Ein hübscher Innenraum, mehr Platz und weniger Gewicht: Der Ford Focus wird überall dort besser, wo der Vorgänger schwächelte. Alle Infos zum Kompakten aus Köln.
Berlin – Die Worte "Wow" und "Ford Focus" las man zuletzt vor zwanzig Jahren, als der erste Focus den Escort revolutionär ersetzte. Beim Neuen passt das "Wow" wieder, wenn auch mit weicherer Aussprache. Es ist eher ein "Wowchen". Auch, weil Ford seit Tagen Teaser verstreut. Zuerst tauchten Fotos im Netz auf, dann zeigte Ford in einem Video Details. Wie viel besser der neue Focus wird, sehen wir dennoch erst jetzt. Die vierte Generation überzeugt mit Fakten. Das neue Modell steht auf einer neuen Architektur, wird leichter und stabiler als der Vorgänger. Mit modernen Assistenzsystemen, schönen Formen und einem stark verbesserten Innenraum will der Focus seine Wettbewerber einholen. Ford Focus Mk 4: Neue Plattform für mehr StabilitätQuelle: Ford Der Focus Mk 4 basiert als erster Ford auf der neuen C2-Plattform. Die bietet mehr Platz bei ähnlicher Größe und ein besseres Crash-Verhalten. Die Ingenieure erhöhten die Steifigkeit um 20 Prozent, bei Anlenkpunkten des Fahrwerks sogar um 50 Prozent. Gleichzeitig nimmt der Focus bis zu 88 Kilogramm ab. Ein weiterer Vorteil der neuen Plattform: Auf ihr lassen sich Voll- oder Plug-in-Hybride integrieren. Das alte Modell gibt es nur als Verbrenner oder in einer Elektrovariante. Hybride waren bisher gar nicht im Programm. Damit alle Versionen des Focus weniger verbrauchen, optimiert Ford die Aerodynamik. Der cW-Wert des Fünftürers liegt bei 0,273. Das Design des Focus ändert sich dabei stark: kurze Überhänge vorn und hinten, längliche Scheinwerfer, pfeilförmige Motorhaube und ein Knick unterhalb der C-Säule. Das sieht richtig gut aus und passt zum Kompakten. Am Heck kommen breite LED-Rückleuchten zum Einsatz, zwischen ihnen klebt der Focus-Schriftzug. Die A-Säulen rutschen weiter nach hinten, die C-Säulen werden breiter. Der neue Focus wächst um 1,8 Zentimeter in der Länge (4,37 m), der Turnier sogar um 10,8 Zentimeter (4,66 m). In der Breite legen beide Karosserievarianten um 2 Millimeter zu (1,83 m). Dafür werden sie eine Fingerbreite flacher. Aufgeräumter Innenraum im neuen FocusQuelle: Ford Besonders wichtig: Ford räumt bei der vierten Generation den Innenraum gründlich auf. Klare Linien, übersichtliche Bedienelemente und kleine Spaltmaße haben wir uns schon beim Vorgänger gewünscht. Türverkleidung und der obere Teil des Armaturenbretts bestehen aus weichem Kunststoff. Beim Topmodell Vignale gibt es gemaserte Holzeinlagen und Leder, bei der sportlichen ST-Line Oberflächen im Carbon-Look und rote Ziernähte. Für mehr Komfort auf langen Strecken sollen künftig 18-fach verstellbare Ergonomiesitze mit ausziehbaren Oberschenkelauflagen sorgen. Das Armaturenbrett baut nicht so klobig wie im Vorgänger, die Mittelkonsole wird schmaler. Beine und Knie sollen dadurch deutlich mehr Platz erhalten. Platz im Innenraum war bisher ein Manko beim Focus. Deshalb strengt sich Ford jetzt besonders an. Der gewachsene Radstand (+ 5,2 cm) schafft Platz für die Knie in der zweiten Reihe. Zudem sitzt der Fahrzeugboden niedriger und es gibt mehr Raum nach links und rechts. 