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VW Phaeton 3D 4.2 V8 4Motion Test

19.10.2018 18:57    |   Bericht erstellt von mike95

Testfahrzeug VW Phaeton 3D 4.2 V8 4Motion
Leistung 334 PS / 246 Kw
Hubraum 4172
HSN 0603
TSN 710
Aufbauart Limousine
Kilometerstand 139000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 12/2010
Nutzungssituation Dienstwagen
Testdauer mehr als 3 Jahre
Gesamtnote von mike95 4.0 von 5
weitere Tests zu VW Phaeton 3D anzeigen Gesamtwertung VW Phaeton 3D (seit 2002) 4.0 von 5
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Einleitung

Ehem. Listenpreis des Fahrzeugs: 149.000 €

 

Der VW Phaeton, Piech´s Anwort für die Oberklasse. Hier wurde an nichts gespart.

 

Das Fahrzeug wurde ausführlich in allen Situationen auf einer Strecke von rund 80 tkm gefahren (mit LPG!).

Karosserie

4.5 von 5

Die Urform des erstmals 1999 auf der IAA vorgestellten Phaeten hat sich bis auf wenige Modellpflegen (GP0-GP4) vorwiegend and Front und Heck bis 2016 nicht verändert. Die Karosserie hat eine zeitlose Eleganz, Design-Langlebigkeit und verkörpert echtes Understatement.

 

Die Korrosionsprobleme (Stahl/Alu) an den Fensterschachtleisten ist nie wirklich von VW gelöst worden und zieht sich über alle Baujahre hindurch. Beim Gebrauchtwagenkauf daher auf Blasen achten (Technische Produktinformation 2022690/4 von VW zur Behebung). Die Instandsetzung geht von Neulackierung bis hin zum Austausch der Türen.

 

Die Karosserie ist mit sehr vielen Dichtungen versehen, die einer gewissen Pflege/Reinigung bedürfen.

 

In der Langversion ist der Blick zur Seite durch die breite B-Säule und C-Säule etwas eingeschränkt.

Galerie
Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + zeitloses Design
  • + erstklassige Verarbeitung bis ins Detail
  • + sehr stabiler, fast verwindungsfreier Karosserieaufbau
  • + hochwertigste Materialien
  • - hohe Kosten bei Unfall-Reparaturen
  • - hohe Ersatzteilpreise
  • - Korrosionsgefahr an Fensterschachtleisten

Antrieb

4.0 von 5

Mit dem 4.2l V8 Motor eine ideale Motorisierung, die zum Auftreten des Fahrzeuges passt. In der Stadt ziemlich durstig, aber auf der Autobahn mit 10-11 Litern zu fahren. Dank des 90 Liter Tanks ist die Reichweite angemessen. Man bedenke das hohe Eigengewicht von fast 2.5 Tonnen. Wem die Treibstoffkosten zu hoch sind, kann den V8 sehr gut auf LPG umrüsten und fährt dadurch sogar günstiger als das Diesel-Modell. Der Allradantrieb gewährleistet immer Vortrieb bei jedem Wetter.

 

Die Radlager haben sich beim Phaeton als Problemzone herausgestellt. Hier beim Gebrauchtwagenkauf besonders drauf achten. Am besten mit voll eingeschlagender Lenkung im Schritttempo fahren und auf Knackgeräusche an der Vorderachse achten (Fenster dabei öffnen).

 

Der Motor selbst ist sehr robust und unauffällig. Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß unabhängig vom Alter alle 120 tkm der Zahnriemen zu wechseln ist. in VW-Vertragswerkstätten fallen dabei recht hohe Kosten an (ab 1.500,- aufwärts).

 

Wichtig ist regelmäßig gutes Motoröl. Empfehlenswert sind Intervalle von 15-20 tkm einzuhalten, da es eine Problemzone gibt: Die Spanner/Versteller der Nockenwellensteuerung. Hier erfolgt die Steuerung über kurze Ketten und nicht über den Zahnriemen. Hier sollte man beim Gebrauchtwagenkauf unbedingt drauf achten und das bei kaltem Motor prüfen. Hört man mehrere Sekunden leichtes rasseln, so sind die Spanner/Versteller defekt und müssen getauscht werden, um einen Motorschaden zu verhindern. Grund: Die Spanner/Versteller arbeiten mit Öldruck, deren Druckzylinder an Dichtigkeit verlieren können.

