Ford Capri: 30 Jahre nach Produktionsende

Das coole Coupé aus Köln

MOTOR-TALK

verfasst am Sun Jul 02 07:21:31 CEST 2017

Vor 30 Jahren stellte Ford den Capri ein und beendete so die Ära cooler Kölner Coupés. Der Capri war nie der Stärkste oder der Fortschrittlichste. Aber er funktionierte.

Der Ford Capri wird oft als "deutscher Mustang" bezeicnet. Der amerikanische Klassiker diente als Inspiration, gefertigt wurde der Capri in Köln
Quelle: SPX/ Ford

Köln - „Bye-bye Ford Capri!“ weinten britische Medien dem Kultcoupé Abschiedstränen nach, als im Juni 1987 die letzten Exemplare vom Band rollten. Vielleicht ahnten Fachpresse und Fans schon damals, dass Ford kein mit dem Capri vergleichbares Kultcoupé mehr nachlegen würde. Der in Köln gefertigte Capri war Europas erstes bezahlbares Sportgerät. Ein familientauglicher, viersitziger Fastback, der sich den amerikanischen Ford Mustang zum Vorbild nahm - und seinen eigenen Mythos kreierte.

Capri I: Der Powercar-Ruf kam nicht von der Power

1987 lief der letzte Capri bei Ford in Köln vom Band. Und wartet im Grunde bis heute auf einen würdigen Nachfolger
Quelle: SPX/ Ford
Tatsächlich genoss der für ein Sportcoupé zunächst eher sparsam motorisierte Capri besonders in seinen späten Jahren den Ruf eines echten Powercars. Das lag nicht nur an Erfolgen auf der Rennstrecke. In Großbritannien befeuerte die TV-Serie „Die Profis“ den Kult. Schnelle Capri jagten fiese Terroristen. Damit galt der Capri bei englischen Jugendlichen in den 1980ern als coolstes Coupé überhaupt. Das fortschrittlichste war er jedenfalls nie. Veraltete technische Lösungen wie eine Starrachse mit Blattfedern an der Hinterachse hielten das Auto jedoch bezahlbar.

So kostete das der Capri 1300 im Startjahr 1969 gerade einmal 6.993 Mark – gut ein Drittel weniger als ein Opel GT 1100 und kaum mehr als das winzige Fiat 850 Coupé. Gewiss, mit 50 PS konnte der nur 133 km/h flotte Ford dem Fiat nicht folgen. Doch der Capri demonstrierte: Ein Auto muss nicht schnell sein, wenn es sich dafür schnell anfühlt und so aussieht.

Als 2300 GT waren Capri der ersten Generation auch objektiv schnell. Der 108 PS starke und 990 Kilo leichte V6-Ford jagte doppelt so teure Mercedes-Coupés. Jedenfalls auf glatter Bahn. Ungeübte Capri-Piloten klagten über „regelrechte Seitensprünge mit trampelnder Hinterachse“. Ford selbst sah das weniger kritisch und legte im Jahr 1970 noch einmal nach: Der RS 2600 mit 150 PS aus einem V6 mit Einspritzung nahm nun Porsche ins Visier.

Zumindest gewann Jochen Mass mit der 276-PS-Wettbewerbsversion die deutsche Rundstreckenmeisterschaft. Auf der Straße war die Turbo-aufgeladene 2,6-Liter V6-Variante des Schweizer Tuners Michael May die Krönung. 207 PS für 14.000 Mark. Und nur in wenigen Autohäusern bestellbar.

Capri II: Weiniger Öl sorgt für mehr Schmalz

Der Ford Capri auf Schnee: Unverkennbar nicht die Stärke des Hinterradantrieblers
Quelle: SPX/ Ford
Mehr als eine Million Capri verkaufte Ford bis 1974. Der Erfolg übertraf alle Prognosen und inspirierte Konkurrenten wie den Opel Manta oder den VW Scirocco. Entsprechend groß war im Jahr 1974 die Herausforderung für den Capri II. Unter der langen Schnauze saßen nun kräftige 3,0-Liter-V6. Doch die schwachbrüstigen 1,3-Liter-Vierzylinder blieben Teil des Programms. Schließlich wollte Ford Einstiegsmodelle unterhalb der 10.000-Mark-Marke anbieten.

