VW Golf 8 (CD) 1.5 TSI Test
30.12.2020 18:40 | Bericht erstellt von Steffen_EG
Testfahrzeug | VW Golf 8 (CD) 1.5 TSI |
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Leistung | 150 PS / 110 Kw |
Hubraum | 1498 |
HSN | 0603 |
TSN | CKN |
Aufbauart | Schrägheck |
Kilometerstand | 12000 km |
Getriebeart | Handschaltung |
Erstzulassung | 5/2020 |
Nutzungssituation | Mietwagen/Leihfahrzeug |
Testdauer | einige Monate |
Einleitung
Durch meine Firma wurde mir über einen Monat ein Leihwagen über die Firma Sixt zur Verfügung gestellt. Dort bekam ich einen Golf 8 zur Verfügung gestellt, der zu dem Zeitpunkt knapp 6.000 km gefahren hatte und somit quasi brandneu war. In dem Monat habe ich diesen Wert dann einmal verdoppelt und war zwischen Sixt Coburg, dem Raum Stuttgart, Ruhrgebiet sowie Bremerhaven viel unterwegs. Da ich mich für Fahrzeuge sehr begeistere, habe ich bei dem Fahrzeug alles ausgetestet, was dieser zu bieten hatte. Vom Fernlichtassistent über die diversen Assistenzsysteme bis hin zu Travel Assist, Standheizung (ein schönes Feature) und einem tiefen Einstieg in das Betriebssystem. Vorweg sei gesagt, dass ich vorher die Meinung hatte, dass die VW Gruppe gute Fahrzeuge baut. In der Familie hatten wir vorher mal einen Q5 durch den diese Ansicht einen leichten Knacks erlitten hat, aber da dieser quasi in Grundausstattung mit großem Motor geordert worden war, hab ich damals gedacht, dass wir einfach selber Schuld gewesen wären. An den Golf 8 bin ich daher völlig neutral dran gegangen, ich fand ihn nur optisch nicht so gelungen, aber als ich den Wagen bekommen habe, war ich drauf gespannt, wie gut er denn jetzt tatsächlich ist. |
Karosserie
Das Platzangebot des Fahrzeuges viel vollkommen akzeptabel aus. Im direkten Vergleich mit einem Renault Clio (mein damaliges Fahrzeug) konnte vorne eine sehr großzügiges Platzangebot vorgefunden werden und auch hinten war das Angebot bei einem großen Fahrer noch halbwegs akzeptabel, wenn auch nicht riesig. Zum Fahren zu zweit ist der Wagen auf jeden Fall zu empfehlen, wozu auch die weitreichende Verstellbarkeit der Sitze beiträgt.
Der Kofferraum an sich ist ausreichend, wobei ich in der Klasse schon größere Vorfinden konnte. Das Beladen mit einer normalen Kiste und einem Koffer gestaltete sich schon halbwegs schwierig und der variable Ladeboden musste in die tiefere Stellung gebracht werden. Da ich allerdings hauptsächlich alleine unterwegs war, war dies völlig ausreichend.
Die Übersichtlichkeit des Fahrzeuges ist gut. Eine gute Idee durch die Ingenieure waren die kleinen Dreiecksfenster vor der A-Säule durch die noch einmal ein bisschen mehr Straße gesehen werden konnte. Auch nach hinten war der Blick halbwegs frei, wobei die Rückfahrkamera teilweise auch hilfreich war. Ein Umklappen der Kopfstützen der zweiten Sitzreihe wie es beispielsweise bei Volvo gemacht wird, würde dort helfen.
