Fahrtechniktraining Nordschleife (Jaguar): Eindrücke, Preise
Ein Tag reicht höchstens für das "Hier-Gefühl"
Jeder kennt die Nürburgring-Nordschleife. Aber die wenigsten so richtig. Wie Ring-fit kann man an einem Tag werden? Wir fanden es bei einem Fahrtechniktraining heraus.
Nürburg - 73 Kurven. 33 nach links, 40 nach rechts. Gut kenne ich davon noch keine einzige, was bedeutet: mit Brems- sowie Einlenkpunkt und Namen. Hier am Nürburgring trägt jede Kurve ihren Namen. Nicht eine Kehre und so gut wie keine Welle blieb in der mehr als 90-jährigen Geschichte der Rennstrecke anonym. Aber wo Wippermann und Fuchsröhre genau liegen, was das Schwedenkreuz vom Klostertal unterscheidet? Ein bisschen was schnappt man immer irgendwo auf. Wenn es rumpelt, bin ich wohl auf den aneinandergereihten Betonplatten des Karussells. Wenn im Augenwinkel viele gezückte Smartphones erscheinen, befinde ich mich irgendwo in der Nähe des Zuschauerpunktes am Brünnchens.
Für eine erfolgreiche Fahrt auf dieser Strecke reicht so oberflächliches Wissen nicht. Und das Wissen um das beständige Faninteresse trägt nicht zur Entspannung bei. Jeder Fahrfehler auf der Nordschleife findet verlässlich den Weg ins Netz. Ein mindestens 141.500 Euro teurer Jaguar F-Type SVR, der sich aus seiner geführten Gruppe hinaus in die Leitschiene verabschiedet? Die Aufnahme ginge in einschlägigen Kreisen viral. Erster erwarteter Kommentar: „Da hat sich wohl jemand vorab nicht mit der Strecke beschäftigt.“
Praktisch keine Vorkenntnisse
Stimmt ja auch, in meinem Fall. Einmal war ich hier, für eine Runde. Definitiv zu wenig. Klar man kann im Netz Onboard-Videos studieren und auf der Playstation die Nordschleife auswendig lernen. Während der Streckenbesichtigung bereue ich das fehlende Fernstudium ein wenig. Zumindest die engeren Passagen hätte ich mir gerne eingeprägt. Weniger, wie man sie fährt, als wo sich befinden. Auf mehr als 20 Kilometern Streckenlänge ähnelt sich vieles. Manchmal auch die Kurveneingänge von haarigen Passagen und Ecken mit „beinahe voll“-Charakter.„Wir werden es in den ersten Runden gemächlich angehen“, tönt es aus dem Funkgerät im Getränkehalter. Das Tempo bestimmt Instruktor Dominik Schraml im ersten Auto. Er betet nicht jeden Brems- und Einlenkpunkt herunter. Das könnte sich sowieso kein Mensch merken. Es geht um Grundsätzliches: „Flüssig fahren, so ruhig und wenig wie möglich lenken. Außerdem die Linie immer mit Bedacht auf die nächste Kurve wählen.“
Das „Hier-Gefühl" stellt sich ein
Oft wüsste man ohne das Vorausauto nicht einmal die Richtung dieser nächsten Kurve. Häufig nehmen Kuppen mir die Sicht. Meine laxe Vorbereitung ist im Schlepptau des erfahrenen Nordschleifen-Guides jedoch kein Problem. Freilich: Absolut sattelfest wird man in den folgenden, schnellen Runden längst nicht. Ein Tag reicht zum Erlernen der Schleife nicht aus. Was sich durch das kollektive Glühen einstellt, ist ein „Hier-Gefühl“. Wie in: „Ach ja, hier kann ich früh beschleunigen. Hier kommt gleich der Curb, den man in die Linie mit einbeziehen kann. Hier wird das Auto immer leicht.“Wie die Kombinationen nun exakt heißen, weiß ich gegen Ende des Tages immer noch nicht. Am Streckenrand stehen Namensschilder. Doch man ist zu schnell, um alle entziffern zu können. „Im Moment fahren wir übrigens knapp 220 km/h“ sagt Dominik über den Funk.“ Er weiß wohl: Man unterschätzt auf der Schleife an vielen Stellen den Speed.
Lohnt es sich?
Gut, bei den meisten vergleichbaren Trainings verfügen die Leihfahrzeuge über weniger Dampf. Regulär bietet Jaguar die 3,0-Liter-Variante des F-Type als Leihfahrzeug. Und erhebt dafür ein Entgelt von 800 Euro – zusätzlich zur Trainings-Teilnahmegebühr von 1.250 Euro. Unser Topmodell SVR kostet für einen Tag 1.200 Euro. Ob die 575-PS-Variante mit 5,0-Liter-V8 die Sache spaßiger macht? Bestimmt, doch rein objektiv langt beim Erstkontakt mit dem Ring die 380-PS-Variante des Sportwagens allemal.Neben Jaguar bieten auch andere Hersteller vergleichbare Trainings auf der Nordschleife. An jenem Tag waren Opel und Audi vor Ort, Porsche kurz zuvor. Günstig sind diese Trainings in keinem Fall. Aber lohnt es sich? Auf einer herkömmlichen Rennstrecke wäre der autonome Selbstversuch bei einem Trainingstag garantiert eine preiswerte Alternative zum geführten Bolzen.
