VW Golf 2 (19E) 1.3 Test
30.10.2017 21:44 | Bericht erstellt von FWebe
Testfahrzeug | VW Golf 2 (19E) 1.3 |
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Leistung | 54 PS / 40 Kw |
Hubraum | 1272 |
HSN | 0600 |
TSN | 856 |
Aufbauart | Schrägheck |
Kilometerstand | 215000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 4/1991 |
Nutzungssituation | Privatwagen |
Testdauer | mehr als 5 Jahre |
Einleitung
Ich fahre das Fahrzeug seit ca. 7 Jahren regelmäßig. Entsprechend viel konnte ich damit auch erleben und denke mal, dass meine Erfahrung dazu entsprechend weit gefächert ist, so dass kein einseitges Bild entsteht.
Im Rahmen des nicht geringer werdenden Alters des Fahrzeugs fallen natürlich auch zunehmend Instandhaltungsarbeiten an und auch der Rost ist ein ernst zu nehmendes Problem, wenngleich dieses Modell von Werk aus schon ordentlich mit Hochlraumkonservierung geflutet wurde, was man selbst nach 25 Jahren im Sommer noch gut beobachten kann. |
Karosserie
Die Karosserie bietet dank ihrer klaren Formen eine sehr gute Übersichtlichkeit. Man kann vom Fahrersitz aus das Ende der Front sehr gut ausmachen und ebenso durch die Heckscheibe das Heck sehr gut einschätzen. Die steilen Front- und Heckscheiben unterstützen die Übersichtlichkeit.
Im Innenraum bietet das Fahrzeug vergleichsweise viel Platz. Möglich ist dies dadurch, dass der Innenraum kaum mit unnötigen Extras verbaut ist, wodurch um die einzelenen Sitzplätze herum ordentlich Raum bleibt. Deutlich spürt man dies im Bereich des Kopfes. Durch die noch relativ stark ansteigende Scheibe liegt der Abschluss derselben relativ weit vorne und man bekommt nicht das Gefühl, mit dem Kopf fast am Glas zu kleben.
Zur Qualität kann man nicht viel erzählen. Das Fahrzeug besteht überwiegend aus Blech und Plastik. Im Innenraum gibt es Stoffsitze, Hartplastik, mit Pappe ausgekleidete und mit Stoff bezogene Türen, sowie einen entsprechenden Dachhimmel. Man schaut ansonsten auf lackiertes Blech. Es gibt keinen nennenswerten, vermeintlich hochwertigen, Punkt.
Das Fahrzeug ist in erster Linie funktional und günstig. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Übersicht in alle Richtungen
- + Raumgefühl
- + Raumnutzung
- - quietschendes Handschuhfachschloss
- - Armaturenbrett neigt zum Klappern
Antrieb
Das Fahrzeug hat den 1,3l Vierzylinder Ottomotor mit einem geregeltem Katalysator, welcher damit bis zu 40kW liefert. Die Übersetzung wird mit einem 4-Gang-Getriebe gewährleistet, welches für sich genommen gut gestuft ist. Für meinen Geschmack jedoch täte dem Fahrzeug zumindest das lange 4+E-Getriebe (4T) sehr gut, welches bis zum 4. Gang gleich übersetzt ist und zusätzlich einen "Schongang" hat. Dadurch sinkt das Geräuschniveau speziell bei Tempi über 100km/h und generell der Verbrauch. Im Gegenzug behält sich das Fahrzeug entsprechend auch auf der Autobahn noch einen ausreichenden Durchzug bei, so dass man im Regelfall relativ problemlos von 130km/h auch bis 150km/h beschleunigen kann. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 155km/h. Auch innerorts und auf Landstraßen kommt man mit dem 4-Gang-Getriebe an sich gut zurecht, da der vierte Gang für den innerörtlichen Verkehr nahezu allein ausreicht (ab ~35km/h kann er genutzt werden) und außerorts noch kurz genug zum Überholen ausgelegt ist.
Trotz der kantigen Karosse und des suboptimalen Getriebes verbraucht das Fahrzeug bei mir im Schnitt 6,9l/100km. Mit dem 55l fassenden Tank kommt man entsprechend knapp 800km weit. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + ausreichender Durchzug
- + großer Tank
- + trotz der Umstände noch hinnehmbarer Verbauch
- - nur ein 4-Gang-Getriebe
- - durch das Getriebe bei höherem Tempo hohes Geräuschniveau
- - durch das Getriebe höherer Verbrauch als technisch möglich
Fahrdynamik
Das Fahrzeug profitiert von seinen, für heutige Verhältnisse, kompakten Abmessungen. Das geringe Gewicht (Leergewicht unter 900 kg) macht eine Servolenkung überflüssig, welche man entsprechend auch nicht vermisst. Die fehlende Servolenkung sorgt auch für eine sehr gute Rückmeldung von der Vorderachse, was auch dem Kurvenverhalten entgegenkommt, da man so den Grenzbereich im Lenkrad spüren kann, bevor man diesen verlässt. Das Resultat aus diesen Punkten ist eine verhältnismäßig gute Wendigkeit und ein nicht zu großer Wendekreis, was sich speziell im Stadtverkehr bemerkbar macht.
