Skoda Octavia Combi 3 (5E): Test, Daten, Preisvergleich

An den neuen Benziner muss sich das Getriebe noch gewöhnen

Heiko Dilk

verfasst am Mon Mar 26 12:43:19 CEST 2018

Volkswagens neuer 1,5-Liter-TSI ist der Vorzeigebenziner im Skoda Octavia, das bekannte 7-Gang-DSG aber nicht das Vorzeige-Getriebe. Der große Kombi im Alltagstest.

Der Skoda Octavia Combi rollte in leuchtendem "Race-Blau Metallic" zum Alltagstest in die MOTOR-TALK-Tiefgarage
Quelle: ausblenden | Marlene Gawrisch für mobile.de
  • Kompakter Kombi mit großem Laderaum
  • Angenehm unauffälliger 1,5-l-Benziner
  • Unharmonisches Doppelkupplungsgetriebe
  • Teils hohes Geräuschniveau

Berlin – Das Facelift des Skoda Octavia liegt rund ein Jahr zurück. Technisch änderten die Tschechen damals wenig am kompakten Golf-Verwandten. Er bekam vier Augen, dahinter zunächst nur bekannte Motoren. Inzwischen wanderte der neue 1,5-Liter-TSI mit Zylinderabschaltung unter die Haube. Ein Motor, der uns schon im Golf gefiel. Jetzt konnten wir die Version mit 150 PS im Octavia Combi ausprobieren, kombiniert mit Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.

Karosserie | Platzangebot | Abmessungen

Auf 4,67 Metern Länge bringt der Skoda Octavia viel Raum unter
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Mehr Platz gibt es in der Kompaktklasse nicht, und nur sehr selten mehr Länge. Der Octavia Combi bringt auf 4,67 Metern zwischen 610 und 1.740 Liter Gepäck unter. Der Konzernbruder Golf Variant kommt auf 605 bis 1.620 Liter. Die Rückenlehnen klappen bequem per Hebel aus dem Kofferraum um. Der Mechanismus fühlt sich allerdings etwas klapprig an.

Dafür wirkt der doppelte Laderaumboden sehr solide und lässt sich in verschiedenen Positionen arretieren. So lassen sich wunderbar kleinere Dinge transportieren, ohne dass sie durch das große Heckabteil poltern. Clever: Das Rollo für den Laderaum und das Trennnetz sind in einer Kassette untergebracht, die an der im Verhältnis 40 zu 60 teilbaren Rücksitzlehne montiert ist. Man kann die Lehne bei eingebautem Rollo ruckzuck umlegen und erhält einen großen, recht planen Laderaum. Praktisches Detail: Der Eiskratzer steckt in der Tankklappe. Das half im Winter mehrmals.

So richtig glänzt der Octavia auf der Rückbank. Mehr Platz für die Beine bietet selbst die obere Mittelklasse üblicherweise nicht. Die Kopffreiheit stimmt ebenfalls, nur der Mittelplatz ist für lange Strecken etwas zu unbequem.

Innenraum | Verarbeitung | Materialien

Unser Octavia wirkte innen mit hellbeiger Cockpit-Verkleidung freundlich, aber nicht hochwertig. Immerhin steckt hartes Plastik erst unterhalb der Klima-Bedienelemente. Das ist in der Kompaktklasse nicht selbstverständlich. Hinten wird das Plastik nochmals günstiger.

Mit einer Breite von 1,81 Metern und 1,47 Metern Höhe trägt der Octavia nicht zu sehr auf
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Typisch Skoda: die großen, klaren Flächen wirken eher praktisch als schön, das ganze Ambiente sehr nüchtern. Schalter und Drehregler sind gut verarbeitet und fühlen sich solide an, sind gut eingepasst und klug sortiert. Die Sitzbezüge aus Leder und Alcantara gefallen, aber wirklich praktisch ist der helle Farbton nicht.

Angenehm in den kalten Monaten: Die Sitzheizung bringt den Hintern flott auf Temperatur. Auch die Lenkrad-Heizung lernt man schnell zu schätzen. Beim Skoda lässt sie sich in drei Stufen regulieren, leider muss man das über den Touchscreen einstellen. Ein eigener Schalter wäre schöner.

Infotainment | Radio | Bedienung

Skoda baut ausschließlich analoge Rundinstrumente in den Octavia. Die weiß unterlegten Skalen wirken allerdings etwas altmodisch. Das Infodisplay zwischen Tacho und Drehzahlmesser zeigt alles an, was man wissen will, die Lenkradtasten navigieren zügig durch die verschiedenen Anzeigen.

Das Infotainmentsystem ist ebenfalls übersichtlich und einfach zu bedienen. Doch die Touchflächen neben dem Screen funktionieren schlechter als die Drucktasten, die Skoda früher einsetzte (und bei kleinen Systemen weiter einsetzt).