Den schlechten Qualitätseindruck vieler Tester muss ich leider bestätigen. An vielen Stellen sowohl vorne als auch hinten sind die Karosserieteile schlecht gefügt worden und weisen auch für Laien sichtbare Mängel auf. Dazu kommen noch etliche Lacknasen insbesondere an den Türen. Auch der Blick auf Teile, welche man normalerweise nicht so schnell sieht (Vorderseiten der Türen beispielsweise) zeigte nicht gut zusammengebaute Stücke. So war an einer Seite das Gummi, welches die Innereien der Türen schützen soll, nicht eingebaut. Alles in allem für ein Fahrzeug in einer Preisklasse von über 30.000 € in dieser Fahrzeugklasse nicht akzeptabel. |
Platzangebot vorn: | eng | geräumig | |
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Platzangebot hinten: | eng | geräumig | |
Kofferraum: | klein | groß | |
Übersichtlichkeit: | schlecht | gut | |
Qualitätseindruck: | minderwertig | hochwertig |
- + Gutes Platzangebot vorne
- + Gute Rundumsicht
- + Variabler Ladeboden im Kofferraum
- - Lacknasen an etlichen Stellen
- - Schlechte Spaltmaße an manchen Stellen
- - Billige Anmutung der Radhäuser durch fehlende Abdeckungen
Antrieb
Der Motor war das mit Abstand beste Bauteil in dem Fahrzeug. Er konnte durch seinen effizienten Verbrauch (5,8 L/100 km bei 130 km/h) punkten und brachte mit seiner starken Leistung über ein recht breites Drehzahlband viel Vorantrieb mit sich. Dabei blieb er durchgehend eher zurückhaltend, als das man das Gefühl hatte, er wolle auf jeden Fall noch höher drehen, daher die etwas geringere Bewertung bei der Drehfreude.
Das Getriebe konnte halbwegs präzise geschaltet werden, wobei die Anzeige im digitalen Display bei schnellen Schaltvorgängen des Öfteren mal den falschen Gang anzeigte (2 statt 4, 5 statt 3). In wenigen Fällen (insbesondere beim Beschleunigen aus dem Stand) ruckelte das Getriebe beim Gang einlegen, obwohl hierbei nicht anders geschaltet wurde, als dies sonst der Fall war. |
Motorleistung: | schwach | stark | |
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Durchzug: | unelastisch | elastisch | |
Drehfreude: | zäh | agil | |
Getriebe/Schaltverhalten: | schlecht | gut | |
Verbrauch: | durstig | effizient | |
Reichweite: | gering | hoch |
- + Geringer Verbrauch
- + Hohe Reichweite
- + Starker Motor
- - Teils ruckelig schaltendes Getriebe
Fahrdynamik
Der Wendekreis des Fahrzeuges war für seine Größe noch so gerade in Ordnung. Allerdings gibt es deutlich bessere Fahrzeuge hierfür. Der gesamten Lenkung fehlt ein vernünftiges Feedback, wodurch diese sich eher schwammig anfühlt. Auch ist der Grenzbereich kurz vor dem Übersteuern kaum zu merken, sodass dieses sehr plötzlich einsetzt.
Bei hohen Geschwindigkeiten verhält sich das Fahrzeug einigermaßen stabil, wobei allerdings die Bremsen das Ausfahren des Fahrzeugs zu einer anstrengenden Aufgabe machen. Bei Geschwindigkeiten über 180 und insbesondere mit kalten Bremsen kann bei einer starken Bremsung keine gerade Linie mehr gehalten werden, da das Fahrzeug mit dem Heck hin und her tänzelt. Ob dies durch ein schlecht regelndes ABS oder ESP herrührt, konnte ich nicht feststellen. Da das ABS allerdings auf trockener Fahrbahn gut funktioniert, tippe ich persönlich auf das ESP. In Kurven verschlimmert sich dieses Verhalten noch einmal, sodass ich in den wenigen Situationen, wobei eine starke Bremsung in einer Kurve von Nöten war, der Leitplanke gefährlich nah kam.
Das ESP sowie die schlechte Rückmeldung der Lenkung führt dazu, dass das Kurvenverhalten sowie die Wenigkeit nicht besonders ist. Es ist bei weitem auch noch nicht schlecht, aber ich konnte mit anderen Fahrzeugen in dieser Klasse deutlich schnellere Tempi in gleichen Kurvenradien fahren.
