VW Passat GT (2019): US-Passat mit VR6
Dem Passat GT fehlt ein I wie Import
Ein Volkswagen Passat mit V6, GTI-Anleihen und Kampfpreis. Darauf wartet der Pubertierende in uns. Und wartet weiter, denn der GT bleibt in den USA. Wie wärs mit einem Import?
Detroit- Das heimliche Highlight von Detroit? Ein Volkswagen Passat, auf den unser inneres Kind seit Jahren wartet. Oder war es doch der innere Pubertierende? Als GT kommt der Passat wieder mit VR6-Motor. Und einem Kühlergrill, für den sich diese Mittelklasse-Limo ein zusätzliches "I" in der Typenbezeichnung verdient hätte. 2019 will VW in Amerika einen neuen Passat vorstellen. Dieser hier geht also als letztes Hallelujah des alten Modells durch.
Dem GTI-Prinzip war noch kein Passat-Sportmodell näher, dem deutschen Markt nie eines ferner – der Passat GT ist den USA vorbehalten. Wo das 280-PS-Auto ab moderaten 29.940 Dollar (rund 23.820 Euro) erhältlich sein wird. In Deutschland sind vergleichbare Passat mitunter doppelt so teuer. Außerdem hubraumschwächer und weniger verspielt. Ist der importierte Passat GT die aufregende und günstige Alternative zu den starken 2,0-TSI-Modellen?
Was dem GT zum GTI fehlt? Die Alleinstellung
Gleich vorweg: VW verzichtete bei diesem Modell aus gutem Grund auf das I. Klar, der Passat GT trägt viele der seit 1975 bekannten Insignien Wolfsburger Sportlichkeit: Rote Umrandungen am Grill, Bürzel am Heck, etwas tieferes Fahrwerk. Eines weicht hier im Vergleich zu Golf, Polo und Up-Modellen mit „Gran Turismo Injection“-Siegel ab: Sein V6 macht ihn nicht zum King der Baureihe. Das Aggregat gibt es in den USA mit identischer Leistung im luxuriöser ausgelegten V6-Modell.
Nein, er wäre kein echter GTI. Und er ist kein echter Passat, jedenfalls nicht nach deutschem Verständnis. Seit 2011 bietet Volkswagen eine gesonderte US-Variante an. In Tennessee entstehen eigene Modelle für Nordamerika und China. Der Passat NMW (New Midsize Sedan) ist mit 4,872 Metern etwas länger als der Namensgeber. Die Ausführung ist billiger, die Technik mittlerweile veraltet: Der US-Passat basiert auf der betagten PQ46-Plattform, das Modell für den Rest der Welt nutzt die Architektur des Modularen Querbaukastens (MQB).
Deutscher Top-Passat mehr als doppelt so teuer
Der aktuellere Unterbau würde eine VR6-Variante ebenfalls zulassen, doch seit dem Modellwechsel 2014 verbaut Volkswagen ausschließlich Reihenvierzylinder. Das stärkste, was VW im Mittelklasse-Klassiker aktuell zu bieten hat: Ein aufgeladener 2,0-Liter mit 280 PS. Die 280 hp des 3,6-Liter-Passat-GT entsprächen 285 DIN-PS, sind leistungstechnisch also vergleichbar.Modellpolitisch nicht ganz: So stark wird das Wolfsburger Original nur als Variant, den GT gibt es nur als Stufenheck. Der europäische 2,0-Liter-Vierzylinder ist nur in der höchsten Ausstattungslinie (Highline) erhältlich, wo unter anderem LED-Lichter und eine 3-Zonen-Klima-Automatik zum Serienumfang gehören. Beides beeinflusst den Preis: Mindestens 47.750 Euro kostet der stärkste deutsche Passat.