Die Beschleunigung ist dank des Getriebes als ausreichend zu betrachten. Es ginge mit mehr Leistung oder einer kürzeren Übersetzung natürlich schneller, notwendig ist es aber nicht. Im Regelfall schafft man es beim Beschleunigen nicht, die Vorderreifen zum Verlust der Haftung zu bewegen, was soweit erstmal als positiv zu betrachten ist. Das Leistungsgewicht liegt bei ca. 22,5 kg/ kW
Das Standardfahrwerk ist für heutige Maßstäbe als weich zu betrachten (speziell im Vergleich zu anderen VW), was dem Fahrkomfort entgegen kommt. Ebenfalls die 13 Zoll Winterreifen und 14 Zoll Sommerreifen unterstützen den Fahrkomfort, da diese entsprechend klein gewählt sind, so dass die Bremsanlage geradeso reinpasst.
Die Bremsanlage besteht aus Scheiben vorne und Trommeln hinten. Sie bietet nicht die stärkste Verzögerungsleistung, bringt die Räder jedoch zuverlässig zum Blockieren. Im Gegenzug lässt sie sich dafür jedoch angenehm dosieren, da sie nur durch einen Bremskraftverstärker unterstützt wird. Das Gaspedal sowie die Kupplung bieten ebenfalls eine vergleichsweise gute Dosierbarkeit und geben eine gute Rückmeldung. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + keine Servolenkung
- + kein zu großer Schlupf beim Anfahren bei Trockenheit
- + Rückmeldung von der Vorderachse
- + weiches Fahrwerk
- + geringes Leergewicht
- + Dosierbarkeit von Gas, Bremse und Kupplung
- - nicht die beste Bremsanlage
Komfort
Wie schon erwähnt bietet das Fahrzeug einen insgesamt angenehmen Abrollkomfort. Die Sitze lassen auch mehrere Stunden Fahrt ohne Probleme zu, jedoch gibt es auch weitaus bequemere Varianten. In diesem Fahrzeug lässt sich nur die Rückenlehne und der eigentliche Sitz verstellen. Eine Lordosenstützte, Sitzheizung, Massagefunktion o.ä. gibt es nicht, was nicht weiter verwundern sollte. Eine Sitzlüftung gibt es nicht explizit, ist dank der Stoffsitze aber auch nicht notwendig. Zu den Rücksitzen kann ich nicht sonderlich viel sagen, hab bisher aber von Mitfahrern noch keine Klagen gehört. Sie sind nicht verstellbar, ansonsten ähneln sie den Vordersitzen. Die Geräuschkulisse ist innerorts in Ordnung, wird jedoch spätestens auf längeren Autobahnfahrten markant, was an der mangelnden Dämmung und dem Getriebe liegt. Die Bedienung ist einfach und intuitiv, viele Funktionen gibt es jedoch nicht, die speziell während der Fahrt bedient werden müssten. Die Heizung ist stufenlos regelbar, lässt sich auf die Füße, den Oberkörper, beides kombiniert oder auf die Frontscheibe richten. Sie bietet nach wenigen Minuten schon eine angenehme Wärme. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Heizleistung
- + Fahrwerk
- + Bedienerfreundlichkeit
- - Lautstärke speziell bei höherem Tempo
Emotion
Das Design ist aktuell eins, welches wegen seiner klaren Linien auffällt. Mir persönlich sagen eckige Außenformen und runde Scheinwerfer zu, entsprechend stellt für mich speziell die Front den attraktivsten Part des Fahrzeugs dar, welchen ich mir in ähnlicher Form zudem auch bei neueren Fahrzeugen vermehrt wünsche.
Die Auslegung des Fahrzeugs macht einen komfortablen Eindruck, wenngleich dieser durch den fehlenden 5. Gang und die geringe Geräuschdämmung gemindert ist.
Das Fahrzeug als solches wird inzwischen, speziell wegen seines Alters und noch relativ guten Gesamtzustandes, positiv wahrgenommen.
Allgemein ist das Fahrzeug eher pragmatisch und weniger emotional. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + speziell die Optik der Front
Unterhaltskosten
KFZ-Steuer pro Jahr | bis 100 Euro |
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Verbrauch auf 100 km | 6,5-7,0 Liter |
Inspektionskosten pro Jahr | bis 100 Euro |
Gebrauchtwagengarantie | keine vorhanden |
Werkstattkosten pro Jahr | 200-500 Euro |
Versicherungsregion (PLZ) | 37 |
Haftpflicht | 300-400 Euro (45%) |
Außerplanmäßige Reparaturkosten | Motor/Kraftstoffversorgung/Abgasanlage - Zündkerzen (200 €) |
Gesamtfazit zum Test
Man bekommt rein von der Funktionalität für wenig Geld ein wartungsfreundliches Fahrzeug, welches in erster Linie das macht, was es soll, nämlich fahren.
Zudem bietet es relativ viel Laderaum, zumal sich die Rückbank auch noch nach vorne umklappen lässt.
Die werksseitige Rostvorsorge zeigt noch immer ihre Wirkung.
Inzwischen sind noch gut erhaltende und unverbastelte Fahrzeuge relativ rar, da sie zwei Abwrackprämien hinter sich haben, oft verheizt oder verbastelt wurden oder schlicht aus der Baureihe kamen, die keine so gute werksseitige Rostvorsorge genossen hat.
Für Sammler oder als kleine Wertanlage empfiehlt sich dieses Fahrzeug also eher als für daily driver.
Das Fahrzeug ist inzwischen 26 Jahre alt und damit speziell was den Aspekt der Sicherheit angeht nicht auf dem aktuellen Stand. Es gibt z.B. kein ABS und ESP, welche die interessantesten Punkte wären.
Zudem nimmt auch mit zunehmenden Alter der Wartungsaufwand zu.
Sogesehen empfehle ich dieses Fahrzeug eher Sammlern und weniger jemandem, der noch viel damit fahren möchte.