40 Jahre Mercedes C 123 Coupé: W123 280CE
Dieser Mercedes zieht konsequent durch
Kein Mercedes wurde so oft gebaut wie der W123. Vor 40 Jahren kam das schicke Coupé auf den Markt. Was sind die Stärken und Schwächen des Evergreens?
Von Haiko Prengel
„Barocke Formen“ werden dem Mercedes W123 gerne attestiert. Jeder Klassiker hat ja so seine Attribute. Doch wie ein Zeitgenosse Johann Sebastian Bachs fühlt sich dieses 280er Coupé in Lapisblau nicht an. Im Gegenteil, der alte Benz beschleunigt höchst zeitgemäß. „Das ist ja das Geile“, schwärmt Besitzer Christian Brandes, während wir mit seinem 123er durch Berlin-Neukölln cruisen. „Der zieht konsequent durch, auf der Autobahn auch mal bis 190 km/h.“
Ja, dieses Auto ist einfach nicht totzukriegen. Fast 2,7 Millionen Exemplare wurden vom W123 gebaut, damit ist das Modell der meistgebaute Mercedes aller Zeiten. 1977, also vor 40 Jahren, kam die Coupé-Version des Mittelklassewagens auf den Markt.
Christian Brandes war da noch nicht auf der Welt, aber der 123er weckt schöne Kindheitserinnerungen bei ihm. „Mein Opa hatte einen 280er, als Viertürer“, sagt der 36-Jährige stolz. Im vergangenen Jahr erfüllte er sich einen Traum und kaufte sich selbst einen 280er. Das lapisblaue Coupé, Baujahr 1982, stammt aus der aufgelösten Sammlung eines verstorbenen Millionärs aus Düsseldorf.Die Vierzylinder sind häufiger
Nur 185.000 Kilometer stehen auf dem Tacho. Das ist für den als extrem robust geltenden Sechszylinder-Einspritzer (185 PS) praktisch gar nichts. Normale Pflege vorausgesetzt sind die Aggregate locker für die doppelte Laufleistung gut. Aber auch die Vierzylinder sind nicht übel, am meisten verkauft wurde der 230er.
Auch wenn Brandes ihn für untermotorisiert hält: Auf dem Oldtimermarkt ist der M102 aus dem 230 CE bei den Coupés ganz klar der Favorit, sagt Michael Liesch vom Mercedes-Benz W123-Club e.V. Die enorme Überlebensrate der 230 CE beweise dies (über 13 Prozent der produzierten Fahrzeuge existieren noch, bei den anderen 123er-Typen liegt die Zahl in der Regel unter 1 Prozent).
Bemerkenswerterweise hat unser Test-280er fast keine Extras an Bord, obwohl er einmal einem wohlhabenden Mann gehörte. Keine Klimaanlage, kein Leder, nicht einmal ein Schiebedach hat sich der Erstbesitzer gegönnt. Nur elektrische Fensterheber vorne waren ihm einen Aufpreis wert. Billig war der 123er auch in so einer Ausführung nie. Und Coupé-Käufer mussten einen zusätzlichen Aufschlag zahlen. Beim 280er waren es fast 5.000 Mark gegenüber der Limousine - ohne Extra-Ausstattungen.
Die Teileversorgung ist gut - im Prinzip
W123 ist also nicht gleich W123: Bei den Motoren reicht die Palette vom lahmen, aber unzerstörbaren 200er-Diesel bis zum 280er-Topmodell mit Vergaser oder K-Jetronic-Einspritzung. Hinzu kommt eine riesige Bandbreite bei der Ausstattung. Wer auf Zentralverriegelung, Airbag oder Tempomat verzichten kann, hat heute zumindest einen Vorteil: Was nicht verbaut ist, kann nicht kaputtgehen.Dabei sind 123er-Besitzer im Vergleich zu anderen Oldie-Fahrern gut dran, es gibt es immer noch massig Teile. Eine Stärke des C123 ist die technisch weitgehende mit den Limousinen, was die Teileversorgung vereinfacht. „Bis zur A-Säule sind die 123er alle gleich, und auch der Heckabschluss ist es“, sagt Liesch vom W123-Club.
Dennoch sieht es bei allen Coupé-spezifischen Teilen der Seitenfensteranlage problematisch aus, insbesondere die Dichtgummis sind aktuell schlecht verfügbar oder teuer. 280er-Besitzer Brandes schmiert seine Fensterdichtungen daher bei jeder Gelegenheit mit Hirschtalg ein, damit die Gummis nicht spröde werden.
