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VW Touareg 1 (7L) 5.0 V10 TDI Test

19.03.2021 23:56    |   Bericht erstellt von No-Jokes

Testfahrzeug VW Touareg V10
Leistung 313 PS / 230 Kw
Hubraum 4921
HSN 0603
TSN 679
Aufbauart SUV/Geländewagen/Pickup
Kilometerstand 309000 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 6/2005
Nutzungssituation Privatwagen
Testdauer einige Monate
Gesamtnote von No-Jokes 4.5 von 5
weitere Tests zu VW Touareg 1 (7L) anzeigen Gesamtwertung VW Touareg 1 (7L) (2002 - 2010) 4.0 von 5
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Einleitung

Resumé nach 10 Monaten: Ein Touareg V10 ist nicht nur ein Auto - er wird schnell zum Hobby. Wer 2 linke Hände hat und bei jeder Reparatur auf eine Werkstatt angewiesen ist - Finger weg!

Vorab - ich habe keinen Daily Driver gesucht, eher einen Weekend Warrior mit Hubraum, Drehmoment und Kiesgrubentauglichkeit. Einen Silverado Stepside, wie ich ihn schon einmal besessen und lieben gelernt habe, gab es nicht für mein Budget und da mittlerweile Dodge und Chevy jeder Hansel fährt und ich seit jeher eine Affinität zu VW besitze, fiel die Entscheidung nicht allzu schwer.

Ich habe den T nur anhand von Fotos und der Beschreibung im Netz sowie 2 Telefonaten mit dem Händler ungesehen übers Internet gekauft - wohl wissend, das bei diesem Preis ein wenig Arbeit auf mich zukommt. Wer sich für so ein Auto entscheidet, kalkuliert das ein. Vollausstattung mit allem Komfort (ohne Abstands-Assistent und Rückfahrkamera). Am 1.5.2020 wurde der Wagen dann in Erfurt abgeholt. Der tatsächliche Zustand vor Ort war dann doch eher ernüchternd, aber ich wollte dieses Auto. Was auf den Fotos nicht zu sehen war: Beide Batterien tot, diverse Fehlermeldungen, der Innenraum war Dank des damals bei VW üblichen Softlacks sehr runtergerockt, die Naht der Sitzwange vom Fahrersitz gerissen, keine Bordliteratur vorhanden, Dämpfer der Heckklappe defekt - dachte ich, waren aber im Dach ausgehakt, Heckklappe schloss erst nach mehreren Versuchen - ich wollte dieses Auto! Es hatte Potential. Und Ausstrahlung. R50 Verbreiterungen gepaart mit den doppelten Endrohren hab ich in der Kombination bisher nicht gesehen. Nach dem Auslesen des Fehlerspeichers vor Ort war ich etwas beruhigt - nichts drin, was mir Kopfschmerzen bereiten würde. Die Rückfahrt nach Berlin war ein Erlebnis - in beiderlei Hinsicht. Ein Kick Down ließ die Nachwelt in einer schwarzen Wolke verschwinden - so hält man sich Drängler erfolgreich vom Hals ;-) Getankt wurde bei laufendem Motor - wegen besagten defekten Batterien und trotz seines Alters und der Laufleistung schaffte der T die angegebene Vmax lt. Tacho immer noch mühelos.

Tags darauf erfolgte zu Hause die Bestandsaufnahme. Zugegeben, nicht alles, was nun folgte, war zwingend notwendig, ich habe das Fahrzeug auch noch etwas individualisiert. Gemacht wurden:

 

- Achsen und Bremsen rundum komplett erneuert

- Getriebespülung

- Motoröl- und Filterwechsel (beim 2. Mal auf Kulanz wegen vormals falscher Spezifikation 507.00 statt 506.01)

- alle Restdruckhalteventile vom Luftfahrwerk erneuert

- neue Reifen und RDKS Sensoren mit Achsvermessung

- Wurzelholz Dekor gegen gebürstetes Aluminium getauscht

- beheiztes Lenkrad nachgerüstet

- komplette Bordliteratur und Reifenfüllschlauch besorgt

- 2 neue Batterien

- Austausch MFD 2 DVD gegen RNS 510 mit CanBus Adapter

- Umrüstung Zuheizer zur Standheizung mit Vorwahluhr in Dachkonsole und Funkfernbedienung