Die Beschleunigung war an sich sehr gut, was viel am Motor liegt. Leider verhagelt die kaum regulierende ASR eine Bestbewertung, da insbesondere bei Regen die Reifen sehr schnell durchdrehen. Auch dieses System funktioniert bei anderen Herstellern (auch innerhalb der Gruppe bei Audi) besser. |
Wendekreis: | groß | klein | |
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Beschleunigung: | langsam | schnell | |
Lenkung: | schwammig | direkt | |
Bremsen: | schwach | standfest | |
Fahrverhalten: | unausgeglichen | ausgeglichen | |
Kurvenverhalten: | unsicher | sicher | |
Wendigkeit: | träge | agil |
- + Gute Beschleunigung
- - Schlechte und instabile Bremsen
- - Unsensibel regelndes ESP
- - Schlecht regelnde ASR
Komfort
Die Federung des Fahrzeuges war irgendwo zwischen komfortabel und sportlich eingestellt, wobei die Tendenz eher Richtung komfortabel ging. Dazu wurden allerdings Querfugen zu schlecht weggefedert. Bezüglich der Sportlichkeit des Fahrwerkes, kann bei der Fahrdynamik nachgelesen werden.
Die Sitze vorne waren super bequem wie auch schon vorher beschrieben. Der Fahrersitz war mit einer Massagefunktion ausgestattet, die zwar nur die Lordose von oben nach unten verschob, aber trotzdem einen Mehrwert bot. Auch die Sitzheizung sowie die generelle Klimaanlage erledigten einen guten Job und waren sehr wirkungsvoll. Mittels eigener Programme konnte beispielsweise frische Luft eingebracht werden, was dafür sorgte, dass man auch auf einer langen Fahrt sich noch einmal erfrischt fühlte. Auch auf den hinteren Sitzreihen konnte man sich wohl fühlen, wenn auch die Sitze nicht ganz so komfortabel waren wie vorne.
Entgegen der Premiumansprüche von Volkswagen war der Wagen erstaunlich laut. Insbesondere bei Geschwindigkeiten ab 150 km/h hatte ich das Gefühl im Dacia Duster meines Bruders zu sitzen, der ebenfalls sehr laut wird. Für mich eine völlig überraschende Tatsache, da meine Erwartung völlig gegensätzlich war.
Da kein eigener Punkt zu Sicherheitssysteme und Funktionen vorhanden ist (wieso eigentlich nicht?), packe ich das Ganze mal hier rein, da es in dem Sinne auch mit Komfort zu tun hat:
Das schlimmste ist die fehlende Stauumfahrung, die nur mit einer App funktioniert, die einmal pro Auto genutzt werden kann, also für den zweiten Kunden bei einem Leihwagen (der ich mindestens war) schon nicht mehr. Daneben fallen die Sicherheitssysteme stetig aus, der Travel Assist (eine Kombination aus Abstandstempomat und Spurhalteassistent) versucht einen dauernd insbesondere in Baustellen in die Leitplanke oder den LKW neben einen zu lenken und vergisst öfter mal, dass er Bremsen kann. Dies resultiert in einem lauten Piepen, der einen zum Bremsen auffordert und kurze Zeit später eine Vollbremsung einleitet (nicht zu empfehlen). Auch der Spurhalteassistent an sich fängt in Baustellen dauernd das piepsen an man solle doch in der Mitte der Spur fahren, obwohl man dies exakt tut, und versucht einen in den LKW daneben zu schieben, sofern man ihn eingreifen lassen würde. Der Notbremsassistent löst teilweise aus heiterem Himmel Vollbremsungen aus, die insbesondere die Fahrer hinter einem sofort näher bringen als einem lieb ist.
Die Verarbeitung des Wagens ist VW untypisch eine Katastrophe, die Intuition des Infotainmentsystems schlichtweg nicht vorhanden. Der Computer des Wagens, der alles berechnet, scheint einfach zu langsam zu sein. Navigationseingaben sind zumeist erst nach einer Minute Fahrzeit möglich, die Sprachbedienung teilweise auch erst nach zwei. Letztere funktioniert an sich gut, spinnt aber teilweise dermaßen rum, dass sie keinen einzigen Befehl mehr erkennt. Die Bluetooth Verbindung zum Handy funktioniert nur in einem von zehn Fällen automatisch, sonst muss sie jedes Mal neu aufgebaut werden, was auch super nervig ist und insbesondere beim Fahren stört.