 

Die Stromversorgung gehört zwar nicht unbedingt zum Antrieb, möchte jedoch darauf hinweisen, dass der Phaeton auf guten Zustand der Batterien angewiesen ist. Es gibt eine große AGM-Bordbatterie und eine kleinere Starterbatterie (je nach Fahrzeugmodell). Durch schlechten Zustand der AGM-Batterie kann es zu den unsinnigsten Fehlern in der Board-Elektronik kommen. 5-6 Jahre alte AGM-Batterien sollte man daher austauschen (Wechsel etwas aufwendig! Reihenfolge beachten).

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Verbrauch auf Autobahn und Langstrecke angemessen
  • + Unaufdringlicher V8 Sound
  • + Angenehm schaltendes Wandlergetriebe
  • + Allrad serienmäßig
  • + LPG-Umrüstung unproblematisch
  • - Hoher Verbrauch im Stadtverkehr > 16 Liter
  • - Gelegentlich Probleme mit Radlagern

Fahrdynamik

4.0 von 5

Ein Phaeton rollt und rollt und rollt. Durch die Größe und dem langen Radstand nicht in jedem Parkhaus zuhause. Enge Parkhäuser meiden. Als Reiselimousine auf langen Autobahn-Strecken fast unschlagbar. Selbst aktuelle S-Klasse oder A8 kommt da nicht ran.

 

Auch bei hohen Geschwindigkeiten > 250 km/h hat man keine Schweißperlen auf der Stirn oder empfindet Streß.

 

Der Motor ist manchmal durchzugsschwach, wenn man aus dem Drehzahlkeller heraus beschleunigt. Ein Saugmotor ist eben auf Drehzahl angewiesen, daher frühzeitig bei der Automatik eingreifen.

 

Die Bremsen wurden gelegentlich von unerfahrenen Autotestern aus Rundfunk und Presse bemängelt: Leute, eine Limousine darf nicht wie ein Sportwagen zupacken, dass es einem aus dem Sitz haut. Hier ist eine gleichmäßige und dennoch sehr wirksame Verzögerung gefordert.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Extrem gutes Geradeaus-Fahrverhalten
  • + Luftfahrwerk sehr komfortabel, kann aber auch sportlich
  • + Sehr sicheres Fahrverhalten jenseits der 200 km/h-Marke
  • + Sehr gutes Bremsverhalten, trotz hoher Masse
  • - Als Langversion großer Wendekreis

Komfort

4.5 von 5

Der Komfort dieses Fahrzeug ist einfach phantastisch. Hohe Masse, gepaart mit langem Radstand und Luftfederung sind ein Garant für ermüdungsfreies Fahren auf vielen km am Stück. Dazu kommt die defakto Abkoppelung von der Aussenwelt durch hohe Dämmung. Selbst die Scheiben gibt es in schallgedämmter Ausführung (wie beim Testwagen). Die Klimaanlage sucht seines Gleichen. Sie arbeitet indirekt und zugfrei. Das Dynaudio Temptation Audiosystem verwandelt den Wagen in einen rollenden Konzertsaal, dass auch Hifi-Puristen ein Lächeln ins Gesicht treibt.

 

Rechnet man Kameras, Navigation und Entertaiment mit zum Komfort, so sind die langen Ladezeiten gewöhnungsbedürftig. Die Rückfahrkamera kann gut und gerne mal 30 sec. benötigen, bis ein Bild im Display angezeigt wird. Deswegen reicht es nicht für einen vollen 5. Stern.

