Land Rover Experience Tour 2017 in Peru

Durch die Wüste bis an den Pazifik

Heiko Dilk

verfasst am Fri Nov 17 13:15:08 CET 2017

Ja, auch Inkas und Lamas gibt es in Peru. Mit der Land Rover Experience Tour waren wir aber wegen Hochland und Dschungel da. Stattdessen sahen wir Wüste und Pazifik.

Land Rover Experience Tour 2017 in Peru. Wüste war gar nicht der Plan, wurde dann aber zum großen Spaß
Quelle: Land Rover/Craig Pusey

Pisco, Peru – Am Nachmittag endet die Fahrt nach fast acht Stunden. Wir sind nicht die ersten, deren Pläne sich abrupt ändern. Ein Reisebus steht auf dem Schotterweg, zwei klapprige Familienkarren und ein Motorradfahrer warten bereits. Der Weg ist blockiert. Erdrutsch, vor etwa zwei Stunden.

Das kommt häufiger vor im Dschungel. Seltener um diese Jahreszeit. Eigentlich regnet es um diese Jahreszeit auch seltener. Dem peruanischen Regenwald ist Statistik egal. Er blockiert den einzigen Pfad durch den Dschungel, der zu unserem Etappenziel in Satipo führt.

Land Rover Experience Tour 2017: Zwei Wochen Peru

... um auf der anderen Seite in den Dschungel abzusteigen
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Aber ums Abenteuer geht es ja schließlich bei der Land Rover Experience Tour. Wo bliebe das, wenn alles immer glatt liefe? Alle zwei Jahre veranstalten die Briten diese Safari durch entlegene Winkel der Erde. Vor zwei Jahren war Australien das Ziel, davor die Seidenstraße. Dieses Jahr geht es im kürzlich vorgestellten Land Rover Discovery durch Peru. Sechs junge Leute, die sich unter 35.000 Bewerbern durchgesetzt hatten, durften mitfahren. Ab dem Frühjahr bietet die Land Rover Experience eine ähnliche, 11-tägige Reise für Touristen an. Zum Preis von 4.900 Euro pro Person im Doppelzimmer.

Für Land Rover ist das wichtige Arbeit am Image. Die Marke funktioniert nicht zuletzt, weil sie für Gelände und Abenteuer steht. Selbst ein Luxus-SUV wie der Range Rover kann mehr im Gelände als fast alle seine Fahrer. Und mehr als er je können muss. Land Rover lebt von der Möglichkeit, jederzeit die ganz große Abenteuerfahrt zu ermöglichen.

Peru bietet dafür alles: Küste, Wüste, Hochland, Dschungel. Man braucht kaum mehr als eine Tagesreise, um von der „Costa“ mit ihren riesigen Sanddünen durch die bis zu 6.700 Meter hohen Anden in den Dschungel zu kommen.

Der Dschungel will uns nicht durchlassen

Das wäre unser Weg zur Dschungel-Etappe gewesen, der Erdrutsch zwang uns zur Umkehr
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Hier geht es jedenfalls nicht weiter. Die Wege sind aufgeweicht, der Rio Eno, den wir hätten überqueren müssen, führt zu viel Wasser und würde den Konvoi forttragen. Wir drehen um und fahren zurück zum Ausgangspunkt. Als wir in die Discovery steigen, ist es schon dunkel. Rund acht Stunden Hinweg umsonst, genauso lange geht es nun zurück. Über schmale Schotterwege durch den Urwald, über ausgeschlagene Pisten durchs Hochland und über Landstraßen mit waschtonnengroßen Schlaglöchern. Nochmal rauf auf 4.500 Meter, und wieder runter bis auf etwas über 3.000. Dort warten ein Abendessen und Hotelbetten. Zumindest für einige. Die anderen zelten auf der Wiese.

Die Land Rover rollen mit Leichtigkeit über Schotter, scharfkantige Schlaglöcher im Asphalt sind gefährlicher. Vorsichtig poltern wir auf den All-Terrain-Reifen hindurch. Der kräftige V6-Benziner mit 340 PS und 450 Newtonmeter Drehmoment rauscht im Hintergrund, als es die Serpentinen hinabgeht. Der Kollege, mit dem ich mir den Discovery teile, schläft auf dem Beifahrersitz. Die Fahrt ist fast meditativ.

Am nächsten Morgen ist klar: Dschungel fällt aus. Stattdessen geht es Richtung Küste in die Wüste. Da regnet es garantiert nicht. Die nördlichen Ausläufer der Atacama reichen mit endlosen Geröllflächen und riesigen Sanddünen bis an den Strandn. Im Osten schirmen die Anden die Region vom Regen ab. Der kalte Humboldtstrom verhindert Regen aus westlicher Richtung.