Bleiben wir aber beim Infotainmentsystem, das das meiner Meinung nach absolut schlechteste Feature des Wagens ist, mit dem man aber die meiste Zeit neben dem Fahren verbringt. Die Navigation funktioniert leider nicht wie sie soll. Neben der fehlenden Stauumfahrung (1x Vollsperrung sonst 5-6x in einem normalen Stau, den man hätte umfahren können) ist die Streckenauswahl eine Farce. Nicht nur arbeitet das System zu langsam, um sie zu sehen, und man muss daher erstmal doppelt die Berechnung laden, um überhaupt eine auszuwählen, das Beste ist: Wird einmal die Strecke neu berechnet, dann interessiert das System nicht mehr die zu Beginn ausgewählte Strecke und es fährt wie es will. Das resultierte darin, dass ich extra eine Strecke auswählte, wo erfahrungsgemäß weniger Stau ist (wegen der fehlenden Umfahrung) und wurde dann doch zurück auf die Ursprungsstrecke in den Stau navigiert. Es ist einfach Frustration pur. Gesperrte Straßen können/werden nicht erkannt (werden) [wegen der App], sodass man dort auch völlig aufgeschmissen ist und sich die Umleitung selber suchen muss, da stetig versucht wird einen auf die (gesperrte) Route zurück zu bringen.
Auch mehrere Mitfahrer, die ich einfach mal ohne Vorwissen auf das System los gelassen habe, fanden sich in diesem aufgrund seines komplizierten Aufbaus nicht zurecht. Auch die Bedienung bei schlechten Sichtverhältnissen ist meiner Meinung nach gefährlich. Aufgrund des Wegfalls von Tastern kann die Nebelschlussleuchte oder Frontscheibenheizung nicht mehr erfühlt werden, sodass dort hingeschaut werden muss. Auch das Verändern der Lautstärke oder das Einstellen der Klimatemperatur ist aufgrund einer unbeleuchteten kapazitativen Leiste quasi unmöglich. Ein riesiger Rückschritt zu den Generationen davor und mir ist es schleierhaft wie Testfahrer dies nicht bemängeln konnten. |
Federung (komfortabel): | schlecht abgestimmt | gut abgestimmt | |
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Sitze vorn: | unbequem | bequem | |
Sitze hinten: | unbequem | bequem | |
Innengeräusche: | laut | leise | |
Bedienung: | kompliziert | intuitiv | |
Heizung/Klimatisierung: | schwach | wirkungsvoll |
- + Sehr bequemer Fahrersitz
- + Gut abgestimmtes Fahrwerk
- - Sehr unintuitive Bedienung
- - Sporadisch funktionierende Assistenzsysteme
- - Sehr lange Hochfahrzeit des Systems
Emotion
Insbesondere aufgrund der Sicherheitssysteme und deren Ausfällen und Fehlfunktionen hat das Image von Volkswagen bei mir einen riesigen Riss erhalten. Dies kommt noch zu dem (für mich persönlich) langweiligem Design hinzu. Das Fahrzeug ist im Dunklen von hinten quasi nicht von Passats und Golfs der letzten Generationen zu unterscheiden und hebt sich nicht ab. Auch das Temperament des Fahrzeuges ist absolut kühl. Nichts begeistert dich in dem Auto und wenn es das tut, funktioniert es kurze Zeit später nicht mehr wie es soll. Beispielsweise wäre der Travel Assist eine super Sache, wenn die ACC nicht schon Fahrzeuge in 300 Metern Entfernung als potenzielle Gefahr erkennen würde und noch viel schlimmer: Die Hände am Lenkrad werden nur in einigen wenigen Positionen erkannt, sodass trotz der Hand am Lenkrad dauernd die Fehlermeldung "Hände ans Lenkrad" ertönt. |
Design: | langweilig | attraktiv | |
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Temperament (komfortabel): | ausbaufähig | realisiert | |
Image: | negativ | positiv |
- + Positives Grundimage
- - Langweiliges Design
- - Kaum aufkommendes Temperament
Gesamtfazit zum Test
- - Fehlerhafte Assistenzsysteme
- - Spurhalteassistent lenkt öfters in Richtung von Leitplanken
- - ACC fällt teilweise aus und führt zu Notbremsungen
Sollte man das Infotainmentsystem nie nutzen wollen, man ein Auto nur zum Fahren suchen und Geld keine Rolle spielt, dann kann man den Golf 8 kaufen. Als erstes dann alle Assistenzsysteme abschalten und dann kann man glücklich sein.