Soll der Variant ähnlich sportlich auftreten wie der amerikanische GT, muss man beim R-Line Exterieur-Paket für 1.295 Euro ein Kreuz setzen. Das R-Line-Interieur ab 1.755 Euro braucht es für den Vergleich nicht – so schick und sportlich ist der Innenraum des Passat GT nicht gestaltet. Doch Ledersitze dürften zum Serienumfang gehören. Beim Passat Highline verrechnet VW weitere 685 Euro für die Nappaleder-Bezüge. Macht in Summe 49.730 Euro für den 280 PS starken deutschen Passat in möglichst angriffslustiger Optik.
Die Original-Limo hält auf dem Papier nicht mit
Der originale Stufenheck-Passat kann mit maximal 220 PS geordert werden, ebenfalls aus einem 2,0-Liter-Turbo. In der zweithöchsten Ausstattungsvariante Comfortline werden ab 38.475 Euro fällig. Hier beläuft sich der Preis mit den günstigsten Ledersitzen und R-Line-Paket auf 42.085 Euro.
Klar: Technisch sind die deutschen Modelle dem US-Passat GT wohl überlegen. Antriebstechnisch sowieso: Der deutsche Top-Passat kommt mit Allrad, der US-GT mit Frontantrieb. In beiden Fällen ist ein Sechsgang-DSG alternativlos, ebenso wie im deutschen Modell mit 220 PS. Doch bei allen Vorteilen bleiben die Modelle aus Emden langweiliger und teurer als der GT.
Import: Vermittler benötigt
Außerdem: Was tun, wenn es ihn einfach nicht gibt? Importieren. Was mit praktisch jedem US-Car gelingt, kann mit einem Passat doch nicht so schwierig sein. MOTOR-TALK fragten die Experten von US Import 24. Wie andere freie Importeure bietet das Unternehmen Komplettlösungen zum vereinbarten Pauschalpreis an. Wir erkundigten uns nach ungefähren Kosten.Als erstes braucht es einen Vermittler aus den Staaten, eine Art Makler. Beim Neuwagenhändler aus den Staaten können ausländische Kunden nicht direkt beziehen. Der Mittelsmann veranschlagt üblicherweise Preise im Bereich zwischen 500 und 1.500 Euro. Dafür spart man sich mit hoher Wahrscheinlichkeit die regional unterschiedliche Sales-Tax der Amerikaner. Die ungefähren Transportkosten gibt US Import 24 mit 1.800 bis 2.600 Euro an. Der Blick auf die Angebote der Fährunternehmen reicht nicht. Irgendwie muss der Passat GT ja auch vom Händler aufs Schiff.
10 Prozent Zoll, 19 Prozent Einfuhrumsatzsteuer
Gehen wir von den Maximalwerten aus, kostet der ursprünglich 23.820 Euro günstige VW Passat GT an der Grenze des Binnenmarktes rund 28.000 Euro. Aus dieser Summe berechnen sich die Zollgebühren. Spätestens hier wären wir froh, keinen Pick-up importiert zu haben – dafür würden 22 Prozent Aufschlag anfallen, bei Pkw sind es 10 Prozent. Aus der neuen Summe ergibt sich die Höhe der Einfuhrumsatzsteuer von 19 Prozent.Danach halten wir bei 37.000 Euro für einen legal in die EU importierten VW Passat GT – mit dem wir vorerst keinen Meter auf der Straße fahren dürfen. Für die Zulassung über eine berechtigte Überprüfungsstelle (etwa den TÜV) müssen zahlreiche Dokumente vorgelegt werden – offizielle Papiere (etwa zum Schadstoffausstoß), die nicht immer leicht und so gut wie nie kostenfrei erhältlich sind. US Import 24 würde uns hierbei unterstützen. Kostenpunkt: rund 2.200 Euro. Wenn das Fahrzeug seltener importiert wird, würde man einen geringfügig höheren Pauschalbetrag ansetzen.
