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VW Golf 7 1.6 TDI - Was kann der Perfektionist?

19.12.2016 01:39    |   Bericht erstellt von nick_rs

Testfahrzeug VW Golf 7 (AU/5G) 1.6 TDI
Leistung 110 PS / 81 Kw
Hubraum 1598
HSN 0603
TSN BKN
Aufbauart Schrägheck
Kilometerstand 4 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 10/2015
Nutzungssituation Mietwagen/Leihfahrzeug
Testdauer wenige Wochen
Gesamtnote von nick_rs 2.5 von 5
weitere Tests zu VW Golf 7 (AU/5G) anzeigen Gesamtwertung VW Golf 7 (AU/5G) (2012 - 2020) 4.0 von 5
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Einleitung

Den Golf bekam ich an einem Freitagmorgen im Oktober als Mietwagen. Erst Zuhause - ca. 4km von der Mietwagenstation entfernt - fiel mir auf, dass ich den Golf mit 4km auf dem Zähler übernommen habe. Ein Blick in den Fahrzeugschein bestätigt meine Vermutung: Der ist niegelnagelneu. Die Erstzulassung war nur wenige Minuten vor der Abholung erfolgt. Also wurde er die ersten 500km eingefahren. Ein neues Auto zu treten bringe ich nicht über's Herz, auch wenn es nicht meins ist. Nach einem Youngsters Treffen in Stuttgart und einem Gerichtstermin im Harz gab ich ihn drei Tage später mit etwas über 2000km auf dem Tacho wieder zurück. Die Dame, die das Auto entgegennahm meinte zu mir scherzhaft: "Menschenskinder, haben sie damit einem Weltreise gemacht? Der war neu, jetzt können wir ihn fast schon wieder ausmisten"

 

Den dazugehörigen Blogartikel findet ihr hier

Galerie

Karosserie

3.5 von 5

Ich bin wahrlich kein Fan des Golf, eher im Gegenteil. Aber eins muss man ihm lassen: Theoretisch macht er nichts falsch. Dementsprechend verwundert es nicht, dass man sowohl vorne als auch hinten ausreichend platz hat. Beim Kofferraum ist es ähnlich, der doppelte Ladeboden bringt noch ein bisschen mehr Stauraum. Das Auto ist kein Raumwunder, enttäuscht aber auch nicht.

Erwähnenswert sind aber definitiv die Staufächer. In alle Türen passen große Flaschen, vorne sogar noch eine kleine dazu. Die Fächer in der Mittelkonsole sind durchschnittlich, das Handschuhfach etwas klein. Dafür gibt es eine Schublade unter dem Beifahrersitz in der man nocheinmal einiges unter bekommt.

Die Übersichtlichkeit ist ebenfalls gut. Es stört die Breite C-Säule, aber bei welchem modernen Auto ist das heute anders.

 

Weiter geht es mit dem Qualitätseindruck. Den Hype mancher Autozeitschriften über die "VW" Verarbeitung kann ich nicht nachvollziehen. Im Golf ist ebenso viel Hartplastik verbaut und die Spaltmaße sind ebenso gut oder manchmal auch schlecht wie bei der Konkurrenz. Geklappert hat nichts, aber ich bin auch noch kein neues Auto gefahren, bei dem etwas geklappert hat. Einmal kam mir wie aus dem nichts der Warnblinkschalter entgegen. Wurde wohl in der Fertigung nicht ganz eingerastet. Ich habe ihn einfach wieder rein gesteckt und dann war gut. Sollte nicht passieren, kann aber.

Galerie
Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Am Platzangebot gibt es nichts zu meckern
  • - Die breite C-Säule stört

Antrieb

1.5 von 5

Im Auto ist der bekannte 1,6er TDI mit 110PS verbaut. Dieser hat, sagen wir, ausreichend Leistung. Natürlich ist er kein Temperamentsbolzen, dafür kann man ihn recht einfach mit einem 4 Komma wert bewegen. Auf meiner Typischen Strecke mit 4 Personen und Gepäck sind es 6,5L. Nicht viel und nicht wenig, durchschnittlich eben. Leider hat der Motor VW Typisch ein recht großes Turboloch, dann kommt kurz ein Punch und kurz darauf ist es auch schon wieder vorbei, der restliche weg Richtung Begrenzer wird dann sehr zäh. Auch Berg auf hat er manchmal zu kämpfen und wirkt wenig elastisch. Leider hilft dabei auch das Getriebe nicht, im Gegenteil. VW verbaut in den 1.6ern immernoch ein 5 Gang Getriebe welches sehr lang übersetzt ist und es dadurch häufig vorkommt, dass er im kleinen Gang zu hoch dreht, aber es für den Nächsthöheren noch zu früh ist.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Geringer Verbrauch
  • - Kein Fahrspaß

Fahrdynamik

2.5 von 5

Die Lenkung ist sehr leicht abgestimmt, was mir persönlich gut Gefällt. Rückmeldung von der Straße gibt es trotzdem. Der Wendekreis ist ebenfalls durchschnittlich.

