IAA-Studien: VW Crafter HyMotion, VW e-Caddy, VW e-Transporter
Akkus für den Caddy, Wasserstoff im Crafter
VW zeigt auf der Nutzfahrzeug-IAA ausschließlich Elektrisches: Der e-Crafter ist bestellbar, der e-T6 wahrscheinlich. Für den Wasserstoff-Crafter ist die Zeit nicht reif.
Hannover – Heimspiel für VW Nutzfahrzeuge. Die Transporter-Abteilung des VW-Konzerns hat ihre Zentrale nur ein paar Kilometer von der Messe für praktische Autos entfernt. Praktisch, denn dort parken Autos, die für kurze Strecken gedacht sind: VWN zeigt ausschließlich Neuheiten mit alternativen Antrieben. Einige davon sind für den urbanen Lieferverkehr gedacht.
Bei ihnen geht es nicht um frühes Drehmoment oder ein grünes Gewissen, sondern um knallharten Pragmatismus. Diesel haben es schwer in Innenstädten. Elektroautos dürfen rein, ohne Wenn und Aber. Wer Aufträge will, muss das garantieren können. Etwaige Einschränkungen für Verbrenner würden Kunden nicht als Entschuldigung tolerieren.
Neben dem bereits bestellbaren E-Crafter zeigt VWN drei Studien, die schon sehr seriennah aussehen: Ein Caddy und ein Transporter mit Elektromotoren sowie ein Crafter mit Brennstoffzelle.
Der Lange für die Langstrecke: Crafter HyMotion
Die ersten Crafter mit Elektromotor rollen in diesen Tagen zum VW-Händler. Auf dem Messestand parkt die Variante mit Brennstoffzelle. Antriebsseitig besteht kein Unterschied: Der 136 PS (100 kW) starke E-Motor des Crafter HyMotion wurde mitsamt Getriebekomponenten unverändert aus dem E-Crafter übernommen. Der Akku ist mit einer Kapazität von 13,1 kWh deutlich kleiner.Mehr ist nicht nötig, denn er wird von einer Wasserstoff-Brennstoffzelle nachgeladen. Der Crafter HyMotion verbraucht laut Hersteller 1,4 Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometer. Die Tanks fassen 7,5 Kilo – damit wären locker mehr als 500 Kilometer pro Tankfüllung möglich.
Die Existenzberechtigung neben dem E-Crafter ist schnell erklärt. Die reine Akku-Variante des größten VW-Nutzfahrzeuges wäre mit einer Reichweite bis zu 173 Kilometern die Wahl für die letzte Meile. Oder für Betriebe, die in der City von Kunde zu Kunde fahren. Den Crafter HyMotion (4,25 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht) nutzt man für Transporte über längere Etappen. Wenn es sein muss mit kurzen Tankstopps. Maximal vier Minuten dauert der Tankvorgang.
Das Problem: Aktuell sind Wasserstoff-Zapfsäulen in Deutschland rar. Rund 50 gibt es derzeit, Ende des Jahres sollen es 100 sein. Für die Praxis relevant würde der Crafter HyMotion erst in ein paar Jahren. Etwa 2023 rechnet VW mit 400 Säulen. Früher wird das Modell auch nicht kommen. Aber man sei vorbereitet, das technische Konzept ist seriennah.
T6 mit zwei Batterie-Größen: Der ABT e-Transporter
Auch wenn der Name des bekannten VW-Tuners im Namen steckt: Um Tuning geht es beim ABT e-Transporter nicht. Der elektrische T6 wurde lediglich in Zusammenarbeit mit der Elektro-Abteilung von ABT entwickelt. Auf der IAA steht das Modell als Taxi mit neun Sitzen in der 5,41 Meter langen Version. Denkbar wäre auch ein Kastenwagen. Entscheidend ist bei der E-Variante des Nutzfahrzeug-Bestsellers eben nicht der Aufbau sondern die mögliche Modellpolitik: Das Batteriesystem ist skalierbar. Die Größe des Akkus kann an Anforderung und Budget angepasst werden.VW nennt Varianten mit 37,3 kWh und 74,6 kWh großem Stromspeicher. Mit dem kleinen Akku kommt der Transporter 208 Kilometer weit, mit großer Batterie kommt das Modell auf 400 Kilometer laut NEFZ. An der Wallbox (7,2 kW Ladeleistung) wird der 37,3 kWh-Akku in etwas mehr als fünf Stunden wieder voll, bei 40 kW-Ladeleistung kann er in 49 Minuten bis zu 80 Prozent befüllt werden. Beim 74,6 kWh-Akku verdoppeln sich die Ladezeiten entsprechend. Die Nutzlast hängt ebenfalls vom gewählten Akku ab, liegt zwischen 750 und 1.050 Kilogramm.
VWN hält sich mit Andeutungen zum Seriengang zurück. Klar ist jedoch, dass alternative Antriebe für die Baureihe längst überfällig sind. 2019 steht ein Facelift an. Wir rechnen fest damit, dass der rein elektrische T6 schon 2019 auf den Markt kommt.
