Skoda Octavia Combi 3 (5E): Test, Daten, Preisvergleich
An den neuen Benziner muss sich das Getriebe noch gewöhnen
Volkswagens neuer 1,5-Liter-TSI ist der Vorzeigebenziner im Skoda Octavia, das bekannte 7-Gang-DSG aber nicht das Vorzeige-Getriebe. Der große Kombi im Alltagstest.
- Kompakter Kombi mit großem Laderaum
- Angenehm unauffälliger 1,5-l-Benziner
- Unharmonisches Doppelkupplungsgetriebe
- Teils hohes Geräuschniveau
Berlin – Das Facelift des Skoda Octavia liegt rund ein Jahr zurück. Technisch änderten die Tschechen damals wenig am kompakten Golf-Verwandten. Er bekam vier Augen, dahinter zunächst nur bekannte Motoren. Inzwischen wanderte der neue 1,5-Liter-TSI mit Zylinderabschaltung unter die Haube. Ein Motor, der uns schon im Golf gefiel. Jetzt konnten wir die Version mit 150 PS im Octavia Combi ausprobieren, kombiniert mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.
Karosserie | Platzangebot | Abmessungen
Mehr Platz gibt es in der Kompaktklasse nicht, und nur sehr selten mehr Länge. Der Octavia Combi bringt auf 4,67 Metern zwischen 610 und 1.740 Liter Gepäck unter. Der Konzernbruder Golf Variant kommt auf 605 bis 1.620 Liter. Die Rückenlehnen klappen bequem per Hebel aus dem Kofferraum um. Der Mechanismus fühlt sich allerdings etwas klapprig an.Dafür wirkt der doppelte Laderaumboden sehr solide und lässt sich in verschiedenen Positionen arretieren. So lassen sich wunderbar kleinere Dinge transportieren, ohne dass sie durch das große Heckabteil poltern. Clever: Das Rollo für den Laderaum und das Trennnetz sind in einer Kassette untergebracht, die an der im Verhältnis 40 zu 60 teilbaren Rücksitzlehne montiert ist. Man kann die Lehne bei eingebautem Rollo ruckzuck umlegen und erhält einen großen, recht planen Laderaum. Praktisches Detail: Der Eiskratzer steckt in der Tankklappe. Das half im Winter mehrmals.
So richtig glänzt der Octavia auf der Rückbank. Mehr Platz für die Beine bietet selbst die obere Mittelklasse üblicherweise nicht. Die Kopffreiheit stimmt ebenfalls, nur der Mittelplatz ist für lange Strecken etwas zu unbequem.
Innenraum | Verarbeitung | Materialien
Unser Octavia wirkte innen mit hellbeiger Cockpit-Verkleidung freundlich, aber nicht hochwertig. Immerhin steckt hartes Plastik erst unterhalb der Klima-Bedienelemente. Das ist in der Kompaktklasse nicht selbstverständlich. Hinten wird das Plastik nochmals günstiger.
Typisch Skoda: die großen, klaren Flächen wirken eher praktisch als schön, das ganze Ambiente sehr nüchtern. Schalter und Drehregler sind gut verarbeitet und fühlen sich solide an, sind gut eingepasst und klug sortiert. Die Sitzbezüge aus Leder und Alcantara gefallen, aber wirklich praktisch ist der helle Farbton nicht.Angenehm in den kalten Monaten: Die Sitzheizung bringt den Hintern flott auf Temperatur. Auch die Lenkrad-Heizung lernt man schnell zu schätzen. Beim Skoda lässt sie sich in drei Stufen regulieren, leider muss man das über den Touchscreen einstellen. Ein eigener Schalter wäre schöner.
Infotainment | Radio | Bedienung
Skoda baut ausschließlich analoge Rundinstrumente in den Octavia. Die weiß unterlegten Skalen wirken allerdings etwas altmodisch. Das Infodisplay zwischen Tacho und Drehzahlmesser zeigt alles an, was man wissen will, die Lenkradtasten navigieren zügig durch die verschiedenen Anzeigen.
