BMW 640i Gran Turismo 2017 im Test: Fahrbericht, Raumangebot, Preise
Ein BMW, in dem man gerne hinten sitzt
Der neue 6er GT bietet Platz wie ein 7er und die fahraktive Abstimmung des 5er. Ein Auto zwischen zwei Welten? Nein, es hat schon seine Richtung. Erster Fahreindruck.
Lissabon – Schon nach der ersten Sitzprobe auf der IAA war für uns klar: Der beste Platz im neuen BMW 6er Gran Turismo ist hinten rechts. Nach der ersten Fahrt im 640i GT sind wir bestätigt: Ja, es ist der beste Platz. Aber vorne links ist auch nicht schlecht.
Von außen wirkt der GT trotz seiner 5,09 Meter Länge gar nicht so wuchtig. Man schätzt ein paar Zentimeter weniger, wegen der langen Dachlinie und des kurzen Kofferraumbürzels. Das vorher ausladende Heck senkt sich um 6,4 Zentimeter, das steht dem 6er GT deutlich besser. Dazu lässt sich die Höhe um bis zu einen Zentimeter manuell absenken. Ab 120 km/h oder im Sport-Modus passiert das automatisch.
Einmal hinterm Lenkrad Platz genommen, wird die Nähe zum 5er deutlich: gleiches Cockpit, Mittelkonsole, Anzeigen und Menüführung. Design, Materialien und das 10,25 Zoll große Infotainment-Display sind identisch. Es lässt sich zum Teil per Geste steuern. Die Hände liegen aber besser am griffigen Lenkrad. Ganze sechs Zentimeter schraubten die Ingenieure die Sitze nach oben. Das gibt einen guten Blick über die Motorhaube bis zur Front, verbessert die Rundumsicht deutlich. Auch der Ein- und Ausstieg fällt leichter als im 5er.So fährt der 6er GT
Alles wie im Vorgänger? Nein. Nach dem Starten blicken die Augen auf das große Head-up-Display des 7er (ab 1.190 Euro), auf das multifunktionale Cockpitdisplay des 5er (390 Euro) und auf die Kontrollleuchten der Assistenzsysteme für Spurwechsel, Spurverlassen, Seitenkollisionswarnung, Ausweichhilfe, Querverkehrs-, Vorfahrts- und Falschfahrwarnung. Wer will, kann sich auch mit anderen BMW-Fahrzeugen vernetzen und so vor Gefahren warnen lassen. Auch ferngesteuertes Parken (500 Euro) mittels des großen Display-Schlüssels (290 Euro) ist möglich.
Mit aktivierten Assistenten geht es durch die Berge. Der 640i GT wedelt vor allem mit der Integral-Lenkung (1.250 Euro) leicht durch die Kurven, lässt sich exakt einlenken und hat im Comfort-Modus kein Problem mit den schlaglochübersäten Straßen. Durch eine Gewichtsreduzierung um bis zu 150 Kilogramm im Vergleich zum Vorgänger fährt sich der 6er GT wendig und leicht, fast wie ein 5er. Der Fahrerlebnisschalter mit den Modi Sport, Comfort und Eco Pro kann zügig den Charakter des mindestens 1,8 Tonnen schweren BMW verringern.
Im Sport-Modus macht der dicke Brummer sogar richtig Spaß. Dann hängt der Motor schneller am Gas, dreht williger hoch. Die Lenkung arbeitet direkter und steifer als in den anderen Modi. Der 3,0-Liter-Sechszlinder-Turbo des 640i GT leistet 340 PS, rennt in 5,4 Sekunden auf Tempo 100, regelt bei Tempo 250 km/h ab. Nachteil: Selbst bei zurückhaltender Fahrweise zeigt der Bordcomputer statt der 7,4 Liter NEFZ-Verbrauch nur knapp eine einstellige Zahl an.
Auf der Autobahn zieht der GT unaufgeregt über den Asphalt. Keine Hetze, keine Vibrationen, nur ganz leichte Windgeräusche oberhalb von 130 km/h. Seltsam allerdings, dass der Assistent für Lenk- und Spurführung (im Paket 2.650 Euro) eckig regelt und unnötig Hektik ins Auto bringt. Das nervt, sodass wir diesen Assistenten lieber deaktivieren.