6 Zentimeter mehr Schulterbreite machen in der Kompaktklasse viel aus. In den Kofferraum passen nun 341 Liter Gepäck. (+25 Liter). Mit umgelegten Sitzen sind es bis zu 1.354 Liter (+92 Liter), beim Turnier bis zu 1.650 Liter. Zum Vergleich: Der VW Golf fasst zwischen 380 und 1.270 Liter. Optional öffnet die Heckklappe beim Kombi durch eine Fußbewegung. Das Heckrollo lässt sich unterhalb des Gepäckbodens verstauen. Sechs Ausstattungslinien im Ford FocusQuelle: Ford Ford bietet den Focus mit sechs unterschiedlichen Ausstattungslinien an: Trend, Cool & Connect, Titanium, ST-Line, Vignale und Active. Der Vignale unterscheidet sich von den übrigen Varianten äußerlich am Grill mit Wabenmuster und Chromeinfassung. Der Focus Active bekommt mehr Bodenfreiheit und schwarze Radkästen- sowie Schwellerverkleidungen. Beim ST-Line finden sich Heckdiffusor, Dachspoiler, 10 Millimeter Tieferlegung und größere Kühleröffnungen. Ab Titanium bekommt der Focus einen WLAN-Hotspot für bis zu zehn Geräte. Mit Hilfe der FordPass-App auf dem Smartphone lässt sich der Focus orten. Der Fahrer kann außerdem Tankfüllung sowie Ölstand abfragen, die Zentralverriegelung bedienen und den Motor starten. Das neu gestaltete Infotainment basiert auf dem bekannten FordSync3-System. Es verbindet Handys mit dem Auto und ist kompatibel mit Apple CarPlay sowie Android Auto. Alle Infos werden auf einem Touchscreen mit acht Zoll Diagonale angezeigt. Die Bedienung soll so einfach sein wie die eines Handys. Optional baut Ford ein Soundsystem der Firma Bang & Olufsen in den Focus. Das umfasst zehn Lautsprecher, ein Subwoofer (14 cm Durchmesser) und eine Gesamtleistung von 675 Watt. Der Focus bekommt moderne AssistenzsystemeQuelle: Ford Ford rüstet den Focus mit einer Reihe von neuen Assistenzsystemen aus. Dazu zählen unter anderem ein Toter-Winkel-Assistent mit Bremseingriff in Notsituationen, ein Falschfahrer-Warnsystem sowie Kollisionswarner mit Fußgänger- und Radfahrererkennung. Letzteres soll auch bei schlechter Sicht funktionieren. Der Stauassistent (adaptiver Tempomat und Fahrspur-Pilot, für Modelle mit Automatik) sollen im Stop-and-go-Verkehr und auf Autobahnetappen das Fahren erleichtern. Der Spurassistent scannt die Fahrbahn und unterstützt den Fahrer durch leichte Lenkbewegungen. Mit dem Stauassistenten fährt der Focus im Stau nach dem Anhalten innerhalb von drei Sekunden wieder selbstständig an. Die Verkehrsschild-Erkennung kann die Tempomat-Einstellung automatisch an die vorgegebene Höchstgeschwindigkeit anpassen. Optional erhältliche adaptive LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht verändern erstmals ihren Lichtkegel auch bei Verkehrsschildern am Straßenrand. Ähnliche Systeme gibt es unter anderem beim Opel Astra und bei Mercedes. Serienmäßig leuchten die Scheinwerfer mit Halogenlampen. Bei plötzlichen Hindernissen erkennt der neue Ausweichassistent ESA (Evasive Steer Assistance) die Situation und hilft beim Lenken. Erstmals erhält der Focus ein Head-up-Display. Typisch für die Kompaktklasse: Die Daten werden auf eine ausfahrbare Scheibe projiziert. Anders als bei anderen Herstellern lassen sich die Zeichen aber durch polarisierte Brillengläser erkennen. Quelle: Ford Schon bekannt, aber erwähnenswert: Mit dem programmierbaren „FordMyKey“ können Höchstgeschwindigkeit und die Lautstärke des Radios gedrosselt werden, falls der Nachwuchs mit wenig