Versicherung vs. Hersteller: Forderung nach Treuhändler für Autodaten
Autodaten sollen neutral gespeichert werden
Ein modernes Auto ist eine rollende Datenbank - und das zieht Streit nach sich. Autokonzerne und Versicherer rangeln um die Daten. Die Allianz-Versicherung positioniert sich nun gegen die Autoindustrie.
München - Nach jahrelangem heftigem Gerangel um die Zugriffsrechte auf Fahrzeugdaten geht die Allianz-Versicherung in Stellung gegen die Autohersteller. Deutschlands größter Versicherungskonzern fordert die Einsetzung eines unabhängigen Treuhänders, der den Zugang zu Fahrzeugdaten gewährleistet.
Kein exklusiver Zugang auf Autodaten
Joachim Müller, Chef des Allianz-Sachversicherungsgeschäfts in Deutschland, begründet das mit der Aufklärung von Unfallursachen. "Bei hochautomatisierten Fahrzeugen muss aufgeklärt werden können, wer für den Unfall verantwortlich ist, der Fahrer oder die Technik?"
Aufgrund der Bedeutung der Daten plädiere die Allianz dafür, "dass diese Daten an einen unabhängigen Treuhänder übertragen werden", sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Wichtig ist dabei, dass weder die Autohersteller, die Versicherer, noch andere beteiligte Interessengruppen einen exklusiven Zugang auf die Daten erhalten." Das Thema automatisiertes Fahren und die damit verbundenen Haftungsfragen werden auch beim Verkehrsgerichtstag in Goslar vom 24. bis 26. Januar eine wichtige Rolle spielen.
Daten gewinnen an Bedeutung
Die Fülle an Daten, die moderne Autos erzeugen, gewinnen stetig an Bedeutung, sowohl für die Unfallaufklärung als auch für kommerzielle Angebote. Neben den großen Konzernen sind unter anderem ADAC, TÜV, Werkstätten, Zulieferer und IT-Branche interessiert. Allein die Bewegungsdaten eines Autos sind wertvoll - etwa für Parkplatz-Apps oder den Hinweis auf die nächst gelegene Werkstatt im Display.
In der Novelle des Straßenverkehrsrechts hatte der Bund 2017 den Einbau von Datenspeichern in automatisierte Fahrzeuge vorgeschrieben. "Der Gesetzgeber hat aber nicht ausreichend geregelt, wie diejenigen, die aufgrund Gesetz oder Einwilligung dazu berechtigt sind, Zugang zu diesen Daten bekommen", sagte Müller, Vorstandsvorsitzender der für die Kfz-Sparte zuständigen Allianz Versicherungs-AG.
Autohersteller wollen Daten selbst verwalten
Nach dem Konzept der Autoindustrie sollen die Daten auf sichere Server der Hersteller überspielt werden, Interessenten wie die Versicherer sollen dann auf dem Umweg über diese Server Zugriff erhalten. Das missfällt nicht nur den Versicherern, sondern auch dem TÜV - befürchtet wird, dass der Zugriff auf die Daten damit vom Wohlwollen der Hersteller abhängen würde.
Nicht nur für die Versicherer, auch für die Justiz ist das automatisierte Fahren eine neue Herausforderung. Laut Rechtslage ist der Autohersteller für Fehler bei automatischer Steuerung verantwortlich, der Fahrer hingegen bei manueller Steuerung.
Grundlagen für autonomes Fahren schaffen
Die Details aber sind offen. "Der Gesetzgeber hat zu Recht bewusst keine genauen Vorgaben für die zulässige Ablenkung und Übernahmeprozedur vorgeschrieben", sagte Müller. "So macht es einen gewaltigen Unterschied, ob der Fahrer mit 50 km/h auf einer Ringstraße unterwegs ist oder vor einer Schule. Wenn gerade Schulschluss ist und die Kinder alle über die Straße laufen, erwarten wir natürlich noch mal eine erhöhte Aufmerksamkeit."
Auch beim automatisierten Fahren bleibe eine Teilverantwortung beim Fahrer, sagte Müller. "Dies gilt zumindest, solange noch ein Lenkrad im Fahrzeug ist." Für die Fahrer gilt die Kfz-Haftpflicht, auch wenn ein Fahrzeug im Automatikmodus in einen Unfall verwickelt wird.