Aufgrund der eklatanten Mängel des Systems sowie der oft ausfallenden Assistenzsystem könnte ich dieses Fahrzeug guten Gewissens niemandem empfehlen.
Die Mängel wurden auch an Sixt weitergegeben, wobei allerdings keine Reaktion erfolgte (Ein Teil dieses Berichts kann auch auf den Google Maps Bewertungen bei Sixt Coburg nachgelesen werden). Die noch halbwegs gute Note sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass durch das VW OS, welches auch bei Skoda und Seat nun leider verbaut wird, selbst zwei Sterne geschmeichelt gewesen wären.
Ich werde als Kommentar auch noch einmal einen Leserbrief an Auto Motor Sport anhängen, indem ich deren Artikel "Acht Highlights von Generation 8" durchgehe und mit meinen Erfahrungen quer beschreibe. Auch von dort kam bislang keine Reaktion.
PS: Da als Kommentar dies nicht geht, wird es halt hier angehängt, sorry:
Hier der vesprochene Leserbrief an Auto Motor Sport. Der Artikel ist hier zu finden: https://www.auto-motor-und-sport.de/.../
Hallo Team von Auto Motor Sport,
hier mal ein Leserbrief von mir zu eurem neuesten Artikel über die 8 Highlights vom Golf 8. Da ich das "Glück" hatte, diesen Wagen für einen Monat als Mietwagen von Sixt zur Verfügung zu haben, mal meine Meinung aus meiner Erfahrung, es handelte sich um einen VW Golf in der Ausstattung Style mit dem normalen Fahrwerk, 1,5 l Motor und reichhaltiger Ausstattung (Traffic Assist, Head-Up Display, Pre-Safe u.v.m.). Die unten geschilderten Dinge, habe ich genauso an Sixt selber geschrieben, allerdings keine Reaktion erhalten, eine kürzer gefasste Version, die ich auf Google Maps für die Sixt-Niederlassung in Coburg geschrieben habe, findet sich angehängt.
Schon einmal vorne weg: Ich finde es unglaublich die Leute so um die Nase zu führen bei einigen von Ihnen beschriebenen Punkten.
Bei Punkt 1 und 2 kann ich Ihnen zwar noch zustimmen, aber schon bei Punkt 3 sollte doch zumindest erwähnt werden, dass das standardmäßig verbaute Fahrwerk ein Witz ist. Bei Bremsungen aus hohen Geschwindigkeiten in Kurven schwimmt der Wagen selbst ohne Regen herum, als würde das ESP nicht wissen, welche Bremse es zuerst regeln möchte. Aber gut, sonst geht das wenigstens noch in Ordnung.
Dann kommt allerdings der erste Knaller von euch: Das digitale Cockpit. Klar, dass dies erstmal Fortschritt suggeriert, aber wenn man den Wagen nur über einen kurzen Zeitraum hat, merkt man wie unglaublich verschlimmert die Bedienung geworden ist. Eine Nebelschlussleuchte ohne hinschauen anschalten? Unmöglich. Im dunklen die Temperatur ändern? Glückssache. Auch in diesem Teil kein einziges Wort darüber zu verlieren, dass das System unendlich lang zum Hochfahren braucht (Im Normalfall hat die Navigation erst nach gut einer Minute funktioniert), eine flüssige Bewegung der Karte nicht möglich ist (was schon vor 10 Jahren bemängelt worden wäre) und das System unfassbar unintuitiv gestaltet wurde. Zusätzlich versuche man einem jungen Menschen mal beizubringen, dass er den Sound im Auto nicht wirklich mehr steuern kann, weil es schlichtweg keine Einstellungsmöglichkeiten gibt. Auch das digitale Display an sich ist nicht durchdacht. Schön, dass ich verschiedene Varianten auswählen kann, aber frei konfigurieren kann ich diese nun auch wieder nicht sinnvoll. Gleichzeitig Tacho, Drehzahl und die Navigationskarte sehen? Nö gibts nicht, kauf doch bei unserer Tochterfirma Audi ein. Wenn dann das Navigationssystem nach einer starken Bremsung auf einmal die volle Orientierung verliert und 20 Meter neben der aktuellen Position ist (Hab ich auch noch nie erlebt), fragt man sich, wie so was eigentlich funktionieren kann. Gleichzeitig stellt sich die sonst gut funktionierenden Sprachsteuerung quer und weigert sich irgendwas zu verstehen (kommt so bei 1 von 10 Versuchen, also relativ häufig vor). Das einzige, wo ihr echt Recht habt, ist das Head-Up Display, das ist sehr gut gemacht und funktioniert wunderbar. Im gesamten Rest ist das Infotainmentsystem das schlechteste, was ich jemals kennen lernen durfte.
