Mercedes E 300 de (W213, S213) im Test: Diesel-Plug-in, Daten
Dieser Diesel hat in der E-Klasse Zukunft
Der Diesel hat es schwer, der Diesel-Plug-in ist trotzdem zurück. Mercedes legt eine neue Generation Hybrid-Modelle mit Stecker auf. Der Mercedes E 300 de im ersten Test.
Stuttgart – Stuttgart und der Plug-in-Hybrid? Das passt zusammen. Die Stadt am Neckar bietet viele Ampeln, die natürlich ständig rot sind. Unmengen von Blitzern, die einen strikt ins Tempolimit zwingen. Dichter Verkehr, viel Stop-and-go. Schade nur, dass der Benz die Blitzer noch nicht in seine Rekuperationsstrategie einbindet, indem er stets kurz vor dem nächsten Starenkasten exakt aufs Tempolimit verlangsamt.
Den Rest kann er schon ziemlich gut. Wenn der Vordermann bremst, bremst auch der Mercedes E 300 de. Läuft es, lässt auch der Daimler es laufen und geht in den Segelmodus. Vor Kurven, Kreisverkehren und Kreuzungen verlangsamt er. Genauso, wenn das Tempolimit sich verringert. So kann man lange Strecken bewältigen, ohne das Bremspedal treten zu müssen. Einfach vom Gas gehen – oder leicht aufs Gas treten – den Rest erledigt die E-Klasse.
Mercedes E 300 de im Test: Rekuperation je nach Verkehr
Der Plug-in-Hybrid macht das alles nicht aus Komfortgründen, sondern für die Effizienz. Beim Bremsen rekuperiert der Plug-in-Hybrid und speist Energie in den Akku im Kofferraumboden. Mal mehr, mal weniger, je nachdem, ob er dem Vordermann zu nah kommt, die nächste Kreuzung ansteht oder ob er freie Bahn hat. Genauso „rekuperiert“ er sich in der 30er-Zone aufs Tempolimit runter. So optimiert er die Reichweite, ohne dass man sich als Fahrer allzu viel Gedanken machen müsste.
Mehr als 50 Kilometer Reichweite lassen sich so rein elektrisch herausfahren. Das genügt im neuen, strengen WLTP-Verbrauchszyklus für einen CO2-Ausstoß von weniger als 50 Gramm laut Norm. Das ist wichtig. Sonst bekommen Plug-in-Hybrid-Käufer nicht die 1.500 Euro Unterstützung vom Staat beim Kauf eines solchen Autos. Der Hersteller legt noch 1.500 Euro drauf.
Mit den neuen Plug-in-Hybriden, die Mercedes jetzt vorstellt, klappt das wieder. Die aufladbare Batterie hat in Diesel und Benziner eine Kapazität von 13,5 kWh, der Vorgänger E 350 e hatte nicht mal halb so viel. Die Batterie steckt unter dem Kofferraumboden und verringert so das Gepäckvolumen. In der Limousine bleiben 370 Liter, beim T-Modell 480 Liter. Die Ladeklappe für den Stecker sitzt hinten rechts zwischen Stoßstange und Rücklicht,
Im Vergleich zum Plug-in der Vorgängergeneration, dem E 350 e, hat der Akku sogar ein bisschen weniger Volumen. Das Gewicht blieb trotz der höheren Energiedichte bei ungefähr 120 Kilo. Mercedes setzt die gleichen Elemente in den Benzin- und Diesel-Plug-in-Hybriden ein. Der E-Motor kommt auf 90 kW (122 PS) und sitzt in der Getriebeglocke. Die Neungang-Automatik verteilt die Kraft an die Hinterräder.Plug-in-Hybrid mit 9-Gang-Automatik: E 300 de
Das macht sie gewohnt souverän. Sie schaltet nicht immer so sanft wie im reinen Verbrenner, doch die Situationen, wo man einen leichten Ruck spürt, sind selten (etwa beim Anfahren nach einem sehr kurzen Stopp).
OM 654, der Motor, der im Diesel-Plug-in mit der E-Maschine gekoppelt wird, schaltet sich stets sanft zu und brummt dabei dieseltypisch. Wer ihn nicht zu sehr fordert, wird nicht davon gestört. 194 PS leistet der 2,0-Liter-Vierzylinder, das Drehmoment von 400 Newtonmetern liegt zwischen 1.600 und 2.800 Touren an. Insgesamt stehen 700 Newtonmeter bereit, die Systemleistung liegt bei 306 PS.
