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IBA ride mit 125er Roller

Heute sind die Urkunden gekommen. Bin Eisenarsch Nummer 57742. ;)

Donnerstag 29.8.2013. Meinen langen Tag lasse ich ganz normal anfangen.

Wecker klingelt 7:15, Kinder fuer die Schule fertig machen. Ich bringe nach dem Aufstehen keinen Bissen herunter, mache mir nur Brote fuer unterwegs. Schliesslich wacht auch mein Darm auf und ich habe auf der Toilette Erfolg. Das muss fuer 24 Stunden reichen.

Aufbruch kurz nach 8, damit ich nicht in den Berufsverkehr komme.

Offizieller Startpunkt an der 1.Tankstelle bei der BASF in der Brunckstrasse. Beleg von 08:20, was auch die offizielle Startzeit ist. Die Zeit laeuft... schon meldet mein GPS eine echte Startzeit von 08:23, bevor ich wirklich loskomme.

Nach Norden auf die A6, ein bisschen lebhafter Berufsverkehr um Mannheim rum, am Viernheimer Dreieck nach erst einmal lange nach Norden fahren.

Und ich merke schon, ich habe den throttle clamp zu Hause vergessen. Aber deswegen drehe ich natuerlich nicht um.

Frankfurt erreiche ich erst nach 9 Uhr, es herrscht anscheinend nur wenig Berufsverkehr, ich komme gut um Frankfurt herum.

Ich bin schon stolz auf meine Berufsverkehrsvermeidungs-Zeitplanung, da sehe ich auf der Gegenfahrbahn einen grossen Stau.

Auch die waeren viel zu spaet um 9 Uhr im Buero anzufangen, ich habe wohl auch Glueck gehabt. Wie getrieben fahre ich weiter. Der Track vom Navi zeigte mir spaeter etliche Kilometer mit nonstop >90km/h, was ich so schnell eigentlich gar nicht vorhatte.

Bis zur 2. Tankstelle Reinhardshain Sued geht es schnell weiter. Ankunft 10:03, Beleg von 10:06.

Ich esse das erste Brot und trinke einen Schluck. So auch bei allen weiteren Tankstopps. Ein richtiges Essen wuerde nur muede machen.

Fahrstrecke bis hierher laut google maps 147km, aber man haette gleich zu Anfang ueber Lampertheim abkuerzen koennen. Solche moeglichen Abkuerzungen muss ich bei meiner Tour beruecksichtigen, es zaehlt nur die kuerzest moegliche Strecke. Abfahrt 10:10.

Nun geht es nach Osten.

Suedlich am Rimberg vorbei die erste deutliche Steigung. Dauervollgas mit rund 80km/h. Bei Kirchheim die erste Steigung, die meinem Roller zu schaffen macht. Beim rechts abbiegen auf die A4 kann ich wegen eines Lkws den Schwung nicht mitnehmen und muss an der Steigung unter 80km/h bleiben.

Ich fahre an dem weissglaenzenden 'Monte Kali' bei Heringen vorbei, sehe die Wasserkuppe und in der Ferne die Spitze des Kreuzbergs. Leider habe ich heute keine Zeit fuer die Berge.

Berlin ist schon ausgeschildert ... fast 400km entfernt. Irgendwie deprimierend, denn ich muss noch viel weiter und auch alles wieder zurueck.

Auf maps.adac.de hatte ich immer wieder die Verkehrssituation angeschaut. Hier auf der A4 bei Gotha wird immer wieder eine 'Deutschland Baustelle gesperrt. Eine oertliche Umleitung ist eingerichtet' angezeigt. Ich halte das fuer einen Programmiererscherz.

Hinter Gotha werde ich ploetzlich angehupt und ein Lieferwagenfahrer zeigt mir die Ausfahrt. Hae - ich darf doch hier fahren!?

Kurze Zeit spaeter hupt mich ein Kleinwagenfahrer an.

Da schaue ich doch mal am Roller rum. Und siehe da, das Hitzeschutzblech vom Auspuff schleift etwas auf der Strasse, meistens allerdings vom Fahrtwind hoch geweht.

Es haengt nur noch an einer Schraube. Zum Glueck ist die Schraube locker und ich kann sie mit einem Schluessel ganz loesen. Und das Blech passt ins Helmfach.