Punkt 5 lass ich erstmal aus, das ist Geschmackssache, ich finde es sinnlose Geldverschwendung Software zu verbauen, die meistens nie genutzt werden wird, aber gut. Genauso Punkt 6.
Mit Punkt 7 wird dann aber mal wieder der Vogel abgeschossen, ach ja der Travelassist, eine tolle Erfindung die einem helfen soll, aber im Endeffekt nur nervt. Einzig dann ist sie hilfreich, wenn der Golf einen wieder in den Stau gesteckt hat, weil die Stauumfahrung ja nicht serienmäßig verfügbar ist, sondern erst durch ein verbundenes Smartphone funktionieren darf; grandios wenn das nur einmal pro Auto funktioniert und noch grandioser, wenn der Wagen ein Leihwagen ist und man somit dem Stau gnadenlos ausgesetzt ist. Ist das wirklich "innovativ"? Aber auch sonst glänzt die Assistentenarmade, die ich mal mit reinpacke in den Bereich des Travel Assist. ACC (in Kombi mit dem Front Assist) und Spurhalteassistent (mehr ist das ja nicht) schaffen es perfekt wie ein Uhrwerk, dass eines von diesen auf jeder 5ten Fahrt keine Lust mehr hat und einen mit Fehlermeldungen zumüllt. Insbesondere der Front Assist schafft es bei Nebel sich ständig an und auszuschalten, was darin resultiert, dass ich bei meiner denkbarsten Fahrt mit der Person mit der ich telefonierte innerhalb von 30 Minuten Fahrzeit über 20 Fehlermeldungen mittels eines "Pings" zu erhalten. Aber auch wenn er denn mal funktioniert mögen sich der Front Assist und die ACC anscheinend so sehr, dass die ACC dauernd meint, dass sie den Wagen vor einem nicht erkennt, der Front Assist aber sehr wohl bemerkt, dass dort ein Fahrzeug ist und mittels eines schrillen Alarms die Notbremsung ausgelöst wird. Ich war nur froh, dass ich fast zu keiner Zeit einen Beifahrer hatte, der dauern Herzinfarkte bekam. Auch auf der Autobahn keine Sicht nach Fehlerlosigkeit der ACC. Halbwegs vernünftig funktionieren tut sie nur im Modus "Sport" (so wird der Wagen in Werkseinstellungen tatsächlich ausgeliefert) und in allen anderen Modi geht sie bei 130 km/h schon in 200-300 Metern vor anderen Fahrzeugen vom Gas, sofern man nicht mittels eines Gasimpulses dies überdrückt oder alternativ die linke Spur gleich schon im vorauseilenden Gehorsam blockiert. Das ganze übrigens in der nahesten Stufe der ACC, die weiteren hab ich nur im Stau angestellt, da ansonsten die 200-300 Meter gefühlt noch überschritten wurde (wobei man sich da fragt, wie weit die Kamera tatsächlich nach vorne schaut). Der absolute Wahnsinn geschieht dann aber in Baustellen mithilfe des Spurhalteassisten. Dieser geistert immer und immer wieder Linien hinterher, welche nicht existieren, und das nicht nur in Baustellen. So dürfte meinem Hintermann, um Karlsruhe herum in Erinnerung geblieben sein, wie der neue Golf vor ihm in einer lang gezogenen Linkskurve auf einmal stark nach links lenkte und ich so gerade den Aufprall auf die Leitplanke verhindern konnte. In Baustellen aber geht es dann komplett ab: Dauernd versucht das System einen in die LKWs neben sich zu drücken und wenn man dann den Wagen davon abhält dies zu tun, wird mittels eines "Bitte in der Mitte der Fahrspur fahren" plus nervtötendes Piepen darauf aufmerksam gemacht, man solle doch nicht dem System die Macht entreißen. Auszuschalten ist dieses Piepen im Übrigen nicht und so zieht man irgendwann entnervt kurz auf die Nebenspur, um den Timer neu zu starten. So viel zu dem "tollen" Travel Assist, den ihr so hoch lobt, da können auch die gut integrierten Totwinkelassisten nichts mehr gut machen.
