Audi A8 55 TFSI und 50 TDI (2017) Test: Fahrbericht, technische Daten
Der A8 ist zu modern für seinen Marktstart
Der neue Audi A8 holt nach, was der alte verpasste: Die Limousine fährt technisch ganz nach vorn. Aber erst in einem Jahr, denn die wichtigsten Extras brauchen noch Zeit.
Valencia – Chapeau, Audi! Aus all den Ankündigungen und Studien wird endlich ein Auto. Vielleicht nicht so ein aufregendes wie all die Konzepte es waren. Dafür aber technisch ganz weit vorn. Mit genialem Fahrwerk, 48-Volt-Bordnetz, Level-3-Autonomie und ausschließlich Hybriden in der Motorenliste. Das einzige Problem: Was den A8 einzigartig macht, hängt noch im Zertifizierungsprozess fest.
So ist das eben, wenn man Vorreiter sein will und nichts vom Vorgänger übernimmt. Zum Marktstart kommen zwei, drei Varianten, der Rest folgt später. Im Falle des A8 bedeutet das: Große Motoren, wichtige Fahrwerksfunktionen und der autonome Staupilot sind erst ab 2018 verfügbar. Zum Teil erst im zweiten Halbjahr. Wir haben sie trotzdem schon ausprobiert.
Audi A8: Neuer Innenraum mit Touch-Bedienung
Zunächst aber zur Basis. Der A8 startet mit einem komplett neuen Innenraum. Das alte Bedienkonzept landet im Archiv – das Ende für den Dreh-Drück-Regler nach 15 Jahren. Audi setzt jetzt auf Berührungen. Ein großes Display (10,1 Zoll) zeigt die Hauptfunktionen – Navi, Musik, Kontakte, TV, Parkhilfen. Ein kleines darunter (8,6 Zoll) verwaltet die Klimatisierung und erkennt Eingaben per Handschrift.Das System entziffert ganze Worte, selbst mit Sauklaue auf Kopfsteinpflaster: Beim Schreiben liegt der Handballen ruhig auf dem Automatik-Wählhebel. Die Suchfunktion ordnet erkannte Buchstaben klug ein und schlägt die richtigen Optionen vor. Allerdings: Manchmal deuten die Sensoren Wischbewegungen als Bestätigung. Gewöhnungssache.
Alle Touchflächen melden sich bei der Eingabe akustisch und haptisch zurück. Audi pflastert das ganze Cockpit mit digitalen Bedienfeldern. Drum herum gibt es viel Klavierlack, feine Hölzer und weiches Leder. Oberklasse eben. Was an Knöpfen übrig blieb, klickt angenehm fest. Schade: Wo man nur berührt, bleiben Fingerabdrücke – trotz einer speziellen Beschichtung, die das verhindern soll.
Alle Motoren werden Hybride
Ebenfalls ab sofort in Serie: Audi macht aus jedem A8 einen Hybrid. Ein Plug-in (Audi A8 60 L E-Tron) startet in einigen Monaten. Alle anderen Verbrenner bekommen einen sogenannten Riemen-Starter-Generator. Einen Elektromotor, der die Kurbelwelle antreibt oder die Batterie lädt. Man spricht von einem Mild-Hybrid.Bedeutet: Dem Generator fehlt die Kraft, das ganze Auto zu bewegen. Aber er kann den Verbrenner besonders schnell anlassen. Deshalb hält der seine Kolben oft still. Zwischen 160 und 50 km/h sowie unterhalb von 22 km/h stellt der A8 beim Rollen seinen Motor ab. Gibt der Fahrer wieder Gas, macht der Verbrenner weiter. Das funktioniert blitzschnell und fast ohne Ruckeln. Audi will damit einen Dreiviertelliter Sprit pro 100 Kilometer sparen.
Auf unserer Testfahrt stoppte der A8 seinen Verbrenner tatsächlich häufig. Lange vor jeder Ampel und beim Ausrollen auf der Autobahn herrscht Ruhe im Motorraum. Das Getriebe trennt sich dann vom Motor, um keinen Schwung an die Reibung zu verschenken. Davon merkt man nur etwas, wenn man den Drehzahlmesser ganz genau beobachtet. Und weil der Motor schön flott wieder anspringt, nervt es nicht. Diese Technik kommt bereits in zwei Jahren in der Kompaktklasse an.