Nach dem Missgeschick mit meinem grossen Roller habe ich mir schon ueberlegt, die Tour abzubrechen. Denn es faengt schlecht an und das allermeiste liegt noch vor mir. Aber ich riskiere es trotz ungutem Bauchgefuehl.

Ab Weimar ploetzlich Stau. Vorbildlich haben die Leute eine Rettungsgasse gebildet, ich rolle durch.

Zu spaet bemerke ich den Polizeibulli, der sich ganz links hingequetscht hat und deswegen lange vom Hintermann verdeckt war. Nichts anmerken lassen, weiter fahren. Und die lassen es sich gefallen.

Ursache waren Fahrbahnmarkierungsarbeiten, fuer die 2 von 3 Spuren gesperrt wurden. Fast 9km lang war der Stau, gut, dass ich mich sofort durchgemogelt habe.

Nach Magdala wieder eine knackige Steigung und ich falle erneut unter 80km/h.

Bei Stadtroda verlasse ich die Autobahn kurz, um von Sueden her die

3. Tankstelle Hermsdorfer Kreuz Ost anzufahren. Zeitlich eher ein Verlustgeschaeft, aber die Landstrasse bringt etwas Abwechslung.

389km, Zeiten 13:06 (Ankunft) - 13:08 (Tankbeleg) - 13:14 (Abfahrt).

Man kann auf dem GPS richtig zusehen, wie die Durchschnittsgeschwindigkeit im Stand sinkt, alle paar Sekunden um 0.1 km/h. Allein ein Tankstopp kostet mich 2-3 km/h, so dass mein Gesamtschnitt unter 80km/h faellt. Und das, obwohl ich schon Stunden und hunderte Kilometer unterwegs bin.

Ab hier geht es weit nach Norden.

Bis Leipzig viele Baustellen und 2 grosse Staus auf der Gegenfahrbahn. Hoffentlich sind die in ein paar Stunden nicht mehr da.

Kurz geht die Kuehlwasserwarnleuchte an, aber ich weiss, dass die sehr sensibel ist. Bald ist sie wieder aus und ward nicht mehr gesehen.

Den Berliner Westring koennte man durch die Stadt Werder streckenmaessig abkuerzen, aber zeitlich waere das bestimmt katastrophal.

Die Havellandschaft ist sehr schoen, man sieht auch viel von der Autobahn aus, darf aber leider an den besten Stellen nicht anhalten.

4. Tankstelle Wolfslake Ost, 630km, 15:59-16:01-16:10.

Langsam bekomme ich einen Krampf an der Unterseite der Oberschenkel. Etwas Gymnastik, auf der Fahrt die Beine ausstrecken, hilft. Problem tritt nicht wieder auf. Mit dem Hintern regelmaessig hin und her rutschen ist selbstverstaendlich. Aufstehen kann ich leider nicht. Erstens ist es ein Roller mit Fuss-vorwaerts Position, zweitens sitze ich auf einem Gartenstuhl-Kissen als Sitzerhoehung (auch wenn das mittlerweile platt gedrueckt wohl nur 1cm ausmacht), das wuerde evtl. wegwehen.

Es wird jetzt windig, natuerlich Gegenwind. Doch immer weiter, weiter.

5. Tankstelle Recknitz Ost, 782km, 17:55-17:57-18:07.

Allererste Pinkelpause. Ja, richtig gelesen: Wenn man nichts hineinstopft, muss auch nichts raus. Und wenn das Verdauungssystem keine Energie abzieht, bleibt der Kopf wacher.

An der naechsten Ausfahrt bei Kritzkow wenden und an Recknitz West vorbei. Jetzt habe ich ungefaehr die Haelfte geschafft und es geht heimwaerts.

Ich nahm mir vor, diese Stelle in 11 Stunden oder schneller zu passieren, nach knapp 10 Stunden ist natuerlich super. Dadurch habe ich Reserven fuer eine Pause herausgefahren.

Ich bin erleichtert und nehme mir vor, ab jetzt etwas gemuetlicher zu fahren. Aber wegen Rueckenwind kaum langsamer.

Der gleiche Weg zurueck waere aber etwas zu kurz, deswegen ueber Nuernberg. Also erst einmal gaaanz weit nach Sueden.

Bald geht die oelwarnleuchte an, aber die kommt automatisch alle 2000km. Ich vergewissere mich, dass der separate oel- Kilometerzaehler gerade ueber 2000km gesprungen ist und fahre einfach weiter.

