Honda CR-V (2018) im Test: Erste Fahrt, technische Daten
Ein SUV mit guten Ideen und ohne Diesel
Der Honda CR-V wird ein untypisches Kompakt-SUV: Diesel und Wandler-Automatik sind nicht im Programm. Dafür kommt ein interessanter Hybrid. Erste Fahrt.
Kitzbühel –Das wurde langsam Zeit. Schon eineinhalb Jahre lang fährt die fünfte Generation des dort höchst erfolgreichen kompakten Honda-SUVs CR-V durch die USA. Im Oktober 2018 kommt er nach Deutschland. Was da so lange dauert? US-CR-V und Europa-CR-V sind streng genommen zwei unterschiedliche Autos, die nur gleich aussehen.
Honda-Techniker Kotaro Yamamoto erklärt, dass die US-Abstimmung nicht nach Europa passt. Deshalb brauchte der der CR-V für die alte Welt eine zusätzliche Entwicklungsrunde. Er bekam ein steiferes Chassis, größere Bremsen und eine andere Dämpferabstimmung. Aber keinen typisch europäischen Antrieb, denn einen Diesel will Honda nicht mehr in den Europa-CR-V bauen.
Der neue CR-V startet mit einem Motor und zwei Getrieben. Sein 1,5-Liter-Benziner treibt in sehr ähnlicher Form den Honda Civic an. In Verbindung mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe (Front- oder Allradantrieb) leistet der Turbomotor 173 PS und 220 Newtonmeter Drehmoment. Ist eine stufenlose CVT-Automatik (nur Allrad) angeflanscht, gibt es 20 PS und 23 Newtonmeter extra.Mechanisch ändert sich dabei nichts am Motor. Die Software hebt den Ladedruck des CVT-Modells an und erhöht so die Leistung. Schneller ist er trotzdem nicht: Der Handschalter nimmt ihm bis Tempo 100 fast eine Sekunde ab und rennt 8 bis 10 km/h schneller.
CVT und Vollgas sind keine Freunde
Klarer Fall: Die stufenlose Automatik soll den CR-V nicht sportlich machen, sondern bequemer. Dafür simuliert Honda in den meisten Fahrsituationen feste Übersetzungsverhältnisse. Nur beim Sprint hält der Motor seine Drehzahl bei 4.000 (Vollgas) bzw. 6.000 Touren (Kick-down). Das Getriebe verschiebt die Übersetzung und erzeugt so maximale Beschleunigung.
Das fühlt sich zäh und ein bisschen träge an. Vollgas liegt dem Getriebe nicht. Dafür bietet es in allen anderen Lastzuständen hervorragenden Komfort und passable Spontaneität. Das CVT passt toll zum CR-V, wenn man mit ihm ruhig gleiten möchte. Mit dem Schaltgetriebe wird er spürbar agiler, aber trotzdem kein motivierender Flitzer.
Das allerdings macht nichts. Um den Sport kümmern sich bei Honda der Civic und der NSX. Im CR-V wird es dafür gemütlich. Sein Fahrwerk realisiert hervorragenden Abrollkomfort und federt Unebenheiten gelassen weg. Im Innenraum kommt gerade genug an, um die Straßenverhältnisse zu erkennen.
Im Lenkrad spürt man die asiatische Herkunft des CR-V. Ihr fehlt es an Gefühl, aber sie arbeitet linear und sehr präzise. Im Vergleich zu europäischen Konkurrenten wirkt das etwas entkoppelt. Dafür bleibt der Honda auch bei hohem Tempo stoisch in seiner Spur.
Viel Raum für Familie und Gepäck
Komfort äußert sich auch in genügend Raum: Gegenüber dem Vorgänger wuchs bei gleicher Länge der Radstand um drei Zentimeter. Der Kofferraum schrumpfte um ein paar Liter, zugunsten der Beinfreiheit im Fond. Vier Erwachsene reisen bequem, eine Familie mit zwei Kindern sowieso.
