Hondas DCT-Doppelkupplungsgetriebe 2017
Die neue Goldwing schaltet in sieben Stufen
Motorradfahren mit Automatikgetriebe ist nichts für echte Biker? Honda sieht das anders und präsentiert die dritte Ausbaustufe eines DCT-Getriebes mit Automatikmodus.
Tokio - Eineinhalb oder fast zwei Liter Hubraum, Motorleistungen von deutlich über 100 PS, dazu Drehmoment bis zum Abwinken – bei Motorradantrieben dieser Kategorie ist Schalten gewöhnlich Nebensache. Jeder, der eine neuere Big-Twin-Harley, eine Sechszylinder-BMW, eine Triumph Rocket oder Honda Goldwing in der Garage hat, weiß das aus eigener Erfahrung.
Ab dem kommenden Jahr wird es im Segment der sogenannten Luxustourer erstmals die Möglichkeit geben, nicht nur das Kuppeln weitgehend zu vergessen. Schaltassistenten machen dieses bereits seit einigen Jahren möglich. Auch das Schalten selbst entfällt: Honda hat sein Doppelkupplungsgetriebe, abgekürzt DCT für Dual Clutch Transmission, so weit fortentwickelt, dass sich die Japaner trauen, damit in der Zweirad-Luxusklasse anzutreten.
Damit hat ein langer und durchaus steiniger Entwicklungsprozess einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Denn das jetzt in seiner dritten Evolutionsstufe in der neuen GL1800 Goldwing erhältliche DCT ist – erstmals im Zweiradbereich – eine Version mit sieben Übersetzungsstufen. Wobei Honda nach wie vor als einziger Hersteller ist überhaupt auf das Doppelkupplungsgetriebe setzt.
Honda blieb am Ball
Die DCT-Bühne betrat Honda erstmals 2010 mit der VFR 1200 F. In dem 173 PS starken Sporttourer konnte das weltweit erste Zweirad-DCT mit fünf Übersetzungsstufen nicht wirklich überzeugen: Die Schaltrucke waren deutlich spürbar, zudem konnte das Getriebe die Durchzugsschwäche des V4-Motors im unteren Drehzahlbereich nicht kaschieren.
Doch Honda blieb am Ball. So machte bereits die zweite DCT-Generation einen deutlich besseren Eindruck – allerdings wurde sie primär in Motorrädern mit geringerem Hubraum und niedrigerer Leistung angeboten. Ihre Vorteile waren eine bessere Spreizung der Übersetzungsstufen und deutlich größere Variabilität. So konnte der Fahrer neben dem allgemeinen D-Programm unter mehreren S-Programmen wählen. Auch das Erkennen von Steigungen und Gefällen machte den Umgang mit dem DCT praxisgerechter.
Zuletzt wurden DCT-Getriebe optional in Modelle wie Crosstourer (1200er Reiseenduro mit V4-Motor), NC 750 S und NC 750 X (750er Allroundbikes mit Zweizylinder-Reihenmotor) und Africa Twin (Einliter-Reiseenduro mit Zweizylinder-Reihenmotor) eingebaut. Zur Freude von Honda Deutschland entwickelt sich der DCT-Anteil gut: Zuletzt lag die Ausrüstungsquote der vier Modelle zwischen 30 und 75 Prozent, bei einem Mehrpreis von immerhin 1.000 bis 1.100 Euro. In den High-End-Scootern Integra und X-ADV ist DCT serienmäßig.
Sieben Stufen in der neuen Goldwing
In der neuen Goldwing kommt nun die dritte Evolutionsstufe des DCT auf den Markt. Statt sechs stehen sieben Übersetzungsstufen zur Verfügung. Wie im Pkw arbeitet das Honda-System mit zwei Kupplungspaketen. Das sorgt für nahezu nahtlosen Kraftschluss beim Gangwechsel. Die elektronische Steuerung ist mit der Wahl der Riding-Programme durch den Fahrer gekoppelt. Im Modus Rain wird früher und besonders sanft hochgeschaltet, die Kupplung rückt weich ein. Im Sport-Modus erfolgt die Kupplungsbetätigung direkter, das Getriebe schaltet erst bei höheren Drehzahlen.
Video: So funktioniert ein Doppelkupplungsgetriebe
Die nunmehr sieben Übersetzungsstufen erlauben eine engere Stufung der unteren Gänge, die oberen Gänge sind weiter gespreizt. An den Schaltgabeln befindliche Gummielemente sollen die Schaltgeräusche reduzieren. Eine weitere Komfortverbesserung beim Schalten ergibt sich durch ein Dämpferelement zwischen der Kupplung und der Hauptgetriebewelle, das auftretende Rotationskräfte absorbieren soll.
Eine Besonderheit des neuesten Honda-DCT ist, dass die Rangierfunktion nicht nur bei Rückwärtsfahrt, sondern auch bei Vorwärtsfahrt funktioniert. Dabei ist maximal langsames Schritttempo möglich; vorwärts lässt der Walking-Mode 1,8 km/h zu, rückwärts 1,2 km/h. Bedient wird die Rangierhilfe mittels eines Plus-/Minus-Schalters links am Lenker.