BMW 6er GT: Motoren
Der GT liebt die ausgeglichene Fahrt, kein hektisches Hin- und Herwedeln. Er ist mehr ein Gleiter als Heizer, trotz der starken Motoren: 630i (258 PS), 640i (340 PS), 630d (265 PS). Später soll es noch einen 640d geben, 640i und 630d bieten mit dem Allradantrieb mehr Gripp in allen Wetterlagen. Alle Motoren arbeiten in Verbindung mit einer schnell schaltenden Achtgang-Automatik von ZF. Beim Fahrwerk setzt der GT auf die bewährten Bauteile des 5er Touring, inklusive der serienmäßigen hinteren Luftfederung. Wankstabilisierung (im Paket 3.900 Euro) und die Integral-Aktivlenkung (1.250 Euro) gibt es optional.Klar wollen wir immer selbst fahren. Doch in diesem BMW macht es ausnahmsweise Spaß, gefahren zu werden. Zeit, um sich der Verarbeitung und den Materialien zu widmen. Erst hinten wird einem die Fahrzeuggröße wirklich bewusst. Die Beinfreiheit liegt wegen des um fast zehn Zentimeter verlängerten Radstandes (3,07 Meter) auf Business-Class-Niveau. Bei der Innenausstattung orientiert sich der GT am 7er: weiches Leder, an der Rückenlehnen sauber gesteppt, die Nähte akkurat vernäht. An der Türverkleidung sorgen Holz, Aluminium und Leder für Clubhouse-Atmosphäre. Ledersitze zählen zur Basisausstattung.
Schaltet der Pilot vorne die adaptive Luftfederung für beide Achsen (1.950 Euro) auf Comfort Plus, gleitet der BMW so ruhig über die Straßen, als schwebte er auf Luftkissen. Stimmt ja auch irgendwie. Die Dämpfer sprechen nun noch sanfter und komfortabler an als im Comfort-Standard-Modus. Das ist Oberklasse-Niveau.
Claus-Otto Griebel, Projektleiter 6er Gran Turismo, legte bei der Entwicklung mit seinem Team Wert auf größtmöglichen Komfort. Mit Comfort Plus wird jede Fahrt wird zur Entspannungsfahrt. Das Fahrwerk bügelt jede Bodenwelle weg, der Kopf schmiegt sich in das dicke und weiche Komfortkopfkissen, die Rückenlehne neigt sich optional (540 Euro) um sieben Prozent auf bis zu 33 Grad. In das extrabreite Seitenfach passt eine große 1,5-Liter-Flasche, optional gibt es ein eigenes Entertainmentsystem (im Paket 2.360 Euro) für hinten.
Da fehlt doch ein Arbeitstisch
Was jetzt noch für die perfekte Mitfahrt fehlt: Ein Klapptisch zum Arbeiten und ein paar USB-Ladeanschlüsse für elektronische Geräte. Ersteres bietet BMW nicht an, letzteres optional für 60 Euro. Für die Chinesen unerheblich, für uns störend: Die hinteren Seitenscheiben lassen sich wegen der gekrümmten Tür nur zur Hälfte hinunterfahren. Wer mit Kindern mal im Stau stand, weiß: Das gibt Genöle. Ein bisschen Abstand zum 7er wollte BMW dann doch lassen.
Im Vergleich zum 7er fasst der 6er GT dafür mehr Gepäck. Zwischen 610 und 1.800 Liter passen ins Heck, 100 Liter mehr als beim Vorgänger. Beim 7er sind es nur 420 Liter, beim 5er Touring zwischen 570 bis 1.700 Liter. Statt eines labbrigen Rollos verdecken leichte Panele den Kofferraum. Die lassen sich mit einem Handgriff entfernen und in den Unterboden verstauen. Praktisch: Die Ladekante liegt fünf Zentimeter niedriger als beim Vorgänger.Schon den Vorgänger 5er GT mit seinen fast fünf Metern Länge schätzten nicht nur Familien, die keinen Kombi mögen. Sondern auch Manager, die viel Beinfreiheit verlangten und denen ein 7er zu protzig erschien. Der Erfolg überraschte sogar BMW. Innerhalb von acht Jahren verkauften die Bayern 146.000 Fahrzeuge – geplant waren 100.000 Autos. Ein Drittel der Autos landete in China.
Es wird etwas teurer
Doch auch bei uns füllt der 6er die Lücke zwischen sportlichem 5er und luxuriösem 7er. Ein Auto für Langestreckenfahrer und Kilometerfresser. Die werden statt des 640i GT lieber den Diesel 630d GT oder den 640d GT wählen, denn das spart Sprit. Über die sanft schaltende Achtgang-Automatik, den großen Innenraum und etwas Understatement können sie sich aber genauso freuen.