Optional gibt es erstmals eine dritte Sitzreihe im CR-V. Der Einstieg gelingt gut. Auch, weil die hinteren Türen fast im rechten Winkel öffnen. Ganz hinten können allerdings nur Kinder oder sehr kleine Erwachsene sitzen. Die zweite Sitzreihe lässt sich verschieben, wenn eine dritte Reihe an Bord ist. Je nach Konfiguration lädt das SUV 150 (7-Sitzer), 561 (5-Sitzer) oder 1.756 Liter (alles umgeklappt) ein. Super: Der Ladeboden ist topfeben.
In der ersten Reihe findet Honda eine gute Lösung für ein bekanntes Problem. Die Mittelkonsole besteht – klassenüblich – aus hartem Kunststoff. Damit sich das rechte Knie des Fahrers nicht daran aufreibt, bekommt die entsprechende Stelle ein weiches Polster. Drum herum übernimmt der CR-V viele Teile vom Civic. Der digitale Tacho, das Lenkrad und das Infotainment stammen aus dem Kompakten. Honda ergänzt im CR-V einen mechanischen Lautstärkeregler, übernimmt dafür leider die unschönen Grafiken.
Etwas irritierend: Die Navi-Software von Tomtom zeigt gespeicherte Geschwindigkeitsbeschränkungen zuverlässig an. Leider stimmen sie häufig nicht mit den Tempolimits überein, die von der Kamera erkannt und im Tacho eingeblendet werden. Verlassen kann man sich auf beide Angaben nicht. Besser als beim Civic: LED-Lampen gibt es im CR-V serienmäßig.
Die Materialien im CR-V passen zu seiner Klasse. Die Armauflagen in den Türverkleidungen und der Mittelkonsole sind angenehm gepolstert, Kunststoffe zum Teil unterschäumt. Was aussieht wie Holz, ist in Wirklichkeit Plastik. Insgesamt fasst sich im Griffbereich fast alles anständig und solide an.
Anhängelast: 1,5 bis 2 Tonnen
Der Geräuschkomfort in Hondas Kompakt-SUV hängt von der Antriebsvariante ab. Mit Allradantrieb und CVT bleibt es angenehm still im Cockpit. Der Handschalter mit Frontantrieb bekommt spürbar weniger Dämmung. Hier dröhnt der Motor bei hohen Drehzahlen wie ein Dreizylinder. Laut wird es bei Volllast in allen Varianten.
Insgesamt macht der Benziner seine Sache gut im CR-V. Er zieht mindestens 1,5 Tonnen Leergewicht locker vorwärts und hält sich an der Tankstelle zurück. Auf unseren Testfahrten kratzte der angezeigte Verbrauch dicht an den Normwerten vorbei. Honda gibt eine Anhängelast von 1,5 (CVT) bzw. 2,0 Tonnen (Handschalter) an.
Über einen Diesel hat Honda nachgedacht. Letztendlich wäre er zu teuer geworden, erklärt Yamamoto. Der Diesel aus dem Civic würde im schwereren CR-V aktuelle Euro-Normen nicht schaffen. Mit einer zusätzlichen Abgasreingung, befanden die Japaner, würde er dagegen zu teuer. CR-V Diesel gibt es deshalb nur noch in Ländern wie Thailand und Indien, mit weniger strengen Abgasnormen.Hybrid ab 2019
Ersatz für den Diesel gibt es ab dem Februar 2019. Dann kommt der CR-V als Vollhybrid nach Europa. Honda verzichtet dabei auf ein klassisches Getriebe und treibt den CR-V Hybrid mit Elektromotoren an. Ein 2,0-Liter-Saugbenziner nach Atkinson-Prinzip erzeugt den Strom. Der wird in einem Akku mit rund einer kWh Kapazität zwischengespeichert. Ab etwa 100 km/h treibt der Verbrenner direkt die Räder an. Eine ähnliche Technik setzen Mitsubishi im Outlander und Koenigsegg im Regera ein.