Das Infotainmentsystem ist ebenfalls übersichtlich und einfach zu bedienen. Doch die Touchflächen neben dem Screen funktionieren schlechter als die Drucktasten, die Skoda früher einsetzte (und bei kleinen Systemen weiter einsetzt).
Seltsam: Beim Bluetooth-Verbindungsaufbau baute unser Android-Telefon zuweilen im Hintergrund einen Anruf zu sich selbst auf. Das passiert häufiger in VW-Konzernmodellen, nicht bei anderen Systemen. Die Standards Apple Carplay und Android Auto funktionieren ansonsten prima. Die Einbindung ist gut gelungen. Das Canton Sound System im Testwagen wirkte sehr basslastig.Assistenzsysteme | Sicherheit
Skoda hat mit dem Facelift bei Assistenzsystemen nachgebessert. Serienmäßig gibt es ab der zweiten Ausstattung eine Notbremse mit Fußgängererkennung. Gegen Aufpreis hilft der Octavia beim Spurhalten und –wechseln. Der intelligente Tempomat hält bis 160 oder bis 210 km/h den Abstand, je nachdem, ob man 280 oder 680 Euro dafür ausgibt. Das funktioniert zuverlässig und entspannt.
Der Parkpilot ist ebenfalls gelungen. Er rangiert souverän auch in kleinere Lücken und bei Bedarf wieder heraus. Der Park-Piepser allerdings ist deutlich zu nervös. Manchmal schlägt er an, obwohl weit und breit kein Hindernis in der Nähe ist.
Antrieb | Motor | Getriebe | Fahrleistungen
Wir haben ja auch keine Lust mehr, uns immer wieder darüber zu beschweren. Aber es nützt nichts: Das "Direktschaltgetriebe" (DSG) im Octavia ist nicht die beste Wahl. Aber die einzige, wenn es eine Automatik sein soll. Leider gelang Skoda die Abstimmung auf den 1,5-Liter-TSI nicht. Der neue Motor mit Zylinderabschaltung soll konzernweit den 1.4 TSI ersetzen – der ganz gut mit dem 7-Gang-DSG harmonierte.Vor allem beim Anfahren nervt das Getriebe, indem es urplötzlich zu viel Moment an die Vorderräder schickt. Auf rutschiger Straße muss man bewusst behutsam anfahren, um durchdrehende Räder zu vermeiden. Gleichmäßiges, sachtes Anfahren geht nur mit viel Gewöhnung und Feingefühl.
Das DSG-typische Ruckeln bei Langsamfahrt, zum Beispiel bei der Parkplatzsuche, ist ein weiterer Nachteil. Immerhin: ist der Octavia einmal in Fahrt, macht das DSG keine Probleme. Es schaltet sanft von Gang zu Gang und benimmt sich unauffällig. Erst beim Anhalten irritiert es manchmal wieder.
Der neue Motor hingegen gefällt. Er läuft ruhig und vibrationsarm, hat genügend Kraft in fast allen Lebenslagen und verbraucht nicht viel. Im Berliner Stadtverkehr lassen sich ohne Probleme Verbräuche zwischen sieben und acht Litern auf 100 Kilometer erreichen. Über Land kann es deutlich weniger werden, sechs Liter sind ohne Mühe machbar. Auf zügigen Autobahn-Etappen waren es knapp mehr als 8,0 Liter. Für einen Benziner ein akezptabler Wert.
Fahrwerk | Lenkung | Fahrverhalten
Viel Platz macht sich im Octavia durch Lautstärke bemerkbar. Bei groben Wellen poltert es vernehmlich von der Hinterachse. Kommt vor, nervt aber nicht halb so sehr wie Kopfsteinpflaster. Bei langsamer Fahrt übertragen sich die davon ausgelösten Vibrationen in den Innenraum, dass einem die Ohren dröhnen. Da sollte Skoda nachbessern.Insgesamt federt der Octavia gut. Komfortabel, aber nicht zu weich rollt er über Schlaglöcher und Bodenwellen. Die Lenkung wirkt gut gewichtet und ausreichend gefühlvoll, direkt und präzise lässt der Octavia sich durch Kurven zirkeln. Die Bremsen neigen jedoch zum Schleifen. Das ist nicht dramatisch, stört aber den guten Eindruck.