BMW zieht vorerst die Preisschraube an. Kostete der 5er GT als 520d GT 52.600 Euro, beginnt derzeit der 630i GT bei 62.300 Euro. Der 530d GT kostete früher 60.800 Euro, für den neuen 630d GT müssen Kunden 6.100 Euro mehr bezahlen. Im Vergleich zum mindestens 87.200 Euro teuren 7er aber immer noch das günstigere Angebot. Mit ebenso viel Platz. Vor allem hinten rechts.
TECHNISCHE DATEN: BMW 6er GT
- Modell: BMW 640i GT
- Motor: 3,0-Liter-Sechszylinder-Benziner
- Leistung: 340 PS (250 kW) bei 5.500-6.500 U/min
- Drehmoment: 450 Nm bei 1.380-5.200 U/min
- Getriebe: Achtgang-Automatik ZF, Hinterradantrieb
- 0-100 km/h: 5,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Verbrauch: 7,4 l/100 km
- CO2: 169 g/km
- Länge: 5,091 m
- Breite: 1,902 m
- Höhe: 1,538 m
- Leergewicht: 1.845 kg
- Kofferraum: 610 bis 1800
- Preis: 68.100 Euro
- Modell: BMW 630d GT
- Motor: 3,0-Liter-Turbodiesel
- Leistung: 265 PS (195 kW) 4.000 U/min
- Drehmoment: 620 Nm von 2.000 bis 2.500 U/min
- Getriebe: Achtgang-Automatik ZF, Hinterradantrieb
- Beschleunigung 0 – 100 km/h: 6,1 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
- Verbrauch: 5,3 l/100 km
- CO2: 139 g/km
- Länge: 5,091 m
- Breite: 1,902 m
- Höhe: 1,538 m
- Leergewicht: 1.845 kg
- Kofferraum: 610 bis 1800
- Preis: 66.900 Euro
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Ich mochte die GT Serie immer. Nur preislich konnte ich sie persönlich nie nachvollziehen.
Ist es zwingend erforderlich das er derart hässlich sein muss?
Hm, das LED Tagfahrlicht gefällt mir nicht so. Die "Augen" sind obenrum zu weit offen für meinen Geschmack 🙁
Vom Innenraum her fand ich den 5erGT schon immer als einen der besten PKW, in dem ich ja habe sitzen können.
Jetzt kostet er als 6er 6k€ mehr, dass muss wohl so sein, schon wegen des Namens. 😆
Ein schönes Auto. War der 5er GT auch schon, aber auch recht klobig.
258 PS stimmen aber nicht ganz, der 40i hat ein wenig mehr.
Mit jedem Modellwechsel heisst es bei BMW, dass es nun ca. 100kg leichter geworden ist. Tatsache ist, dass man seit dem E60 von 1600kg bei 1850kg gelandet ist. Dass aber auch nur, wenn man statt des 6- einen 4-Zylinder wählt. Optisch gefällt er mir aber besser als der Vorgänger (5er GT)
Ich finde die Front und das Heck echt gelungen – viel besser als beim sehr sehr sehr gewöhnungsbedürftigen Vorgänger.
Kofferraum und Fahrgastzelle sprechen natürlich auch für sich. Das wird neben dem Grand Tourer der beste BMW sein, was Platz für Passagiere und Gepäck angeht.
Im Profil oder von schräg vorne / hinten allerdings...hat er eine sehr hässliche Form, die dem Karosseriekonzept geschuldet ist. Die direkten Konkurrenten Audi A7 oder der CLS (wobei der CLS 2 hässliche Spiegel hat) sind flacher, eleganter gezeichnet, können aber sicherlich mit dem Platzangebot mithalten (?)
Was die extrem seltene Kombination Luxus + Platz angeht bin ich nach wie vor ein großer Fan der R-Klasse. Ich finde das Design und Raumangebot genial. 😊
Absoluter Traum.
Warum ist das den Chinesen egal? Wegen den Verkaufszahlen?
Bei den PS dürfte ein Fehler sein.
Ansonsten, gefällt er mir auch. Es hätte ja auch nur besser werden können.
Aber der Preisaufschlag ist heftig. Und das nur durch eine Namensänderung… puuhh😱
Nicht.
Die Seitenlinie ist okay, aber viel zu aufgedunsen.
Sieht schon deutlich besser aus, als beim letzten mal.
Der leistet 340PS, ein kleiner Unterschied.
Was für ein klobiges Ding. Das BMW auch anders kann beweist das 6er Gran Coupe. Eleganz auf Rädern.
Schick, gefällt mir.
Und schön dass er etwas polarisiert wie man hier sieht, macht es noch interessanter.