VW Passat 32b 1.8 Variant syncro Test

Seit April 2018 gehört das Fahrzeug zu meinem privaten Fuhrpark und wird ganz normal im Alltag eingesetzt, ohne dabei natürlich das notwendige Maß an Pflege, Wartung und Erhaltungsmaßnahmen zu vernachlässigen.

Die Erinnerungen an den Passat Variant 32b reichen weit in meine Kindheit zurück: Bereits mein Vater besaß von 1982-86 einen 5-Zylindrigen Variant CL 5 der ersten Serie, mit 115 PS und in lhasametallic, den er seinerzeit als Neuwagen bestellt hatte und auf dessen Rückbank ich quasi aufwuchs.

Auch viele andere Leute aus meinem persönlichen Umfeld besaßen in den 80er und 90er Jahren den Passat 32b, so dass schon immer ein starker persönlicher Bezug zu diesem Modell vorhanden war und somit auch klar war, dass irgendwann wieder einer vor der Tür stehen würde.

Meinen Variant nun habe ich über private Connections im April 2018 mit frischem, mängelfreien TÜV von einem VW-Sammler-/Fan erworben und zwar für humane 1750,- Euro. Bei meinem Fahrzeug handelt es sich um eines der letzten Modelle (2.Serie) vor dem Wechsel zum Nachfolger 35i, Erstzugelassen im Dezember 1987.

Das besondere: Es handelt sich um eine Syncro-Allradversion, ausgestattet mit dem unverwüstlichen 1,8l-JN-Motor (4 Zylinder, 66kW / 90 PS), welcher über die extrem robuste KE-Jetronic und einen bereits geregelten Katalysator ab Werk verfügt.

Der Wagen wurde viele Jahre in Niederbayern als reines Winterfahrzeug benutzt und besitzt trotzdessen einen überraschend guten, in der Substanz kerngesunden Gesamtzustand ohne größere Rostmalaisen an Karosserie, Schwellern, Fahrwerk oder tragenden Teilen. Bislang ist das Auto tatsächlich nachweislich ungeschweißt !

Lediglich die beiden linken Türen haben leichte Rostansätze in den Ecken, was eine typische Passat-Marotte ist.

Zur Ausstattung: Farbe Tornadorot (LY3D), Sportsitze, Fahrersitz höhenverstellbar, 5-Gang manuell, Heckwischer, Servolenkung, Zentralverriegelung, Colorglas, 2 manuell von innen einstellb.Aussenspiegel, Allradantrieb, Kopfstützen vorne und hinten,

geteilt umlegbare Rücksitzlehne, Dachreling, Drehzahlmesser, manuelles Stahl-Hub-/Schiebedach, orig., AVUS-Leichtmetallräder, Radio/CD (nicht original), Anhängerkupplung, G-Kat

Erneuert (noch vom Vorbesitzer in 2017/18): Bremsen komplett vorne & hinten, Zahnriemen, Auspuffanlage komplett, Batterie, TÜV/AU, sämtliche Flüssigkeiten

Ich selber mußte inzwischen auch die Spritpumpe und ein kaputtes Relais ersetzen.

Das Platzangebot im Innenraum ist völlig ausreichend und durchaus anständig bemessen, wobei man natürlich nicht vergessen sollte, dass der auf dem Audi 80 basierende Passat 32b noch ein ganzes Stück schmaler, kürzer und somit auch kompakter als etwa sein Nachfolger 35i oder gar ein heutiger Passat ist. Mittelklasse vor 35 oder 40 Jahren bedeutete eben was anderes als Mittelklasse heute.

In diesem Sinne ist das Platzangebot zwar nicht fürstlich - vor allem der Knieraum auf den Rücksitzen ist jetzt nicht gerade extrem üppig - aber dennoch durchaus als von gutem Nutzwert und somit als absolut familientauglich zu bezeichnen.

Speziell der Kofferraum bietet naturgemäß seiner Bestimmung entsprechend viel Platz (anders als heutige sogennante Lifestyle-Kombis...), der sich durch die geteilt umlegbare Rücksitzlehne noch beträchtlich erweitern läßt.