Unser Urteil: Einen Diesel haben wir auf unserer ersten Fahrt im CR-V nicht vermisst. Der Benziner liefert zwar kein üppiges Drehmoment am Getriebe ab. Er kommt mit dem Auto aber gut zurecht. Der Vollhybrid ist eine sinnvolle Ergänzung und in seiner Konstruktion vielversprechend. Preislich erwarten wir ihn auf dem Niveau eines Diesels.
Die bisherige Basis entfällt
Preise für den Honda CR-V stehen noch nicht fest. Der Einstieg wird aber unterhalb von 30.000 Euro liegen, sagt der Hersteller. Genauer möchte er noch nicht werden, ergänzt aber: Die bisherige Basisversion (24.000 Euro) fällt aus dem Programm. Die neue Grundausstattung heißt „Comfort“. Im alten Modell kostet sie 26.500 Euro.
Der Nachfolger bekommt das „Sensing“-Paket mit vielen Assistenten serienmäßig: Adaptiver Tempomat, Spurassistent, Berganfahrhilfe, Verkehrszeichenerkennung, Kollisionswarner mit Fußgängererkennung und automatisches Fernlicht sind immer an Bord, außerdem 17-Zoll-Alus, LED-Licht und eine Alarmanlage. Wir rechnen deshalb mit einem neuen Basispreis von rund 28.000 Euro. Der Honda CR-V startet im Oktober 2018 auf dem deutschen Markt. Offizielle Preise will Honda in den kommenden Wochen nachreichen.
Honda CR-V | 1.5 T, manuell, Frontantrieb | 1.5T, manuell, Allrad | 1.5T, CVT, Allrad |
---|---|---|---|
Motor | 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner | 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner | 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner |
Leistung | 173 PS (127 kW) bei 5.600 U/min | 173 PS (127 kW) bei 5.600 U/min | 193 PS (142 kW) bei 5.600 U/min |
Drehmoment | 220 Nm bei 1.900 – 5.000 U/min | 220 Nm bei 1.900 – 5.000 U/min | 243 Nm bei 2.000 – 5.000 U/min |
0 – 100 km/h | 9,2 s | 9,3 s | 10,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h | 208 km/h | 200 km/h |
Verbrauch (WLTP, umgerechnet in NEFZ) | 6,3 l/100 km | 6,6 l/100 km | 7,1 l/100 km |
Länge | 4,6 m | 4,6 m | 4,6 m |
Höhe | 1,679 m | 1,689 m | 1,689 m |
Breite | 2,117 m | 2,117 m | 2,117 m |
Radstand | 2,662 m | 2,663 m | 2,663 m |
Leergewicht | 1.501 kg | 1.573 kg | 1.598 kg |
Kofferraumvolumen | 561 – 1.756 l (5-Sitzer | 561 – 1.756 l (5-Sitzer | 561 – 1.756 l (5-Sitzer |
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Schade, daß keine feine Wandlerautomatik verbaut wird. 9, bzw. 10 Stufen wären ja vorhanden.....
Auch in deutschen Oberklassefahrzeugen sieht das nur so aus.
Interessant: beim Civic wird der Ausführung mit CVT 20NM gestrichen, dem CR-V gibts die dazu? Tippfehler des Redakteurs oder Meinungsänderung bei Honda?
Gespannt bin ich auf die Hybridversion.
Die alte Version ist bereits komfortabler und günstiger als die deutsche Konkurrenz, der Neue wird es ähnlich halten.
Einen schweren Hänger zieht man mit dem Motörchen aber nicht!
Na das will ich sehen wie man mit dem Motörchen 2T zieht. Da ist wieder mal kein Drehmoment dahinter.