Zu Punkt 8 kann ich nichts sagen, ich hatte nur die normalen Xenonleuchten, die okay waren. Allerdings meinte der Fernlichtassisten auf teilweise belebten Autobahnen mit drei Fahrzeugen in einiger Entfernung nebeneinander, dass er das Fernlicht einschalten könnte. Auch LKWs mit etwas dunklerer Beleuchtung wurden nahezu nie erkannt und das Fernlicht eingeschaltet. Die Gegenbahn mal sowieso nicht, aber das ist ja bei den Fernlichtassistenten leider normal.
Die oben beschriebenen Probleme könnte man jetzt mit einem Einzelfall beschreiben, der nur bei dem einen Fahrzeug auftritt. Man kann sich aber auch mal unter den Werbeposts vom neuen Golf oder aber vom neuen Skoda Octavia (der dasselbe OS nutzt, genauso wie der Seat Leon, wobei bei Skoda die Käufer da deutlich mehr hinterher zu sein scheinen) bei Facebook die Meinung selber durchlesen, wo etliche Personen genau diese Probleme haben.
Sie können diesen Leserbrief gerne auch irgendwo abdrucken und Teile meines geschriebenen Wortes in ihre Artikel verbauen, wie sie wollen, mich würde nur eine kurze Info darüber per E-Mail freuen, damit ich die Reaktion ihrerseits beziehungsweise den Bezug mir auch durchlesen kann. Im folgenden noch meine Bewertung bei Sixt, wie oben versprochen:
"Der Service an sich verlief super. Nette Person bei der Abholung, leider allerdings keine Einweisung in das Auto, was bitter nötig gewesen wäre, siehe im folgenden.
Die Idee einen Golf 8 als Fahrzeug zu nutzen ist eine Katastrophe. Das schlimmste ist die fehlende Stauumfahrung, die nur mit einer App funktioniert, die einmal pro Auto genutzt werden kann, also für den zweiten Kunden schon nicht mehr. Daneben fallen die Sicherheitssysteme stetig aus, der Travel Assist (eine Kombination aus Abstandstempomat und Spurhalteassistent) versucht einen dauernd insbesondere in Baustellen in die Leitplanke oder den LKW neben einen zu lenken und vergisst öfter mal, dass er Bremsen kann. Dies resultiert in einem lauten Piepen, der einen zum Bremsen auffordert und kurze Zeit später eine Vollbremsung einleitet (nicht zu empfehlen). Auch der Spurhalteassistent an sich fängt in Baustellen dauernd das piepsen an man solle doch in der Mitte der Spur fahren, obwohl man dies exakt tut, und versucht einen in den LKW daneben zu schieben, sofern man ihn eingreifen lassen würde. Der Notbremsassistent hat teilweise aus heiterem Himmel Vollbremsungen, die insbesondere die Fahrer hinter einem sofort näher bringen als einem lieb ist.
Die Verarbeitung des Wagens ist VW untypisch eine Katastrophe, die Intuition des Infotainmentsystems nicht vorhanden. Der Computer des Wagens, der alles berechnet ist einfach zu langsam, Navigationseingaben sind zumeist erst nach einer Minute Fahrzeit möglich, die Sprachbedienung teilweise auch erst nach zwei. Letztere funktioniert an sich gut spinnt aber teilweise dermaßen rum, dass sie einfach gar nichts mehr erkennt. Die Bluetooth Verbindung zum Handy funktioniert in einem von zehn Fällen automatisch, sonst muss sie jedes Mal neu aufgebaut werden, auch super nervig.
