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VW T3 Campingbus 1.6 D Test

31.07.2011 22:56    |   Bericht erstellt von papajan

Testfahrzeug VW T3 Kombi (253) 1.6 D
Leistung 50 PS / 37 Kw
Hubraum 1570
HSN 0600
TSN 532
Aufbauart Van
Kilometerstand 266700 km
Getriebeart Handschaltung
Erstzulassung 9/1982
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer mehr als 5 Jahre
Gesamtnote von papajan 4.0 von 5
weitere Tests zu VW T3 Kombi (253) anzeigen Gesamtwertung VW T3 Kombi (253) (1979 - 1992) 3.5 von 5
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Einleitung

Testbericht ist von 2011 - im Herbst 2014 wurde er aktualisiert.

Habe den Bus seit 2003. Es ist ein Campingbus mit Hochdach, kostete bis 2011 260€ Steuer als Womo. SK-Kat wurde 2006 nachgerüstet, daher Euro3, GELBE Feinstaubplakette. Die Nachrüstung mit dem SK Kat ist aber seit einiger Zeit schwierig geworden, wer das machen möchte, sollte sich sehr genau erkundigen - gelb ist auch out, grün geht auch bei SK, kostet aber noch mehr.

Seit 09/2014 hat der Bus das H-Kennzeichen mit 191€ Jahressteuer. Vorher wurden umfangreiche Überholungs- und Schweißarbeiten durchgeführt.

Ich fahre ca 9000 km im Jahr, meist Stadtverkehr. Tachostand ist 266700 (09/2014). Kann sein, dass er auch 100000 km mehr drauf hat, weil der Tacho 5-stellig ist und es viele Verschleißreparaturen gab/gibt.

Die kompletten Fahrzeugkosten betrugen im Zeitraum 2003-2011 0,23€ pro km. Reparaturen mache ich fast alle selbst, meine Arbeitszeit ist da also nicht eingerechnet, genau so wenig wie die Überholungsarbeiten der letzten 3 Jahre.

Galerie

Karosserie

5.0 von 5

Das Platzangebot ist super, die Rundumsicht ebenfalls. In diesen Camper passen innen noch locker 2 Fahrräder rein. Sperrige Balken, Matratzen oder ähnliches - keine Transportprobleme. Man gewöhnt sich daran und muss umdenken, wenn man umständehalber einen kleineren PKW fährt...

Die Karosserie ist sehr stabil und toll verarbeitet. Das Blech ist unglaublich dick. Aber alles von 1982. Der Bus hatte also die klassischen Roststellen.

Den Fugenrost hatte ich 8 Jahre lang alle 2 Jahre immer wieder bekämpft, dann war klar, dass eine echte Überholung Not tut. Es gabt in beiden Holmen Rostlöcher in Höhe von B und C Säule (Wagenheber-Aufnahmen). Beide Radhäuser hinten waren durch. Die hinteren Federaufnahmen auf den Hinterachsschwingen waren fast komplett wegoxidiert, die Kühlerrohre stark rostbefallen. Beide Einstiege, der Bereich um die Sicherheitsgurtschrauben vorne und die Bereiche hinter der Tankentlüftung hatten Rostlöcher. Die Schiebetüre war im unteren Bereich durch, ebenso die Front über der Stoßstange und der Frontscheiben-Rahmen.

Außerdem waren die Gummis der Achslagerung, Zugstreben und Lenkung größtenteils verschlissen und eine weitere aufwändige Baustelle.

 

2011 wurde der Bus abgemeldet, um die Arbeiten durchzuführen. Daher auch die Fotos über die Durchrostungen links. Rechts sah es mindestens genau so übel aus. Es gab extrem viel verborgenen Rost. Der Umfang der Arbeiten, die im Freien unter einer Plane stattfanden, überstieg bei weitem meine Erwartungen. Alle entrosteten Stellen und eingeschweißten Bleche habe ich nach Möglichkeit anschließend mit einer dicken Schicht Hohlraumversiegelung versehen. Die Innenseite der Bleche habe ich komplett mit Extrem-Isolator ausgekleidet und (Wichtig) mit Folie eine Dampfsperre davor gezogen, dass sich kein Kondenswasser mehr bilden kann. Damit hoffe ich den von innen kommenden Rost gut bekämpft zu haben.

