Youngtimer: Der Fiat Punto läuft im Sommer aus
Der Punto geht mit 25 in Rente
Wie der Ritmo vor 40 Jahren rettete der Punto vor rund 30 Jahren Fiat vor der Existenzkrise. Doch nun heißt es Abschied nehmen. Der Punto geht in den Ruhestand.
Köln - Es gibt keine große Geburtstagsparty für ein Vierteljahrhundert Fiat Punto. Im Gegenteil. Fiat schickt den Kleinwagen zum 25. in Rente. Keine bella futura für das Auto, mit dem Fiat ab 1993 den Glanz alter Zeiten erneuern konnte. Der Cityflitzer verabschiedet sich in diesem Sommer still und leise, um Platz zu machen für einen Jüngeren: Die Fiat-500-Familie bekommt noch mehr Raum.
Mit dem Punto geht ein in drei Generationen gebauter globaler Bestseller in den Ruhestand, der Fiat aus einer existenziellen Krise befreite. Außerdem gab er den feinen Tochtermarken der Turiner Konzernmutter als technischer Genspender Auftrieb. Lancia Y und Alfa Mito entstanden auf der Punto-Plattform. Vor allem aber ließ der Punto Produktionsrekorde bei Fiat purzeln - und folgte damit dem Vorbild seines direkten Vorgängers aus den 1980er-Jahren, dem Fiat Uno. Zeitweise wurde er zum meistverkauften Auto Europas.Und wie der Uno verdankte der erste Punto seine Formen dem Stardesigner Giorgetto Giugiaro, der seiner Kreativität mehr als zuvor freien Lauf lassen durfte. So gab es für fast jeden Kunden eine passende Punto-Karosserie und für die Tifosi überdies eine beispiellos breite Kollektion fantasievoller Concept Cars. Dagegen überraschte der im Fiat Centro Stile entstandene „Nuova Punto“ 1999 durch unterschiedliche Formensprachen für Drei- und Fünftürer.
Das "Auto des Jahres 1995"
Die „Grande Punto“ genannte dritte Generation des erfolgreichen Kleinwagens wiederum entwarf 2005 einmal mehr Altmeister Giugiaro, der damit den Weltgeschmack traf. Denn dieser Italiener schrieb sogar in Südamerika, Nordafrika und Indien Geschichte als lokal gebautes Volksauto.
Bis es soweit war, musste sich der Punto aber erst einmal als Krisenmanager bewähren. Anfang der 1990er-Jahre sank die Jahresproduktion des Fiat-Konzerns um 400.000 Einheiten auf 1,1 Millionen Autos. Die Finanzen sahen unerfreulich aus und das Modellprogramm bedurfte einer kostspieligen Kernsanierung. Fast 20 vollkommen neue Modelle in nur fünf Jahren wollten die Italiener lancieren. Der Fiat Punto war die entscheidende Vorhut bei den Volumenfahrzeugen, die Lust auf Lifestyle machen sollten.Anders als der kantige Vorgänger Fiat Uno bekam der Punto modisch-rundliche Formen. Vom neuen Qualitätsanspruch bei Fiat kündeten kleine Karosseriespaltmaße und eine gegenüber dem Uno um 60 Prozent verwindungssteifere Karosserie. Die Fachpresse jubelte ob der „klapper- und knisterfreien absoluten Ruhe“ im Interieur des preiswerten Fiat selbst auf Rüttelpisten. Das machte ihn zum „Auto des Jahres 1995“.
Hohe Qualität und viele Varianten
Fiat hatte nicht nur viel Geld investiert, damit der Punto in puncto Qualität eine Führungsrolle übernahm. Die Italiener boten den Kleinwagen auch in verblüffender Variantenvielfalt an.