6. Tankstelle Flaeming West, 1022km, 20:50-20:52-21:08.

Jetzt ist es dunkel geworden und etwas kuehler. Ich ziehe die als Warnweste bedruckte Regenjacke ueber. Die Kontrolle des oelstandes ist trotz des sehr hohen Volllastanteils voellig unauffaellig, ich setze seinen Kilometerzaehler zurueck.

Im Gegensatz zu den vorherigen Kurzstopps nun ein mittellanger Stopp.

Im Dunkeln ist das Navi hilfreich um etwas Abwechslung zu haben. Ausserdem informiert die Hoehenangabe darueber, warum der Roller trotz gleichbleibender Gasstellung langsamer oder unerwartet schnell wird.

Das Navi will aber frische Batterien, also ein kurzer Wechselstopp beim Rasthof Koeckern.

(Und meinem Hintern tut es auch gut, mal nicht zu sitzen.)

7. Tankstelle Frankenwald West 1244km, 23:49-23:52-00:59.

Weiterhin gut durchgekommen, alle Staus die ich auf der Hinfahrt gesehen habe, haben sich aufgeloest.

Hier ziehe ich alles an, was ich dabei habe und lege mich fuer eine Stunde auf eine Bank an der Raststelle. Das Sitzkissen dient nun als Kopfkissen. Natuerlich froestle ich bald, die Gegend hier liegt ja auch ziemlich hoch. Aber es hilft, um wieder einigermassen frisch zu sein. Isomatte und Schlafsack habe ich absichtlich nicht mitgenommen, ich will gar nicht auf unbestimmte Zeit einschlafen.

Nach der Pause geht es weiter stramm bergauf, ich verzichte fuer die ersten 2km auf Vollgas, um den abgekuehlten Motor wieder auf Temperatur zu bringen. Aber fast Vollgas muss es doch sein, sonst machen mich noch die Lkw platt. Auf ueber 650m Meereshoehe geht es hinauf, dem hoechsten Punkt der Tour.

Zum ersten Mal treffe ich auf eine Nachtbaustelle, auf der auch wirklich Leute arbeiten. Ich haette nie gedacht, dass es das in Deutschland gibt!

Ich muss bald zugeben, dass gewisse Lastwagen bergauf etwas schneller sind als mein Roller. Ich habe trotz Dauervollgas keine Chance dran zu bleiben.

8. Tankstelle Autohof Schwabach (suedlich Nuernberg) 1398km, 02:46-02:49-03:58.

Auch hier wieder 1 Stunde "entspannen" auf dem Boden eines McDonalds Kinderspielplatzes (bekanntlich mit Gummimatten ausgelegt). Gemaessigte +8C sind es hier, es reicht um deutlichen Morgentau auszufaellen.

Danach lasse ich es noch gemuetlicher angehen. Bei Simsheim wieder ein Batteriewechselstopp. Es daemmert, Morgennebel liegt in den Taelern.

ueber eine Stunde frueher als noetig bin ich wieder zurueck. An den sicherheitshalber vorausgeplanten Tankstellen direkt nach 1600km fahre ich vorbei bis nach Hause, ich habe ja genug Zeit.

9. Tankstelle HEM Industriestrasse 1619km, 06:47-06:50.

Geschafft. Jetzt nur noch nach Hause, Schulbrot fuer die Kinder machen und ab ins Bett.

Der Kilometerzaehler des Rollers meldet 1658km, aber das zaehlt ja nicht als nachweisbare Entfernung. Das Navi meint 1622km (bisschen Umwege an Rasthoefen etc.) mit Hoechstgeschwindigkeit von 97.6 km/h (bergab).

Auf der ganzen Strecke 53.56 Liter getankt (Erstbetankung des Tages natuerlich nicht mitgerechnet).

Der recht hohe Verbrauch von 3.2 Liter / 100km (bezogen auf 1658km, sogar 3.3 Liter bezogen auf 1622km) ist fuer mich eine Enttaeuschung. Ich hatte mir unter 3 Liter erhofft, schliesslich bleibe ich im taeglichen Stadtverkehr mit stop & go auch etwas unter 3 Liter. Natuerlich ist der Motor nur ein Vergaser und musste diesmal staendig relativ hoch touren, aber bei dem maessigen Tempo wuerden auch groessere Zweiraeder (die dann im wirtschaftlichsten Bereich touren) den Verbrauch bieten oder unterbieten.

