Volvo 262 C Bertone (1980): mobile.de Fundstück
Ein sehr eckiges Bertone-Coupé
Hinter manchem Inserat verbergen sich besondere Fundstücke. Einige davon stellen wir Euch auf MOTOR-TALK vor. Diesmal ein Volvo 262 Bertone Coupé aus Kalifornien.
Von Haiko Prengel
Berlin – Schwedenstahl und „made in Italy“: Die Angabe auf dem Typenschild kann erst einmal irritieren.
Kenner wissen: Beim Volvo 262 ist das kein Widerspruch. Das exzentrische Coupé, so kantig wie ein Hobel, wurde einst von der Karosseriebau-Legende Bertone in Turin gebaut. Bloß 6.622 Exemplare sollen zwischen 1976 und 1982 entstanden sein.
Ein verbliebenes Exemplar, und dazu noch in ansehnlichem Zustand, steht derzeit im beschaulichen Berlin-Kladow zum Verkauf.
Als „komplett rostfrei“ preist Besitzer Rainer Wenzel sein Schmuckstück in Goldmetallic, Baujahr 1980, an. Wie das nach fast 40 Jahren sein kann? Sein Volvo 262 C Bertone stammt aus Kalifornien, wo es naturgemäß eher selten regnet und schon gar nicht schneit. „Es gibt einfach keinen Rost da“, sagt Wenzel – ein Amerika-Fan, der in den Staaten eine Car-Dealer-Lizenz besitzt und sich auf das Aufspüren von automobilen Kostbarkeiten spezialisiert hat.
Gedacht für die USA
Tatsächlich war der 262 C eigens für den US-amerikanischen Markt entwickelt worden. Es gab zwar auch deutsche Auslieferungen, doch in erster Linie wollte Volvo mit dem komfortablen und gut ausgestatteten Coupé – zur Serienausstattung gehörten Annehmlichkeiten wie Klimaanlage, elektrische Fensterheber und Ledersitze - ordentlich Dollars verdienen.
Basis war die legendäre 240er/260er Baureihe, deren Autos für viele heute als der klassische Volvo schlechthin gelten. Markenzeichen: Viel Ecken und Kanten, eine robuste Technik und viel viel Blech - beziehungsweise Schwedenstahl. Was Knautschzone und passive Sicherheit betrifft, setzten 240er und 260er in den Siebziger Jahren Maßstäbe.
Das 262 Bertone Coupé sollte vor allem gut betuchte Kunden an der amerikanischen Ost- und Westküste ansprechen. Das in Berlin zum Verkauf stehende Fahrzeug diente in den Achtzigern einem Kalifornier als extraordinäres Spielzeug. Letztmalig soll der Wagen 1989 angemeldet sein, wovon die alten Kennzeichen zeugen. Dann wurde der Volvo abgemeldet und stand laut Verkäufer 30 Jahre in einer klimatisierten Garage herum.
Am liebsten geradeaus
Eine so lange Standzeit tut keinem Auto gut, weshalb die Probefahrt zunächst auszufallen droht – der betagte V-Sechszylinder will einfach nicht anspringen. Verkäufer Wenzel führt das auf uralte Zündkerzen und nicht minder betagten Sprit zurück, der sich noch im Tank befindet. Nach beharrlichem Leiern gibt sich der Euro-V6 dann aber doch einen Ruck und säuselt los. 147.000 Meilen (237.000 km) stehen auf dem Tacho.
Geradeaus mag der 262 am liebsten. Mit der Dreigang-Automatik und dem gefühlten Handling einer fahrenden Blechtonne steht entspanntes Cruisen auf dem Programm. Flott geht aber auch, mit seinen 155 PS entwickelt der 2,8 Liter große Sechszylinder ordentlich Schub. Früher glitt das Bertone Coupé über die Freeways von Kalifornien, jetzt soll es seinen zweiten Frühling auf deutschen Straßen bekommen. An der Robustheit des schwedischen Seniors zweifelt Verkäufer Rainer Wenzel jedenfalls nicht. „Ich würde mit dem Auto so bis nach Spanien fahren.“
Vorher muss der Wagen aber erst einmal die Hauptuntersuchung bestehen. Was die Karosserie betrifft, scheint Rost tatsächlich kein Problem zu sein. Schweller, Türunterkanten, Endspitzen, Radläufe – wo die Baureihe normalerweise häufig an Korrosion krankt, zeigt sich das Berliner Coupé sauber.
Am teuersten aus Bowies Garage
Um die Standschäden muss man sich kümmern. Immerhin hat Verkäufer Wenzel nach eigenen Angaben schon eine defekte Benzinpumpe ausgetauscht, auch der Mengenteiler der Einspritzanlage funktioniere wieder. Das rechte Seitenfenster, das sich elektrisch nicht hochfahren lässt, will er ebenfalls instandsetzen. Die Klimaanlage ist außer Betrieb und benötigt im besten Fall nur eine neue Befüllung. Außerdem ist ein neuer Satz Reifen fällig, die alten Pneus sind über 15 Jahre alt.
9.900 Euro soll der Berliner Volvo 262 C kosten. Der Preis erscheint fair, es werden auch Bertone Coupés für das doppelte Geld angeboten. Ein schwarz lackierter 262 C brachte Anfang des Jahres sogar einmal 183.000 Euro ein. Allerdings gehörte der auf einer Schweizer Auktion veräußerte Wagen einmal David Bowie. Auch der 2016 verstorbene Musiker war dem Charme des extravaganten Bertone-Coupés verfallen.
