Porsche 911 GT2 RS (2018) im Test: Erste Fahrt, Technik
Der 911, der Supersportler versägt
So schnell, so laut, so wunderbar roh: Der 911 GT2 RS ist die Krone in Porsches Elfer-Baureihe. Erste Fahrt in einem 911, der sogar Supersportler ganz locker wegboxt.
Portimao – Manchmal muss es für die besonderen Momente und die besonderen Autos einfach ein Verbrenner sein. Ein Antrieb ohne Akkus, Supercaps oder Elektromotor. Ohne alles, was das Auto schwer oder kompliziert macht. Einfach nur ein bärenstarker Benziner ohne Schnick, aber mit viel Schmackes.
So ein Auto kommt nun von Porsche. „Endlich“, möchte man rufen – und denkt dann an all die wundervollen GT- und RS-Modelle. Gibt es ja längst. Dieses hier ist trotzdem besonders. Denn der 911 GT2 RS steckt jeden Boliden in die Tasche, genauer: die Kolbentasche. Die kleinen und großen Sauger, die Stromer und Hybride, die Hyper- und Supersportler, die ganzen schnellsten Autos „aller Zeiten“.
Klar, manche davon sind (noch) stärker, einige fahren geradeaus schneller. Aber: Spätestens auf der Nordschleife zieht der GT2 RS vorbei. Eine Runde dauert mit dem richtigen Fahrer nur 6:47,3 Minuten. Zum Vergleich: Porsche 918 Spyder 6:57 Minuten, Lamborghini Huracán Performante 6:52,01 Minuten.
Porsche 911 GT2 RS: Renn-Elfer für die Straße
Dafür musste Porsche den Elfer nicht einmal neu erfinden. Das Rezept ist simpel und bewährt. Im GT2 RS geht es um viel Leistung, wenig Gewicht und eine feine Abstimmung. Das kleine Einmaleins des Sportwagenbaus sozusagen. Trotzdem fühlt sich dieses Auto kaum noch nach einem Schwabinger Flanier-911 an. Denn die Ingenieure haben den Alltag aus dem GT2 RS heraus- und ganz viel Rennstrecke hineinentwickelt.
Das soll nicht bedeuten, dass dieser 911 in der Stadt, auf der Landstraße oder der Autobahn nicht funktioniert. Die Pflicht gelingt ihm sogar erstaunlich gut - trotz straffer Federrate, Semislicks und Käfig im Heck. Aber ihm fehlt jede Gemütlichkeit. Bremsbeläge reiben hörbar an den Keramik-Scheiben, die Reifen rupfen dem Asphalt kleine Steinchen aus. Die prasseln und poltern gegen kaum gedämmte Bleche und Kunststoffteile. Von hinten brummt und zischt der Turbo-Boxer, als wenn er neben Dir sitzt.Nein, der GT2 RS ist kein Alltagsauto mit Sportausstattung, in dem man sich nett bei 180 Sachen unterhält. Da muss man schon brüllen. Zum Glück ist er auch kein Auto, in dem man sich bei diesem Tempo unterhalten will. Das Reden überlässt man lieber dem Elfer. Der sagt ganz genau, was gerade los ist: Ob Ladedruck ansteht, wann die Kraft kommt. Und wann die Traktion abreißt.
„Alles andere als ein gechipter Turbo“
Das kommt nämlich durchaus vor, wenn man es krachen lässt. Zu spitz in die Kurve gebremst, zu früh am Gas, schon schiebt das Heck seitwärts. Kein Wunder: Im 911 GT2 RS treffen 700 PS auf Heckantrieb. Das macht diesen Porsche Jahrgang 2017 nicht zu einem Witwenmacher vom Schlag der 911 Turbos aus den 1980ern. Aber nochmal: Siebenhundert PS auf der Hinterachse! Damit sollten normal begabte Fahrer nur sehr dosiert Scherze treiben.
Der 3,8-Liter-Boxer des GT2 basiert auf dem des aktuellen Spitzenmodells. Baureihenleiter Andreas Preuninger betont allerdings: „Das ist alles andere als ein gechipter Turbo.“ Nur mit einer neuen Software lasse sich diese Leistung nicht realisieren.
Porsche installierte neue Kolben und größere VTG-Lader. Außerdem einen überarbeiteten Ansaugktrakt und eine Wasseraufspritzung für die Ladeluftkühler. Der Ladedruck steigt von 1,3 (911 Turbo S) auf 1,55 bar (GT2 RS).