Zu den drei- und fünftürigen Steilhecklimousinen kam ein viersitziges Vollcabriolet. Dank der steifen Karosserie konnte es sogar auf den feststehenden Überrollbügel verzichten. Von Medien wurde es als „konkurrenzlos günstiges“ Kultauto gefeiert. Dagegen ließ der in 7,9 Sekunden auf Tempo sprintende Punto GT anderen kleinen Heißblütern wie Peugeot 205 GTI oder Ford Fiesta XR 2i keine Chance.Italo-Fans, die Luxus im Miniaturformat favorisierten, konnten sich bald auch für den neuen Lancia Y entscheiden, in dem ebenfalls viel Punto-Technik steckte. Und dann gab es noch die Spielwiese der schönen Träume: Fast ein Dutzend Concept Cars bauten auf dem Punto auf, darunter Coupés, Barchetta, Pick-ups, Shooting-Brakes und Crossover mit drei Achsen. Fast alle namhaften italienischen Designstudios versuchten sich am Punto. Eine Carrozzeria wurde sogar Produktionsstandort für den Punto in seiner offenen Form. Das kleinste viersitzige Vollcabrio der Welt mit elektrischem Verdeck lief bei Bertone vom Band.
Von Anfang an ein Bestseller
Gleich nach dem Marktstart setzte der in drei Generationen gebaute Punto sich an die Spitze der italienischen Verkaufscharts. Kurz darauf deklassierte er die europäische Kleinwagenkonkurrenz. Schon 2005 lief der sechsmillionste Punto vom Band.
Hinzu kamen die in Asien, Afrika und Südamerika gebauten Punto sowie Punto-Derivate wie der Innocenti Mille. Offenbar konnte Fiat Kleinwagen immer noch besser als die meisten anderen. Im Juli 1999 startete der Nuova Punto (Typ 188) passgenau zum 100. Geburtstag von Fiat. Er kam als Drei- oder Fünftürer mit ganz unterschiedlichen Formen. Der betont dynamisch gezeichnete Dreitürer verfolgte sportliche Ambitionen und sammelte als 220 PS starker Abarth Rallye Motorsportlorbeeren. 2005 kam die dritter Generation (Typ 199), die Abarth-Version verfügte jetzt sogar über Allradantrieb.Der Punto setzte in seinem Segment neue Maßstäbe
Mit dem Generationswechsel 2005 wurde der Punto zum Grande Punto und zum Technikspender für Alfa Mito und Opel Corsa D. Gegenüber dem Typ 188, der noch bis 2009 weiter gebaut wurde, legte der Typ 199 um 23 Zentimeter auf nun 4,03 Meter zu. Daraus wurde mit dem ersten Facelift 2009 der Punto Evo, mit der zweiten Modellpflege von 2012 hieß er wieder schlicht Punto.
Es war das letzte Facelift für den Longseller, der bis zum Ende dieses 13 Jahre auf dem Buckel hätte. In der Zeit machte er nur einmal wirklich negative Schlagzeilen. Ein desaströses Euro-NCAP-Ergebnis Ende 2017 ließ vergessen, dass der Grande Punto bei seiner Premiere 2005 noch mit einer 5-Sterne-Auszeichnung Maßstäbe setzte.Antriebsseitig ließ sich der Alterungsprozess des Punto besser aufhalten. Mit effizienten Erdgasmotoren, drehmomentstarken Dieselmotoren, nachgeschärften Abarth-Leistungsträgern und Downsizing-Zweizylindern verfügte der Fiat auf dem Höhepunkt seiner Karriere über eines der breitesten Aggregat-Angebote der kleinen Klasse. Mit dem stylisch gezeichneten Punto war es gesellschaftlich wieder schick geworden, einen kleinen Fiat zu fahren: Die entscheidende Vorarbeit für die Fiat-500-Familie, das italienische Kultauto des 21. Jahrhunderts.
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Quelle: Spx
Traurig zu lesen, hatte einst selbst einen 188er, war ein tolles Auto.
Verstehen kann ich die Entscheidung nicht wirklich. Der 500er in seinen diversen Ausbaustufen ist nicht für jedermann ein adäquater Ersatz.
Das wundert mich mit der Einstellung, der Wagen verkaufte sich recht gut (Von den letzten Jahren abgesehen). Aber entweder lässt sich damit kaum Geld verdienen oder man hat einfach eine komplette Portfolioumkrempelung vor. Ford erwägte doch ebenso die Einstellung des Fiestas.
Allrad beim Punto?