Auch die Variomatik-Verschleissteile wie Treibriemen und Fliehgewichte, die alle 15000km gewechselt werden muessen (also bald, Fahrtende bei 14272km) werden hoechstens 0.1 Liter Mehrverbrauch ausmachen.

Da ich eigentlich keine 21 Stunden Fahrzeit gebraucht habe, haette ich theoretisch (dann natuerlich ohne Pausen) deutlich langsamer fahren und dadurch den Verbrauch und die Kosten reduzieren koennen. Knapp unter 3 Liter scheint mir moeglich, aber auf 2.5 Liter kommt man mit diesem Modell wohl nicht.

Was ich gut gemacht habe: Routenplanung.

Was ich anders machen koennte: Am Anfang nicht so losrasen. Allerdings habe ich gerade dadurch schnell eine beruhigende Zeitreserve herausgefahren.

Was ich besser machen koennte: Mehr photographieren. Habe zwar Bilder gemacht, aber die wurden unscharf bzw. unspektakulaer.

Nichts zu Hause vergessen. Allerdings habe ich den throttle clamp auf der Tour auch nicht wirklich vermisst, der Gasgriff lies sich leicht halten.

Einige Male ueberholte ich unnoetig Lkws. Zwar nie gefaehrlich oder verkehrsbehindernd, aber die Steigung war dann schnell zu Ende, der Lkw fuhr wieder normal schnell, mein Zeitgewinn betrug nur Sekunden. Insbesondere in der Nacht kann man das natuerlich schwerer abschaetzen.

Roller mit Sitz(-Kopf)kissen:

http://imageshack.us/a/img690/7457/m8kg.jpg

Yager GT ('Gran Turismo'!) 125 von der Kwang Yang Motor Corporation (Republic of China).

Bestes Drehmoment bei 7000 U/min und 70km/h (auf der Tour regelmaessig ins unwirtschaftliche ueberschritten), Roter Drehzahlbereich ab 8000 U/min (ca. 81km/h), Max. Leistung 8.7 kW / 11.8 PS bei 9000 U/min (91km/h), Abregeldrehzahl 10000 U/min (ca. 101km/h).

(Die Werksangabe von 108km/h ist viel zu optimistisch und nur 'laut Tacho' erreichbar.)

Gewicht 153kg (ziemlich moeppelig). Listenpreis 2399€.

Offensichtlich ist selbst so ein 'kleiner Roller' langstreckentauglich und dabei noch relativ komfortabel. Fuer den kleinen Mann eine Alternative zu Limousinen und Tourenmotorraedern.

Befestigung des Navi mit selbstklebendem Klettband:

http://imageshack.us/a/img716/3193/s5an.jpg

Gerade erhaltene neue Kennzeichenschildverstärkung:

http://imageshack.us/a/img694/4837/b8q8.jpg

Beste Antwort im Thema

Heute sind die Urkunden gekommen. Bin Eisenarsch Nummer 57742. ;)

Donnerstag 29.8.2013. Meinen langen Tag lasse ich ganz normal anfangen.

Wecker klingelt 7:15, Kinder fuer die Schule fertig machen. Ich bringe nach dem Aufstehen keinen Bissen herunter, mache mir nur Brote fuer unterwegs. Schliesslich wacht auch mein Darm auf und ich habe auf der Toilette Erfolg. Das muss fuer 24 Stunden reichen.

Aufbruch kurz nach 8, damit ich nicht in den Berufsverkehr komme.

Offizieller Startpunkt an der 1.Tankstelle bei der BASF in der Brunckstrasse. Beleg von 08:20, was auch die offizielle Startzeit ist. Die Zeit laeuft... schon meldet mein GPS eine echte Startzeit von 08:23, bevor ich wirklich loskomme.

Nach Norden auf die A6, ein bisschen lebhafter Berufsverkehr um Mannheim rum, am Viernheimer Dreieck nach erst einmal lange nach Norden fahren.

Und ich merke schon, ich habe den throttle clamp zu Hause vergessen. Aber deswegen drehe ich natuerlich nicht um.

Frankfurt erreiche ich erst nach 9 Uhr, es herrscht anscheinend nur wenig Berufsverkehr, ich komme gut um Frankfurt herum.

Ich bin schon stolz auf meine Berufsverkehrsvermeidungs-Zeitplanung, da sehe ich auf der Gegenfahrbahn einen grossen Stau.