Sanddünnen statt Dschungelpfade

In den tieferen Lagen hat sich der Fluss weit ins Gestein geschnitten
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Die Verbindungsetappe führt wieder über die Anden, fast 4.800 Meter hoch. Innerhalb von Stunden geht es wieder bergab, immer dem Fluss nach, der einen tiefen, schmalen Canyon ins Gestein gegraben hat. Die Temperatur steigt mit jedem Meter. Vormittags auf 4.800 Metern waren es noch um die acht Grad, auf 800 Metern sind mehr als 30.

Am nächsten Tag wird es noch heißer. Endlose Ebenen, Sand, Geröll. Die Gefahr, sich festzufahren, steigt - bei der Hitze ist der Sand trocken. Wir lassen Luft aus den Reifen. Vorne reichen 18 psi, hinten 20. Der Land Rover Discovery ist kein Wüstenspezialist. Er wiegt schon ohne Gepäck mehr als 2,2 Tonnen. Unsere Discos sind vollgeladen mit Equipment. Auf dem Dachgepäckträger ist ein Ersatzrad festgezurrt, daneben zwei volle 20-Liter-Kanister Treibstoff.

Wir drehen das Allradsystem auf "Sand". Das soll der Elektronik helfen, Mittendifferenzial und Hinterachsdifferenzial optimal zu steuern. Das ESP machen wir mit einem langen Knopfdruck unschädlich. Im Sand ist fast immer Schlupf an allen Reifen. Das ESP würde die Autos gnadenlos einbremsen – und damit einbuddeln. Das Fahrwerk gehört in die höchste Stellung. Unsere Discos stehen auf Luft, das ermöglicht bis zu 283 Millimeter Bodenfreiheit. Los geht’s.

Bis sich die ersten festfahren, dauert es nicht lange. Wir schieben, der Kollege gibt leider Vollgas
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Nach ein paar Hundert Metern steckt der erste Land Rover im Sand fest. Der Kompressor-V6 hat eigentlich genug Kraft, um ihn durch den Sand zu schieben. Aber er braucht Geschwindigkeit. Nur mit Gas „schwimmen“ die grobstolligen Conti-Reifen auf dem feinen Pulver.

Der Scout kann die Wüste lesen, schieben müssen wir

Um den Weg müssen wir uns nicht kümmern, ein Scout fährt voraus, um die Wüste zu "lesen". Sie verändert sich täglich. Wo vor einer Woche noch alles flach war, kann jetzt eine Düne stehen. Harter Untergrund wird über Nacht zur Sandfalle.

Das erste Opfer ist wieder frei, der Konvoi rollt weiter. Bis ein Journalistenkollege zu früh abbiegt. Statt dem Scout zu folgen, wählt er eine engere Linie - und hängt über dem Dünenkamm. Wir steigen aus, schieben an. Auf drei: eins, zwei – der Kollege gibt Vollgas, wir werden sandgestrahlt. Sonnencreme auftragen wird zum Peeling. Und wir wissen schon: Am Etappenziel gibt es keine Dusche.

Mit den Kilometern gewöhnen sich die Fahrer an den Sand. Und der Untergrund wird härter. Durch einen Canyon geht es hoch auf eine Ebene. Kurz darauf sehen wir einen Wal, skelettiert und versteinert. Seine Barten sind noch gut zu erkennen. Vor Millionen von Jahren war hier ein Meer. Manche Geröllfelder bestehen aus fein gemahlenen Muschelschalen.

Kurz vor Schluss des ersten Wüstentages wartet noch diese Düne
Quelle: Land Rover/Craig Pusey

Die größte Düne kommt zum Schluss

Wir nähern uns der Küste, es wird wieder sandig. Sehr sandig. Kurz vor dem Ziel wird es kritisch: Wir müssen eine steile Düne runter. Das erfordert kein Können, nur Mut. Langsam geht es an die Kante, der Disco kippt in den Abgrund. Auf gefühlten 100 Prozent Gefälle geht es in die Tiefe. Der Disco beschleunigt – auf wenig mehr als Schrittgeschwindigkeit. Ohne Bergabfahrhilfe. Der Sand ist so weich, dass er das Auto bremst.

Unten angekommen heißt es: Vollgas! Nicht zu früh, sonst reißt es dem Land Rover den Heckstoßfänger ab. Nicht zu spät, sonst fahren wir uns fest. Zwei Autos mussten schon ausgegraben werden. Ich bin der letzte, der unten ankommt. Ich will nicht noch mehr Leute zum Graben zwingen. Die Sonne geht bald unter. Unser Camp für die Nacht wartet schon. Beim Zelte aufbauen gibt es das erste Bier. Der Abend endet am Lagerfeuer und etwas später im Zelt mit Blick auf den Pazifik.