Der Tank wurde überholt, die Wasserrohre ersetzt, die Vorderachse überholt, dann die Vorlackierung mit 2x BrantoKorrux nitrofest, danach die 2-Farben-Originallackierung mit KS-Dunni und anschließendem Klarlack. Nach 3 Jahren ist der Bus endlich fertig, die Arbeiten sind gut geworden, aber ich würde es trotzdem nicht als eine echte Restaurierung bezeichnen - eher als eine umfangreiche Entrostung mit anschließender Lackierung. Für das H-Kennzeichen hat es allemal gereicht. Aber nochmal würde ich mir das ganze nicht zumuten!

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + Sehr viel Platz, stabile Karosse (gute Werte bei Chrashtests - Damals!)
  • - Durchrostungen, Fugenrost

Antrieb

2.5 von 5

Hochdach-Camper: Der T3 Bus ist mit dem 50PS Dieselmotor absolut untermotorisiert und so lahm, dass man auf der Autobahn schon an geringeren Steigungen bei anderen Verkehrsteilnehmern für große Aggressionen sorgt. Die Maschine dreht bei 100km/h ca 4500 U/Min. Daher ist Tempo 90 angesagt. Öltemperatur ist dann max. 110 Grad.

 

Wenn man die kalte Maschine ruhig warmfährt und sich auf 90 als Höchstgeschwindigkeit beschränkt, halten die kleinen Motoren überraschend lang. Tritt man sie, ist bald Schluss...

 

Mein nächster Bulli wäre mindestens ein Turbodiesel - sicherheitshalber mit Ölkühler.

Update: 2020 habe ich einen JX Motor mit passendem 4-Gang Getriebe eingebaut. Der Bus ist dadurch deutlich leiser, denn jetzt sind das noch etwa 3200 U/Min bei Tempo 90. Einen Ölkühler habe ich weggelassen. Neu ist allerdings der Wasserkühler vorne. Das hat sich sehr positiv ausgewirkt, die Temperatur ging bisher nie über 115°. Dennoch muss sich der Bus am Berg gelegentlich ganz schön quälen - vielleicht auch wegen des 4 Gang-Getriebes.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Spritverbrauch
  • - Lahm und laut

Fahrdynamik

4.0 von 5

Diese 82er Ausführung hatte keinen Bremskraftverstärker. Man musste ganz schön "reintreten". Im Zuge der Überholung habe ich einen BKV nachgerüstet.

Ich bin viel in der Stadt unterwegs. Gute Abmessungen: Kein Problem mit Parkplätzen oder bei Gegenverkehr in schmalen Straßen.

Hochdach - windempfindlich

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Wendig
  • + Optimale Abmessungen
  • - Hochdach windempfindlich

Komfort

3.5 von 5

Die Seriensitze sind von guter Qualität, aber alt und ziemlich durchgesessen. Werde sie überholen oder etwas anderes finden müssen.

Die Heizung ist für vorne ok. Hinten friert man.

Die 2er Sitzbank hinten (Beckengurte) ist sicher nichts für Langstrecken.

Die Lautsprecher vorne in den Türpappen habe ich auf Holzrahmen gesetzt. Seither bringen die kleinen Speaker einen wesentlich höheren Bassanteil, da die Holzrahmen ziemlich genau ans Metall der Türe angepasst wurden. Zusammen mit den Lautsprechern im Kasten der Rückbank ist der Sound ganz ok.

Auf der Autobahn lärmen allerdings 50 Pferde hinten im Motor. Das ist dann natürlich kein HiFi mehr...

Testkriterien
Federung (komfortabel): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Überblick, man sitzt hoch
  • - Motorlärm, Heizung

Emotion

5.0 von 5

Der schwache Motor bewirkt eine langsame Fahrweise und eine "Entschleunigung".

Hier gibts keine Hast, keine Hektik, "mach langsam, es geht nicht anders!"

