Fords neue 8- und 10-Gang-Getriebe in Mustang und S-Max (2018)
Der neue Mustang überspringt ein paar Gänge
Wann geht's bis Elf? Die Neungang-Automatik von Mercedes oder Range Rover toppt Ford nun mit einem Zehngang-Getriebe im Mustang. S-Max, Mondeo oder Focus bekommen acht Gänge.
Lommel – "These go to eleven", diese hier gehen bis 11. Den Satz aus dem Musikfilm-Klassiker "Spinal Tap" von 1984 kann Ford (noch) nicht für sich reklamieren. Aber es geht jetzt bis 10. Nicht am Gitarrenverstärker, sondern bei der Automatik. Und 10 Gänge sind einer mehr als bei Mercedes oder Land Rover.
Die Strecke Nummer 7 auf dem Ford-Testgelände in Lommel/Belgien ist für den Ford Mustang eigentlich nicht gemacht. Zu schmal, zu enge Kurven, ein paar Steigungen. Der träge und vor allem träge schaltende Sportwagen liebt eher breite Freeways als kleine Landstraßen.
Doch genau auf einer dieser kleinen Straße drehen wir ein paar Runden im neuen Mustang. Ford-Entwickler und Getriebespezialist Ian Oldknow will uns überzeugen, dass der neue Mustang nun auch Landstraße beherrscht. Die neue Zehngang-Automatik soll ihm dabei helfen.
Nach dem Ford Raptor ist der Mustang das zweite Auto, dass das neue Getriebe erhält. Die Amis haben begriffen, dass mit mehr Schaltstufen der Verbraucht sinkt. Und dass Sportlichkeit und Performance profitieren. Oldknow sagt: „Die Zeiten, in denen amerikanische Autos mit vier Schaltstufen zufrieden waren, sind lange vorbei. Amerikanische Kunden verlangen mittlerweile mehr Gänge.“
Ford Mustang Facelift mit 10-Gang-Automatik
Der Clou: Das Automatikgetriebe legt nicht automatisch stets den nächsthöheren Gang ein. Es wählt den aus, der am besten zur jeweiligen Fahrsituation passt. So fährt der 5,0-Liter-V8 mit 450 PS bei lockerem Gasfuß entspannt im zweiten Gang an, schaltet dann in den vierten, bei leicht abschüssiger Straße auch sofort in den fünften Gang. Dieser sogenannte "Skip Shift" wird von einer intelligente Elektronik gesteuert.Galten Ford-Getriebe bisher nicht unbedingt als die schnellsten Arbeiter, zieht mit der Zehngang-Automatik nun ein sehr zügig schaltender Wandler ein. Ein Wandler deshalb, weil das Getriebe primär in amerikanischen Ford-Modellen mit Hinterradantrieb zum Einsatz kommen wird. Ford und General Motors entwickelten das Getriebe in Kooperation. Amerikanische Autokunden verlangen das sanftere Anfahren und Schalten einer Wandler-Automatik, nicht die abgehackten Manöver eines Doppelkupplungsgetriebes.
„Mehr Gänge helfen, im optimalen Drehzahlbereich zu bleiben, so mehr Leistung zu erhalten, eine bessere Beschleunigung und dadurch mehr Effizienz zu erreichen“, sagt Ian Oldknow. Mehr Gänge bedeuten nicht automatisch mehr Gewicht. Im Vergleich zum Vorgängergetriebe wiegt das neue Bauteil weniger und ist kürzer. Beim Drehmomentwandler mit integrierter Turbinenkupplung sparte Ford ein Kilogramm und einen Zentimeter ein. Einen schnelleren Gangwechsel erzielen die Ingenieure mit Hilfe einer besseren Vernetzung im Auto. Durch eine geringe innere Reibung erhöht sich der Wirkungsgrad weiter.