Ein Großteil des Verkehrs in peruanischen Ortschaften wird von Moped-Taxis erledigt
Quelle: Land Rover/Craig Pusey

Abenteuer Lima, Stadtverkehr

Wüste und Küste begleiten uns noch den halben nächsten Tag, bevor uns die Zivilisation wiederhat. In Gestalt eines Luxushotels an der Bahia de los Paracas. Rund um die Bucht südlich des Ortes Pisco entsteht ein vermeintliches Touristenparadies. Flamingos und Pelikane wohnen hier, drumherum gibt es nur öde Geröllwüste. Der nahe Flughafen Pisco ist schon auf den erhofften Ansturm eingestellt. Nur Flüge heben hier selten ab. Die Abfertigungsschalter sind bis auf zwei noch in Plastikfolie gehüllt.

Der Großteil der Reisegesellschaft fliegt von hier nach Cusco, um von dort nach Machu Picchu zu fahren. Der Flug am Nachmittag wird wegen starken Gewitters in Cusco gecancelt. Der nächste Versuch soll um 4:15 Uhr am nächsten Morgen starten. Doch der Charter hat keinen Strom. Der Flughafen ist eben noch nicht so ganz fertig. Mit vier Stunden Verspätung schaffen es die Tourteilnehmer bis Cusco und letzlich hinauf nach Machu Picchu. Abenteuer eben.

Für mich endet die Tour schon vorher. Im Toyota-Corolla-Taxi geht es nach Lima zum Flughafen. Durch die weniger schöne Seite von Peru. Öde Landschaft und eine von Baubaracken gesäumte Schnellstraße. Kurz vor Lima beginnen Stau und Chaos. Fast wie zuhause.

Bis auf weit über 4.000 Meter mussten wir die Anden hinauf, ...
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
... um auf der anderen Seite in den Dschungel abzusteigen
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Das Hochland in Peru ähnelt den schottischen Highlands, liegt aber viel höher
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Landwirtschaft findet in Peru auch am Straßenrand statt
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Schotterwege mit ganz viel Abgrund nebenan gehören in den Anden zum ganz normalen Verkehrsnetz
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Solange nichts abrutscht, sind die Wege ungefährlich
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Die Land-Rover-Karawane fällt in den peruanischen Ortschaften auf, allerdings nicht unangenehm. Wir sahen nur freundliche Gesichter
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Der Asphalt im peruanischen Hochland leidet unter regelmäßigem Frost
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Das wäre unser Weg zur Dschungel-Etappe gewesen, der Erdrutsch zwang uns zur Umkehr
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Landschaftlich hat Peru allerdings auch in Richtung Küste viel zu bieten
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Bis auf 4.800 Meter schraubt sich die Land Rover Experience Tour die Anden hinauf
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Immer wieder führt uns die Route durch kleine Orte
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Ein Großteil des Verkehrs in peruanischen Ortschaften wird von Moped-Taxis erledigt
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Wir nähern uns der Küste und folgen dabei einem Fluss
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
In den tieferen Lagen hat sich der Fluss weit ins Gestein geschnitten
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Karges Hochland macht sich in den oberen Regionen der Anden breit
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Für uns ist es Abenteuer, für andere Arbeit: Begegnung im peruanischen Hochland
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Und immer wieder Schotterpisten: Für die Land Rover sind die Wege harmlos. Nur ein paar Reifenpannen waren unterwegs zu beklagen
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Lamas mit Ohrringen: Die bunten Quasten in den Ohren zeigen an, wem sie gehören
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Bevor es in den weichen Dünensand geht, lassen wir Luft aus den Reifen
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Bis sich die ersten festfahren, dauert es nicht lange. Wir schieben, der Kollege gibt leider Vollgas
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Sand ist nicht gleich Sand, man muss schon wissen, wo man lang will, denn die Wüste verändert sich täglich
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Die Wüste südlich von Pisco in der Region Ica bietet mehr als nur Dünen
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Hier war mal Meer: Der versteinerte Wal in der Wüste
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Bergab kann nicht viel passieren, fest fährt man sich vor allem bergauf
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Bis an die Pazifik-Küste reichen die Sanddünen im Paracas-Nationalpark
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Kurz vor Schluss des ersten Wüstentages wartet noch diese Düne
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Der tiefe, weiche Sand bremst die Abfahrt massiv ein
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Wer im Tal angekommen nicht genug Gas gibt, kommt nicht weit
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Selbst da geht es mit viel Buddeln und Zerren wieder raus
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Die Land Rover Discovery sind weitgehend im Serienzustand und fahren sich auch so
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir die letzte Abfahrt vor unserem Nachtlager
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Die Perspektive täuscht: Gaz so einsam war es rund ums Camp nicht, das Meer liegt rechts
Quelle: Land Rover/Craig Pusey
Die Wüste bekommt zwar kaum Niederschlag, an der Küste macht sich jedoch häufiger Nebel breit
Quelle: Land Rover/Craig Pusey