Ausstattung | Preis | Kosten | Fazit
Mindestens 20.450 Euro muss man für einen Skoda Octavia Combi ausgeben. Viel Geld für einen Kompaktwagen, aber wenig Geld für ein Auto mit so viel Platz. Der 1.5 TSI kostet mit DSG fast 27.000 Euro, weil er mindestens in der Ausstattung Ambition kommt. Nebelscheinwerfer, elektrische Fensterheber hinten, Klimaanlage, Tempomat, Parksensoren für hinten, höhenverstellbarer Fahrersitz und die City-Notbremse sind dann an Bord.
Mit der Ambition-Ausstattung kauft man außerdem die Möglichkeit, viele weitere Extras ins Auto zu bringen. Die Basis Active erlaubt nur sehr wenige Kreuzchen und bietet sehr wenig. Schon eine gewöhnliche Klimaanlage kostet 1.140 Euro, der Tempomat 190 Euro. Immerhin: Ein Audiosystem mit vier Lautsprechern gib es bei Active serienmäßig.Trotzdem bleibt ein gut ausgestatteter Octavia Combi bezahlbar. Unser Testwagen hatte unter anderem das Verstellfahrwerk an Bord, den Abstandstempomaten, das Businesspaket mit großem Navi, Leder-Alcantara-Polster, adaptive LED-Scheinwerfer und teure Alu-Felgen. Damit landet er bei knapp 42.500 Euro. Wie gesagt: Viel Geld für einen Kompakten. Einen ähnlich großen und ähnlich ausgestatteten Mittelklässler zu diesem Listenpreis wird man dennoch nicht leicht finden. So viel Gepäckraum und Beinfreiheit pro Euro gibt es nur selten. 1.800 Euro lassen sich außerdem direkt einsparen, indem man auf das DSG verzichtet.
Technische Daten Skoda Octavia 1.5 TSI DSG
- Antrieb: 1,5-l-Vierzylinder-Benziner, Turbo
- Leistung: 150 PS (110 kW) bei 5.000 U/min
- Drehmoment: 250 Nm bei 1.500-3.500 U/min
- Getriebe: Siebengang-Doppelkupplung, Frontantrieb
- 0-100 km/h: 8,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 218km/h
- Verbrauch: 4,9 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 113 g/km
- Testverbrauch: 8,3 l/100 km
- Kofferraum: 610-1.740 Liter
- Länge: 4,667 m
- Breite: 1,814 m
- Höhe: 1,465 m
- Radstand: 2,686 m
- Leergewicht: 1.307 kg
- Max. Zuladung: 645 kg
- Anhängelast: 1.500 kg
- Basispreis Octavia Combi: ab 20.450 Euro
- Basispreis Octavia Combi 1.5 TSI DSG: ab 26.930 Euro (Ambition)
- Preis des Testwagens: 42.418 Euro
*****
In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten.
"....poltert es vernehmlich von der Hinterachse". Interessant, daß die Techniker bei der VWAG nicht imstande sind, das störende, dumpfe Poltern bei vielen MQB-Modellen zu eliminieren. Die Frage bleibt, wollen oder können sie nicht.
Glaube eher die wollen nicht.
Nach dem Motto "Schmeißt es auf den Markt, die dummen kaufen das sowieso." 😆
Der Octavia III ist im Vergleich zu seinen Konzernbrüdern, also vor allem Golf VII und Leon III furchtbar gealtert, vor allem im Innenraum. Gerade der Leon sieht hier um Welten frischer aus - und der Golf hat den Vorteil schon immer etwas bieder gewesen zu sein, es passt also zum Anspruch.