Marktstart gesichert: Der ABT e-Caddy
Für den elektrischen Caddy ist die Serienfertigung bereits offiziell bestätigt. Mitte 2019 soll die 112 PS (82 kW) starke Variante der Langversion Caddy Maxi erhältlich sein. Der e-Caddy soll bis zu 120 km/h schnell werden. Die 37,3 kWh große Batterie reiche (laut NEFZ) für 220 Kilometer.Auch dieses Concept-Car zitiert ein Taxi. Das Serienmodell soll dann als Kastenwagen, Kombi (mit Fenstern hinten) und mit herkömmlicher PKW-Ausstattung erhältlich sein. Im Fond des reinen Lieferfahrzeuges stehen bis zu 4,2 Kubikmeter bereit. Darin kann man insgesamt bis zu 635 Kilogramm schweres Gut transportieren. die Akku-Ladung nimmt an der Wallbox (7,2 kW) weniger als sechs Stunden in Anspruch, bei einer Ladeleistung von 40 kW wird die Batterie in rund 49 Minuten auf bis zu 80 Prozent befüllt.
Die angegebene Reichweite scheint zügig in den aktuellen Chassis umsetzbar. Für die lange Strecke ist der Caddy zu kurzatmig, für Lieferdienste in der Stadt aber gut geeignet. Für die Strecke von der VWN-Zentrale zur Messe genügt sie allemal.
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In eigener Sache: Am 20. September beginnt die IAA 2018 für Nutzfahrzeuge in Hannover. MOTOR-TALK hat alle Infos zur größten Lkw-Show der Welt gemeinsam mit den Herstellern aufbereitet. Mehr dazu findet Ihr hier.
Wird endlich mal Zeit für die modularen Nachfolgegenerationen von Caddy und T6.
Und dann gleich richtig als e-Caddy und e-T7.
Ein Akku der von einer Brennstoffzelle geladen wird ... Bravo, so wird das auch was mit der E-Mobilität. Alles andere hat keine Zukunft, dafür dauern die Ladevorgänge zu lange.
Da hast du wohl nicht gründlich gelesen oder verstanden.
Da ist noch nix mit MEB. Das ist zumindest beim Caddy immer noch die alte Plattform und noch nicht mal der aktuelle MQB wie z. B. beim Golf. Zur Zukunft des Caddy und des Busses bzw. seiner Nachfolger hat sich noch keiner offiziell zu Wort gemeldet.
2020 startet die ID-Serie, wie hier kürzlich zu lesen war. 2022 soll der ID Buzz kommen. e-Caddy und e-T6 sind mMn wohl nur ne Übergangslösung.
Ob das bei dem schlechten Gesamtwirkungsgrad (Wasserstoffherstellung, Wirkungsgrad der Brennstoffzelle, usw.) Zukunft hat, wird sich zeigen.
Es rechnte sich also, die 15 Jahre alte Caddy- und 17 Jahre alte Bus-Plattform (die in 3 Jahren abgelöst wird?!) für die Elektromobilität fit zu machen. Aber einen ePolo oder eTiguan auf aktuellerster MQB-Plattform ist nicht rentabel? Die Kalkulation würde ich zu gern sehen...
Ich hoffe VW baut dann auch das Wasserstoff Tankstellennetz aus bis zur nächsten Wasserstoff Tanke haben ich 45 km.
Warum macht man heutzutage noch Angaben nach NEFZ? Ab 09/18 gilt offiziell nur noch WLTP.
Oder nutzt man WLTP lieber nicht, weil die Reichweite dann zu stark einbricht? Wirkt schon komisch, wenn man weiterhin mit den geschönten NEFZ Werten wirbt.
Die NEFZ 2.0 Angabe(aus WLTP errechnet) ist weiterhin gesetzlich vorgeschrieben, bis die neue Pkw-EnVKV in Kraft tritt, vrsl. ab Mai 2019. Da können die Hersteller nix zu.
Wo kann man das denn nachlesen?
Ab 09/18 gelten die WLTP für die Besteuerung.
z.B. dort https://www.pkw-label.de/.../
Wieso sollte sich VW um das Tankstellennetz kümmern? Dafür sind doch die Mineralölgesellschaften zuständig denen damit das Standbein weggezogen wird...
Danke.
Sehr ärgerlich. Wundert mich aber inzwischen nicht mehr, dass diese Kennzeichnung nicht auch in 09/18 umgestellt wurde.
Das wichtigste neue Produkt hat motortalk leider nicht erwähnt:
https://www.eurotransport.de/.../...-e-bike-aus-hannover-10422323.html
Das ist dann sogar schon Anfang 2019 lieferbar und wird den Standort Hannover als Produktionsstandort sichern.
Erst verliert ein Kaugummi seinen Geschmack. Wenn man dann weiter kaut, wird er irgendwann bröckelig. Der Caddy ist über diesen Punkt schon längst hinaus. Und wird trotzdem (noch) begeistert gekauft.
Dass er nun auch elektrisch kommen muss (wie die anderen auch), liegt nicht an VWs neuer Begeisterung für E-Antriebe, sondern an gesetzlichen Rahmenbedingungen, vorrangig in anderen Ländern. Frankreich z.B. macht mittelfristig Stadtzentren für Transporter mit Verbrenner dicht. Damit also künftig auch die Geschäfte an der Champs-Élysées überhaupt noch bedient werden können, müssen die Zulieferer auf E-Mobile setzen, wollen sie nicht künftig jede Europalette mit dem Rad anliefern 😆