Voraussetzung für dieses System ist eine starke Stromversorgung. Audi rüstet jeden A8 deshalb mit 48 Volt aus. Steuergeräte, Anzeigen und Komfort-Funktionen arbeiten mit einem zusätzlichen 12-Volt-Bordnetz. Starter-Generator und das optionale „AI-Aktivfahrwerk“ (ab 2018) nutzen die hohe Spannung.
„AI-Aktivfahrwerk“: Mehr Komfort durch Elektromotoren
Mit dem serienmäßigen Luftfahrwerk fährt der A8 ordentlich. Komfortabel, sanft und flüsterleise, etwas straffer als die Konkurrenz – aber er setzt sich nicht ab. Das klappt erst mit vielen Elektromotoren im Chassis: Das Aktivfahrwerk umfasst einen elektromechanisch betätigten Stabilisator pro Rad. Der verspannt die Aufhängung entgegen der Karosseriebewegung. Durch die eigene Ansteuerung hält sich der A8 in Kurven absolut gerade.Hinzu kommt pro Rad eine zusätzliche elektromechanische Höhenregulierung. Sie kann die Karosserie um bis zu sechs Zentimeter anheben. Das dient als Einstiegshilfe, in Kombination mit einer Kamera außerdem als Ausgleich für Straßenschäden – ähnlich wie bei der „Magic Body Control“ von Mercedes. Audi verspricht, dass der Ausgleich bei allen Sichtverhältnissen funktioniert.
Die wohl wichtigste Funktion des Fahrwerks: Droht ein Seitenaufprall, hebt sich das Auto auf der gefährdeten Seite innerhalb einer halben Sekunde auf das Maximum an. Die Energie wirkt dann nicht auf die Tür (und damit auf einen Passagier), sondern auf Schweller und Bodenplatte. Hier ist das Auto am stabilsten.
Optional kombiniert Audi die Fahrwerke mit einer Allradlenkung. Sie schlägt die Hinterräder mit zu fünf Grad ein und korrigiert den Winkel an der Vorderachse passend. Der A8 lenkt dann direkter und lässt sich einfacher rangieren. Bei flotter Fahrt fühlt er sich kompakter und leichter an. Seine mindestens zwei Tonnen Leergewicht wuchtet er so ganz locker ums Eck.
Assistenten: Einige witzig, viele fortschrittlich
Insgesamt bietet Audi 41 Assistenzsysteme im neuen A8 an. Manche klingen banal bis witzig, sind aber nützlich: Matrix-LED-Leselampen lassen sich punktgenau einstellen und leuchten exakt auf das Buch. Das lenkt den Fahrer weniger ab. Ein Radbolzen-Assistent registriert über Daten der ABS-Sensoren, wenn die Räder nicht festgeschraubt sind. Und ein Radfahrer-Engel bemerkt nach dem Parken flotte Radler im toten Winkel. Er verzögert dann die Türöffnung um 0,8 Sekunden – genug, um sie passieren zu lassen.Das interessanteste Assistenzsystem wird der Staupilot. Bis Tempo 60 fährt der A8 auf Autobahnen in zähfließendem Verkehr völlig autonom. Der Fahrer kann sich ablenken, darf fernsehen oder E-Mails checken. Muss er wieder handeln, warnt das System zehn Sekunden vorher. Hierfür fehlt noch die rechtliche Grundlage. Wie dieses Extra genau funktioniert, haben wir bereits getestet. Audi rechnet in der zweiten Jahreshälfte 2018 mit dem Marktstart.
Sechs Zylinder zum Start, V8- und W12-Motoren folgen
Wenn der A8 ab November 2017 ab 90.600 Euro beim Händler steht, gibt es zunächst nur zwei Motoren: Einen V6-Diesel mit 286 PS (A8 50 TDI) und einen V6-Benziner mit 340 PS (A8 55 TFSI). Der Selbstzünder benimmt sich, erreicht aber lange nicht die Laufruhe und Spontaneität des Benziners. Kräftig genug sind beide. Mit der Masse des A8 haben sie keine Probleme.
