VW Golf 7 Variant 1.6 TDI - Was kann der Perfektionist?
19.12.2016 01:42 | Bericht erstellt von nick_rs
Testfahrzeug | VW Golf 7 (AU/5G) 1.6 TDI Variant |
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Leistung | 110 PS / 81 Kw |
Hubraum | 1598 |
HSN | 0603 |
TSN | BOC |
Aufbauart | Kombi |
Kilometerstand | 19000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 10/2015 |
Nutzungssituation | Mietwagen/Leihfahrzeug |
Testdauer | ein Wochenende |
Einleitung
Der Golf Variant war ein Mietwagen. Ihn bekam ich im Februar diesen Jahres. Ich fuhr mit ihm zum Geburtstag eines Kumpels von Hamburg nach Stuttgart und unternahm eine Tour durch die Alpen. Auf dieser schug er sich erstaunlich gut. Wir kämpften uns Pässe mit Schnee und Eis hoch, jagten ihn durch Serpentinen und über die Autobahn. Nach 3 Tagen gab ich ihn mit über 3000km mehr auf dem Tacho zurück. Mit nun über 21.000km war ich wohl der letzte Mieter. Ich erntete ich beim Blick auf den Kilometerstand wieder verdutze Gesichter der Angestellten. Mit 0,06€ pro Kilometer haben sie an mir wohl kein Geld verdient
Den dazugehörigen Blogartikel findet ihr hier |
Karosserie
Ich bin wahrlich kein Fan des Golf, eher im Gegenteil. Aber eins muss man ihm lassen: Theoretisch macht er nichts falsch. Dementsprechend verwundert es nicht, dass man sowohl vorne als auch hinten ausreichend platz hat. Beim Kofferraum ist es ähnlich, der doppelte Ladeboden bringt noch ein bisschen mehr Stauraum. Das Auto ist kein Raumwunder, enttäuscht aber auch nicht. Erwähnenswert sind aber definitiv die Staufächer. In alle Türen passen große Flaschen, vorne sogar noch eine kleine dazu. Die Fächer in der Mittelkonsole sind durchschnittlich, das Handschuhfach etwas klein. Dafür gibt es eine Schublade unter dem Beifahrersitz in der man nocheinmal einiges unter bekommt. Die Übersichtlichkeit ist ebenfalls gut.
Weiter geht es mit dem Qualitätseindruck. Den Hype mancher Autozeitschriften über die "VW" Verarbeitung kann ich nicht nachvollziehen. Im Golf ist ebenso viel Hartplastik verbaut und die Spaltmaße sind ebenso gut oder manchmal auch schlecht wie bei der Konkurrenz. Geklappert hat nichts, aber ich bin auch noch kein neues Auto gefahren, bei dem etwas geklappert hat. Bei einem anderen Golf 7 kam mir wie aus dem nichts der Warnblinkschalter entgegen. Wurde wohl in der Fertigung nicht ganz eingerastet. Ich habe ihn einfach wieder rein gesteckt und dann war gut. Sollte nicht passieren, kann aber. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Am Platzangebot gibt es nichts zu meckern
Antrieb
Im Auto ist der bekannte 1,6er TDI mit 110PS verbaut. Dieser hat, sagen wir, ausreichend Leistung. Natürlich ist er kein Temperamentsbolzen, dafür kann man ihn recht einfach mit einem 4 Komma wert bewegen. Auf meiner Typischen Strecke mit 4 Personen und Gepäck sind es 6,5L. Nicht viel und nicht wenig, durchschnittlich eben. Leider hat der Motor VW Typisch ein recht großes Turboloch, dann kommt kurz ein Punch und kurz darauf ist es auch schon wieder vorbei, der restliche weg Richtung Begrenzer wird dann sehr zäh. Auch Berg auf hat er manchmal zu kämpfen und wirkt wenig elastisch. Leider hilft dabei auch das Getriebe nicht, im Gegenteil. VW verbaut in den 1.6ern immernoch ein 5 Gang Getriebe welches sehr lang übersetzt ist und es dadurch häufig vorkommt, dass er im kleinen Gang zu hoch dreht, aber es für den Nächsthöheren noch zu früh ist. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Geringer Verbrauch
- - Kein Fahrspaß
Fahrdynamik
Die Lenkung ist sehr leicht abgestimmt, was mir persönlich gut Gefällt. Rückmeldung von der Straße gibt es trotzdem. Der Wendekreis ist ebenfalls durchschnittlich. Die Bremsen könnten für zügige Autobahnfahrer eine Nummer größer Ausgelegt sein. Das Fahrwerk ist sehr sicher abgestimmt und fängt früh das untersteuern an, so wie man es von einem Volkswagen erwartet. BTG nannte das Fahrevent zum Golf GTI Clubsport S "Volkswagen Understeering Experience" und hat Recht . Leider schafft er den Spagat zwischen sportlich und komfortabel in seiner Klasse mit am Schlechtesten, aber es ist nicht auffallend negativ. Normal eben. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Sicheres Fahrverhalten
- - Vollkommen emotionslos
- - Weder Komfortabel noch sportlich
Komfort
Die Sitze würde ich in beiden Reihen nicht als überdurchschnittlich bequem beschreiben. Sie sind eben modern, straff. Langstrecken kann man damit trotzdem bewältigen. Eben auf dieser Langstrecke stören auch keine ungewollten Windgeräusche. Zumindest meistens. Nach 1500km traten im blauen Golf starke Windgeräusche auf der Beifahrerseite auf, das ist aber nicht die Regel sondern wohl ein Defekt. Der Motor ist innerorts etwas Knurrig. Ein VAG Diesel eben.