Trotz großer Turbos und ordentlich Druck: Der Sechszylinder im GT2 entwickelt seine Leistung linear. Zwischen zweieinhalb und viereinhalbtausend Umdrehungen prügelt er das maximale Drehmoment von 750 Newtonmeter ins Getriebe. Danach fällt seine Kraft allerdings kaum ab. Der Boxer dreht munter weiter bis 7.200 Touren. Theoretisch würde der Wagen 360 km/h schnell fahren. Porsche regelt bei 340 Sachen ab. Für die Reifen.
Leichtbau und Aerodynamik im 911 GT2 RS
Die Michelin-Semislicks kleben ordentlich, wenn sie auf Temperatur sind. Der GT2 braucht diese Reifen, denn jeder Straßenpneu wäre mit seiner Kraft überfordert. Schon so funktioniert es nur gerade so: Die ESP-Lampe flimmert noch im dritten Gang, trotz Quersperre und 325er- Breite. Porsche stimmt die Helferlein aber so ab, dass sie behutsam und nicht störend eingreifen.
Allrad stand während der Entwicklung zur Debatte. Als probates Mittel, viel Leistung auf die Straße zu bringen. Porsche entschied sich gegen die Kardanwelle und damit für weniger Gewicht. 50 Kilo spart diese Auslegung. Weitere Kilos entfielen in Karosserie, Rädern, Verglasung und Innenraum. Trotz Käfig, adaptiven Dämpfern und Hinterachslenkung wiegt der GT2 RS im Idealfall 1.470 Kilogramm. Ein 911 GT3 RS (Vor-Facelift) wiegt nur einen Zentner weniger.
So richtig genial wird der GT2 RS aber erst durch seine Abstimmung. Porsche setzt starre Lager ein, die wirklich jedes Steinchen im Lenkrad erspürbar machen. Das ist selbst gemessen am Elfer-Standard sehr viel Präzision und perfekte Rückmeldung. Schnell fahren kann mit so einem Auto jeder. Profis brechen damit Rekorde.
Fazit
Der GT2 RS ist kein Auto für die Eisdiele, sondern eins für die Rennstrecke – und vielleicht für den Weg dahin. Für den Alltag ist der GT2 RS zu roh, zu eng, zu laut. Seine Bremsen greifen erst so richtig, wenn sie heiß sind. Und den kalten Reifen mag man nicht zuhören.
So wenige Kompromisse gehen Elfer heute normalerweise nicht mehr ein. Und genau das macht diesen so toll. Fährt man ihn scharf, zeigt er seinem Hintermann rotglühende Kats durch die geöffneten Auspuffklappen. Und Spaß macht er bereits auf Autobahn und Landstraße. Sein ganzes Potenzial zeigt dieser Ausnahme-Porsche allerdings erst auf der Rennstrecke.
Technische Daten Porsche 911 GT2 RS
- Antrieb: 3,8-Liter-Sechszylinder-Boxer, zwei VTG-Turbolader
- Leistung: 700 PS (515 kW) bei 7.000 U/min
- Drehmoment: 750 Nm bei 2.500 – 4.500 U/min
- Getriebe: 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe
- 0 – 100 km/h: 2,8 s
- 0 – 200 km/h: 8,3 s
- Höchstgeschwindigkeit: 340 km/h (abgeregelt)
- Verbrauch: 11,8 l/100 km (NEFZ)
- Länge: 4,549 m
- Breite: 1,880 m
- Höhe: 1,297 m
- Radstand: 2,453 m
- Leergewicht: 1.545 kg (EU-Norm inkl. Fahrer und Flüssigkeiten)
- Kofferraum: 115 l
- Basispreis Porsche GT2 RS: ab 285.220 Euro
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Krasses Teil, hat auch eine Weile gedauert.
Die Fahrleistungen sind imposant, ist aber sicherlich nicht für jeden etwas, denn stumpf Vollgas ist nicht drin. Dann landet man im Graben und in einer YT Compilation.
0-100 in 2,8 Sekunden mit Hinterradantrieb. Hätte nicht gedacht das sowas möglich ist.
Der pure Wahnsinn, dieses Auto. Bin mal einen "simplen" 911 4s gefahren, seitdem bin ich mit dem Porsche Virus infiziert. Ich kann mir nur ansatzweise vorstellen, wie der GT2 RS sein muss. Eine Granate sonders gleichen. Würde wahrscheinlich den ganzen tag nur herumfahren und das Essen vergessen.