Auch die waeren viel zu spaet um 9 Uhr im Buero anzufangen, ich habe wohl auch Glueck gehabt. Wie getrieben fahre ich weiter. Der Track vom Navi zeigte mir spaeter etliche Kilometer mit nonstop >90km/h, was ich so schnell eigentlich gar nicht vorhatte.

Bis zur 2. Tankstelle Reinhardshain Sued geht es schnell weiter. Ankunft 10:03, Beleg von 10:06.

Ich esse das erste Brot und trinke einen Schluck. So auch bei allen weiteren Tankstopps. Ein richtiges Essen wuerde nur muede machen.

Fahrstrecke bis hierher laut google maps 147km, aber man haette gleich zu Anfang ueber Lampertheim abkuerzen koennen. Solche moeglichen Abkuerzungen muss ich bei meiner Tour beruecksichtigen, es zaehlt nur die kuerzest moegliche Strecke. Abfahrt 10:10.

Nun geht es nach Osten.

Suedlich am Rimberg vorbei die erste deutliche Steigung. Dauervollgas mit rund 80km/h. Bei Kirchheim die erste Steigung, die meinem Roller zu schaffen macht. Beim rechts abbiegen auf die A4 kann ich wegen eines Lkws den Schwung nicht mitnehmen und muss an der Steigung unter 80km/h bleiben.

Ich fahre an dem weissglaenzenden 'Monte Kali' bei Heringen vorbei, sehe die Wasserkuppe und in der Ferne die Spitze des Kreuzbergs. Leider habe ich heute keine Zeit fuer die Berge.

Berlin ist schon ausgeschildert ... fast 400km entfernt. Irgendwie deprimierend, denn ich muss noch viel weiter und auch alles wieder zurueck.

Auf maps.adac.de hatte ich immer wieder die Verkehrssituation angeschaut. Hier auf der A4 bei Gotha wird immer wieder eine 'Deutschland Baustelle gesperrt. Eine oertliche Umleitung ist eingerichtet' angezeigt. Ich halte das fuer einen Programmiererscherz.

Hinter Gotha werde ich ploetzlich angehupt und ein Lieferwagenfahrer zeigt mir die Ausfahrt. Hae - ich darf doch hier fahren!?

Kurze Zeit spaeter hupt mich ein Kleinwagenfahrer an.

Da schaue ich doch mal am Roller rum. Und siehe da, das Hitzeschutzblech vom Auspuff schleift etwas auf der Strasse, meistens allerdings vom Fahrtwind hoch geweht.

Es haengt nur noch an einer Schraube. Zum Glueck ist die Schraube locker und ich kann sie mit einem Schluessel ganz loesen. Und das Blech passt ins Helmfach.

Nach dem Missgeschick mit meinem grossen Roller habe ich mir schon ueberlegt, die Tour abzubrechen. Denn es faengt schlecht an und das allermeiste liegt noch vor mir. Aber ich riskiere es trotz ungutem Bauchgefuehl.

Ab Weimar ploetzlich Stau. Vorbildlich haben die Leute eine Rettungsgasse gebildet, ich rolle durch.

Zu spaet bemerke ich den Polizeibulli, der sich ganz links hingequetscht hat und deswegen lange vom Hintermann verdeckt war. Nichts anmerken lassen, weiter fahren. Und die lassen es sich gefallen.

Ursache waren Fahrbahnmarkierungsarbeiten, fuer die 2 von 3 Spuren gesperrt wurden. Fast 9km lang war der Stau, gut, dass ich mich sofort durchgemogelt habe.

Nach Magdala wieder eine knackige Steigung und ich falle erneut unter 80km/h.

Bei Stadtroda verlasse ich die Autobahn kurz, um von Sueden her die

3. Tankstelle Hermsdorfer Kreuz Ost anzufahren. Zeitlich eher ein Verlustgeschaeft, aber die Landstrasse bringt etwas Abwechslung.

389km, Zeiten 13:06 (Ankunft) - 13:08 (Tankbeleg) - 13:14 (Abfahrt).

Man kann auf dem GPS richtig zusehen, wie die Durchschnittsgeschwindigkeit im Stand sinkt, alle paar Sekunden um 0.1 km/h. Allein ein Tankstopp kostet mich 2-3 km/h, so dass mein Gesamtschnitt unter 80km/h faellt. Und das, obwohl ich schon Stunden und hunderte Kilometer unterwegs bin.

Ab hier geht es weit nach Norden.

