.B. Bahngleise, schlagen doch derbe durch, hier muß man bedenken, daß der Caddy als Nutzfahrzeug für hohe Zuladungen ausgelegt ist. Beladen wird es dann doch angenehmer.

 

Auch bei Kurvenfahrten kann man dem Caddy nichts ankreiden, er folgt willig und recht neutral dem Kurvenverlauf, wie es für ein so hohes Auto nur möglich ist.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Sehr wenig
  • + Perfekt abgestimmte, elektromechanische Servolenkung
  • + Gute Bremsen, ABS serienmäßig
  • - Starrachse bei Querfugen etwas ruppig

Komfort

4.0 von 5

Wie schon im Kapitel "Fahrverhalten" beschrieben, macht sich die blattgefederte Starrachse an der Hinterachse bei unbeladenem Fahrzeug doch bei Querfugen bemerkbar. Ansonsten ist der Caddy sehr angenehm zu fahren und federt durchaus komfortabel. Sportliche Ambitionen sind einem Nutzfahrzeug natürlich nicht in die Gene konstruiert.

 

Die vorderen Sitze stammen vom VW Polo, obwohl der Caddy auf die PQ35 (Golf, Touran, Golf+, Audi A3...) aufbaut. Großgewachsenen mag die Sitzauflage etwas kurz erscheinen, bei normalgroßen Personen passen sie perfekt. Der Fahrersitz ist serienmäßig, der Beifahrersitz optional in der Höhe einstellbar. Ebenfalls auf Wunsch gibt es die praktischen Schubkästen unter dem Sitz. Die Kopfstützen sind gut dimensioniert.

 

Die hinteren Sitze sind eher eine Bank, beim Caddy im Verhältnis 1/3 zu 2/3 klappbar und allesamt mit Kopfstützen ausgestattet. Diese müssen beim Klappen nicht demontiert werden. Die hinteren Sitze sind gegenüber den vorderen Plätzen etwas erhöht, so schauen die Fondpassagiere nicht nur auf die Vordersitze.

 

Der große, eher sparsam verkleidete Innenraum stellt natürlich einen größeren Resonanzraum dar, als der eines Kompaktwagens. So sind Fahrbahngeräusche doch etwas wahrnehmbarer, aber nie störend. Der Motor ist gut gedämmt, zwar hörbar, aber nie lästig. Das sind eher die Windgeräusche, die natürgemäß an den großen Außenspiegeln entstehen.

 

Wer einen Golf fährt, der wird im Caddy das "Willkommen-Zuhause-Gefühl" erleben. Es gibt nur wenig zu kritisieren. So ist zwar, erfreulicherweise, die Kontrolleuchte für die Nebelschlußleuchte im Kombiinstrument untergebracht, die für die Nebelscheinwerfer unverständlicherweise aber, genau vom Lenkrad verdeck, hinter dem Lenkradkranz im Lichtschalter. Auch die Kontrolleuchten der heizbaren Heckscheibe und der aufpreispflichtigen Standheizung sind leider in den Schaltern.

 

Ein Quell der Freude ist das optionale Radio RCD300 mit CD Spieler. Große Tasten, die als so genannte Sofkeys neben den Anzeigefeld angeordnet sind, ermöglichen auch Erwachsenen eine Bedienung des Radio. Gerade Zubehörgeräte fernöstlicher Herkunft mit ihren winzigen Tasten und Flackeranzeigen im Jahrmarktsdesign sind dagegen eine Zumutung und nur von Kleinkindern im Stand sicher zu bedienen. Leider kann der CD-Spieler die Titelnamen nicht anzeigen. Das Zweiantennensystem sorgt für sehr guten Empfang, die sechs Lautsprecher für ausreichend "Druck". Angenehm ist die geschwindigkeitsabhängige Lautstärkeanpassung.

 

Der Caddy hat große Fensterflächen, die im Sommer natürlich für einen "kuschelig warmen" Innenraum sorgen. Eine Klimaanlage sollte also an Bord sein, die Climatic, bis 2011 eine halbautomatische Anlage, reicht völlig hin. Hier stellt man Gebläse und die Luftverteilung selbst ein, während die Temperatur automatisch geregelt wird. Beim Facelift-Caddy ab 2011 wurde die Temperaturregelung weggesperrt. Beim Neuwagen also zur vollautomatischen Climatronic greifen.

 

Der TDI hat einen guten Wirkungsgrad, der Nachteil ist eine schlechte Heizleistung. Deswegen sollte auch die Standheizung mit an Bord sein. Diese schaltet sich bei geringen Außentemperaturen beim Motorstart auch automarisch zu, sorgen für schnellere Motorerwärmung und damit für weniger Verschleiß und umweltschädliche Abgase.

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Gute Sitze vorn und hinten
  • + intuitive Bedienung
  • + Hervorragendes Zubehörradio RCD 300
  • - Einige Kontrolleuchten nicht im Sichtbereich

Emotion

3.5 von 5

Der Caddy ist ein Nutzfahrzeug, hier gilt, daß die Form der Funktion folgt, schön, daß es noch solche Autos gibt, die nicht über irrationale Dinge wie Emotion verkauft werden, sondern weil sie einfach das tun, wofür ein Auto da ist. Deswegen finde ich das Design trotzdem nicht langweilig. Alles, was es an Autodesign gibt, welches zunächt spektakulär und modisch wirkt, wird einem meist schnell überdrüssig. Je modischer ein Gegenstand gestaltet ist, umso heftiger wird sein äußeres später als veraltet empfunden.

 

Vom Caddy wird man nicht das Temperament eines Sportwagens erwarten, aber von dem einer Wanderdüne ist er mindestens genauso weit entfernt. Das allein bringt schon ein gewisses Problem, da vor allem das Spurtvermögen des kleinen Nutzfahrzeugs oft unterschätzt wird. Der Caddy ist eher ein "Neutrum" auf den Straßen, niemand gerät seines wegen in Ekstase, aber er wird auch nie abgelehnt. So entspricht sein Image seinem Wesen als unauffälliger, treuer Diener seines Herrn.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Zeitloses Design
  • + Vielseitig einsetzbar
  • - Wird oft unterschätzt

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 200-300 Euro
Inspektionskosten pro Jahr bis 100 Euro
Gebrauchtwagengarantie 12 Monate
Werkstattkosten pro Jahr bis 200 Euro
Versicherungsregion (PLZ) 25746
Haftpflicht bis 200 Euro (30%)
Vollkasko bis 200 Euro 30%
Außerplanmäßige Reparaturkosten Elektrik/Elektronik - Batterie (120 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Abraten kann man vom Caddy nur denen, die ein sportliches Auto suchen, sich über ihr Auto darstellen wollen und denen es ein Greuel ist, nicht aufzufallen. Zum Imponieren vor der Disco oder im Club taugt der Caddy nicht. Auch wer ein Freund schneller Autobahnfahrten ist oder gern mal den Walter Röhrl oder den Schumi "'raushängen" läßt, sollte etwas anderes nehmen.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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