Da habt ihr bei der Recherche wohl mit dem Panda verwechselt
Hatten selbst 13 Jahre lang einen 176er mit 55PS in der Familie. Sehr zuverlässiger und im Unterhalt günstiger Wagen, hatte allerdings auch fast nix an Ausstattung. Und er lief sogar recht flott auf der Autobahn, hat ja nicht viel gewogen.
Hatte den Pinto neulich als Mietwagen in Portugal mit Dieselmotor, sehr sparsam und erstaunlich gut zu fahren. Bin zuvor lange keinen Kleinwagen mehr gefahren und war äußerst positiv überrascht vom Fahrzeug.
Habe mir damals im 1995 aus dem Katalog heraus einen neuen Punto GT (176) gekauft. Das war ein richtig tolles Auto und ich denke noch heute an den tollen kleinen Flitzer mit seinem Turbo-Punch zurück. Das war noch Fahrspass pur
Im 2008 habe ich dann in Erinnerung an den GT den Punto Abarth (199) neu gekauft. Das Auto habe ich höchstens zwei Monate gefahren, der war trotz Mehrleistung die pure Enttäuschung.
Naja, unterm Strich wird er wohl einfach nur einen neuen Namen bekommen... irgendwas mit 500 im Namen...
Fiat Grande 500
Fiat 500 Punt
…
^^
Ich finde es ein wenig schade. Der Punto sieht gut aus.
Bye Bye Punto. Du warst ein schön anzuschauneder und wohl recht robuster Wegbegleiter für viele Menschen...
Ich selbst habe nie einen selbst gehabt. Jedoch ist der Punto bei unserer Suche nach einem Nachfolger für unseren Peugeot 207 auf der Liste gestanden. Meine Frau hat sich dann aber für einen Fiat 500 entschieden...
Die Überschrift: Youngtimer
Das Bild: ein KfZ welches viele Leute aus meinem Umfeld als 1. eigenes Auto hatten
Das Gefühl: Holy Shit dude, bin ich alt!
Danke MT. 🙁
Logo - wenn sich ein Produkt brilliant verkauft, sollte man es aus dem Sortiment nehmen.
Schließlich gilt ja auch: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.
Ach halt, moment... 😆
Es gab einen 220 PS-Punto? Kannte ich gar nicht. Als ich damals die Abarths bemerkte, war mir immer, dass das Topmodell 180 PS hatte. 😕
Aber erst mit dem Grande Punto ging das Design für mich in Ordnung. Vorher war es so gar nicht mein Fall.
gegrüßt!
Das nehme ich stark an. Denn wenn viel Gewinn locken würde, wäre Fiat ja schön blöd, keinen Punto mehr anbieten zu wollen.
Stategisch könnte es ein Fehler sein, sich aus einem so beliebten Segment zu verabschieden. Vielleicht werden ja bald SUVs so modern und beliebt sein wie heute VANs.
Der 500 ist halt das billigere Produkt auf Panda-Basis - und dazu kann man noch höhere Preise verlangen, warum also Konkurrenz im eigenen Show-Room? Dazu gibt es noch den günstigen Tipo, der preislich mit den Vertretern der Fiesta/Polo-Klasse mithalten kann.
Ich hatte fünf Jahre lang einen Fiat Punto 188 1.2 16V ELX mit Speedgear-CVT-Getriebe. Vom Konzept her völlig genial. Vorn konnten sogar Zweimeter-Dreizentnermänner prima sitzen, die CVT machte den Punto in der Stadt unschlagbar und ließ ihn auf der Bahn leise laufen. Der Punto war außen kompakter als ein 500 Nuovo, bot innen aber erheblich mehr Platz.
Nur mit der Qualität, das kann ich nicht ganz bestätigen. Ich hatte Wassereinbrüche in den Scheinwerfern, in fünf Jahren hat das Auto zwei Auspuffanlagen gebraucht, nach elf Jahren musste er zum ersten mal geschweißt werden, weil zwar die Karosse verzinkt war, nicht aber die Bodengruppe. Und schließlich habe ich ihn weggegeben, weil ein hängender Fensterheber die Elektrik zerschossen hat.
Schade, wenn sie den etwas überarbeiten würden, würde ich den sofort wieder kaufen.