Die schmale C-Säule lässt es erahnen: Die Rundumsicht im Skoda Octavia ist sehr gut
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Seltsam: Beim Bluetooth-Verbindungsaufbau baute unser Android-Telefon zuweilen im Hintergrund einen Anruf zu sich selbst auf. Das passiert häufiger in VW-Konzernmodellen, nicht bei anderen Systemen. Die Standards Apple Carplay und Android Auto funktionieren ansonsten prima. Die Einbindung ist gut gelungen. Das Canton Sound System im Testwagen wirkte sehr basslastig.

Assistenzsysteme | Sicherheit

Skoda hat mit dem Facelift bei Assistenzsystemen nachgebessert. Serienmäßig gibt es ab der zweiten Ausstattung eine Notbremse mit Fußgängererkennung. Gegen Aufpreis hilft der Octavia beim Spurhalten und –wechseln. Der intelligente Tempomat hält bis 160 oder bis 210 km/h den Abstand, je nachdem, ob man 280 oder 680 Euro dafür ausgibt. Das funktioniert zuverlässig und entspannt.

Der Parkpilot ist ebenfalls gelungen. Er rangiert souverän auch in kleinere Lücken und bei Bedarf wieder heraus. Der Park-Piepser allerdings ist deutlich zu nervös. Manchmal schlägt er an, obwohl weit und breit kein Hindernis in der Nähe ist.

Antrieb | Motor | Getriebe | Fahrleistungen

Die beige Innenausstattung macht den Innenraum schön hell und ganz schön empfindlich
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Wir haben ja auch keine Lust mehr, uns immer wieder darüber zu beschweren. Aber es nützt nichts: Das "Direktschaltgetriebe" (DSG) im Octavia ist nicht die beste Wahl. Aber die einzige, wenn es eine Automatik sein soll. Leider gelang Skoda die Abstimmung auf den 1,5-Liter-TSI nicht. Der neue Motor mit Zylinderabschaltung soll konzernweit den 1.4 TSI ersetzen – der ganz gut mit dem 7-Gang-DSG harmonierte.

Vor allem beim Anfahren nervt das Getriebe, indem es urplötzlich zu viel Moment an die Vorderräder schickt. Auf rutschiger Straße muss man bewusst behutsam anfahren, um durchdrehende Räder zu vermeiden. Gleichmäßiges, sachtes Anfahren geht nur mit viel Gewöhnung und Feingefühl.

Das DSG-typische Ruckeln bei Langsamfahrt, zum Beispiel bei der Parkplatzsuche, ist ein weiterer Nachteil. Immerhin: ist der Octavia einmal in Fahrt, macht das DSG keine Probleme. Es schaltet sanft von Gang zu Gang und benimmt sich unauffällig. Erst beim Anhalten irritiert es manchmal wieder.

Der neue Motor hingegen gefällt. Er läuft ruhig und vibrationsarm, hat genügend Kraft in fast allen Lebenslagen und verbraucht nicht viel. Im Berliner Stadtverkehr lassen sich ohne Probleme Verbräuche zwischen sieben und acht Litern auf 100 Kilometer erreichen. Über Land kann es deutlich weniger werden, sechs Liter sind ohne Mühe machbar. Auf zügigen Autobahn-Etappen waren es knapp mehr als 8,0 Liter. Für einen Benziner ein akezptabler Wert.

Fahrwerk | Lenkung | Fahrverhalten

Reichlich Beinfreiheit auf der Rückbank ist die Stärke des Skoda Octavia
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Viel Platz macht sich im Octavia durch Lautstärke bemerkbar. Bei groben Wellen poltert es vernehmlich von der Hinterachse. Kommt vor, nervt aber nicht halb so sehr wie Kopfsteinpflaster. Bei langsamer Fahrt übertragen sich die davon ausgelösten Vibrationen in den Innenraum, dass einem die Ohren dröhnen. Da sollte Skoda nachbessern.

Insgesamt federt der Octavia gut. Komfortabel, aber nicht zu weich rollt er über Schlaglöcher und Bodenwellen. Die Lenkung wirkt gut gewichtet und ausreichend gefühlvoll, direkt und präzise lässt der Octavia sich durch Kurven zirkeln. Die Bremsen neigen jedoch zum Schleifen. Das ist nicht dramatisch, stört aber den guten Eindruck.

Ausstattung | Preis | Kosten | Fazit

Mindestens 20.450 Euro muss man für einen Skoda Octavia Combi ausgeben. Viel Geld für einen Kompaktwagen, aber wenig Geld für ein Auto mit so viel Platz. Der 1.5 TSI kostet mit DSG fast 27.000 Euro, weil er mindestens in der Ausstattung Ambition kommt. Nebelscheinwerfer, elektrische Fensterheber hinten, Klimaanlage, Tempomat, Parksensoren für hinten, höhenverstellbarer Fahrersitz und die City-Notbremse sind dann an Bord.