Testkriterien
Federung (einstellbar): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Klimatisierung setzt Maßstäbe in der Oberklasse
  • + sehr gut abgestimmes Luftfahrwerk
  • + hohe Sitzergonomie
  • + erstklassige Audio-Anlage (Dynaudio Temptation)
  • - Zeit bis Bereitschaft der Rückfahrkamera nicht mehr zeitgemäß
  • - Ladezeit des Navigationssystems nicht mehr zeitgemäß

Emotion

4.5 von 5

Emotionen bekommen viele Menschen bei diesem "großen Passat" nicht, obwohl er mit einem Passat rein garnichts gemeinsam hat. Steckt doch soviel Technik aus dem Bentley Flying Spur unter dem VW-Kleid. Emotionen kommen dann, wenn man ein solches Auto gefahren hat, nicht selten Liebe auf dem 2. Blick. Kein Protzer, kein Prolet, zurückhaltender V8, eben ein Auto mit Stil und nichts für Drängler mit Ellenbogen-Mentalität.

 

Die erstklassige Verarbeitung auch im Innenraum ist sonst nur in der Luxusklasse anzutreffen. Viele Teile sind aus massiven Materialen, schaut man sich alleine den automatischen Schließmechanismus des Kofferraums an: Hier wurde nicht gekleckert sondern geklotzt. Manko: Das Fahrzeug ist trotz Verwendung von Alumnium und Kunststoffkarosserieteilen (Kotflügel) sehr schwer.

Galerie
Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Zeitloses Design
  • + Auf Komfort ausgelegt
  • + Geheimtipp!
  • - Falsches Markenzeichen an Front und Heck
  • - Durch fehlendes Image hoher Werverlust

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 400-500 Euro
Verbrauch auf 100 km über 10 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 500-700 Euro
Gebrauchtwagengarantie 12 Monate
Werkstattkosten pro Jahr 200-500 Euro
Versicherungsregion (PLZ) 41379
Haftpflicht 400-500 Euro (35%)
Vollkasko 1.000-1.500 Euro 35%
Außerplanmäßige Reparaturkosten Elektrik/Elektronik - Batterie (250 €)

Gesamtfazit zum Test

  • + Günstige Gebrauchtwagenpreise für junge Modelle
  • + Viel Auto für´s Geld
  • - Kleines Angebot an guten - sehr guten V8-Exemplaren
Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Einfach die geniale Oberklassen-Reiselimousine mit Understatement. Er ist nicht mehr der absolute Technik- und Fahrassistenz-King, aber manchmal kann weniger viel mehr sein. Der letzte große Schritt wurde beim GP3 (ab 2010) vollzogen.

 

Wer auf Material, Verarbeitung und Zeitlosigkeit Wert legt, wer statusfrei ist, findet sicher am Phaeten Gefallen. Nur echte Automobilisten kennen die wahren Vorzüge dieses Piech-Babys.

 

Langstreckenfahrer sollten wirklich überlegen, ob man statt einer neuen Mittelklassekutsche sich lieber zum gleichen Preis einen jungen, gebrauchten Phaeton zulegt.

 

Mit einem Budget ab etwa 20-25 TEUR gibt es schöne Exemplare mit moderaten bis niedrigen km-Ständen, ohne Wartungsstaus und üppiger Ausstattung.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Für die Unterhaltung eines solchen Fahrzeuges sollte man das nötige Kleingeld zurücklegen, zumindest wenn man zu VW in den Service fährt (Achtung: Phaeton-Zuschlag!).

 

Kaum eine VW-Werkstatt ist in der Lage, dieses Fahrzeug fach- und sachgerecht zu reparieren und ist nicht selten überfordert. Mittlerweile gibt es aber einige eingefleischte Spezialisten unter den freien Werkstätten, die das nötige Know-How haben.

 

Man sollte sich nicht von den günstigen Gebrauchtwagenpreisen am Markt blenden lassen. Phaeton-Modelle in schlechtem Wartungszustand können schnell zur Kostenfalle werden.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 2

Sat Dec 10 16:42:04 CET 2022    |    Giep

Danke für die klaren und umfassenden Erklärungen und Beschreibungen! An meisten bin Ich gespannt eine geeignete Werkstatt zu finden ohne Phaeton-Zuschlag :-)

Sat Aug 19 11:44:37 CEST 2023    |    Le_Gros

Ein Fahrzeug für die Seele, nur fliegen wäre evtl. schöner.

Die Beschreibung von Mike95 ist genau richtig und vollständig.

Testdauer bei mir sind 7Jahre.

Ich hätte noch Einen.