Am besten lässt man den Plug-in im Hybrid-Modus vor sich hinarbeiten. Das System entscheidet dann selbst, wann Verbrenner und wann E-Motor arbeiten. Etwa 10 Prozent Reserve lässt es stets im Akku. So fährt die E-Klasse auch noch elektrisch an, wenn der Strom quasi alle ist.
Für die Innenstadt und die lange Reise: Diesel-Plug-in
Es gibt noch weitere Modi, die über eine Batterietaste auf dem Mitteltunnel ausgewählt werden. E-Save, um den Akkustand zu halten, Charge, um die Batterie zu laden und natürlich einen E-Modus für die rein elektrische Fahrt. Für kurze Strecken vor allem in Innenstädten unverzichtbar. So lassen sich sämtliche lokale Emissionen vermeiden. Auch deshalb vertragen sich Stuttgart mit seinen Stickoxid-Problemen und der Plug-in-Hybrid so gut. Die üblichen anderen Modi, von Eco Pro bis Sport+ bleiben übrigens weiterhin über den Fahrdynamik-Schalter wählbar.
Der Hybrid-Modus ist für längere Strecken erste Wahl oder wenn der Akku zur Neige gegangen ist. Auf der Testfahrt waren trotz Start mit nur noch zu 15 Prozent gefülltem Akku ein Verbrauch von etwas über fünf Litern Diesel und 4,0 kWh Strom auf 100 Kilometern machbar. Ein Diesel-Vergleichswert fehlt leider. Aus Erfahrung geschätzt, wären in einem E 220 d auf der stadtlastigen Strecke vermutlich an die 9 Liter verbrannt worden. Eventuell mehr. Bei nur 194 PS Leistung. Mit vollem Akku sind deutlich mehr als 40 rein elektrische Kilometer nach den Eindrücken der ersten Testfahrten kein Problem.
Der Diesel-Plug-in lohnt sich also. Vor allem in der Stadt und auf kurzen Landstraßenetappen. Die klassische Pendelstrecke. Wie sich der Verbrauch auf Autobahnetappen mit höheren Geschwindigkeiten entwickelt, wäre noch auszuprobieren. Mit unangenehmen zweistelligen Werten, die dann bei Benziner-Plug-ins anliegen, wird man im 300 de wohl keinen Ärger haben. Die lange Strecke bleibt trotz des hohen Gewichts Diesel-Metier.
Marktstart E 300 de und E 300 e: Dezember 2018
Das Gewicht ist der zweite Nachteil am Plug-in, neben dem Kofferraumvolumen. Der E 300 de bringt 2.060 Kilogramm auf die Waage, das T-Modell 2.140 Kilogramm. Sogar die ebenfalls vorgestellte C-Klasse mit dem gleichen Antriebsstrang kommt der 2-Tonnen-Marke nahe. Als Kombi wiegt sie 1.955 Kilo.
Beim Fahren spürt man davon vergleichsweise wenig. Mehr als 300 PS und 700 Newtonmeter Drehmoment schieben zwei Tonnen immer noch ordentlich nach vorne. Für Ausflüge auf kurvige Landstraßen war bei der Testfahrt keine Gelegenheit. Aber dafür ist ein Plug-in-Hybrid ohnehin nicht das richtige Auto.Noch im Dezember dieses Jahres kommen die neuen Plug-in-Hybride von Mercedes zu den Händlern. Die C-Klassen mit Akku und Stecker starten ab Frühjahr 2019, nach Deutschland sollten sie noch im ersten Halbjahr 2019 kommen. Limousine und T-Modell starten gleichzeitig.
Preise nennt Mercedes noch nicht, verspricht aber, dass die Modelle die staatliche Förderung bekommen. Weniger als 60.000 Euro brutto sind also gesetzt. Und: der neue E 300 e wird deutlich günstiger als der Vorgänger, sagt Mercedes. Die Limousine kostete als E 350 e immerhin knapp 60.000 Euro. Da soll nun sogar der Diesel-Plug-in drunter bleiben.