Trotzdem, das Raumgefühl des Octavia wird von der Konkurrenz oft erst eine Klasse höher erreicht. Hut ab.
Das passiert bei meinem Audi auch regelmässig.
Ich mag Skoda. Bereue den Tausch gegen den Audi noch heute. Aber was solls. Würde ich dem Konzern noch vertrauen, wäre der nächste Wagen wieder ein Skoda. Aber ich kehre VW leider den Rücken.
Ist diese Problematik mit Motor & Getriebe beim Golf auch?
"Clever: Das Rollo für den Laderaum und das Trennnetz sind in einer Kassette untergebracht"
Was ist denn daran Clever, das ist total schlecht. Wenn ich das Rollo entferne muss ich auch das Netz entfernen, welches ich nun eigentlich bräuchte. Oder habe ich den Sinn nicht verstanden?
Passiert auch in meinem Leon. Die Problematik ist bekannt und hat viele Ursachen, verdreckte Sensoren dürften die bekannteste sein. Betroffen sind mWn nicht nur VAG Fahrzeuge.
Interessant: Oft schlagen die Sensoren an, wenn bei langsamer Fahrt in gewisser Entfernung etwas weiter vor oder hinter dem Auto, also eigentlich außerhalb des von den Sensoren angezeigten Bereichs ein zweites mit Parksensoren ausgestattetes Fahrzeug steht / fährt / rangiert. Passiert mir zB regelmäßig in Tiefgaragen wo man sich langsam (< 10 km/h) entgegenkommt oder langsam hintereinander fährt. Die Sensoren dürften das Ultraschallsignal des anderen Fahrzeuges fehlinterpretieren und sehen dann Gespenster.
Andere MQB-Modelle haben auch eine Doppelquerlenkerhinterachse und keine billige Verbundlenkerachse wie im Oktavia mit 150 PS und darunter.
I'm a Skoda Octavia lover, but I have to say the torsion beam suspension sucks! It's a great SHAME for VW Group! I've owned an Octavia 2 for 11 years and now I own an Octavia 3 MY 2017 Style+, but the rear suspension in worse than earlier. It is not so stable on curves and shake like hell! I gather data to change the rear suspension from an 1,8 TSI model...
Hab ich mich auch gefragt als ich das gelesen habe. Ich fahre speziell im Urlaub bei meinem Astra oft mit Trennnetz aber ohne Rollo denn das stört dann oft beim Beladen und vergeudet unnötig Platz.
Natürlich ist es optisch schöner wenn es eine Kassette ist. Vom Nutzen her in meinen Augen fraglich aber das sieht vermutlich jeder etwas anders.
Natürlich. Auch schon immer da gewesen beim 7-Gang DSG.
Vor allem hat "Skoda die Abstimmung nicht hinbekommen" Die Technik ist komplett und 1:1 von VW. Was soll Skoda da abstimmen?
Wundert mich jetzt nur, dass es jetzt erst immer mehr zur Sprache kommt in den Artikeln...
Ja, leider. Unser 1,5 TSI mit dem 7-Gang trocken DSG ist eine Katastrophe. Es ruckelt in einer Tour. Aber auch als Handschalter ist der 1,5 TSI einfach mies. Mega Turboloch. Der 1,4 TSI war in jeder Hinsicht besser. Ich kann dem Bericht auch beim Verbrauch nicht zustimmen: der 1,5 TSI säuft bei uns.
Nur ist das "Polterproblem" nicht auf die einfache HA beschränkt, auch die Mehrlenkerachse (sogar mit DCC) ist betroffen. Verursacher sind in diesem Fall die Hydrolager der Längslenker.
Oder das Karosserieblech ist zu wabelig. Meist kommt Dröhnen daher. 😆
Etwas Bitumen oder Versteifungen in der Pressform würden vermutlich helfen.
(Das ist nur meine Vermutung, keine Fakten hier. Bevor das einer falsch versteht. 😜 )