- neue Kardanwelle

- Ölwechsel Verteilergetriebe

- Klimaanlage neu befüllt

- alle Softlack Teile gegen Teile vom Facelift gewechselt

- Sitzbezug Fahrersitz erneuert

- alle Säulenverkleidungen (A - D) getauscht (anthrazit), die hatte ein Vorgänger schwarz lackiert

- Additivtank befüllt

- verbaute und nicht zugelassene Distanzscheiben entsorgt und neue H&R entsprechend den R50 Verbreiterungen besorgt (90mm /Achse) und eintragen lassen (§21)

- Softtaster der Heckklappe erneuert

- Heckklappendämpfer erneuert, vorher mussten die Kugelköpfe im Dach gerichtet und verstärkt werden, da die losen Dämpfer diese immer beim Schließen etwas weiter nach vorn gedrückt hatten

- Scheinwerfer poliert und die Xenon Brenner ersetzt

- Sitzschienen-Verkleidungen komplett vorn angeschafft (fehlten)

- Dachreeling Silber gegen Schwarz getauscht

- Chromteile mit schwarzer Sprühfolie behandelt

- AGRs und Ansaugtrakt gereinigt

- Innenraumbeleuchtung von LED auf Standard gewechselt

- funktionierendes Solar-Schiebedach verbaut und ursprüngliche BiTron Standlüftung auf Solarregler zum Batterien laden umgebaut

- Kessy deaktiviert, weil es die Batterien entladen hat

- TÜV neu 03/2021

- nur Premium Diesel getankt

 

Ihr seht, es gab viel zu tun. Bis auf den Wechsel der Kardanwelle und die Ölwechsel wurden sämtliche Arbeiten von mir in der Grundstückseinfahrt erledigt. Ich habe mich bisher nicht getraut, alle Rechnungen mal zu überschlagen. Aber ich weiß, das trotz der kosmetischen Teile, die ich meist gebraucht besorgt habe, unterm Strich ein Betrag auftauchen wird, der jetzt schon die Kosten der Anschaffung übersteigt. Und das ist leider noch nicht alles. Gemacht werden muss noch:

 

- Tür-Außenhaut h.l. und v.r. wegen Rost an den Griffen austauschen (h.l. bereits im selben Lack vorhanden)

- Verspannung im Antriebsstrang finden

- Abgasgeruch im Innenraum an der Ampel (Wellrohre?)

- DPFs erneuern, die wurden irgendwann mal leergeräumt

- Getriebewechsel

 

Wegen der letzten beiden Punkte bin ich momentan sehr mit mir am hadern, ob ich dieses Hobby weiter betreiben möchte, da es sich doch um kostenintensive Investitionen handelt. Und irgendwie kommt doch immer was Neues dazu.

Unterm Strich kann ich sagen: Ich würde mir sofort wieder einen holen, aber mit den jetzt gesammelten Erfahrungen nicht mehr ungesehen kaufen.

Mittlerweile bin ich ca. 10 Tkm gefahren, teils Kurzstrecke in der Woche zum Einkaufen, aber auch mal 1500 km an einem Wochenende. Der Fahrkomfort des 16 Jahre alten Wagens muss sich nicht verstecken. Einzig die Luftfederung steckt kurze Stöße trotz Komfort-Einstellung nicht so weg wie erhofft. 1 Tankfüllung (100 Liter) reicht für +/- 600 km.

Im Gelände hab ich mich trotz beider Sperren schon ein paar Mal überschätzt, was aber eher an mir und den Reifen (Nokian Weatherproof SUV) lag - mit richtiger A/T oder M/T Besohlung sehe ich da keine Schwierigkeiten.

Leider sind viele Originalteile bei VW schon entfallen, was einen dann dazu zwingt, auf völlig überteuerte Restbestände - meist aus Übersee - zurückzugreifen. Aber auch das spricht für die Qualität des Fahrzeugs - sie wurden einfach zu wenig geordert.