Was ich dennoch bemerkenswert finde. Man muss also mehr als eine Virtel Million ausgeben, um dann langsamer auf 200 zu sein als mit einer R1, die so viel kostet wie ein Satz Felgen für den 11er.
Will heißen - man muss sich als Normalverdiener nicht grämen. Nur trauen. 😊
Dafür sitzt man in der Viertelmillionen sicherer, kommt schneller zum Stillstand, liegt angenehmer auf der Straße, fährt schneller um Kurven, kann bequem nebeneinander sitzen und was sonst noch so die Vorteile bei einem PKW gegenüber einem Motorrad sind... Beim Motorrad ist nur der Preis, Unterhalt und die Beschleunigung besser.
Nebenbei dürfte die Viertelmillion schnell an Wert zugelegt haben.
Nö .... ist ein Turbolader-PORSCHE ....
Der mechanische Reiz endete mit der klassischen Saugerlinie. Danach aus die Maus.
Danach sind andere Konzepte gefragt:
Hybride und ePorsche.
Wer die Mechanik liebt ... kauft sich einen Sauger ... gibts den NEU nicht mehr, dann halt einen gebrauchten Sauger. Der wird dann gepflegt ... weil es sind die Letzten ihrer Art ... die letzten richtigen PORSCHE 911.
Darum gehören ja die GT2 zu den billigsten 11er, gell?
Preis ist relativ ... es zählt die Emotion, die hängt nun einmal nicht an einer PS-Zahl auf dem Papier.
Was wäre die Autowelt ohne Emotionen ... :
https://www.youtube.com/watch?v=WC-SDQ8gziE
Es gibt Sauger und es gibt eAutos ... dazwischen wird es immer enger.
Bist du schon mal einen Porsche Turbo gefahren?
Nein, aber den Sauger ... und den Mazda mx5 Sauger. Damit schließt es sich. Nur weil es Turbosportwagen gibt, muss ich keinen fahren. Das längere Hochdrehen, die Klangkulisse ... hat halt was. Nachfolger ist für mich eher der eMotor, als ein Turbo. Der eMotor knallt sofort los. Direkt und einfach. Hat auch was.
Elektroautos aus China sind aber schneller heutzutage auf dieser Schleifchen-Rennbahn. Wie? Nordschleifchen. 6:45!
Von der Perfomance sicher Spitzenklasse und da ich mir die Kiste wahrscheinlich erst im Jahre 2040 leisten könnte, muss ich trotzdem sagen, der 911er egal welches modernere Baujahr oder Ausbaustufe, ist ausgereizt. Ist die gefühlte 200ste Neuauflage eines Autos, welches schon seit 50 Jahren nahezu gleich aussieht, insbesondere in den letzten 15-20 Jahre. Am Design hab ich mich schon lange satt gesehen und ist wirklich nichts besonderes.
Da strahlen die alten Porsche und vor allem die ganzen Breitbau-Porsche schon ganz was anderes aus und erzeugen einen Willhaben-Effekt.
Bei den Neuen wurden mehr oder weniger nur die Halogen durch Xenon, die Xenon durch Laser und die Laser durch was weiß ich ersetzt. Einfaches Lampentauschen.
Sicher warum soll man großartig was verändern.
Trotzdem kann ich einen Porsche-Käufer der neueren Generationen nicht verstehen, auch wenn das Ding Performance generiert, wie oft fährt man damit auf die Rennstrecke und noch dazu auf letzter Rille?
Da gibt es genügend andere Autos die Emotionen auslösen und auch von der Performance, wenn's denn dann doch einmal sein muss, wunderbar sind und ich bekomme nicht jedesmal einen Schlafzimmer-Blick wenn ich die Kiste anschauen muss.
die 2.8 sind doch genau so Unsinnig wie jede Angabe vom VW Konzern. Lügner sind das.
Die Kiste ist definitiv schnell und jeder der mal einen modernen Porsche Turbo gefahren ist wird feststellen das sich der Motor nach allem anfühlt aber nicht nach Turbo. Hängt super am Gas, dreht schön linear durchs komplette Drehzahlband durch, was will man als Porsche Fan mehr?
Liegt wahrscheinlich daran, dass es - genau genommen - kein Hinterradantrieb, sondern lupenreiner Heckantrieb ist. Man könnte jetzt auch darüber diskutieren, ob Heckantrieb eine Teilmenge von Hinterradantrieb ist, aber das überlasse ich anderen. 😉
Motor auf der Hinterachse + dynamische Achslastverteilung = ordentlich Druck und somit Traktion auf der Hinterachse.