Fahrpraxis am Steuer sitzt. Der aktive Park-Assistent Plus (Einparkhilfe) rangiert den Focus in Kombination mit dem Achtgang-Automatikgetriebe selbständig per Tastendruck in enge Parklücken hinein und wieder heraus. Dreizylinder-Benziner und Vierzylinder-DieselFocus-Fahrer müssen sich umstellen. Ab der neuen Generation müssen sie nun rechts der Zapfsäule halten. Ford wechselt die Seite des Tankeinfüllstutzens. Wenig Neues gibt es dagegen bei den Antrieben: Zwei Dreizylinder-Benziner in fünf Leistungsstufen stehen zur Wahl. Den 1.0 Ecoboost gibt es mit 85, 100 und 125 PS. Aus dem 1,5-Liter-Triebwerk schöpft Ford 150 und 182 PS. Er bekommt eine Kombination aus Saugrohr- und Direkteinspritzung. Wie im nächsten Fiesta ST spart eine Zylinderabschaltung Sprit, der Turbolader sorgt für ausreichend Druck im unteren Drehzahlbereich. Einen Ottopartikelfilter gibt es bei allen Benzinern serienmäßig. Bei den Dieseln setzt Ford wie bisher auf die 1,5-Liter-EcoBlue-Vierzylinderturbo mit 95 oder 120 PS. Beide liefern ein Drehmoment von 300 Newtonmeter. Mehr Kraft und Leistung bietet der 2,0-Liter-Vierzylinder mit 150 PS und 370 Newtonmeter. Alle Motoren im neuen Focus erfüllen die Abgasnorm Euro 6d-Temp. Quelle: Ford Serienmäßig legen die Fahrer die Hand auf den Schalthebel eines manuellen Sechsgang-Getriebes. Für die beiden starken Benziner sowie die Dieselmotoren mit 120 und 150 PS wird eine Achtgang-Automatik verfügbar sein. Sie passt ihre Schaltstrategie der Fahrweise an. Im neuen Focus bleibt das Fahrwerk sportlich, wird aber leiser und komfortabler. Ein isolierter Fahrwerksrahmen für die Verbundlenker-Hinterachse mit unterschiedlichen Längslenkern soll den Federungskomfort erhöhen. Ein adaptives Fahrwerk (optional) mit elektronischer Dämpferreglung und neu entwickelten Federn verbessert die Fahreigenschaften. Serienmäßig können Fahrer die Charakteristik von Motor und Lenkung durch einen Fahrmodus-Schalter verändern. Dafür stehen die drei Modi Normal, Sport sowie Eco. In Verbindung mit dem adaptiven Fahrwerk kommen die Fahrmodi Komfort und Eco-Komfort hinzu. Ford Focus Mk 4 ab 18.900 EuroQuelle: Ford Weitere technische Daten wie Gewichte, Beschleunigungswerte, Höchstgeschwindigkeit oder Verbrauch hat Ford noch nicht bekannt gegeben. Es gibt nur einen Hinweis: Der neue Focus soll bis zu zehn Prozent sparsamer sein als der Vorgänger. Das liege an dem reduzierten Gewicht und diversen Aerodynamik-Verbesserungen. In Deutschland wird es den Focus weiterhin nur als Fünftürer und Kombi geben, in anderen Märkten auch als Viertürer. Das neue Modell startet im September 2018 bei 18.700 Euro. Damit kostet der neue Focus mehr als seine engsten Wettbewerber Opel Astra (ab 17.300 Euro) und VW Golf (ab 18.075 Euro). Der vollständige Umfang der Basisausstattung ist allerdings noch nicht bekannt. Das alte Modell kostet laut Liste mindestens 18.900 Euro, also 200 Euro mehr als der neue Focus. Es wird aber derzeit als Schnäppchen für 14.990 angeboten. Zur Einordnung: Der Focus Turnier kostet derzeit 1.000 Euro Aufpreis, die Diesel starten bei 22.700 Euro. Die Preisdifferenzen werden bleiben. ***** In eigener Sache: Wir verschicken unsere besten News einmal am Tag (Montag bis Freitag) über Whatsapp und Insta. Klingt gut? 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