Bis Leipzig viele Baustellen und 2 grosse Staus auf der Gegenfahrbahn. Hoffentlich sind die in ein paar Stunden nicht mehr da.

Kurz geht die Kuehlwasserwarnleuchte an, aber ich weiss, dass die sehr sensibel ist. Bald ist sie wieder aus und ward nicht mehr gesehen.

Den Berliner Westring koennte man durch die Stadt Werder streckenmaessig abkuerzen, aber zeitlich waere das bestimmt katastrophal.

Die Havellandschaft ist sehr schoen, man sieht auch viel von der Autobahn aus, darf aber leider an den besten Stellen nicht anhalten.

4. Tankstelle Wolfslake Ost, 630km, 15:59-16:01-16:10.

Langsam bekomme ich einen Krampf an der Unterseite der Oberschenkel. Etwas Gymnastik, auf der Fahrt die Beine ausstrecken, hilft. Problem tritt nicht wieder auf. Mit dem Hintern regelmaessig hin und her rutschen ist selbstverstaendlich. Aufstehen kann ich leider nicht. Erstens ist es ein Roller mit Fuss-vorwaerts Position, zweitens sitze ich auf einem Gartenstuhl-Kissen als Sitzerhoehung (auch wenn das mittlerweile platt gedrueckt wohl nur 1cm ausmacht), das wuerde evtl. wegwehen.

Es wird jetzt windig, natuerlich Gegenwind. Doch immer weiter, weiter.

5. Tankstelle Recknitz Ost, 782km, 17:55-17:57-18:07.

Allererste Pinkelpause. Ja, richtig gelesen: Wenn man nichts hineinstopft, muss auch nichts raus. Und wenn das Verdauungssystem keine Energie abzieht, bleibt der Kopf wacher.

An der naechsten Ausfahrt bei Kritzkow wenden und an Recknitz West vorbei. Jetzt habe ich ungefaehr die Haelfte geschafft und es geht heimwaerts.

Ich nahm mir vor, diese Stelle in 11 Stunden oder schneller zu passieren, nach knapp 10 Stunden ist natuerlich super. Dadurch habe ich Reserven fuer eine Pause herausgefahren.

Ich bin erleichtert und nehme mir vor, ab jetzt etwas gemuetlicher zu fahren. Aber wegen Rueckenwind kaum langsamer.

Der gleiche Weg zurueck waere aber etwas zu kurz, deswegen ueber Nuernberg. Also erst einmal gaaanz weit nach Sueden.

Bald geht die oelwarnleuchte an, aber die kommt automatisch alle 2000km. Ich vergewissere mich, dass der separate oel- Kilometerzaehler gerade ueber 2000km gesprungen ist und fahre einfach weiter.

6. Tankstelle Flaeming West, 1022km, 20:50-20:52-21:08.

Jetzt ist es dunkel geworden und etwas kuehler. Ich ziehe die als Warnweste bedruckte Regenjacke ueber. Die Kontrolle des oelstandes ist trotz des sehr hohen Volllastanteils voellig unauffaellig, ich setze seinen Kilometerzaehler zurueck.

Im Gegensatz zu den vorherigen Kurzstopps nun ein mittellanger Stopp.

Im Dunkeln ist das Navi hilfreich um etwas Abwechslung zu haben. Ausserdem informiert die Hoehenangabe darueber, warum der Roller trotz gleichbleibender Gasstellung langsamer oder unerwartet schnell wird.

Das Navi will aber frische Batterien, also ein kurzer Wechselstopp beim Rasthof Koeckern.

(Und meinem Hintern tut es auch gut, mal nicht zu sitzen.)

7. Tankstelle Frankenwald West 1244km, 23:49-23:52-00:59.

Weiterhin gut durchgekommen, alle Staus die ich auf der Hinfahrt gesehen habe, haben sich aufgeloest.

Hier ziehe ich alles an, was ich dabei habe und lege mich fuer eine Stunde auf eine Bank an der Raststelle. Das Sitzkissen dient nun als Kopfkissen. Natuerlich froestle ich bald, die Gegend hier liegt ja auch ziemlich hoch. Aber es hilft, um wieder einigermassen frisch zu sein. Isomatte und Schlafsack habe ich absichtlich nicht mitgenommen, ich will gar nicht auf unbestimmte Zeit einschlafen.

