Audi A6 Avant (C8) und Mercedes E-Klasse T-Modell (S213) im Vergleich
Der A6 Avant fordert das E-Klasse T-Modell
Zwei Kombis, zwei Wege: Mercedes E-Klasse und Audi A6 Avant nehmen die Businessklasse ganz unterschiedlich aufs Korn. Komfort und Luxus bieten beide. Ein Vergleich.
In Dänemark hatten die Juroren des europäischen Auto-Preises „Car Of The Year“ (COTY) beim sogenannten "Tannistest" Gelegenheit, Neuheiten unter die Lupe zu nehmen und zu fahren. Wir waren zum dritten Mal dabei und haben getestet, was uns in die Finger kam.
- Zwei Businesskombis im Vergleich
- 2,0-Liter-Diesel mit mehr als 200 PS
- Mercedes E-Klasse mit großem Kofferraum
- Komfortables Fahrwerk im Audi
- Verschiedene Philosophien im Innenraum
Bindslev – Man sieht es schon im Profil: Audi hat dem A6 Avant ein schräges Heck verordnet. Die Heckscheibe der Mercedes E-Klasse wirkt dagegen aufrecht. Die stark abfallende Fensterlinie kann das nicht kaschieren. Das T-Modell setzt auf Platz hinter der Klappe, der Avant opfert Raum für eine dynamische Linie.
Beide Kombis zielen auf die gleichen Kunden. Handlungsreisende, Manager der mittleren Leitungsebene, Geschäftsführer - die obere Mittelklasse ist die klassische Business-Klasse. Die Mercedes E-Klasse der Baureihe S213 kam Ende 2016 auf den Markt, 2018 gab es einige neue Motoren und ein Update der Assistenten. Ein großes Facelift erwarten wir erst 2020. Ganz frisch dagegen: der Audi A6 Avant C8. Er ist seit September 2018 bestellbar.
Wir haben die beiden als E 300 d und als A6 40 TDI verglichen. Unter den Hauben arbeiten also jeweils kräftige Diesel mit vier Zylindern und 2,0 Litern Hubraum.
Innenraum | Materialien | Verarbeitung
Viel weiter als zwischen Audi A6 und Mercedes E-Klasse können Innenraumkonzepte kaum auseinanderliegen. Modern sind beide, bei Bedienung und Design verfolgen sie eigene Philosophien. Der A6 Avant wirkt mit geraden Linien, viel Metalloptik, Hochglanz und zwei großen Bildschirmen in der Mittelkonsole technischer und moderner.Im Mercedes dominieren Leder, Holz, Klavierlack und runde, fließende Formen. Und natürlich das Widescreen-Display für Instrumente und Infotainment. Passagiere, die wenig Erfahrung mit "Premium-" Neuwagen besitzen, kann man mit beidem beeindrucken.
Bei der Verarbeitung leisten sich weder Audi noch Mercedes ernsthafte Schwächen. Materialien und Oberflächen im Audi fühlen sich edel an. Auf dem Mitteltunnel begeistern die präzise gezogenen Fugen und Kanten. Der vordere Bereich des Armaturenbretts besteht den Klopftest allerdings nicht ganz. Er klingt hohl und nicht sehr solide.
Im Mercedes fühlt sich das Dekor robuster an. Dafür gibt es auf dem Mitteltunnel leichte Schwächen. „Klavierlack“ sieht eben nie wirklich so schön aus wie am lackierten Klavier. Die Kipphebel für die Klimaanlage schmeicheln den Fingerkuppen nicht besonders. Audi bringt mehr Leder am Mitteltunnel an, das wirkt sehr luxuriös.
Kofferraumvolumen | Karosserie | Platzverhältnisse
Beim Kofferraumvolumen eilt dem E-Klasse T-Modell ein grandioser Ruf voraus. Bei der Generation S213 schrumpfte es trotzdem auf 640 bis 1.820 Liter. Das ist immer noch der Topwert in der Klasse. Der Audi A6 Avant lädt mit 545 bis 1.680 Litern deutlich weniger ein. Solange die Ladung bis zur Fensterkante reicht, merkt man das kaum. Wenn hoch gestapelt werden soll, schränkt das schräge Audi-Heckfenster ein.Bei der Kofferraumausstattung ähnelt sich der (hohe) Standard beider Modelle. Die Rücklehnen der Sitzbänke legen sich in beiden Business-Kombis bequem per Schalter im Kofferraum um. Eine Kante in der Ladefläche entsteht nicht. Im Mercedes wird die Fläche fast topfeben, beim A6 steigt sie leicht an. Beide Kofferräume sind mit doppelten Böden und Schienen für ein Befestigunssystem ausgestattet. Die Laderaumabdeckung fährt jeweils beim Öffnen der Heckklappe hoch und beim Schließen wieder herunter.