Auch bei gebrauchten Innenausstattungsteilen ist es schwer. Neu gibt es quasi nichts mehr. Die größte Schwachstelle ist dennoch der Rost. Kotflügel, Stehbleche, Schweller, Scheibenrahmen - viele Bauteile sind anfällig. Erst in späteren Modelljahren wurde die Konservierung ab Werk besser. „Die Coupés rosten übrigens nicht anders als Limousinen, sind aber im Einzelfall mitunter teurer zu reparieren“, erklärt Michael Liesch vom W123-Club.
Viele "Blender" auf dem Markt
Bei der Reparatur von Rostschäden ist die Bauweise des Hecks mit zusätzlichen Aussteifungen teils schwieriger zu handhaben. Insbesondere der nahtlose (hartgelötete) Übergang von den hinteren Seitenwänden zum Dach macht Abschnittsreparaturen schwieriger als bei den Viertürern. Teuer wird es auch, wenn die dreiteiligen Stoßstangen ersetzt werden müssen. Weil die hinteren Ecken quasi immer rosten, ist Ersatz hier gebraucht schwer zu bekommen.
Wer sich für einen W123, speziell das Coupé, interessiert, sollte sich also Zeit nehmen bei der Fahrzeugbesichtigung. Die höheren Preise für die Coupés sorgen laut Club-Experte Liesch für deutlich mehr „Blender“ auf dem Markt als beispielsweise bei Vergaserlimousinen. Zum Vergleich: Den Marktpreis für einen 200er Mercedes der Baureihe 123 notiert Classic Data aktuell bei rund 9.000 Euro (Zustand 2). Bei einem 280 CE sind es über 13.000 Euro.
Für einen der populärsten Klassiker von Daimler-Benz sind diese Preise immer noch moderat. Immerhin gilt der W123 wegen seines üppigen Chromschmucks und seiner soliden Verarbeitung vielen Fans als „letzter echter Mercedes“. Nach ihm kamen die nüchternen W201 (190E) und W124 (Vorläufer der E-Klasse) - fast ohne Chrom, dafür mit viel Plastik.Deutschlands zweithäufigster Oldtimer
„Ein W123 ist aktuell verstärkt als individuelles Fortbewegungsmittel bliebt, das sich aus der Masse der gleichförmigen Plastikautos abhebt“, unterstreicht Michael Liesch. Dabei prägt der 123er auch weit über 30 Jahre nach Produktionsende das Straßenbild. Nach dem VW Käfer ist er der zweitbeliebteste Oldtimer in Deutschland: Im Jahr 2016 waren 18.578 Exemplare mit H-Kennzeichen zugelassen. Viel Aufsehen erregt man mit einem 123er bei Oldtimertreffen also nicht. Aber wer ein solides und zeitlos elegantes Coupé sucht, ist mit dem C 123 nach wie vor bestens bedient.
Individell gestalten kann man ja auch nachträglich. Christian Brandes spendierte seinem 280 CE nach dem Kauf eine dezente Tieferlegung und Breitreifen auf 16-Zoll-Alufelgen. Die originalen Stahlräder mussten weg: „Das sah einfach ein bisschen schnöde aus“, meint der Berliner Oldtimer-Fan.
Mit dem Tuning stehe der Wagen aber jetzt optisch perfekt da. Und die Fahrleistungen? Im Stadtverkehr sei der alte Benz zwar „nicht so agil wie ein Hammerhai“, sagt Brandes grinsend. Doch auf der Autobahn hätte er den Klassiker sicherlich auf 200 km/h bekommen, ist sich der Familienvater sicher. „Aber dann fängt meine Frau an zu schreien.“
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So Mager ist der gar nicht ausgestattet wie hier behauptet wird. Das Cordvelours, die Automatik, die Colorverglasung, rechter Außenspiegel, Zentralverriegelung, Metallic Lackierung und so weiter.
http://www.w123-hannover.de/html/npr_startseite.html
Da kann man sich mal über die Austattung schlau machen.
Tja, ... wenig Ahnung, aber viele Worte ... .
Dazu noch basisproletarische Tieferlegung und Ludenfelgen ... und natürlich Vollgas, Vollgas, Vollgas ... Hammerhai ... da rotiert nicht nur der Vorbesitzer im Grabe.
Die Autos sind einfach zu billig, da ist das Käuferspektrum noch sehr inhomogen.
Gruß
T.O.
Der 123er hatte nicht pauschal die Unterscheidung bei den Scheinwerfern. Ab der dritten Modellpflege hatten alle Modelle die Breitbandscheinwerfer. Ich hatte selbst einen 200D (1982) und der hatte die Scheinwerfer auch.