Durch die klaren, eckigen Karosseriekonturen und die großen Fensterflächen ist der Wagen sehr übersichtlich und jede Ecke des Autos ist gut einseh-bzw. abschätzbar, was natürlich enorm beim Einparken hilft und ein großer Unterschied zu den formal völlig vermurksten Schüsseln von heute ist, die ohne Einparkassistenten gleich gar nicht mehr auskommen. Auf solche Peinlichkeiten kann der 32b-Fahrer, süffisant lächelnd, getrost verzichten.

Der Qualitätseindruck ist klasse. Die Kunststoffe sind in der Materialbeschaffenheit hochwertig, gut verarbeitet, langlebig und pflegeleicht. Da klappert nix und mein Armaturenbrett ist sogar bis heute frei von Rissen !

Auch die Bezugsstoffe der Sitze und Türverkleidungen sind robust und haltbar, wobei zumindest der Fahrersitz meines 32b allerdings an der linken Wange aufgescheuert ist - aber das kennt man nach so einer langen und intensiven Nutzungsdauer von vielen Fahrzeugen, sogar von Mercedes !

Jetzt im Alter brechen durch Materialermüdung allerdings hier und da Hartkunstoffteile (in meinem Falle der Innenverriegelungsknopf der Beifahrertür und die Fensterkurbel hinten rechts), aber das ist nach so langer Lebensdauer aus meiner Sicht verzeihbar und läßt sich ja auch problemlos wieder reparieren und instandsetzen.

Die Karosserie selbst wirkt ebenfalls solide und sauber verarbeitet. Zwar nicht direkt was für Spaltmaßfetischisten, aber wir reden hier vom Stand der Produktion in den 80er Jahren, nicht von heutigen Möglichkeiten.

Der Wagen kommt vor allem in den unteren Gängen flott in die Hufe, die Lenkung (mit Servounterstützung) ist angenehm leichtgängig und durchaus präzise, vermittelt allerdings gelegentlich etwas wenig Fahrbahnkontakt.

Das Fahrverhalten ist auch aus heutiger Sicht trotz der insgesamt eher weichen, komfortbetonten Auslegung narrensicher und frei von unliebsamen Überraschungen, der Grenzbereich ist hoch. Der Wagen fährt sich durchweg angenehm.

Die Bremsen erfordern etwas kräftigeren Pedaldruck, sind aber sicher und absolut standfest. ABS hat der Wagen keines. Der Wendekreis ist nicht wirklich klein, aber gemessen am Fahrzeugformat erwartungsgemäß.

Ich fand das schlichte, zweckmäßige "Niedersachsen"-Design von VW aus den 70er-90er Jahren immer schon gelungen. Der 32b Variant macht da keine Ausnahme. Kein Schnickschnack, keine willkürlich ins Blech gebratenen "Emotionen", was immer sich die heutigen Designer darunter vorstellen.

Klare Linien, gute Proportionen und daraus folgend eine Eleganz, die ihre Ästhetik aus der Schlichtheit der Form bezieht, die einer klar definierten Funktion folgt. So sollte gutes Design einfach immer sein, leider ist das heutzutage fast überall in Vergessenheit geraten.

Gerade den 32b Variant fand ich immer schon sehr angenehm fürs Auge gestaltet und somit durchaus auch hübsch.

Zumal er in vielen Details noch an den Vorgänger Typ 32/33 erinnert und eigentlich nur etwas größer und eine Spur gefälliger wurde als dieser. Aber die Grundform ist noch klar erkennbar in den mittleren bis späten 70er Jahren verwurzelt. Ein gestalterisch sicherlich unspektakulärer, aber dennoch durch und durch erfreulicher Anblick, der dem Auge wohltut.

Ebenso ist das kantige Cockpit für mein Empfinden ansehnlich und wohlgeraten.

Auch durch den anfangs erwähnten persönlichen Bezug weckt so ein 32b bei mir viel mehr Emotionen, als etwa irgendein Porsche oder Lamborghini und ich finde es sehr schade, dass dieses einst millionenfach gebaute und verkaufte Alltagsfahrzeug heute nur noch so selten auf den Straßen zu sehen ist. Genau deswegen mußte ich auch einen retten, bevor es endgültig zu spät ist.

Und: Man fällt auf Youngtimertreffen oder auch so auf der Straße inzwischen auf mit dem Wagen, aber durchweg positiv. Ich erlebe immer wieder sehr nette und begeisterte Reaktionen anderer Menschen. :-)