Ford Focus Mk 4 (2018) im Test: Technische Daten, Fahrbericht

Den Golf im Fokus

MOTOR-TALK

verfasst am Tue Jun 26 13:14:54 CEST 2018

Ford macht beim Focus der vierten Generation alles neu. Im September kommt der kompakte Kölner auf neuer Plattform auf den Markt. Erste Fahrt im Golf-Gegner.

Ford Focus Mk 4 im Test: Unser Autor fuhr den "kleinen" 1,5-Liter-Ecoboost mit 150 PS
Quelle: Michael Specht für mobile.de

Von Michael Specht

Nizza – Es ist ein Traum für Entwickler: Das berühmte weiße Blatt Papier. Neustart, alles auf Anfang. Beim neuen Focus konnte Ford das verwirklichen. Kein Stein blieb auf dem anderen, bei der vierten Generation, die im September zu den Händlern kommt. Er musste aufholen, einen ganzen Strauß neuer Technologien unterbringen. Auf der alten technischen Basis unmöglich.

Jetzt kommt er also ganz frisch, und der Focus Mk 4 wird für Ford Technologieführer. Er ist das erste Auto auf der neuen Plattform C2. Er kann als erste europäische Ford-Baureihe mit einem Head-up-Display ausgerüstet werden. Er bekommt eine Achtgang-Automatik, ein Assistenzpaket, das teilautomatisiertes Fahren ermöglicht, eine Lenkhilfe für plötzliche Ausweichmanöver. Außerdem wird Generation vier die erste mit adaptiven Dämpfern und Fahrmodus-Schalter.

Ford Focus 4 im Fahrbericht: Starten aus der Ferne

Schon äußerlich erkennt man den Focus Vignale am speziellen Kühlergrill und einigen anderen Highlights
Quelle: Ford
Beim Infotainment baut Ford ebenfalls aus. Es gibt einen mobilen WLAN-Hotspot, induktives Laden fürs Handy und die derzeit modernste Generation der Ford-SYNC-3-Sprachsteuerung. Wer sich die App „FordPass Connect“ aufs Handy lädt, kann den Motor von zu Hause, vom Restaurant oder von wo auch immer starten und den Innenraum vorheizen oder kühlen – was in Deutschland allerdings verboten ist. Erlaubt und praktisch: Vom Smartphone lässt sich ein Navigationsziel aufs Auto übertragen.

Um den Focus dynamischer zu machen, haben die Designer ihn im Vergleich zum Vorgänger um 18 Millimeter auf 4,38 Meter gestreckt. Zugleich wird er um 15 Millimeter niedriger, die Breite bleibt fast gleich (+2 Millimeter). Das hilft den Proportionen. Dem Platzangebot vor allem im Fond hilft der um fünf Zentimeter verlängerte Radstand. Die neu entwickelte Plattform C2 macht es möglich. Jetzt sitzen auch größere Personen bequem, im Heck bleibt Platz für 375 Liter Gepäck. Liegen die Lehnen flach, sollen bis zu 1.354 Liter in den Focus passen. Zum Vergleich: Der Kia Ceed schafft 395 bis 1.291 Liter, der VW Golf 380 bis 1.270 Liter. Eine elektrische Heckklappe hat Ford für den Focus Fünftürer nicht vorgesehen, sie ist nur für den Turnier erhältlich.

Im Cockpit wird der kompakte Kölner moderner und sachlicher. Die Verspieltheit von früher ist verschwunden. Das Cockpit bleibt analog, man blickt auf klassische Rundinstrumente. Virtuelle Anzeigen wollen die Kunden nicht, sagt Ford. Die Mitte des Armaturenbrettes dominiert ein großer Touch-Screen. Einzigartig im Segment ist der Wahlschalter für die Automatik. Der übliche Hebel wird ersetzt. Wie bei Jaguar übernimmt diese Funktion ein Drehsteller. Das schafft etwas Platz und sieht cool aus.