Ein 230 oder 280 CE in Silberdistel Metallic mit Gullideckel-Felgen, das wärs. 😊
Die dezente Tieferlegung steht dem Wagen doch, entbiedert ihn merklich. Die Felgen... OK würde ich als zeitgenössisch durchgehen lassen, waren in den 80er Jahren doch recht häufig anzutreffen.
Was wird da immer son Bohei um ne Tieferlegung gemacht. Meine Güte. Geschmäckersind unterschiedlich 😉 Freut euch doch, dass er erhalten wird - und wenns nicht mehr passt, baut man die originalen Federbeine/Fahrwerk wieder ein.
Schöner Wagen, das Coupe ist wirklich schick vom Design und verkörpert dennoch die klassischen Mercedes-Attribute 😊
Schöner Wagen, gefällt mir gut. Auch die Felgen passen wunderbar. Leider wird sowas heute nicht mehr gebaut...
Ein 123er Coupé ist natürlich immer eine feine Sache, selbst der hier noch mit grenzwertigen 225ern, an der Hinterachse aus asiatischer Fertigung (warum muss mach dem Kauf immer so extrem gespart werden) und auch die Felgen sollten den kommenden Winter mal zum Profi, damit sie zum Rest des Fahrzeugs passen. Dafür scheinen es überlebte Zeitzeugen zu sein.
Der Doppelnocker ist schon sehr robust, mag es aber nicht, wenn er kalt zu sehr getreten wird und keine regelmäßigen Ölwechsel bekommt. Da sind andere 123er-Motoren etwas robuster, insbesondere die Diesel.
Wen ich hier lese, dass die im Zustand 2 nur 13.000 € kosten sollen, werde ich direkt schwach.
Die Tieferlegung ist doch völlig okay, das war zu der Zeit auch schon gängig. Die Felgen sind prinzipiell zeitgenössisch, allerdings hätte ich da Melber Felgen noch einen Tick besser gefunden. Aber insgesamt wirkt der Wagen auf den Bildern schon sehr schön.
Die Coupes hatte doch nie die Ochsenaugen, die es ja nur vor der Mopf als Unterscheidung zum 280 gab und dann sowieso entfallen sind. Zum Bericht, es ist schön das ihr über solche Schätzchen schreibt, aber macht euch doch vorher auch etwas intensiver mit der Materie vertraut. Dann wird das auch eine rune Sache an dem ein Liebhaber und Kenner der Autos seine Freude findet und bleibt nicht auf dem Bild-Niveau der Oberflächlichkeit hängen.
So einen hatten wir auch...230CE mit 136 PS in weiss und meine Onkels als 280er in diesen Bonbonlespapier Farben grün und weinrot...waren Top Autos die damals richtig schnell waren.
Tacho bis 200 und da ging es drüber hinaus...mit der 4 Gang 😊
Ein wunderschönes Auto, eine echte Stilikone.
Ich besitze noch den Sonntagswagen meines Vaters, einen 230C, EZ 9/1976, 906 graublau metallic, Erstbesitz und mit nur 90.000 km. Alles noch original, Automatik funktioniert auch noch einwandfrei, kein Rost, kein gerissenes Armaturenbrett usw.
Einziger Wermutstropfen: Das originale Becker Mexiko Cassette wurde irgendwann mal gegen ein jap. Allerweltsradio mit CD ausgetauscht, das Becker ist seitdem verschollen. In naher Zukunft hol ich mir wieder eines.
Leider bleibt mir zu wenig Zeit um den Wagen zu nutzen, so wird er bloss 1-2 jährlich für eine Sommerausfahrt aus der Garage geholt.
Flavi
Ein ausgezeichneter, seidenweich laufender Motor, der hervorragend zum gelassenen Charakter der frühen Modelle passt. Ein Blaupunkt-Radio aus der Zeit passt auch sehr gut und kostet nur einen Bruchteil des Beckergerätes.
Gruß
T.O.
Tipp: Automatiköl und Filter erneuern.
Frage: Zu verkaufen?
Der w123 ist ein sehr solides Auto . Wenn man pech hat ist die A Säule im unteren bereich schon knusprig ,da sind mehrere Bleche übereinander gehend . Das ist lecker viel arbeit.
Das H-Kennzeichen gehört nicht an ein Auto mit diesen Ludenfelgen. Auf einen C 123 müssen Stahlfelgen mit lackierten MB Felgendeckeln und maximal 195er Reifen. Bei dem Anblick kommt mir grad das Frühstück von gestern hoch.
Gullydeckel kamen erst beim 124, beim 123 waren es noch Barockfelgen. Stilecht sind aber lackierte Deckel. Damals wie heute fahren nur Proleten mit schwülstigen Alufelgen.