Fazit: Geil, günstig, aber nur bedingt sinnvoll
Wie viele Menschen wohl einen Passat in den VW-Heimatmarkt importieren? In Summe dürfte unser VW Passat GT in der Basisausstattung kaum weniger als 39.000 kosten, bis er eine straßenzugelassene Alternative zu potenten Europa-Passat sein kann. Günstiger ist er immer noch. Aber wäre er auch eine sinnvolle Alternative?
Auf den ersten paar hundert Kilometern womöglich, wenn man sich von den biederen Original-Passats mit GTI-Optik und VR6-Gekreische abhebt. Auf lange Sicht? Eher nicht. Spätestens beim ersten technischen Problem wird man sich in ein deutsches Modell wünschen - Garantiebestimmungen gelten bei Eigenimporten häufig nicht. Außerdem: Ersatzteile für ein US-Sportmodell hat der VW-Händler ums Eck wohl eher nicht auf Lager.
*****
In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten.
Haha, für den Preis... der europäische Kunde wird von VW noch fleißig weiter verarscht 😆
Sind die Motoren mittlerweile wenigstens haltbar?
Es ist und bleibt ein VW...
Sieht aus wie eine Mischung aus Polo, Golf und Octavia. Nur billiger.
Vllt. mal realisierbar wenn in den 2-3 Folgejahren dann Unfallwagen eingeführt werden und hier repariert werden als US Import. Motor in meinen Augen eine schöne Alternative zu diesem ganzen Downsizing.
Es ist echt traurig und lächerlich was die deutsche Wirtschaft alles aus dem Bürger rausholen kann. Da denke man nicht nur an die Autoindustrie, sondern z.B. auch Mobilfunk - Stichwort Datenvolumen. Aber was willste' machen. Weniger Ausstattung, doppelter Preis. Welcome to the system.
Der Mercedes Kunde auch. Der Porsche Kunde auch. Der Ford Kunde auch. Du kannst es durch alle Marken ziehen, macht es nicht besser.
Tue doch nicht so, als ob nur VW die Autos in den Staaten günstiger verkauft und auf dem Heimatmarkt deutlich höhere Preise verlangt.
Und deshalb ein solides, gutes Auto?
Verstehe die Intention deiner Aussage nicht....
Der Motor gehört in den Arteon.
Wenn letzterer mit einem Dieselgeräusch an mir vorbeifährt, zucke ich jedesmal zusammen.
Da bekommt man bei den Amerikanern gleich mitleid, so eine Krücke als Topmotorisierung... 😱 Dafür haben wir die Kombis, um die uns niemand beneidet...
VW kann den in den USA produzierten Wagen dort für 23820 Euro netto anbieten.
Würde der Wagen genauso, nur eben in Deutschland produziert, hier bei uns angeboten werden, müsste eigentlich nur noch die Umsatzsteuer drauf = 28345 Euro.
Einen Unterschied des Produktionsstandortes USA zu Deutschland sehe ich nicht direkt. Beides keine Billiglohnländer.
Also VW .... auf auf. Ich möchte einen in Wolfsburg demnächst abholen dürfen. Ich würde auch etwas mehr zahlen fürs Premiumplastik im Innenraum. Hauptsache 6Zylinder😆
Welchen CO2 Emissionswert der wohl hat....?
Endlich mal einen geilen VW, den es hier aber nicht in Deutschland gibt!
Sonst ist der Spiess doch immer umgedreht:
Kein Polo bei uns
Kein UP bei uns
Kein Scirrocco bei uns (???)
Kein Amorak bei uns (!!!)
Wie auch immer. Sollte es den hier als Kombi geben, muss ich 2019 mal zum Haendler tingeln.
3.6L und 284PS... ziemliche Enttäuschung würd ich sagen. Der 300PSer ging doch auch schon nicht so recht voran.
Allerdings relativiert sich meine Aussage zu dem Preis wieder.
Naja egal, ich wär für nen 2.8L mit Lader. Das wär ne schöne Topmotorisierung für den Spassat.
Gruß
JA SIND SIE... der 3.6er war schon immer haltbarer und ausgreifter selbst die Kette ist da kein Thema.