Bleiben wir Beim Infotainmentsystem, das absolut schlechteste Feature des Wagens mit dem man aber die meiste Zeit verbringt neben Fahren. Navigation funktioniert nicht wie sie soll. Neben der fehlenden Stauumfahrung (1x Vollsperrung sonst 5-6x in nem normalen Stau, den man hätte umfahren können) ist die Streckenauswahl eine Farce. Nicht nur arbeitet das System zu langsam um sie zu sehen und man daher erst mal doppelt diese laden muss, um überhaupt eine auszuwählen, das Beste ist: Wird einmal neu berechnet, dann interessiert das System gar nichts mehr der ausgewählten Strecke und es fährt wie es will. Das resultierte darin, dass ich extra eine Strecke auswählte, wo erfahrungsgemäß weniger Stau ist (wegen der fehlenden Umfahrung) und wurde dann doch zurück auf die Ursprungsstrecke in den Stau navigiert. Es ist einfach Frustration pur. Gesperrte Straßen können/werden nicht erkannt (werden) [wegen der App], sodass man dort auch völlig aufgeschmissen ist und sich die Umleitung selber suchen muss, da stetig versucht wird einen auf die Route zurück zu bringen (die ja gesperrt ist).
Das Fahrverhalten des Wagens ist okay, die Bremsen in Kurven bei hohen Geschwindigkeiten sind es nicht. Man hat jedes Mal das Gefühl, der Wagen beginnt jede Minute das Schleudern. Spritverbrauch bei 130 km/h liegt bei sehr guten 5,8 L/Super E10. Motor fährt sich gut. Manuelles Getriebe war gewünscht, verhält sich mit der ACC allerdings nicht ganz so fein, aber daran bin ich in Dem Sinne selber Schuld.
Der Wagen wurde für mich über einen Monat geliehen durch meine Firma, daher hab ich ihn nicht zurückgegeben, als Privatperson wäre er nach zwei Tagen wieder bei Sixt gewesen.
Also Rat: Wenn ihr einen Golf 8, Seat Leon (neueste Generation) oder Skoda Octavia (neueste Generation) bekommt (die bauen alle auf dem oben beschriebenen VW System auf und die Erfahrungen von Nutzern sind identisch zu meinen), dann verlangt sofort ein anderes Auto. Ein Focus mag zwar nicht mit so vielen Features versehen sein, aber der bringt euch ans Ziel ohne dass ihr euch jeden Tag über das Auto ärgert.
Den zweiten Stern habt ihr nur wegen eurer Mitarbeiterin dort bekommen, der Wagen selber hat keinen einzigen verdient, so viel wie ich mich den letzten Monat über diesen Wagen geärgert habe."
Vielen Dank fürs Durchlesen, ich habe im ersten Moment beim Lesen ihres Berichtes gedacht, Sie haben einen Vertrag mit VW und wollen die momentan nicht so guten Absatzzahlen ankurbeln, denn auf der Straße sieht man den neuen Golf bislang fast nur als Leihwagen oder Fahrschulauto.
Mit freundlichen Grüßen
Steffen
Stand heute (30.12.2020): Keine Reaktion seitens AMS
Thu Feb 18 23:23:41 CET 2021 | Audilette
Wahnsinn! Mein Respekt für die Bewertung. AMS kann und wird sich nicht melden. Die Reaktion des VW-Konzerns wäre für jede deutsche Autoredaktion äusserst schwierig. Da hängt einfach zuviel Werbetat dran.
Wenn ich mal einen ohnehin seltenen 8er in freier Wildbahn sehe, dann bekomme ich immer Augenkrebs. Ich verstehe nicht wie eine solch misslungene Front bei den Exterieur-Designern durchgehen konnte. Das Interieur toppt das nochmal deutlich. Und dann noch der Software-Wahnsinn. Was ist den bei VW los?
Sun Aug 29 16:27:38 CEST 2021 | PeerTheer
"Zu Punkt 8 kann ich nichts sagen, ich hatte nur die normalen Xenonleuchten, die okay waren"....
Wenn Dein Golf wirklich Xenon Leuchten hatte, möchte ich wissen, was für ein Sondermodell das war.
JEDER Golf 8 hat LEDs verbaut. Die gibt es in 3 Stufen. LED, LED Plus und IQ Light
Was ist noch alles falsch an Deinen Aussagen? Bist Du ein Mitarbeiter von einem "Marktbegleiter"? ;-)
Es kommt mir fast so vor...