Mit den kleinen Aggregaten unterbot der Capri preislich sämtliche Konkurrenten, einschließlich der ersten Japaner wie Mazda 616 Coupé oder Toyota Celica. Erneut stimmte der Absatz, regelmäßige Facelifts hielten die Sehnsucht frisch.

Capri III: Zumindest im Volksmund

Ford Capri Turbo von 1981 auf der Rennstrecke: 2,8-Liter-Sechszylinder und 188 PS
1978 startete Ford eine Kosmetikoffensive, die umgangssprachlich als dritte Generation gilt. Hier erhielt der Capri seine aggressiv dreinblickenden Doppelscheinwerfer und den angedeuteten Frontspoiler. Fans erkennen den neuen Capri auch an den geriffelten Rücklichtern. Und schätzen den Stabilisator an der Vorderachse.

Motorenseitig entfiel der schwächliche 1,3-Liter-Motor, dafür gab es ab 1981 zwei neue Leistungsträger. Zum einen ersetzte der 160 PS starke Capri 2.8 Injection den 3,0-Liter-Capri. Kurz danach debütierte der Capri Turbo mit 2,8-Liter-Sechszylinder, Vergaser-Technik und 188 PS. Der schnellste aller serienmäßigen Capri erreichte nach rund 8 Sekunden Tempo 100. Ein Wert auf dem Niveau des Porsche 944.

Noch mehr Temperament hatte der sogenannte „Super-Capri“, der sich im Motorsport mit bis zu 580 PS in die Siegerlisten eintrug, während die Straßenversion die Zusatzbezeichnung „Super“ erst ab 1984 erhielt. Heute sind alle Capri super begehrt – haben doch viele der coolen Karren den Härtetest vor Dorfdiscos oder englischen Jugendclubs nicht überlebt.

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1987 lief der letzte Capri bei Ford in Köln vom Band. Und wartet im Grunde bis heute auf einen würdigen Nachfolger
Quelle: SPX/ Ford
Die ikonische Form des Ford Capri: Lange Motorhaube, kurzes Heck
Quelle: SPX/ Ford
Die "Hunde-Knochen"-Front früher Ford Capri trug auch der Ford Escort
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Mit dem Capri trat Ford werksseitig im Rundstreckensport an. Hier ein Ford Capri RS bei einem Lauf zur Tourenwagen-Europameisterschaft
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Ein Ford Capri GXL 3000 V6
Quelle: SPX/ Ford
Paarlauf am Dutzendteich: Zwei Ford Capri RS 1974 am Norisring
Quelle: SPX/ Ford
Der Ford Capri von 1974 in den John-Player-Special-Farben
Quelle: SPX/ Ford
Ob es dieses Exemplar noch gibt? Viele Ford Capri überlebten die Härtetests "Rennstrecke" und "Fahrt zur Dorfdisco" nicht
Quelle: SPX/ Ford
Ein Ford Capri II 1976 mit dem 3.0-Liter großen V6 unter der langen Haube
Quelle: SPX/ Ford
Powercar-Ruf ohne richtig Power: Der Ford Capri II 1.3 von 1976. Ein schwachbrüstiger Vierzylinder, doch der Preis stimmte
Quelle: SPX/ Ford
Der Innenraum des Ford Capri - hier ein Modell der zweiten Generation mit 3.0-Liter-Aggregat
Quelle: SPX/ Ford
Grimmig Richtung Ende: Der Ford Capri trat ab 1978 mit geänderter Front an, am Erscheinungsbild änderte sich bis zum Produktionsende nichts Gravierendes mehr
Quelle: SPX/ Ford
Der Ford Capri auf Schnee: Unverkennbar nicht die Stärke des Hinterradantrieblers
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Im Jahr 1981 kam der Ford Capri mit RS-Kit auf die Straße
Quelle: SPX/ Ford
Eines von zwei Spitzenmodellen im Herbst des Ford Capri: Der 2.8 Injection mit 160 PS
Quelle: SPX/ Ford

 

Quelle: SP-X