Beim Verbrauch liegt der Diesel weit vorn: In und um Valencia errechnete der Bordcomputer einen Verbrauch von 6,8 Litern pro 100 Kilometer. Bei gleicher Fahrweise und Strecke spritzte der Benziner drei Liter mehr ein.Allradantrieb und eine Achtgang-Automatik gibt es im A8 serienmäßig. Langfristig folgen ein V8-Diesel (435 PS), ein V8-Benziner (460 PS), ein W12-Benziner (585 PS) und ein Plug-in-Hybrid (449 PS Systemleistung).
Fazit
Mit der neuen Generation A8 holt Audi auf, was beim Vorgänger fehlte. Er startet mit guten Ideen und toller Technik. Viele Details sind schön gelöst, der Komfort überzeugt auf allen Plätzen und in beiden Radständen. Fahrwerk und Staupilot verschaffen ihm langfristig einen Vorsprung, ja, durch Technik. Wenn sie denn lieferbar sein werden. Nur ein rein elektrischer Antrieb fehlt bisher vollständig. Den will Audi in anderen Autos realisieren. Der A8 behält seine Verbrenner.
Audi A8 D5: Technische Daten
- Modell: Audi A8 55 TFSI
- Motor: 3,0-Liter-Turbobenziner
- Leistung: 340 PS (250 kW) von 5.000 bis 6.400 U/min
- Drehmoment: 500 Nm von 1.270 bis 4.500 U/min
- Getriebe: Achtgang-Wandlerautomatik, Allradantrieb
- Beschleunigung 0 – 100 km/h: 5,6 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Länge: 5,17 m
- Breite: 1,95 m
- Höhe: 1,47 m
- Gewicht (EU-Norm): 1.995 kg
- Radstand: 3,00 m
- Modell: Audi A8 L 50 TDI
- Motor: 3,0-Liter-Turbodiesel
- Leistung: 286 PS (210 kW) von 3.750 bis 4.000 U/min
- Drehmoment: 600 Nm von 1.250 bis 3.250 U/min
- Getriebe: Achtgang-Wandlerautomatik, Allradantrieb
- Beschleunigung 0 – 100 km/h: 5,9 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Länge: 5,30 m
- Breite: 1,95 m
- Höhe: 1,49 m
- Gewicht (EU-Norm): 2.075 kg
- Radstand: 3,13 m
Im V&S kann man bei manchen "Experten" noch nachlesen, das autonomes Fahren irgendwann nach 2030 kommt.
Dabei ist es schon da.
Da legt Audi mal vor. Wurde auch Zeit, den Slogan zu rechtfertigen. 😉
Technisch sehr beeindruckend, formal eher ernüchternd. Es liegt auf der Hand, dass Audi hier keinen Quantensprung leisten kann/wird. Das Heck finde ich durchaus gelungen, aber die Front wirkt wie die Karikatur eines Autos. Hier wäre weniger (Grill) mehr gewesen.
Mal ein rein auf die Optik bezogener Kommentar:
Die Front sieht aus wie eine Audi-Karikatur. Die besteht ja nur noch aus Lüftungsgitter. Ich finde es hässlich.
Das Heck...ist auch sehr Geschmackssache, aber wenigstens mal was anderes.
Das Interieur ist halt VW-Style. Ordentlich, aber nicht ganz mein Geschmack. Und der fette Audi-Schaltknauf hat mir noch nie gefallen.
Der Rest sieht aus wie seit 15 Jahren (?)
*gähn*....
Gibts doch schon (fast[?]) alles beim W222..
Und löscht endlich mal den Werbebegriff des "Mild-Hybrid"...
Ich finde das Auto durchaus ansehbar und chique. Aber diese Fake-Auspuffblenden muss doch jemand mal den Verantwortlichen austreiben. Ein No Go für mich. Ich kaufe keinen. 😜
Und bei Audi darf man künftig den Haken bei "Entfall Modellbeschriftung" nicht vergessen. 55 TFSI quattro - das versteht doch kein Mensch mehr.