Vor allem für Piloten mit etwas Erfahrung im Grenzbereich. Aber auf der Nordschleife haben Solisten vermutlich den längeren Lernprozess. Und garantiert das höhere Risiko. Für mich war es ein optimaler Beginn: Diese 73 Kurven sehen mich wieder. Irgendwann. Lieber früher als später.
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Mit dem Auto hat das garantiert gerockt, vor allem wenn man die Schleife quasi für sich hat.
Nachvollziehbar, Spaß macht es mit Sicherheit...
Blöd nur, dass so manch junger Hansel dann meint, er wäre nach 1 Tag schon Rennfahrer und sein nicht vorhandenes Können auf Landstraßen und Autobahn zum Besten geben muss.
Also insgesamt ca 2500 Euro, um mit diesem Auto auf der NOS ein Fahrtechniktraining zu absolvieren😱?
Wieviele Runden waren denn dort inbegriffen?
Als Novize ohne jegliche Streckenkenntnis würde mir auch ein einfacher 2xxPS Kompaktwagen reichen. Da hat man dann zwar keine Experten an der Seite, aber man kann sich im Rahmen von ein paar Runden selber dem Reiz der Strecke überlassen, sofern man seinen Ehrgeiz nicht gleich überschäumen lässt.
Ob ich ohne Streckenkenntnis den Mut hätte, gleich mit fast 600PS und dem Gegenwert einer Eigentumswohnung dort unterwegs zu sein..... ich glaube nicht.
Das meinen doch viele so bald sie nach der Fahrprüfung das Gelände verlassen.
Und es wird sofort auf öffentlichen Straßen unter Beweis gestellt.
Unter den Kursteilnehmern sind garantiert jede Menge Zeitgenossen dabei die mit 300 PS da rumbrettern wollen obwohl das Hirn nicht mal für 50 PS reicht.
Ich hasse solche Möchtegern-Rennfahrer wie die Pest.
In Youtube kann man Dutzende Videos sehen in denen das grenzenlose Unvermögen vieler deutlich vor Augen geführt wird.
Schöner Artikel! Kenne die Strecke in ihren Layouts auch nur von der Playstation, muss das irgendwann live erleben.
2.500€ fürs Tagestraining von Jaguar oder 1.900€ für eine Saisonkarte.
Die Entscheidung würde mir nicht schwer fallen 😆
Um die Streckenführung kennen zu lernen brauche ich keinen Instruktor, und schon gar kein 600 PS Geschoss.
Dann lieber an der Playstation oder eben über Touristenfahrten die Strecke kennen lernen, und dann ein richtiges Training, bei dem man auch lernt die 600 PS zu beherrschen.
Als "Schnupperkurs" für Leute die nicht so oft zur NS kommen bestimmt trotzdem ein gutes Angebot.
Denke auch. 2450€ sind ein fairer Preis. Dafür kann man auch mal einen Tag Spaß haben!
Ich mag die Strecke! Wo ich bin, weiß ich aber auch nie ;-)
Woher dieser Hass?
Wirkliche wenige legen grenzenloses Unvermögen an den Tag, häufig sind die Crashvideos eher auf kleinere Fehler (10min in höchster Konzentration wollen erstmal durchgehalten werden) zurückzuführen, die auf der NS dann halt so extrem bestraft werden wie sonst nirgendwo.
"Lieber Touristenfahrt" - nein Danke, wenn ich mir da auf Youtube ansehe wer da wie unterwegs ist, dann würd ich da, zumindest mit dem eigenen Wagen, NIEMALS fahren.
Youtube-Videos zeigen eben zu 99% nur die kritischen Situationen - alles andere ist uninteressant und wird nicht geklickt.
Diese als Quelle heran zu ziehen um zu beurteilen, wie es auf der NS zugeht, ist also ziemlich fragwürdig.
Als Quelle nehm ich hier eher sämtliche Foren mit Fahrern die daran schon teilgenommen haben, Youtube zeigt nur die Spitze des Eisberges 😊
Ich fahr doch nicht mit meinem nagelneuen M auf die Strecke nur um mich dann von irgend nem übereifrigen Rennfahrer abschießen zu lassen oder Steine zu kassiere die beim Ausritt auf die Straße geschleudert werden.
Da leih ich mir lieber ne Kiste und dann isses mir Wurst.
ich war die letzten beiden WE's an der Nordschleife und bin alles abgelaufen. Jetzt fehlt nur noch die Streckenerfahrung, aber da wähle ich lieber was leistungsschwächeres und günstigeres, falls doch mal etwas passiert 😆
Aber die Kurven sind zum Glück nicht so schwer merkbar, da es genug Punkte zum einprägen gibt. Ich finde auch nicht, dass sich Abschnitte wiederholen. Mein Fazit: trägt Ihren Namen und Status zurecht! 😊
Es reicht doch die Haftungsausschlüsse der eigenen Versicherung zu lesen und die Verhaltensregeln an der Rennstrecke, um zu sagen: da fahr ich nicht mit.😉
Da ist so ein Training im Fall der Fälle sicherlich günstiger. Wobei....wie hoch ist die SB im Schadenfall des Jaguar?😕
Am Anfang gilt: Je weniger PS desto mehr Nürburgring.
1972 mit 6,25 PS Kreidler. --- Dann bis zu 600 PS im AMG SLS.
Resultat: Beim ersten Mal mit dem Auto am Besten unter 200 PS.😜
LG Viel Spass.