Langfristig erwartet die Allianz geringere Schäden, wenn sich das automatisierte Fahren durchsetzt. "Wir erwarten, dass die Entschädigungsleistungen in den nächsten 15 Jahren um 7 bis 16 Prozent zurückgehen werden, je nach Verbreitung der neuen Systeme."
- Datensparsamkeit ist oberstes Gebot!
- Die Daten gehören IMHO dem Fahrer!
- Gerade die Versicherungen werden wie immer versuchen solchen Daten zu ihrem Vorteil auszulegen, egal wie unsinnig die Begründung ist!
notting
Werden eigentlich Assistenten, die z.B. Kollisionen verhindern oder abschwächen (Notbremsassistent etc.) von den Versicherungen honoriert? Im Ausland gibt es so etwas, da sind die Einstufungen deswegen günstiger oder es gibt Sonderrabatte.
Das würde mich mal interessieren....
Daten sind Geld, da geht die Jagd jetzt richtig los!
Hab mal für TFL Rabatt von der Versicherung gekriegt. Wurde aber sehr schnell wieder beendet. So wird's da IMHO auch laufen. Achja: Bei den PDC hat sich ja rausgestellt, dass sich aus Sicht der Versicherungen die Gesamt-Schadenshöhe nicht verändert. Weil die Dinge funktionieren halt auch nicht 100%ig perfekt, aber die Leute verlassen sich viel zu sehr darauf. Dazukommt, dass die Reparatur gerade wg. der PDC teurer wird. Bzw. wenn man kein PDC hat und deswegen ein geparktes Fahrzeug mit PDC anfährt ist das halt teurer als wenn man eines ohne PDC angefahren hätte.
notting
Aber es gibt ja auch Systeme, die nicht im Kühlergrill sitzen und auch nicht auf der Frontscheibe kleben. Da ist der Kostenfaktor nicht so hoch....und da sollte dieses Argument der Versicherer nicht ziehen!?
Aber wir kommen vom Thema ab.
Im Moment hat der Hersteller die Daten , das ist wenn ich mir die Softwaren Diskussion um den VW-Konzern anschaue nicht sehr vertrauenswürdig, da wäre die angedachten Daten Übertragung zu einem Treuhänder schon sinnvoller was aber wichtig wäre das n u r die Strafverfolgungs Behörde Zugriff darauf hat.
....und das auch nur mit Erlaubnis eines Richters.
Solange das Auto keine Daten wie "V=235km/h-A99-km6-Richtgeschwindigkeit" oder "V=203km/h-B17-außerorts100" speichert, können die Daten auch an die Versicherungen rausgehen 😊 meine gefahrenen Geschwindigkeiten gehen die Versicherungen nichts an, und die Polizei erst recht nicht.
Und ja, ich halte nichts von Tempolimits außerorts 😆
Daß das Handling der Daten hier im Gesamtpaket zu verstehen ist, sollte eigentlich klar sein.
apropos Gesamtpaket: gibt es eigentlich eine vollständige Aulistung, was an Daten so gespeichert wird?
Ist das ausstattungsabhängig? (wo kommen die GPS-Daten her, wenn man weder Garmin-Vorrüstung noch Command hat - da bleiben doch nur die Netzknoten, oder!?)
All neuen Autos haben eigene notruftaste.
Ja, das ist bei Neufahrzeugen mittlerweile Pflichtausstattung:
https://www.motor-talk.de/.../...elle-hilfe-am-unfallort-t5625822.html
heißt aber auch, dass diese Daten nicht ständig, sondern nur fallweise erfasst werden, oder!?
Hat also mit dem "Gesamtpaket" nichts zu tun...
So wie ich http://eur-lex.europa.eu/.../?uri=CELEX%3A32015R0758&from=DE verstehe ist das falsch, was du schreibst. Denn erst bei Typprüfung ab dem 1.4.18 (was ja i.d.R. deutl. bevor ein neues Modell in den Handel kommt gemacht wird!) gilt das!
"Alte" Modelle dürfen quasi beliebig lange ohne E-Call gebaut werden!
notting
...der Anfang vom Ende. Alles wird freigegeben. Sonst gibt es zukünftig keine Versicherung mehr.
Genau so wie der Staat schon alles mitliest wird bald jeder der meint er hätte ein Recht darauf Zugriff bekommen auf die Daten