Bis zu 610 Liter passen in den Kofferraum des Octavia, wenn die Rückbank aufrecht steht. Der Laderaum ist schön eben und unzerklüftet
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Mit der Ambition-Ausstattung kauft man außerdem die Möglichkeit, viele weitere Extras ins Auto zu bringen. Die Basis Active erlaubt nur sehr wenige Kreuzchen und bietet sehr wenig. Schon eine gewöhnliche Klimaanlage kostet 1.140 Euro, der Tempomat 190 Euro. Immerhin: Ein Audiosystem mit vier Lautsprechern gib es bei Active serienmäßig.

Trotzdem bleibt ein gut ausgestatteter Octavia Combi bezahlbar. Unser Testwagen hatte unter anderem das Verstellfahrwerk an Bord, den Abstandstempomaten, das Businesspaket mit großem Navi, Leder-Alcantara-Polster, adaptive LED-Scheinwerfer und teure Alu-Felgen. Damit landet er bei knapp 42.500 Euro. Wie gesagt: Viel Geld für einen Kompakten. Einen ähnlich großen und ähnlich ausgestatteten Mittelklässler zu diesem Listenpreis wird man dennoch nicht leicht finden. So viel Gepäckraum und Beinfreiheit pro Euro gibt es nur selten. 1.800 Euro lassen sich außerdem direkt einsparen, indem man auf das DSG verzichtet.

Technische Daten Skoda Octavia 1.5 TSI DSG

  • Antrieb: 1,5-l-Vierzylinder-Benziner, Turbo
  • Leistung: 150 PS (110 kW) bei 5.000 U/min
  • Drehmoment: 250 Nm bei 1.500-3.500 U/min
  • Getriebe: Siebengang-Doppelkupplung, Frontantrieb
  • 0-100 km/h: 8,4 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 218km/h
  • Verbrauch: 4,9 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 113 g/km
  • Testverbrauch: 8,3 l/100 km
  • Kofferraum: 610-1.740 Liter
  • Länge: 4,667 m
  • Breite: 1,814 m
  • Höhe: 1,465 m
  • Radstand: 2,686 m
  • Leergewicht: 1.307 kg
  • Max. Zuladung: 645 kg
  • Anhängelast: 1.500 kg
  • Basispreis Octavia Combi: ab 20.450 Euro
  • Basispreis Octavia Combi 1.5 TSI DSG: ab 26.930 Euro (Ambition)
  • Preis des Testwagens: 42.418 Euro

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Seit dem Facelift vor einem Jahr trägt die dritte Generation des Octavia ein Vieraugen-Gesicht, das an die E-Klasse der Baureihe W212 vor deren Facelift erinnert
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Hinter dem Kühlergrill von Dax 3805 sitzt der neue 1,5-Liter-Benziner aus dem Volkswagen-Konzern
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Auf 4,67 Metern Länge bringt der Skoda Octavia viel Raum unter
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Mit einer Breite von 1,81 Metern und 1,47 Metern Höhe trägt der Octavia nicht zu sehr auf
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Die schwarzen 17-Zoll-Felgen namens Trius passen gut zum blauen Octavia Combi, mit 390 Euro Aufpreis sind sie bezahlbar
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Die beige Innenausstattung macht den Innenraum schön hell und ganz schön empfindlich
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Die bequemen Sitze im Octavia Combi sind mit Leder und Alcantara bezogen. Für 820 Euro eine schöne, nicht zu teure Option
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Reichlich Beinfreiheit auf der Rückbank ist die Stärke des Skoda Octavia
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Das Multifunktionslenkrad wirkt schlicht, ist beheizbar und mit Leder bezogen. Es lag stets gut in der Hand
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Die analogen Instrumente im Skoda Octavia wirken etwas altbacken. Nicht, weil sie analog sind, sondern wegen der hier schlecht sichtbaren silbernen Umrandung
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Solide verarbeitet und schlicht geformt: Innenraum des Skoda Octavia 3
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Schwachpunkt des Skoda Octavia: Das kleine Doppelkupplungsgetriebe ("DQ 200") mit sieben Gängen
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Armlehne und Polsterung für die Ellenbogen sind weich, der Griff selbst aus Hartplastik. So ist das üblich, nicht nur in der Kompaktklasse
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Bis zu 610 Liter passen in den Kofferraum des Octavia, wenn die Rückbank aufrecht steht. Der Laderaum ist schön eben und unzerklüftet
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Bei umgelegten Lehnen lädt der Octavia bis zu 1.740 Liter ins Heck, unter dem klappbaren doppelten Boden befindet sich eine ebene Fläche
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Skoda Octavia Detail: Der Kompakte legt elektrisch die Ohren an, wenn man das will
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Der neue Einsfünfer aus dem Volkswagen-Konzern verfügt über Zylinderabschaltung und funktioniert prima
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