Auf der Rückbank sitzt man im Audi besser. Trotz des geringfügig kürzeren Radstands bietet er mehr Knieraum. Beide können in diesem Punkt nicht mit Volvo V90 oder Skoda Superb mithalten. Wohl fühlt man sich trotzdem, mit einer Ausnahme: Auf dem Mittelplatz stört in beiden Fällen der hohe Mitteltunnel. Im Audi gefallen uns die Luftausströmer und die Bedieneinheit für die hintere Klimazone besser.
Infotainment | Radio | Bedienung
Audi verteilt gleich zwei große Touchbildschirme im A6. Der obere bedient das Infotainment, der untere in erster Linie die Klimaanlage. Außerdem lässt sich darauf mit dem Finger schreiben. Und zwar nicht Buchstabe für Buchstabe (wie beim Mercedes), sondern in einem Rutsch. Das haptische Feedback der Touchscreens fanden wir gewöhnungsbedürftig. Er braucht viel Druck, um Befehle anzunehmen.In der E-Klasse wird vergleichsweise klassisch gedreht und gedrückt. Bei der Fahrt lenkt der Drehknopf auf der Mittelkonsole am wenigsten ab. Dazu kommen Touchflächen auf dem Lenkrad, links für den Instrumententräger, rechts für das Infotainment. Die räumen zwar das Lenkrad etwas auf, bieten aber funktional keine echten Vorteile gegenüber physischen Knöpfen. In den Tiefen des digitalen Menüs findet man leider nicht alles auf Anhieb. Mit dem neuen MBUX wird das besser, es wird jedoch erst nach dem Facellift 2020 in der E-Klasse verfügbar sein.
Assistenten | Sicherheit
Bei der Fahrassistenz liegen Audi und Mercedes nah beieinander. Beide können im Notfall bremsen, die Spur halten, Tempolimits beachten und im Stau fast alleine fahren. Der Mercedes beherrscht zusätzlich den selbständigen Spurwechsel per Blinkertipp. Der Audi dagegen passt sich vorausschauend an nahende Tempolimits an. Beide passen die Geschwindigkeit an den Streckenverlauf an, sodass man das Gaspedal über weite Strecken rechts liegen lassen kann.
Trotzdem: Es sind Fahrhilfen, nicht mehr. Nicht immer werden Tempolimits zuverlässig erkannt, in Baustellen verlieren die Systeme gelegentlich die Spur. Dann muss der Fahrer sofort eingreifen können. Audi baut dem A6 bereits Laserscanner in die Front. Damit soll er für das kommende Autonomielevel 3 vorbereitet sein. Aktuell fehlen dafür noch die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Motor | Antrieb | Getriebe
Im Mercedes-Testwagen arbeitete die größte Ausbaustufe des 2,0-Liter-Diesels OM 654. Der Vierzylinder leistet 245 PS und kommt auf 500 Newtonmeter Drehmoment. Klar, dass der Audi vom Start weg ins Hintertreffen gerät. Sein 2,0-Liter-Diesel muss mit 204 PS und 400 Newtonmetern auskommen. Doch keine Sorge: Das reicht auch.Der A6 schiebt gut an, dreht für einen Diesel gerne und gut hoch und harmoniert prima mit dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Im Vergleich zum Audi A6 50 TDI mit 3,0-Liter-V6-Diesel und Wandlerautomatik gefiel uns diese Antriebskombination sogar deutlich besser. Motor und Getriebe arbeiten stimmiger zusammen.
Der Mercedes geht deutlich kräftiger, klar. Die Neungang-Automatik arbeitet sanft und komfortabel, schaltet zügig und sollte in der Praxis mit ihren zwei Extragängen sparsamer sein. Auf dem Papier verbraucht der kräftige Mercedes-Diesel mehr als der Audi, einen aussagekräftigen Praxiswert gab unsere Testfahrt nicht her.
Den Soundcheck gewinnt der A6. Audi dämmt den 40 TDI ausgezeichnet und filtert fast alle Diesel-Geräusche heraus. Unauffällig säuselt der Motor im Hintergrund, solange man ihn nicht tritt. Der E 300 d ist lauter und präsenter. Doch auch Mercedes hält die unangenehmen Frequenzen vom Innenraum fern. Der moderne Vierzylinder klingt weder rau noch angestrengt, und erfreulich voluminös für einen 2,0-Liter-Diesel.