Da bekommt man für einen Golf 2 noch wesentlich mehr.

Bestimmt habe ich in meiner Aufzählung das eine oder andere vergessen, aber vielleicht hilft die Beschreibung ja doch ein wenig bei einer Kaufentscheidung. Fragen werden gern beantwortet. Unabdinglich ist auf jeden Fall das VAG kompatible Diagnosetool VCDS sowie ein Zugriff auf fahrzeugspezifische Reparaturleitfäden und Ersatzteilprogramme (ErWin, ElsaWin, ETKA etc.).

 

In diesem Sinne:

V8 sind immer noch 2 Zylinder zuwenig! :-D

 

Micha

Galerie

Karosserie

5.0 von 5

Im Gelände leidet der Lack der hinteren Kotflügelverbreiterungen (R50) extrem unter dem aufgewirbelten Dreck der Vorderräder. Die Kunststoff-Unterbodenverkleidung der Schweller leidet schnell im Gelände, wenn man aufsetzt- die Geräusche der knarzenden Bruchstellen können einen irre machen, wenn man sie nicht lokalisiert. Ansonsten ein Sehr entspanntes Fahren auch auf langen Strecken. Fahrer über 1.80m werden eine ausziehbare Oberschenkelauflage vermissen.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + alles an seinem Platz
  • - Die linke Sitzwange des Fahrersitzes leidet unter der Ausstiegshöhe. Holzlenkräder weisen deswegen Haarrisse im Dekor auf, weil man sich beim Aussteigen daran festhält.

Antrieb

4.0 von 5

Getriebeölspülung lieber zu früh als zu spät. Poltern am Unterboden kommt meist vom defekten Mittellager der Kardanwelle. Hierfür gibt es ein praktisches Reparatur-Kit (Google), bei dem man die Welle nicht ausbauen muss. Bei mir hat es nicht geholfen.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + Spurtreu und exakte Lenkung
  • - Verspannungen im Antriebsstrang schlecht zu lokalisieren

Fahrdynamik

4.0 von 5

Kurze Lastwechsel - z.B. bei Verkehrsinseln - vermitteln einen etwas trägen Eindruck. Ansonsten werden die 2,6t überraschend gut vorwärts bewegt.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + Dem Fahrzeuggewicht geschuldet optimal
  • - die Bremsen vermitteln keinen konkreten Druckpunkt

Komfort

4.5 von 5

Bis zum Facelift 2006 waren sämtliche Bedienteile im Innenraum mit der VW typischen Softlack-Gummierung versehen, welche oft benutzte Bedienteile schnell schäbig aussehen ließ, weil sich die Beschichtung ablöste, was u.U. eine unangenehme Haptik zur Folge hatte.

Testkriterien
Federung (einstellbar): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + Alles an seinem Platz, übersichtlich und ergonomisch angeordnet, klar strukturiert.
  • - ???

Emotion

4.5 von 5

In Berlin-Pankow sollte man den Wagen im Lade-Level parken - das täuscht einen Passat 3BG vor und schützt teilweise vor dem dort beheimateten Vandalismus.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (komfortabel): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + Ein SUV, der artgerecht bewegt selbst klassische Geländewagen im Regen stehen lässt. Understatement pur.
  • - Man muss ihn mögen

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Nur 10% der bei uns zugelassenen SUVs werden artgerecht bewegt - der T gehört auf jeden Fall dazu und braucht sich hinter Blendern aus der EU, Fernost, oder aus Übersee trotz seines hohen Alters nicht verstecken.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Wie eingangs schon geschrieben - wer einen auf dicke Hose machen will, sollte entweder das nötige Kleingeld für die mit zunehmendem Alter immer öfter anfallenden Reparaturen in der Tasche haben, um die Werkstattkosten zu begleichen oder sich die meisten Arbeiten selbst zutrauen.

Gesamtwertung: 4.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.5 von 5 möglichen Sternen
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