Premium-Gefühl im Ford Focus Vignale

Preislich siedelt Ford den Focus als Titanium und als ST-Line auf der gleichen Ebene an
Quelle: Ford
Ford hat uns für die erste Testfahrt einen Focus in der Top-Ausstattung Vignale hingestellt. Verarbeitung und Materialien sind entsprechend solide und hochwertig. Mit Leder und Doppel-Kontrastnähten sowie Holzdekor-Einlagen hinterlässt das Interieur sogar einen Premium-Eindruck.

Neues Modell, neue Motoren? Das passiert in der Autoindustrie eher selten. Der Focus bildet keine Ausnahmen. Ford setzt weiterhin auf die bewährten kleinen 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner. Zwischen 85 und 125 PS liegt das Leistungsangebot. Wer mehr will, greift zum komplett neuen 1,5-Liter-EcoBoost. Der Motor schöpft wahlweise 150 oder 182 PS aus seinen drei Töpfen. Einen davon kann er abschalten, wenn er bei niedriger Last nicht gebraucht wird.

Die schwächere Version ist mit der Achtgang-Automatik kombinierbar. Ein Doppelkupplungsgetriebe, wie es VW einsetzt, gibt es im Focus nicht mehr. Ford bevorzugt den Achtgang-Wandler wegen der weicheren Schaltvorgänge. Außerdem leiden Wandler-Automatiken nicht unter der Anfahrschwäche, die man aus vielen Antriebssträngen mit DSG kennt.

Viel Kraft aus dem Keller und Drehfreude

Das Infotainmentsystem bringt Ford auf den neuesten Stand. Das schöne Holzdekor gehört zur Vignale-Ausstattung
Quelle: Ford
Für einen ersten Fahreindruck stand uns der 1,5-Liter-EcoBoost zur Verfügung. Dessen 240 Newtonmeter schieben bereits bei 1.600 U/min los – damit liegt er fast auf Diesel-Niveau. Entsprechend entspannt und nervenschonend lässt sich der Benziner bewegen. Dabei dreht er zugleich agil und locker hoch. Typisch Dreizylinder: sein etwas knurriger, aber sympathischer Charakter. Die angegebenen 5,9 Liter Verbrauch sind jedoch nur mit Schleichfahrt zu schaffen. Flott durch die südfranzösische Provence getrieben, schnellte die Verbrauchsanzeige auf mehr als neun Liter hoch.

Trotz der Diesel-Diskussionen dürften sich Vielfahrer und Flottenbetreiber beim neuen Focus für einen Selbstzünder entscheiden. Als 1,5-Liter leistet der Vierzylinder 95 PS oder 120 PS. Der stärkere Diesel drückt ab 1.750 U/min 300 Newtonmeter ins Getriebe. Er verbraucht nach dem auf NEFZ umgerechneten neuen WLTP-Zyklus mit manuellem Sechsganggetriebe nur 3,6 Liter auf 100 Kilometern – noch immer ein eher praxisferner Wert, der Bordcomputer im Testfahrzeug zeigte 7,1 Liter. Wer mehr Dampf aus dem Drehzahlkeller (370 Nm) haben möchte, für den hat Ford als Topmodell einen neu entwickelten Zweiliter mit 150 PS im Angebot. Diskutiert wird derzeit noch eine Version mit mehr als 180 PS.

In der Branche gilt der Focus im Segment seit mehreren Generationen als Handlings- und Kurvenkünstler. Die Erwartungen liegen also entsprechend hoch. Und die Ingenieure haben hier feine Arbeit abgegeben. Fords Kompakter lässt sich präzise und handlich ums Eck treiben. Die Lenkung spricht direkt an und gibt beste Rückmeldung. Der Fahrer weiß immer genau, was sich vorne an den Antriebsrädern abspielt. Besonders dann, wenn man den Fahrmodus-Schalter – ihn bietet Ford serienmäßig und erstmals im Focus an – auf „Sport“ setzt. Aufpreis kostet dagegen die adaptive Dämpfung. Auch sie ein Novum im Fokus.

Ford Focus Mk 4 ab 18.700 Euro

Mindestens 28.700 Euro muss man für den Vignale anlegen, dann wird er vom 125 PS starken 1,0-Liter-Dreizylinder angetrieben
Quelle: Ford
Die Preise starten bei 18.700 Euro. Dafür gibt es den Focus in der Basisausstattung Trend mit 85 PS und dem richtig guten manuellem Sechsganggetriebe. Ein paar wichtige Annehmlichkeiten (Audiosystem, Klimaanlage, Lederlenkrad) sind da schon an Bord.