Fahrwerk | Lenkung | Fahrverhalten
Der eine federt auf Luft, der andere mit Stahl. Im Audi steckte das Fahrwerk mit Dämpferreglung für 1.130 Euro, im Mercedes T-Modell die Air Body Control für 1.785 Euro. Die würde im Audi 2.000 Euro kosten. Braucht man nicht: Der Audi A6 Avant federt sanft, harmonisch und kommt auch mit kompliziertem Belag prima klar. Die Dämpferregelung kann das Fahrwerk spürbar straffen. Insgesamt rollt der Audi feinfühlig ab und lässt Abrollgeräusche draußen. Wunderbar gelungen ist das.Der Mercedes federt ebenfalls ausgezeichnet. Er schluckt Kanten sanft und bügelt wirksam durch Löcher, im Innenraum kommt davon wenig an. Im Komfortmodus schwingt er ausgiebig, nicht wenige Mercedes-Kunden wünschen das so. Wir bevorzugen die gestraffte Sporteinstellung. Die Spreizung zwischen "weich" und "straff" ist üppig.
Unter dem Strich arbeitet das Audi-Fahrwerk besser: Der Mercedes rollt nicht so unbeeindruckt über Kanten, der Audi wirkt raffinierter. Dynamisch agil können sie beide, dann wirkt der Mercedes eine Spur direkter. Der Audi koppelt den Fahrer stärker ab. Außerdem macht den Mercedes E 300 d der Hinterradantrieb agiler.
Preis | Ausstattung | Kosten
Zwar liegt der Basispreis des A6 Avant 40 TDI (51.650 Euro) deutlich unter dem Preis des Mercedes E 300 d T-Modell. Dafür hat der Mercedes den kräftigeren Motor. Der E 220 d T mit vergleichbaren 194 PS kostet „nur“ 50.900 Euro. Der nächstgrößere Audi 45 TDI liegt bei 57.550 Euro. Dafür gibt es dann einen V6-Diesel mit 3,0 Litern Hubraum, aber der kann mit 231 PS und 500 Newtonmetern Drehmoment nicht mehr als der Vierzylinder im Mercedes.
Beide Testwagen waren üppig ausgestattet, an den Abständen ändert sich wenig: Der E 300 d landet bei 83.700 Euro, der Audi bei 80.600 Euro. Beide kamen mit Lederausstattung, dem größten Infotainment, Edel-Soundanlage, allen erhältlichen Assistenten, Akustikverglasung, LED-Matrix-Scheinwerfern und vielen weiteren Extras. Der Audi hatte noch das Nachtsichtgerät an Bord und einen DVD-Player, der Mercedes die Luftfederung. Unterm Strich dürfte die E-Klasse bei ähnlicher Ausstattung eine Spur teurer werden.
Fazit: Komfort schlägt Kofferraum
Audi A4 40 TDI und Mercedes E 300 d T-Modell wollen das gleiche, fahren aber auf unterschiedlichen Wegen. Die großen Business-Kombis liegen im Innenraum konzeptionell weit auseinander. Wer den „plüschigeren“ Mercedes mag, wird den Audi als kühl empfinden und umgekehrt. Geschmackssache.Objektiv setzt der Audi zwei wesentliche Dinge besser um: Beim Fahrkomfort und beim Geräuschniveau fährt er fast auf Audi-A8-Niveau, sogar ohne eine aufwendige Luftfederung. Dazu lässt sich das Infotainmentsystem intuitiver bedienen.
Wer vor allem Platz im Kofferraum braucht, muss zur E-Klasse greifen, und das wäre kein hartes Schicksal. Sie bietet bis zu 1.820 Liter Kofferraumvolumen und 100 Liter mehr Platz bei aufgestellter Rückbank. Den Vergleich gewinnt trotzdem der modernere Audi.