Man grüßt sich...

Hochdach: Kinder freuen sich und rufen: "der Eismann, der Eismann..." Und sind dann doch nicht enttäuscht: "Wohnst Du da drin?"

 

Autos waren für mich immer nur Mittel zum Zweck, von A nach B etc - bis ich mir diesen Bus zulegte!!

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Man fährt irgendwie immer in den Urlaub

Unterhaltskosten

KFZ-Steuer pro Jahr 100-200 Euro
Verbrauch auf 100 km 8,5-9,0 Liter
Inspektionskosten pro Jahr 100-300 Euro
Gebrauchtwagengarantie keine vorhanden
Werkstattkosten pro Jahr 200-500 Euro
Versicherungsregion (PLZ) 6800
Haftpflicht 200-300 Euro (55%)
Außerplanmäßige Reparaturkosten Sonstiges - 2x gebraucht- Motor , Nachrüst-Kat (1800 €)

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Am T3 Bus kann man als begabter Laie schon viele Reparaturen selbst durchführen und sich sozusagen "weiterbilden". Eigentlich gibt es fast nichts, was man nicht auf dem Hof in ein, zwei Tagen reparieren kann: Motortausch, Kopfdichtungsreparatur, Kupplungswechsel, Bremsen etc. Noch gibt es günstig Ersatzteile, eine große Bulli-Gemeinde, die mit Rat und Tat hilft, gute Reparaturleitfäden und wie gesagt - die Technik ist überschaubar.

Die Überholung dieses stark rostigen Bullis war allerdings ein arbeitsintensives Riesenprojekt (Beginn 09/2011, 09/2014 bis auf Kleinigkeiten fertig, Arbeiten in der Freizeit, im Freien. Ziel: Rostentfernung so gut wie möglich, Fahrwerk überholen, Bremskraftverstärker nachrüsten und H-Kennzeichen erhalten). Die Überholung hat ca. 3500€ Material und mehr als 800 Arbeitsstunden gekostet.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Wer nicht schrauben kann, Öl und Wasser (und entsprechende Flecken unter dem Auto) nicht im Blick hat, wird sehr viel Geld in Werkstätten lassen, denn "irgendwas ist immer".

Wers schnell liebt und dabei leise - sitzt hier im falschen Auto.

Wer für fast kein Geld Auto fahren möchte - kann Glück haben und lange Zeit von der robusten Technik profitieren - aber genauso gut Pech haben und ein Schaden jagt den nächsten.

Beim Kauf sollte man sich unbedingt vorher aus den VW-Bus-Foren im Netz die Kaufberatungen besorgen und sich speziell über die Roststellen kundig machen, denn hier wird es am teuersten. Und Vorsicht bei Nachlackierungen - NUR mit einer guten, aussagekräftigen Dokumentation, aus der hervorgeht, welche Rostbekämpfung und -Vorsorge durchgeführt wurde.

 

Plakettenproblematik: Grüne Plakette wird schwierig und teuer. Lösung: Teure Kat-Nachrüstung oder H-Kennzeichen bei entsprechendem Zustand.

Gesamtwertung: 4.0 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.0 von 5 möglichen Sternen
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Kommentare: 6

Thu Nov 13 19:22:59 CET 2014    |    der-fernlenker

Hallo papajan,

KLASSE sehr guter Bericht - gerade die Rostbeschreibung!

Design, Temprament und Image stimme ich Dir voll zu.

 

Fugenrosten kann man nur verhindern, in dem man von INNEN !

mit einer FETTEN Schicht Wachs versiegelt. Sonnst kommt der Rost immer wieder durch.

 

viele Grüße

Stefan

Fri Nov 14 18:51:37 CET 2014    |    papajan

Danke für Dein nettes feedback! Und ja, die entrosteten Stellen hab ich anschließend überfett mit Hohlraumversiegelung versehen. Ich ergänze das noch in dem Bericht...