Es kommt auf die Spreizung an
Beim Mustang lässt sich das Getriebe mit sechs Fahrmodi bedienen: Normal, Sport, Track, Manual, Schnee/Winter und Drag Strip. Die letzte Fahrstufe kommt erstmals zum Einsatz. Das funktioniert so: Bremse durchtreten, Gaspedal auch, Bremse loslassen - und der Hinterkopf klebt für die nächsten Sekunden an der Kopfstütze. Mit schnellen Schaltvorgängen haut das Getriebe einen Gang nach dem anderen ruckartig rein, sprintet unter donnerndem V8-Sound über die Piste. Diesmal das Hochgeschwindigkeits-Oval. Der Modus sorgt für maximales Drehmoment und maximale Beschleunigung. Von 0 auf 100 km/h vergehen nur 4,5 Sekunden.
Ford sagt, dass diese Art von Launch Control beliebig oft wiederholt werden kann – anders als bei anderen Herstellern. Üblicherweise geht so eine Launch Control gehörig aufs Material.Mehr Gänge allein bringen einem Auto wenig – wenn sie zu dicht beieinanderliegen. Es kommt auf die Spreizung an. Eine kürzere Anfangsübersetzung und eine lange Endübersetzung helfen beim Beschleunigen und Spritsparen. Dazwischen müssen die Schaltstufen so abgestimmt sein, dass die Sprünge nicht zu klein und nicht zu groß sind. Mehr Gänge machen die Sache leichter. Ford ist dies auf den ersten Blick gelungen. Näheres wird die erste ausführliche Fahrt im neuen Mustang zeigen.
Und die anderen? Audi und BMW bieten eine Achtgang-Automatik von ZF an. Range Rover setzt einen ZF-Neungang-Automaten für Quereinbau ein. Mercedes baut seine Neungang-Automatik selbst. Während das ZF 9HP für Frontantrieb konzipiert wurde und nur maximal 250 PS und 480 Newtonmeter Drehmoment verkraftet, wurde die Mercedes-Automatik in Längsrichtung für Hinter- und Allradantrieb entwickelt. Außerdem verträgt sie bis zu 1.000 Newtonmeter.
Ford-Automatik: Acht Gänge für Focus, S-Max und Mondeo
Für kompakte und mittelgroße Modelle plant Ford das Zehngang-Getriebe nicht ein. Für diese Autos bringen die Kölner eine neue Achtgang-Automatik für Motoren zwischen 270 und 500 Newtonmeter Drehmoment. Die kleinere Automatik leiteten die Entwickler von der Zehngang-Automatik ab, inklusive der Software. Das Getriebe konnten wir erstmals in einem S-Max fahren, es folgt auch im Mondeo und im neuen Focus. Über den neuen runden Wählhebel drehen wir das Rädchen auf D. Sanft fährt der S-Max los, schaltet schnell und fast ruckfrei in den nächsten Gang.
Das Getriebe senkt das Drehzahlniveau und damit den Verbrauch und die Innengeräusche. Im Vergleich zum Handschalter und zur alten Automatik fährt der S-Max ruhiger und komfortabler. Auch dieses Getriebe setzt wie die Zehngang-Automatik auf Skip-Shift und überspringt wenn nötig ein paar Gänge. Die vier Modi Normal, Eco, Sport und Manual lassen dabei ausreichend Spielraum. Mit einem Tipp in die Mitte des Drehrings liegt der Sport-Modus an. Der Motor dreht nun höher, reagiert giftiger. Die Schaltvorgänge werden härter eingeleitet.
Verzichtet Ford damit künftig auf das Doppelupplungsgetriebe? In Europa nicht. Es arbeite weiterhin effizienter als die Wandlerautomatik, sagt Ford. Und zwar vor allem im Alltag, nicht nur auf der Teststrecke.
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Schön schön, aber warum sollte man einen Mustang mit Automatik kaufen.
ich sehs nicht ein, da kommt man mit dem Schalten doch gar nicht mehr nach, ich bin seiner Zeit noch 4+E gefahren, heute gönnt man sich 5 Gänge, in der Fahrschule hatte ich 6, das hab ich schon sehr kritisch gesehen
Vielleicht kommt bald ne neue Rubrik im Autoquartett: "Gänge"... wer hat den Längsten, oder eher den kurzest übersetzten hat bei 10 Gängen...