Der Besitzer dieses 262 C aus Kalifornien war wohl ebenfalls verstorben, vermutet Verkäufer Wenzel. Dann stand der schmucke Vierkant fast 30 Jahre in einer Garage herum. „Die Amerikaner sind da etwas unbedarft“, erklärt der Berliner. „Wenn da ein Auto nicht mehr anspringt, ist es Schrott.“ Nun gibt es die Gelegenheit, dem Klassiker neues Leben einzuhauchen. Mehr Ecken und Kanten an einem Coupé geht jedenfalls nicht.
Volvo 262 bei mobile.de finden
Technische Daten Volvo 262 C Bertone (1976-1982)
- Motor: V6-Zylinder-Benziner
- Hubraum: 2.664 cm³, ab 1980 Vergrößerung auf 2.847 cm³
- Leistung: 148 PS (103 kW), später 155 PS (114 kW)
- Getriebe: Dreistufen-Automatik
- 0-100 km/h: 12,0 s
- Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
- Verbrauch: ca. 14 l/100 km
- Leergewicht: 1.390 kg
- Länge: 4,900 m
- Breite: 1,710 m
- Höhe: 1,370 m
- Radstand: 2,650 m
War zur damaligen Zeit , der schönste moderne Volvo.
Ja ist ein Klassiker. Von Bertone hat mir das meiste nicht gefallen, aber diesen 262 finde ich absolut gelungen.
Ein sehr seltenes und schönes Automobil.
bis vor kurzen stand einer in Schwerte bei Volvo. ob er noch steht , kann ich leider nicht sagen.
War ein schönes Auto , habe ich mir angeschaut, da ich den 244 GL hatte.
der war auch nicht schecht. mfg fritz
Das Auto wird über Mobile für 13.9T angeboten., nicht 9.9T wie geschrieben. Oder hat der Bericht hier zum Preisaufschlag geführt?
Kilometerstand auch nur mit 149000 angegeben. Sehr vertrauenswürdig.
Vor 30 Jahren abgemeldet aber Reifen erst gut 15 Jahre alt?
Klingt logisch.
Um dann auch noch mit ein paar weiteren Mythen aufzuräumen. Nur weil man ein Auto in Kalifornien findet ist es dort nicht unbedingt die ganze Zeit gelaufen.
Und Kalifornien ist nicht gleich Kalifornien. Große Teile liegen am Meer und salzhaltige Meerluft hat noch keinem Auto gutgetan. Mag ja sein, dass es dort nicht rostet, weil es gleichzeitig trocken ist, aber das Salz ist in der Luft und reichert sich in jedem Winkel des Autos an. Wenn die erst mal in unserer feuchten Luft ankommen rosten die um so schneller.
Den selben Gedanken hatte ich auch. Insgesamt ein sehr schönes Auto, an der Historie hapert es leider...
Soviel ich weiß, wurden da keine "hinteren Türen abgeschnitten" sondern einfach der zweitürige Karosseriekörper genommen und das Dach und die Türen verändert.
Bei dem kantigen Ausgangsprodukt war es wohl eine hoffnungslose Aufgabe, daraus ein elegantes Coupé ableiten zu sollen.
BertoneVolvo machte noch das Beste draus und gab dem 262C eigenwilligen Charakter innen und außen. Die Fahrzeuge waren für ihr heimeliges oder dusteres (je nach Gusto) Interieur bekannt und besonders schwarze und dunkelrote Bezugsstoffe sorgten für eine einzigartige Atmosphäre, die an gewisse Etablissements erinnerte.Aus Fehlern wird man klug: Spätere Volvo Coupés hatten eine individuelle Karosserie.
Das Design ist nicht von Bertone, das Volvocoupe wurde nur dort gebaut.😉 Unterschrift Bild 2:
Das ist schon ein arg schrulliges Gefährt mit seiner viel zu hohen Bordkante und dem gedrückten Dach.
Schönes Auto. Und auch schön, dass er keinen Rost hat.
Trotzdem sollte klar sein, dass viele Aufhängungsgummis und Dichtungen zu wechseln sind. Auch die Schaumpolster der Sitze dürften sich bei Nutzung schnell durchsitzen.
Dann sind natürlich Bremsschläuche und alle Flüssigkeiten zu tauschen.
Wenn das alles gemacht ist, wären 13.900€ in Ordnung, wenn nicht, passen die 9.900.
Ordentlich Dollars verdienen? Ich werde die Logik der BWLer wohl nie verstehen, schließlich wurden die Autos in den USA auch damals schon zu Spottpreisen verscheuert, während man in Europa dafür deutlich mehr zahlen musste. Dafür war in den USA alles Serie, Leder, Klima, E-Fenster, E-Sitze usw., und in Europa war das Auto nackt. So, jetzt kommt bestimmt gleich wieder einer daher und meint, ja, aber das Faaaaaahrwerk! Das war in den USA komfortabler ausgelegt, aber keineswegs Schrott. Einfach nur angenehmer abgestimmt statt der Pseudo-Sportlichkeit, die niemand braucht, der sich an die Verkehrsregeln hält.