Nach der Pause geht es weiter stramm bergauf, ich verzichte fuer die ersten 2km auf Vollgas, um den abgekuehlten Motor wieder auf Temperatur zu bringen. Aber fast Vollgas muss es doch sein, sonst machen mich noch die Lkw platt. Auf ueber 650m Meereshoehe geht es hinauf, dem hoechsten Punkt der Tour.

Zum ersten Mal treffe ich auf eine Nachtbaustelle, auf der auch wirklich Leute arbeiten. Ich haette nie gedacht, dass es das in Deutschland gibt!

Ich muss bald zugeben, dass gewisse Lastwagen bergauf etwas schneller sind als mein Roller. Ich habe trotz Dauervollgas keine Chance dran zu bleiben.

8. Tankstelle Autohof Schwabach (suedlich Nuernberg) 1398km, 02:46-02:49-03:58.

Auch hier wieder 1 Stunde "entspannen" auf dem Boden eines McDonalds Kinderspielplatzes (bekanntlich mit Gummimatten ausgelegt). Gemaessigte +8C sind es hier, es reicht um deutlichen Morgentau auszufaellen.

Danach lasse ich es noch gemuetlicher angehen. Bei Simsheim wieder ein Batteriewechselstopp. Es daemmert, Morgennebel liegt in den Taelern.

ueber eine Stunde frueher als noetig bin ich wieder zurueck. An den sicherheitshalber vorausgeplanten Tankstellen direkt nach 1600km fahre ich vorbei bis nach Hause, ich habe ja genug Zeit.

9. Tankstelle HEM Industriestrasse 1619km, 06:47-06:50.

Geschafft. Jetzt nur noch nach Hause, Schulbrot fuer die Kinder machen und ab ins Bett.

Der Kilometerzaehler des Rollers meldet 1658km, aber das zaehlt ja nicht als nachweisbare Entfernung. Das Navi meint 1622km (bisschen Umwege an Rasthoefen etc.) mit Hoechstgeschwindigkeit von 97.6 km/h (bergab).

Auf der ganzen Strecke 53.56 Liter getankt (Erstbetankung des Tages natuerlich nicht mitgerechnet).

Der recht hohe Verbrauch von 3.2 Liter / 100km (bezogen auf 1658km, sogar 3.3 Liter bezogen auf 1622km) ist fuer mich eine Enttaeuschung. Ich hatte mir unter 3 Liter erhofft, schliesslich bleibe ich im taeglichen Stadtverkehr mit stop & go auch etwas unter 3 Liter. Natuerlich ist der Motor nur ein Vergaser und musste diesmal staendig relativ hoch touren, aber bei dem maessigen Tempo wuerden auch groessere Zweiraeder (die dann im wirtschaftlichsten Bereich touren) den Verbrauch bieten oder unterbieten.

Auch die Variomatik-Verschleissteile wie Treibriemen und Fliehgewichte, die alle 15000km gewechselt werden muessen (also bald, Fahrtende bei 14272km) werden hoechstens 0.1 Liter Mehrverbrauch ausmachen.

Da ich eigentlich keine 21 Stunden Fahrzeit gebraucht habe, haette ich theoretisch (dann natuerlich ohne Pausen) deutlich langsamer fahren und dadurch den Verbrauch und die Kosten reduzieren koennen. Knapp unter 3 Liter scheint mir moeglich, aber auf 2.5 Liter kommt man mit diesem Modell wohl nicht.

Was ich gut gemacht habe: Routenplanung.

Was ich anders machen koennte: Am Anfang nicht so losrasen. Allerdings habe ich gerade dadurch schnell eine beruhigende Zeitreserve herausgefahren.

Was ich besser machen koennte: Mehr photographieren. Habe zwar Bilder gemacht, aber die wurden unscharf bzw. unspektakulaer.

Nichts zu Hause vergessen. Allerdings habe ich den throttle clamp auf der Tour auch nicht wirklich vermisst, der Gasgriff lies sich leicht halten.

Einige Male ueberholte ich unnoetig Lkws. Zwar nie gefaehrlich oder verkehrsbehindernd, aber die Steigung war dann schnell zu Ende, der Lkw fuhr wieder normal schnell, mein Zeitgewinn betrug nur Sekunden. Insbesondere in der Nacht kann man das natuerlich schwerer abschaetzen.

Roller mit Sitz(-Kopf)kissen:

http://imageshack.us/a/img690/7457/m8kg.jpg

Yager GT ('Gran Turismo'!) 125 von der Kwang Yang Motor Corporation (Republic of China).