Klar effizienz und pi pa po aber mal die Kirche auf dem Teppich lassen Leute, braucht kein Schwein,
Naja Automatikfahrer eh ne Klasse für sich, mir genauso unergründbar wie Frauen 😆
Ja, das ist total logisch - immer mehr Gänge einzubauen, die dann übersprungen werden.
😆 Das sind nicht die einzigen Sprünge die gemacht werden 😉 Auch die Vertragswerkschaft macht Freudensprünge wenn mal was kaputt ist und die Frage ist nicht ob, sondern wann, und dann, ja dann wirds richtig teuer
Ich bin weder Mechaniker noch Ingenieur, aber mir graut es ehrlich gesagt vor der Zukunft, was Getriebereparaturen angeht. Es gibt jetzt ja schon echt wenige Werkstätten, die kompetent genug sind, mit einem 5-Gang Wandler umzugehen, ich mag mir gar nicht vorstellen wie viel komplexer der 10-Gang Automat ist...
Allerdings wenn ich mir einen Mustang holen würden, dann als 6-Gang. Der Preis ist für den Wagen aber auch echt heiß, soviel Auto bekommt man selten für weniger.
Edit meint: Ich möchte damit nicht sagen, dass die 10-Gang weniger haltbar ist als ein Getriebe mit weniger Gängen, aber wenn's dann brennt, wird's glaube ich nicht leichter..
Denkste das ist mal vorgesehen den Müll zu reparieren ? Neues Getriebe dran und gut ist und wenn die Karre 5 Jahre alt ist und das Getriebe kaputt geht hast eben ein wirtschaftlichen Totalschaden, da das neue Getriebe mehr kostet als der Restwert deines Wagens. Also wird einfach ein neuer wagen geholt, wo ist jetzt das Problem ?
Und was hat die Anzahl der Gänge mit der Haltbarkeit zutun? Nach der Logik müssten 3-Zylinder auch deutlich haltbarer sein als V12 Motoren, auch wenn die ganzen "Spezialisten" hier das jetzt kategorisch abstreiten würden 😆
Ich sag ja nicht dass es anfälliger ist, obwohl es oft so ist dass je komplexer und je mehr dran ist desto mehr kann kaputt gehn,
ich sag nur dass wenn was in die Brüche geht (und das wird es früher oder später, da es nicht verschleißfrei ist) dann gute Nacht
Das ist aber bei jeder Technik so 😉 Wenn dir morgen der Motor an deinem Auto hochgeht dann kann der noch so Low-Tech sein, billig wird es dadurch noch lange nicht.
Was hat man in der Vergangenheit schon auf die ach so unzuverlässige neue Technik geschimpft. Komisch das moderne Autos erwiesenermaßen länger leben und zuverlässiger funktionieren als vorher. Die Mär von der unzuverlässigen Elektronik gab es schon zu Zeiten der ersten elektronisch gesteuerten Einspritzanlagen. Komisch das die deutlich zuverlässiger funktionieren als jeder Vergaser 😆
Bei einem Mustang MUSS einfach ein 11-Gang-Getriebe her, eben wegen Spinal Tap 😆
Schade dass es nur 10 geworden sind.
10 Gänge sind schon ok, sofern man nicht selbst schalten muss.
Neun Kommentare. Davon sieben sind anscheinend von Leuten, die erst kürzlich ihre Pferdekutsche gegen einen Patent-Motorwagen eingetauscht haben.
Weil die modernen Automaten alles besser können als die Handschalter. Nicht nur komfortabler und sparsamer, sondern dank kurzer Schaltzeiten ohne Zugkraftunterbrechung sogar sportlicher. Oder warum glaubst du, dass die ganzen Supersportler von Ferrari, Lamborghni, Mclaren usw. praktisch nicht mehr mit Handschalter zu haben sind.
Ist halt nicht jedermanns Sache mit zitterndem Kupplungsfuß im Stop-and-go Stau zu stehen.
Sehr guter Kommentar.
So ähnlich dachte ich auch. 😆