Nicht zu vergessen, 99,5% aller SUV bekommen einen Anhänger noch nicht mal als Leihgabe vom Baumarkt zu sehen, falls sie überhaupt eine AHK haben 😆 und wenn man regelmäßig Anhänger über 1,5 Tonnen zieht, kauft man sich sicher keinen "kleinen" Benzin SUV.
Ich würde sagen: Ausprobieren 😆
Ich war bereits beim Civic 1.5T CVT erstaunt, wie kräftig der anschiebt. Ich würde es drauf ankommen lassen. Und wenn ein Händler den CR-V wirklich verkaufen will, baut er auch an einen Vorführer ne AHK an 😉
Danke für den Artikel.
Allerdings hat mich die Fahrzeugbreite von 2,117 m stutzig gemacht, denn diese wäre fast mit der Fahrzeugbreite eines Humvee (geländegängiges Fahrzeug der US-amerikanischen Armee) von 2,16 m vergleichbar.
Ich korrigiere: Der CR-V für Europa kommt mit einer Fahrzeugbreite von 1,855 m.
Die 1,855m sind aber das Maß ohne Spiegel, und daher interessant, aber zB für Breitenbeschränkungen (Baustellenspuren!) nicht relevant!
Ich bin bis jetzt nur ein CVT Getriebe in einem Kleinwagen gefahren. Ich sag mal so, das Fahrgefühl hat sich eingeprägt 😆
Ich würde gerne mal in einem größeren Fahrzeug soetwas fahren und ich finde es auch schade, dass die Hersteller künstlich die Schaltvorgänge inszenieren damit man denkt man schaltet fleißig. Das macht doch das ganze Konzept kaputt.
Das extra im Bericht erwähnte " pölsterchen" an der Mittelkonsole, hat schon mein 2013 er CRV.
Aber zum Marktstart nur einen Motor...und knapp 2 Jahre hat es gedauert bis er endlich zu uns kommt!
Kann man es noch mehr zeigen, wie schnurz es Honda mit Deutschland/ Europa ist??
Selbst mein Händler ( schön über 25 Jahre Honda) hat die Nase voll !!
Immer diese schweren Anhänger. Ich gehe davon aus, dass 2T Anhänger bereits vor 30 Jahren gezogen wurden. Waren damals 2T leichter als heute oder wurden Turbinen an den Dächern der Fahrzeuge verbaut? Wer hatte vor 30 Jahren 220NM im Strassenverkehr?
Erst wird einem der Artikel mit einem "interessanten Hybrid" schmackhaft gemacht, dann muss man am Ende feststellen, dass der überhaupt nicht getestet wurde.
Überdies kein einziges Wort zu den Assistenzsystemen.
Super gemacht 😤
Das stimmt leider, das Händlernetz in D ist extrem dünn geworden und immer mehr der Verbliebenen haben Zweitmarken im Angebot, die aus dem Stand weg umsatzmässig zur Erstmarke werden.
Schade für den weltgrössten Motorenhersteller.
5 Modelle in Europa wenn man den NSX mitrechnet, der den Umsatz in Europa mit Sicherheit nicht nennenswert beeinflusst.
Ich bin sicher, dass sich Modelle wie Pilot, Odyssey/Elysion und sogar Ridgeline auch in Europa gut verkaufen würden - natürlich mit angepasstem Fahrwerk und Motor. Das Preis/Leistungsverhältnis liegt jedenfalls auch in aussereuropäischen Märkten recht weit vorn.
so ein Stammtisch ...
>200 Nm haben alle der Motoren...
ich habe hier ein W124 der hat ca. 200Nm, und mit dem ziehe ich problemlos 2 Tonnen Anhänger.
Des Weiteren sind das alle Turbo Motoren - d.h. die Kraft liegt über ein breiteres Drezahlband an. Der zeiht ganz locker Anhänger ...
Gruß von einem der In der Freizeit auch ab und zu mit 260 NM 3,5 Tonnen zieht alles problemlos machbar.