Technisch bestimmt ein sehr modernes Fahrzeug mit vielen guten Ideen und Umsetzungen. Trotzdem wirkt er irgendwie etwas bieder. Der "haben wollen"-Effekt stellt sich bei mir zumindest nicht ein.
Auch wenn ich die Audi-Optik mag, langsam kann da mal was neues kommen, statt jedes Jahr ein Facelift raus zu bringen.
Die Innenräume aus der VWAG haben mir noch nie richtig gefallen. Jetzt werden die m.M.n. auch noch unpraktisch. Ich drücke und drehe lieber an der Klima, statt auf einem Display rumzuschmieren.
Im Endeffekt werde und kann ich dieses Auto nicht fahren, da dies nicht meine Preisklasse ist.
Über das Design lässt sich bekanntlich ja gut streiten.
Die einen mögen es, die anderen nicht.
Ich kann Audi inzwischen auch nichts mehr abgewinnen...zu eintönig, zu langweilig. Meine Meinung halt.
ABER!...viel schlimmer finde ich diese ganze "Touch" shice...
Mag dies beim Smartphone ja noch ok sein, so ist das für mich in einem Auto ein absolutes No Go!
In meinem Golf IV habe ich damals für knapp unter 200€ ein Doppeldin-Navi mit allem Schnick-Schnack selber eingebaut (inkl. Rückfahrkamera für nen Zwanni) und das Ding hatte Touch. Nie wieder! Das lenkt tierisch ab weil man immer gucken muss wo man genau hindrückt. Bei Schaltern/Reglern kann man wenigstens noch fühlen ohne den Blick von der Straße zu richten...das ganze "getouche" hätte schon fast mehrfach zu Unfällen geführt. Von den ganzen Fingerabdrücken, die man bei kleinen Sonneneinstrahlungen schon sieht, mal ganz zu schweigen.
Aktuell hab ich gerade den Ford Mondeo MK5 Turnier als Leihwagen und der hat auch so ein ekelhaftes Touch Navi...😤
Ich hoffe BMW bleibt sich da mit dem großen Drehregler treu.
Hätte Audi auch mal bei sich drin lassen sollen.
Ich stelle mir gerade vor, wie hübsch das Heck geworden wäre, hätte man diese affigen Endrohrimitationen und nicht integrierten Rückstrahler weggelassen. Kein feiner Zug außerdem: Der Wegfall der fast einzigartigen Vollaluminiumkarosse. Das zeigt, was der neue A8 für Audi ist: Ein hippes Wegwerfprodukt. Der A6 C6 meines Bruders zeigt überall starken Kantenrost, und das nach gerade mal 10 Jahren. Und berührungsempfindliche Bildschirme gehören in sich bewegenden Objekten mMn per Gesetz verboten, weil es einfach zu gefährlich ist. Schade, dass Audi hier das "Hipsein" wichtiger ist als die Sicherheit.
Das ist für mich die unansehnlichste Front eines Audimodells. Rest geht so, hinten ganz gefällig. Insgesamt langweilig und emotionsloses Äußeres.
Ach so...wie soll ich das jetzt verstehen. Wird zur Beweisführung bei Unfällen der Fahrer des A8 gefilmt und überwacht damit die Beweislage klar ist?
Ich frage mich wie jemand ein System freigibt wofür es keine klare Entwicklungsrichtlinien gibt.
Ausserdem würde ich gerne wissen ob der vorschrittliche Diesel jetzt auch sauber ist.
Seit Audi immer mehr zusammengespart wird, ist da nix zu modern...
Ich finde, ein Radbolzen-Assistent ist nicht gerade ein Vertrauensbeweis für die angeschlossene Werkstatt und wieder ein elekronischer Plunder mehr, den niemand braucht. Den Ingenieuren fielen offensichtlich keine guten Ideen für neue Assistenzsysteme mehr ein.
Und wie wird es dann bei Mercedes und BMW verstanden?
....boah ey, mächtig viieel Text zu dem was er alles hat und kann, aber kann er auch sauberes Abgas bei allen Lastzuständen und allen Temperaturen (RDE) ?
Dazu les ich (außer einem kleinen "6,8 l Diesel-Verbrauch und 9,8 l Benziner-Verbrauch") mal wieder nix....