Bestes Drehmoment bei 7000 U/min und 70km/h (auf der Tour regelmaessig ins unwirtschaftliche ueberschritten), Roter Drehzahlbereich ab 8000 U/min (ca. 81km/h), Max. Leistung 8.7 kW / 11.8 PS bei 9000 U/min (91km/h), Abregeldrehzahl 10000 U/min (ca. 101km/h).

(Die Werksangabe von 108km/h ist viel zu optimistisch und nur 'laut Tacho' erreichbar.)

Gewicht 153kg (ziemlich moeppelig). Listenpreis 2399€.

Offensichtlich ist selbst so ein 'kleiner Roller' langstreckentauglich und dabei noch relativ komfortabel. Fuer den kleinen Mann eine Alternative zu Limousinen und Tourenmotorraedern.

Befestigung des Navi mit selbstklebendem Klettband:

http://imageshack.us/a/img716/3193/s5an.jpg

Gerade erhaltene neue Kennzeichenschildverstärkung:

http://imageshack.us/a/img694/4837/b8q8.jpg

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schöner Bericht :):):)

Rolli

Du Tier:D

Wozu die Tour, einfach nur So?

Mir hat die Tour von Braunschweig bis Berlin und zurück( insgesamt 650Km etwa) völlig gereicht. Problem war nicht der Arsch sondern der Rücken bzw. Die Beine, die Ich auf dem Majesty nicht ausstrecken kann. Verbrauch lag bei 3,8l/100Km bei dauerhaft Tacho 100 bzw. Vollgas Tacho 110 beim LKW-Überholen.

Mein Kumpel hatte mit seiner DR 650 einen niedrigeren Verbrauch, meine Drehzahl lag aber auch locker doppelt So hoch wie seine.

In etwas verwundert, dachte der Yager würde schneller laufen, zumindest knapp über 100 echte Sachen.

Um auszuprobieren, was man mit einem relativ kleinen/billigen Fahrzeug machen kann.

Mobilität wird in Zukunft eher teurer.

Und natürlich auch, um den stolzen Motorradfahrern ("1200km mit einer R1200GS", "Roller sind nicht für lange Strecken" usw. usf.) mal Paroli zu bieten.

Der Yager GT 125 kann schneller, ca. echte 101km/h (Tacho 113) am Drehzahlbegrenzer (10000U/min). Das wäre natürlich unwirtschaftlicher gewesen.

Beim nächsten Mal möchte ich mehr auf Sparsamkeit achten.

Besondere Höchstgeschwindigkeit ist bei so einer kurzen Strecke eigentlich nicht nötig. Nach Auswertung des track logs müsste es sogar mit einer Simson S70 im Bereich des Möglichen sein. Natürlich müssen dann die Umstände perfekt passen.

Zitat:

Original geschrieben von tomS

Beim nächsten Mal möchte ich mehr auf Sparsamkeit achten.

Gibts da noch das Eisenarsch-in-Gold-Abzeichen :eek::D

Da ist mir meine Gesundheit wichtiger als so einen Rekord hinzulegen. Auch sind 24Std. auf Achse äußerst fragwürdig (Pausen eingelegt?). Mein Rücken würde da wohl schon längst die "Biege" gemacht haben. Mein längster 6Std. Trip war bisher mit dem Motorrad 450km. Das hat mir eigentlich auch schon gereicht, allerdings war das zu Zweit mit Gepäck. Ich respektiere allerdings die Leistung ... ganz klar!

Respekt! Auch meinerseite Thomas. Die Yagerette ist wohl noch eine richtig robuste Kümkuh, aber kein Vergleich mit dem Fahrer...

Dass Du mit dem Verbrauch nicht zufrieden bist, kann ich aber nicht verstehen. Die 125er Piaggio-Vergaser Vespen und der 125er Aprilia-Sofa-Scoot in meiner Garage kratzen bei so einem Fahrprofil an der 4-Liter-Marke...

LG

Tina

Ich kam auf über 50 Liter Gesamtverbrauch. Ich hatte mir unter 48 erhofft (<3 Liter/100).

Ein anderer Eisenarsch hat als Ziel eines "Eco SS1000" (miles) unter 30 Liter ausgegeben. (Der hat auch eine Honda Innova.)

Manch exotische Pkw-Prototypen sollen mit 15-20 Litern (Diesel) auskommen.

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