Audi A6 Avant 40 TDI, Mercedes E 300 d T: Technische Daten
Modell | Audi A6 40 TDI | Mercedes E 300 d T |
---|---|---|
Motor | 2,0-Liter-Diesel | 2,0-Liter-Diesel |
Leistung | 204 PS (150 kW) | 245 PS (180 kW) |
Drehmoment | 400 Nm b. 1.750-3.500 U/min | 500 Nm b. 1.600-2.400 U/min |
Antrieb | 7-Gang-DSG, Front | 9-Gang-Automatik, Heck |
0-100 km/h | 8,3 s | 6,5 s |
Geschwindigkeit | 241 km/h | 250 km/h |
Verbrauch | 4,9-4,4 l/100 km | 5,4-5,2 l/100 km |
CO2-Ausstoß | 129-119 g/km | 144-138 g/km |
Länge/Breite/Höhe | 4,94 m/1,89 m/1,47 m | 4,93 m/1,85 m/1,48 m |
Radstand | 2,924 m | 2,939 m |
Kofferraumvolumen | 565-1.680 l | 640-1.820 l |
Leergewicht/Zuladung | 1.785 kg/545 kg | 1.845 kg/650 kg |
Anhängelast | 2.000 kg | 2.100 kg |
Preis | ab 51.650 Euro | ab 54.365 Euro |
Preis des Testwagens | 80.660 Euro | 83.700 Euro |
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Gibt es überhaupt noch einen Dreh-Drück-Steller für das Infotainment (Wie das iDrive von BMW)?
Es stört mich, dass überall nur noch Touch ist und man keinen zweiten Bedienweg (abgesehen von der Spracheingabe) hat. Das lenkt ab.
An die Redaktion: Ihr habt doch was in der Tabelle bei Verbrauch und CO2-Ausstoß vertauscht. Wie kann das Auto, das mehr verbraucht, den geringeren CO2-Ausstoß haben?
Also im Grunde ist der Mercedes das bessere Auto. Warum sollte man sich einen Audi kaufen der nahezu nix gravierend besser kann?
Und irgendwie wirkt der Artikel wieder so, als ob der Audi unbedingt "besser" dargestellt werden muss.
Verbrauch Audi: 4,9-4,4 l/100km; entspricht 144-138g/km
Verbrauch Mercedes: 5,4-5,2 l/100km; entspricht 130-119 g/km
Da passt etwas nicht!
bin ich der einzige, der den mercedes, von außen, optisch veraltet findet?
dafür erscheint mir der innenraum deutlich wertiger als der vom audi
Natürlich muss er das. Du bewegst dich hier schließlich auf Motor-Talk 😆
Ich finde das nicht so. Es sind halt 2 unterschiedliche Designphilosophien. Der Eindruck entsteht bei dir vielleicht auch wegen dem klassischen Grill mit Mercedesstern und da gibt es noch den Zentralstern im Kühlergrill welcher m.E. moderner aussieht.
Der A6 ist halt kantiger geschnitten. So wirklich erfrischen ist das Design aber auch nicht, das es irgendwie fast genauso aussietht wie vom Vorgänger.
Da passt was völlig nicht. Lt. Audi Webseite für den 40 TDI S-Tronic gelten
NEFZ: 119 - 129g/km, WLTP: 151 - 168g/km (> +27%), eine Angabe 138-144g/km gibt es dort nicht
Der Mercedes 300dT ist mit
NEFZ: 140g/km, WLTP kann ich nicht finden.
Wenn man vergleicht, dann richtig. Aber so? Ist WLTP nicht seit 1.9. verpflichtend?
Ist ja kein Wunder, wenn das gleiche Design in Form der S-Klasse schon seit 2013 so rumfährt. Im Innenraum stimme ich dir auch zu, obwohl ich eigentlich mal großer Audi Fan war, aber die aktuellen Modelle haben für mich mit Touch und diesen immer größer werdenden SFG deutlich an Attraktivität verloren. Das wirkt allesamt nicht mehr so stimmig und wertig wie noch vor ein paar Jahren.
der klassische mercedesstern steht in meinem gefühl halt immernoch für ein rentnerfahrzeug. den zentralstern finde ich deutlich moderner und schicker 😉 aber auhc von hinten betrachtet sieht er irgendwie....alt ....aus. Bild 6 sieht, von den LED-Leuchten mal abgesehen, eher wie nen 10 Jahre altes Taxi aus 🙄
Ich glaub ich kacks mich an vor lachen!
Vertreterkutschen mit 2l TDI zu testen ... aktuell in etwa so sinnvoll wie ein Bikini am Südpol!
Ok, die 3 Jahre Leasinglaufzeit wird er schon fahren können ... und danach sind die meistens eh hin.
Groß, schwer, durstig, teuer, motortechnisch rückständig..... für mich wirken diese Autos jetzt schon wie Dinosaurier auf Straßen.
Bei diesen ganzen Touchmist wandern die Augen unweigerlich zu den Bildschirmen. Ein hohes Sicherheitsrisiko.
Die Mercedes E-Klasse der Baureihe S213 kam Ende 2016 auf den Markt.
Ja, für mental labile Autofahrer.