Technische Daten Mercedes Plug-in-Hybride
- Modell: E 300 de (T-Modell)
- Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel
- Leistung: 194 PS (143 kW) b. 3.800 U/min
- Drehmoment: 400 Nm b. 1.600-2.800 U/min
- E-Motor: 90 kW (122 PS)
- Systemleistung: 306 PS (225 kW)
- Systemdrehmoment: 700 Nm
- 0-100 km/h: 5,9 s
- Geschwindigkeit: 250 km/h
- Verbrauch: 1,6 l/100 km
- Akku-Kapazität: 13,5 kWh
- Reichweite: 54 km (52 km)
- CO2-Ausstoß: 44-41 g/km
- Stromverbrauch: 18,7 kWh (19,7 kWh)
- Preis: n.a.
- Modell: E 300 e (T-Modell)
- Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner
- Leistung: 211 PS (155 kW) b. 5.500 U/min
- Drehmoment: 350 Nm b. 1.200-4.000 U/min
- E-Motor: 90 kW (122 PS)
- Systemleistung: 320 PS (235 kW)
- Systemdrehmoment: 700 Nm
- 0-100 km/h: 5,7 s
- Geschwindigkeit: 250 km/h
- Verbrauch: 2,0 l/100 km
- Akku-Kapazität: 13,5 kWh
- Reichweite: 50 km
- CO2-Ausstoß: 45 g/km
- Stromverbrauch: 14,5 kWh/100 km
- Preis: n.a.
*****
In eigener Sache: Du willst regelmäßig die besten Auto-News lesen? Dann abonniere unseren wöchentlichen E-Mail-Newsletter oder täglichen Whatsapp-Newsletter (Mo-Fr). Es dauert nur 1 Minute.
Der Diesel ist hier nur zurück, weil das Auto so sicher vor 5 oder 7 Jahren geplant wurde und dann irgendwann einfach zu weit war dass man das noch entsorgen konnte.
Sicher ein gutes Auto - aber halt Diesel.... das ist halt, wie wenn jemand als Nachnamen Bin Laden hat und irgendwann US Politiker werden will 😆
Hat der die komplette Diesel Euro 6d abgasrenigung plus Batterie mit e Motor?
Das wäre genau mein Humor!
Die 25km Reichweite der Vorgänger waren viel zu wenig. Irgendwie kann das VW mit den GTE Modellen alles schon lange, zumindest als Benziner. BMW übrigens auch.
Seit gestern ist der Druck zum CO2 sparen nochmals deutlich erhöht worden. Schwere, große Autos und WLTP Messung, vielleicht keine so dumme Idee ein Diesel Hybrid. Kleine Benziner in schweren Autos sind einfach sehr CO2 ungünstig, da sind je gerade einige überrascht worden mit der neuen, hohen Steuer.
Interessante Position des Ladeports.
Man sollte sich gar nicht so krampfhaft auf die Förderung konzentrieren. Aktuell bietet das E-Kennzeichen ja nahezu keine Vorteile und die Förderung endet eh Ende Juni 2019. Wozu also für 6 Monate so einen Aufwand? Mögliche Käufer werden wohl kaum auf die 3.000€ angewiesen sein.
Vergleicht man Verbrauch, CO2-Ausstoß und Stromverbrauch des Diesel mit dem Benziner, spricht absolut nichts für den Diesel Hybrid. Einen Vorteil hat nur der Hersteller, weil er anfälligere und teurere Technik verkaufen kann.
Bin schon auf den CO2 Artikel gespannt. Im Prinzip wurde diese Woche in Berlin das Ende des diesels und in Brüssel das Ende des Verbrennungsmotors beschlossen.
Beim Prüfzyklus vielleicht. Aber auf "längeren" Autobahnfahrten ist der Verbrauchsvorteil schon erheblich.
Finde den Diesel Plugin als Firmenwagen für hohe Jahreskilometerfahrleistungen wesentlicher sinnvoller als zb. Benzin Plugin Modelle.
Und der Preis scheint aufgrund der Grenze für die Förderung fair zu sein. Obere Mittelklasse mit über 300 PS für unter 60.000 €.
Es entsteht der Eindruck das die deutsche Automobil-Industrie mit aller Macht am Diesel festhält. Allein gegen den Rest der Welt. 🙄
Technischer Overkill der sich beim Preis extrem bemerkbar macht und wohl nur in winzigen Stückzahlen verkauft wird.