Dass Honda mit dem DCT auf dem richtigen Weg ist, verdeutlicht auch das Gewicht der neuen Schaltbox. Sie ist leichter als das bisher in der Goldwing verwendete mechanische Fünfganggetriebe.
Quelle: SP-X
Könnte man den Artikel bitte direkt an BMW senden? Angesichts der Qualität der BMW-Getriebe wäre ein DCT dort doppelt sinnvoll. Und die K 1600 GT/GTL wären doch vom Drehmoment her dafür prädestiniert.
Eine wirklich interessante Entwicklung. Das baugleiche(?) Honda DCT in der NC750 finde ich auch schon interessant.
Wäre wünschenswert wenn sich das weiter durchsetzt.
Hi,
fehlen nur noch die Stützräder ...
Ich hab am Stilser Joch mal eine Gold Wing erlebt. Brauchte keine Stützräder, sondern wurde spielerisch um die Serpentinen gepennt.
Was hatt diese rollende Einbauküche eigentlich mit Motorrad fahren zu tun? Naja zum Glück hatt es die Goldwing nie richtig geschafft aus dem Exotendasein raus zu kommen. 😉 Die 3 Hocker im Jahr die man so im Verkehr sieht reichen auch völlig aus.
Hi,
das habe ich nicht gemeint. Bin selber zig-mal das Stilfser-Joch rauf und runter. U.a. die meisten Kilometer mit der VS 1400. Nach Fahrwerks- und Bremsenumbau haben die Goldwings und auch jede Menge Rennsemmeln nur im Weg rumgestanden. Aber wenn ich meine Moppete noch nicht einmal mehr selber bewegen kann, nicht mehr selber schalten kann und mir immer mehr von den Assis abgenommen wird, ich von Wind und Wetter kaum mehr was spüre, frage ich mich: Warum noch Motorrad? Und was passiert, wenn irgendwas von den Assis nicht mehr will? ADAC anrufen, abschleppen ... . Manno? Motorradfahren war mal eine ganz bestimmte Erfahrung. Oft eine unglaubliche Herausforderung! Nicht selten zum Kotzen! Aber danach haben wir uns glücklich gefühlt und hatten was zu erzählen! Diese weichgespülten gummibereiften Kasperlbuden haben meiner Meinung nach mit Motorradfahren gerade mal gar nichts gemeinsam.
Die 1600er-Getriebe ab BJ 2016 sind massiv besser geworden.
Zudem ist der Schaltassistent von BMW m.M.n. deutlich besser, da kein Mehrgewicht dazu kommt.
Je nach Modell sind das bei Honda 15-20 kg. Ausserdem hast du jederzeit die Möglichkeit normal mit Kupplung zu schalten wenn du möchtest.
Ich sehe, ausser der minimen Zugkraftunterbrechung, keinen einzigen Nachteil.
DCT möchte ich an einem Motorrad nicht geschenkt. Da kann auch gleich Roller fahren.
Roller mit DCT würde mir auch gefallen!
Aber Honda verlangt mir einen zu hohen Preis.
Wird hoffentlich noch verbreiteter und billiger, bis ich in Rente gehe.
Bei der BMW 1600 MJ17 sollen lediglich die Synchronringe geändert worden sein. Bei meiner Wochenendtour mit der BMW 1600 konnte ich nichts davon merken. Immer noch ein leidiges Thema.
Das kann Honda definitiv besser. Sonst ist die BMW ein feines Motorrad.😎
Schaltassistent vs. DCT? Ich fahre beides gerne.😉 Scooter auch.
Die neue Gold Wing ist gelungen. Nur hier in Deutschland wird sie kaum jemand kaufen.
Ist mehr etwas für die USA. Dort sieht man sie auch überwiegend stark vermehrt auf den Highways.😎
Gruß aus Berlin
.....
Wird schon seinen Grund haben, warum andere Hersteller auf solch einen Technischen Overkill im Motorrad verzichten. Vielleicht sollte Honda sich einfach mal wieder auf seine früheren Tugenden besinnen und wieder Moppeds bringen die Begeisterung und Emotionen wecken. Dieser zum X ten mal überarbeitet Eisenhaufen gehört jedenfalls nicht dazu. Nur noch langweilige, ausgelutschte und beliebig austauschbare Massenware. Was ist nur aus Honda geworden.
eeey, das wollte ich doch schreiben! 😤
Ein triftiger Grund dürften Patente sein. (Aber vielleicht kopieren es die Chinesen trotzdem noch.)
BMW & Co kamen halt zu spät mit ihrer Dinosaurier-Technik. Deswegen ist Honda der Marktführer und nicht BMW.
Klonk!
Ja zum Glück gibt es nur EINE richtige Art Motorrad zu fahren... 😮
Dann musst die Kisten mal in der Pariser Rushour erleben.
Das ist der Wahnsinn, wie sich die 1800er Goldwing durch die "parkenden Autos" wedeln lassen.