Gruß Jan

Fri Nov 14 19:34:48 CET 2014    |    der-fernlenker

Hallo Jan,

JA! klasse wie und was Du gemacht hast! :)

 

musst Du ja dann auch nicht noch mal machen

 

sag, war die die 2-Farben-Originallackierung wichtig für das H-Kennzeichen?

hast Du vorher mit dem TÜV Prüfer verhandelt?

ich denke immer "zeitgemäß" müsste auch reichen?

 

ich finde die Art sehr gelungen und würde bei meinem lieber dunkelblau

statt gelb nehmen

 

was ist KS-Dunni?

 

echt klasse!

viele Grüße

Stefan

Sat Nov 15 11:54:24 CET 2014    |    papajan

KS dunni ist der Lack vom Korrosionsschutz-Depot. Ich hab da den ganzen Kram gekauft (Brantho Korrux, Fluidfilm Owatrol etc). Der Online Katalog ist sehr gut, auch mit guten Arbeitsanleitungen.

 

TÜV: Ich hab wegen der Farbe nicht gefragt, weil der Bus schon so war und mir das auch gefällt.

 

Ich bin zu dem Tüv gegangen, zu dem ich immer gehe, und der verantwortungsvoll, aber nicht erbsenzählermäßig unterwegs ist. So Leute gibts ja gottseidank auch. Habe daher nicht vorher nachgefragt. Es gab Probleme mit den Bremsen, wegen der langen Standzeit, wir haben alle aufgemacht und alles gereinigt und gängig gemacht, mussten nichts erneuern. Beim 2ten Durchgang war ich durch. Der verbaute 1,6 Golf Motor war z.B. kein Thema. War mir aber egal, hätte noch einen CS eingelagert, oder ich hätte den CR aus dem Golf halt eingetragen.

 

Ich denke aber wie Du, dass "zeitgemäß" langt, sollte halt dem Anforderungskatalog für die Begutachtung von Oldtimern entsprechen - was aber auch wieder teilweise Auslegungssache ist.

Wenn Du Dir unsicher bist oder es Besonderheiten gibt - besser vorher klären!

Gruß Jan

Wed Apr 22 01:36:20 CEST 2015    |    papajan

Inzwischen gibt es vom TÜV SÜD einen neuen Anforderungskatalog für Oldtimer...Hier der Link zum thread.

Sat Jun 04 12:23:51 CEST 2022    |    papajan

Inzwischen hab ich einen JX Turbodiesel mit 69 PS verbaut, was das bergauf-Fahren doch erleichtert. Verbunden mit der 4-Gang Schaltung ist es aber immer noch nicht so toll. Vielleicht mache ich mir noch ein 3H 5-Gang Getriebe rein.

Wed Mar 01 22:34:39 CET 2023    |    papajan

Das 4-Gang Getriebe hat nicht lange gehalten. Ich habe es durch ein 3H Getriebe ersetzt, das fährt sich viel besser. Der Bus ist immer noch kein Rennwagen, aber das "Turboloch" des 4-Gang Getriebes gibt es beim 5-Gang nicht.

Die geschweißten Stellen sind nach 9 Jahren immer noch nicht auffällig. Ich habe dafür frühzeitig andere kleine Rostnester gefunden, die ich ohne Schweißen beheben konnte. Wenn man imer schön ein Auge drauf hat, was sich so tut, erkennt man frühzeitig Probleme und kann sie rechtzeitig angehen.

Problematisch werden irgendwann die Dachrinnen, da Hochdach ist ja aufgeklebt und darunter rostet es, was man an den Endspitzen der Dachrinnen und auch an einigen kleineren Stellen im Rinnenverlauf sehen kann. Außerdem gibt es rechts und links an den A-Säulen Roststellen, auch hier vermute ich, dass die Wasserquelle im Inneren vom Dach herkommt. Hier betreibe ich etwas Kosmetik, den großen Rundumschlag möchte ich lieber "aussitzen". Beim Kauf eines T3s sollte man aber den Dachrinnen besondere Aufmerksamkeit widmen.

Jedenfalls tut der Bus weiterhin zuverlässig seinen Dienst, ganzährig und im Alltagsbetrieb - inzwischen allerdings mit 4500 km in 1922 doch stark reduziert, weil ich nicht mehr so viel fahre.

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