Im Auto war das "DIACOVER MEDIA" System verbaut. Die Bedienung ist größtenteils, aber nicht immer logisch. Ich bin obendrein kein Fan von Touchscreens. Sie lenken ab und man trifft selten das, was man drücken möchte. Leider glänzte das System auch mit regelmäßigen Ausfällen. Positiv hervorzuheben ist, dass es als einer der Wenigen auch bei einer reinen Bluetoothverbindung Wiedergabelisten durchsuchen kann. Die Weitere Bedienung des Fahrzeugs gibt keine Fragen auf, lediglich das Lenkrad wirkt auf den ersten Blick etwas überlastet. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + größtenteils einfache Bedienung
Emotion
Ich hoffe ich konnte damit die Emotionen des Autos rüberbringen: Garkeine. Der Golf macht nichts falsch, überrascht aber auch in keiner Form. Er erfüllt 1:1 die Erwartungen. Kurz: Er strotzt vor Langeweile, sowohl optisch als auch beim Fahren. Er ist wie das Glas Wasser bei einer Weinprobe, wie trocken Brot in einem Sternerestaurant, die weiße Wandfarbe im Wohnzimmer, die Jeans am Mann, der langweilige Kumpel, der schon um 22 Uhr die Party verlässt. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- - Vollkommen Emotionsbefreit
Gesamtfazit zum Test
Nun, kann ich den Golf empfehlen? Zuverlässigkeit und Abgasskandal mal außen vor: Ja. Aber nur für Käufer, die einfach nur von A nach B wollen. Die keinerlei Erwartungen bezüglich Emotionen oder ähnlichem haben, sondern einfach ein praktisches Auto haben möchten.
Vorbehalte habe ich bei einer Empfehlung, da es das selbe Auto bei den Schwestermarken günstiger gibt. Den Aufpreis für den Golf sehe ich im Auto nicht. Und wer ein Auto sucht, das nicht schon von weitem Langeweile ausstrahlt ist mit einem Golf auch nicht gut bedient. Ansonsten bleibt es ein gutes Auto. Normal eben
Fri Dec 23 12:15:31 CET 2016 | gttom
Das Urteil ist durchaus nachvollziehbar, da es sich bei diesem Auto um ein gewöhnliches Alltagsfahrzeug handelt. Im Prinzip hätte anstelle dessen auch ein ebenso einstiegsmotorisierter Astra, Focus, Megane etc PP Kombi stehen können und es wäre kein emotionaleres Urteil zu Stande gekommen. Das ist eben das Los dieser Fahrzeuge: Den Alltag perfekt zu meistern, nirgendwo anzuecken und möglichst unauffällig treuen Dienst leisten. Es hat eben auch seinen Grund, warum solche Fahrzeuge besonders bei Mietwagenanbietern, in Firmenfuhrparks und bei Familien mit Nutzwertorientierung besonders häufig anzutreffen sind.
Wer etwas anderes von einem schnöden Kompaktklassekombi mit kleinem Dieselmotor erwartet, macht sich was vor, was der Realität nicht gerecht wird.
... und genau aus diesem Grund kaufe ich mir solche Autos gar nicht erst ...