Ich würde mir eine einfache Hybrid Unterstützung beim den Benziner angefangen beim Basis Benziner wünschen,am besten gar nicht mehr ohne anbieten.
Das würde dem realen Flottenverbauch wirklich gut tun.
Mir ist es absolut unverständlich, wie Mercedes schon jahrelang bei den Plug-In Hybriden so ein Gefrickel liefern kann wie nun wieder bei diesem Auto. In der C-Klasse war es schon ein massives Problem, dass der Kofferraum durch den Akku zerklüftet wurde. Beim T-Modell gab es jeweils immer eine Stufe Richtung Kofferraumdeckel, bei den Limousinen ist es aber ein absolutes No-Go und schränkt die Nutzbarkeit massiv ein, wie man auch bei dieser E-Klasse an dieser Stufe auf Bild 12 sehr gut sehen kann - das ist doch wohl ein schlechter Scherz und nochmal deutlich schlimmer als es beim C350e schon war - bei dieser E-Klasse hier ist ein Durchladen kaum mehr möglich, ebenso wie bei der antriebsmäßig vergleichbaren, neuen 300de C-Klasse hier zu sehen.
Dass es (auch mit Hinterradantrieb) anders gehen kann, zeigen die BMW iPerformance Modelle wie 530e oder 330e, deren Kofferraumhöhe verringert sich zwar (leicht), der Kofferraum an sich bleibt aber weiterhin ohne Stufe nutzbar, bei Bedarf kann der Ladeboden Richtung Heckklappe dann auch noch abgesenkt werden. Auch VW schafft es bei den GTE-Modellen, wie auch Audi bei den e-tron Modellen, den Akku platzsparender (unter der Rücksitzbank) unterzubringen - nur Mercedes liefert diese peinliche Lösung nun schon seit Jahren so ab, selbst bei neuen Fahrzeugen wie der E-Klasse. Da muss man sich in Stuttgart wirklich nicht wundern, wenn viele beim Anblick dieses Kofferraums dankend ablehnen. Aber vielleicht hat das ja auch System und man kann bei schlechten Verkaufszahlen dann sagen: "will eben keiner".
Dass man das Ganze dann auch noch mit einem unnötig schweren und potenziell wartungsreichen Dieselmotor kombiniert, der eigentlich dafür ausgelegt ist, im Dauerlauf betrieben zu werden und dem typische Fahrsituationen auch bzgl. Abgas eines Plug-Ins nicht wirklich gut tun (Kaltstart während der Fahrt bei Kick-Down, Anspringen für die letzten Meter nachdem der Akku leer ist, teilweise tage- oder sogar wochenlanger Stillstand des Verbrenners, weil ausschließlich elektrisch gefahren wird) kommt dann noch hinzu.
Insgesamt wohl ein letzter Versuch, die schon vor Jahren getätigten Investitionen in die aktuellen Dieselmotoren noch irgendwie reinzuholen, indem man sie in einem Plug-In verkauft, obwohl ein Benziner besser geeignet wäre und außerhalb Europas auch die besseren Verkaufschancen bietet. "Das Beste oder nichts" sieht für mich jedenfalls (mal wieder) anders aus - Hauptkritikpunkt bleibt für mich dabei das schlechte Package im Kofferraum im Vergleich zur Konkurrenz, das ist schlicht schlecht konstruiert.
Zu kompliziert. Ich will einen richtigen einfachen Diesel, auf den man ohne viel Getue 500.000km drauffahren kann. Wenn das nicht mehr gehen sollte verklag ich halt die Deutsche Umwelthilfe, damit die mal wissen wie das ist.
MFG Sven
Die Fahrzeuge kommen halt jetzt pünktlich zur Einführung der 0,5% Versteuerung von Dienstwagen mit Elektromotor. Und dank Diesel auch autobahntauglich in Bezug auf Verbrauch und Reichweite.
Mir soll es Recht sein 😊
Aaahhhhhh Du meinst diese Deutschen Diesel von Honda oder Toyota mit dem Benzinmotor oder? Ja die sind toll, ausser denen wüsste ich keinen Diesel mehr, der noch annähernd an 500tkm ran kommt.