Die Bremsen könnten für zügige Autobahnfahrer eine Nummer größer Ausgelegt sein.

Das Fahrwerk ist sehr sicher abgestimmt und fängt früh das untersteuern an, so wie man es von einem Volkswagen erwartet. BTG nannte das Fahrevent zum Golf GTI Clubsport S "Volkswagen Understeering Experience" und hat Recht :D. Leider schafft er den Spagat zwischen sportlich und komfortabel in seiner Klasse mit am Schlechtesten, aber es ist nicht auffallend negativ. Normal eben.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Sicheres Fahrverhalten
  • - Vollkommen emotionslos
  • - Weder Komfortabel noch sportlich

Komfort

3.0 von 5

Die Sitze würde ich in beiden Reihen nicht als überdurchschnittlich bequem beschreiben. Sie sind eben modern, straff. Langstrecken kann man damit trotzdem bewältigen. Eben auf dieser Langstrecke stören auch keine ungewollten Windgeräusche. Zumindest meistens. Nach 1500km traten im blauen Golf starke Windgeräusche auf der Beifahrerseite auf, das ist aber nicht die Regel sondern wohl ein Defekt. Der Motor ist innerorts etwas Knurrig. Ein VAG Diesel eben.

 

Im Auto war das "DIACOVER MEDIA" System verbaut. Die Bedienung ist größtenteils, aber nicht immer logisch. Ich bin obendrein kein Fan von Touchscreens. Sie lenken ab und man trifft selten das, was man drücken möchte. Leider glänzte das System auch mit regelmäßigen Ausfällen. Positiv hervorzuheben ist, dass es als einer der Wenigen auch bei einer reinen Bluetoothverbindung Wiedergabelisten durchsuchen kann.

Die Weitere Bedienung des Fahrzeugs gibt keine Fragen auf, lediglich das Lenkrad wirkt auf den ersten Blick etwas überlastet.

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + größtenteils einfache Bedienung

Emotion

2.5 von 5

Ich hoffe ich konnte damit die Emotionen des Autos rüberbringen: Garkeine. Der Golf macht nichts falsch, überrascht aber auch in keiner Form. Er erfüllt 1:1 die Erwartungen. Kurz: Er strotzt vor Langeweile, sowohl optisch als auch beim Fahren. Er ist wie das Glas Wasser bei einer Weinprobe, wie trocken Brot in einem Sternerestaurant, die weiße Wandfarbe im Wohnzimmer, die Jeans am Mann, der langweilige Kumpel, der schon um 22 Uhr die Party verlässt.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • - Vollkommen Emotionsbefreit

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Nun, kann ich den Golf empfehlen? Zuverlässigkeit und Abgasskandal mal außen vor: Ja. Aber nur für Käufer, die einfach nur von A nach B wollen. Die keinerlei Erwartungen bezüglich Emotionen oder ähnlichem haben, sondern einfach ein praktisches Auto haben möchten.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Vorbehalte habe ich bei einer Empfehlung, da es das selbe Auto bei den Schwestermarken günstiger gibt. Den Aufpreis für den Golf sehe ich im Auto nicht. Und wer ein Auto sucht, das nicht schon von weitem Langeweile ausstrahlt ist mit einem Golf auch nicht gut bedient. Ansonsten bleibt es ein gutes Auto. Normal eben

Gesamtwertung: 2.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 2.5 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 0

Fri Jan 20 13:02:39 CET 2017    |    Kurvenräuber22071

Ich habe den Test jetzt 2 mal gelesen.

 

Mein persönliches Fazit: Wer nach drei Tagen meint, einen Test über den Golf VII schreiben zu müssen, scheitert zwangsläufig mit seinen Äußerungen.

Natürlich stehen beim Tester die 2000 km im Vordergrund, ich kenne genug Außendienstler, aber mit einem Auto wächst man in der Zeit zusammen, nicht mit den Kilometern. Das ist so ähnlich wie mit einer Frau.

 

Und sicher ist der Tester teurere Autos gewohnt. Doch die nützen auch nichts, wenn man null, absolut null Emotionen beim Autofahren empfindet. Die empfinden nämlich die normalen Golffahrer auf jeden Fall, auch wenn es im Konzern billigere Lösungen gibt.

 

Wir wollen keine Billiglösung, wir wollen das beste Auto in der Kompaktklasse weltweit, und das ist der Golf VII.

 

Schönes Wochenende

NSU_1200C