Einige Extras können für Trend jedoch nicht bestellt werden. Darunter das Head-up-Display, das Panoramaschiebedach, Rückfahrkamera, das Easy-Parking-Paket, das Technologiepaket und das Navigationssystem Ford SYNC 3.

Wirklich interessant wird die Focus-Welt zwischen 24.000 und 28.000 Euro. Für das Geld bekommt man den Benziner mit 125 PS oder den 120-PS-Diesel. Außerdem gibt es einige Sicherheitsextras. Die Modelle Titanium und Vignale fahren bereits stramm auf die Marke von 30.000 Euro zu oder überschreiten diese. Günstig war gestern.

Technische Daten Ford Focus 1,5 l EcoBoost

  • Motor: 1,5-Liter-Dreizylinder-Benziner
  • Leistung: 150 PS (110 kW) bei 6.000 U/min
  • Drehmoment: 240 Nm bei 1.600 U/min
  • Getriebe: 8-Gang-Automatik (8F24), Frontantrieb
  • 0-100 km/h: 8,9 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 208 km/h
  • Verbrauch: 5,9 l/100 km
  • CO2: 133 g/km
  • Abgasnorm: Euro 6d-Temp
  • Länge: 4,378 m
  • Breite: 1,825 m
  • Höhe: 1,452 m
  • Leergewicht: 1.444 kg
  • Kofferraum: 375 bis 1.354 l
  • Listenpreis: ab 27.100 Euro (Cool&Connect)
  • Basispreis des Testwagens: ab 31.900 Euro (Vignale)
  • Marktstart: September 2018

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Schon äußerlich erkennt man den Focus Vignale am speziellen Kühlergrill und einigen anderen Highlights
Quelle: Ford
Die Vignale-Ausstattung des Focus rüstet Ford mit allerlei edlen Extras aus
Quelle: Ford
Den Radstand verlängert Ford beim neuen Focus um fünf Zentimeter
Quelle: Ford
Mindestens 28.700 Euro muss man für den Vignale anlegen, dann wird er vom 125 PS starken 1,0-Liter-Dreizylinder angetrieben
Quelle: Ford
Eher gediegen als sportlich: Ford Focus in der Titanium-Ausstattung
Quelle: Ford
Preislich siedelt Ford den Focus als Titanium und als ST-Line auf der gleichen Ebene an
Quelle: Ford
Neben der Titanium-Ausstattung bietet Ford auf gleicher Ebene die sportlich gedachte ST-Line an
Quelle: Ford
Die Fahrwerksingenieure leisteten beim neuen Focus wieder ganze Arbeit. Er lässt sich präzise und agil um die Ecken treiben
Quelle: Ford
Ford bringt vom neuen Focus auch einen Turnier. Für den Kombi bieten die Kölner eine elektrische Heckklappe an
Quelle: Ford
Viel Leder und doppelte Kontrastnähte helfen dem Ambiente im Ford Focus - jedenfalls in der Vignale-Ausstattung
Quelle: Ford
Das Infotainmentsystem bringt Ford auf den neuesten Stand. Das schöne Holzdekor gehört zur Vignale-Ausstattung
Quelle: Ford
Der lange Radstand schafft auf der Focus-Rückbank Platz für die Beine
Quelle: Ford
Wer mehr Platz braucht, bekommt den großen Kofferraum im Turnier. Er legt um 11 Zentimeter in der Länge zu
Quelle: Ford
Mit doppeltem Boden: Im Turnier verbirgt sich ein gut nutzbares Fach im Kofferraum
Quelle: Ford
Der neue Ford Focus kann als Fünftürer 375 bis 1.354 Liter Gepäck in den Kofferraum laden
Quelle: Ford
Optional gibt es im Ford Focus erstmals ein Head-up-Display - allerdings nur auf separater Scheibe
Quelle: Ford
Sieht cool aus und spart Platz in der Mittelkonsole: Drehrad statt Wählknüppel für die Automatik
Quelle: Ford