UAZ 452: "Bukhanka": Seit 60 Jahren praktisch unverändert
Fettes Brot ohne Ablaufdatum
Die originalen Land Rover Defender und Mercedes G sind nicht mehr, der Lada Taiga ist angezählt. Doch einen "ewigen" Offroader gibt es noch - einen russischen Laib Brot.
Uljanowsk – Es gibt Offroader, die wirken, als wären sie für die Ewigkeit gebaut. Einige davon wurden für eine gefühlte Ewigkeit produziert, mit identischer Karosse und nur geringfügigen Änderungen. Schnell denken wir an den Land Rover Defender, die erste Mercedes G-Klasse, den Lada Taiga (bzw. Niva oder 4 x4). Und vergessen den möglichen Champion der Dauerläufer-Wertung: einen Kletterer, der seit 60 Jahren fast unverändert gebaut wird. Und - im Unterschied zu den Genannten - in absehbarer Zeit nicht eingestellt werden dürfte.
Ein Brotlaib für die Wildnis
Den UAZ 452 kennt in Russland jeder. Nur, womöglich nicht unter dieser Bezeichnung. Der Gelände-Transporter wird gemeinhin „Bukhanka“ genannt, Brotlaib. Eine Anspielung auf die Form. Optik war bei der Entwicklung des Urmodells von 1958 nebensächlich. Der einstige Rüstungshersteller UAZ wollte ein Auto, das möglichst viele Menschen möglichst problemlos durch unwegsames Gelände bringt. Der Bukhanka hat Platz für bis zu 10 Personen und permanenten Allradantrieb mit zwei Getriebe-Untersetzungen.In der ersten Variante ab 1958 kam ein 2,4-Liter mit 98 PS zum Einsatz. In der aktuellen Version sorgt ein 2,7-Liter-Aggregat für 112 PS und ein Drehmoment von 204 Newtonmeter. Am Einbauort des Motors änderte sich nichts: Der Reihen-Vierzylinder befindet sich zwischen den Vordersitzen.
Infotainment ist Definitionssache
In 60 Jahren gab es nur eine nennenswerte Modellpflege: 1965 erhielt der Offroad-Bus das heutige Anti-Smiley-Gesicht. Und die heutige Typenbezeichnung 452. Das Vorfacelift-Modell mit geradem Grill hieß formal UAZ 450. Grundkarosse und Aufhängung blieben gleich. Der Brotlaib verfügt seit jeher über Blattfedern. Irgendwann fanden Servolenkung und ABS-System in die Grundausstattung. Optional gibt es aktuell sogar ein Infotainmentsystem. Apple Carplay, Android Auto und Navigationssystem im russischen Offroad-Klassiker? Nicht ganz, Hersteller UAZ versteht darunter eine Einheit mit Trip-Kilometerzähler und Digitaluhr.Der Bukhanka ist eben puristisch. Ein Arbeitstier. Neben der Standardvariante ist der 452 als Lieferwagen, Rettungsauto oder Schulbus erhältlich. Außerdem wird er als Pritschenwagen mit Single und Double-Cab angeboten.
Für deutsche (N)Ostalgiker und Offroadfans
Das urige Auto ist neben dem russischen Heimatmarkt in einigen osteuropäischen und asiatischen Staaten erhältlich. Und in einzelnen Regionen überaus beliebt. Praktisch überall dort, wo das Straßennetz dünn und das Durchschnittseinkommen überschaubar ist. Ab umgerechnet 8.674 Euro wird die Standardversion in Russland angeboten. Einschlägige Geländewagenhersteller von Jeep bis Land Rover würden einen zehnsitzigen Offroader garantiert höher einpreisen.Auf dem deutschen Markt dürfte ein puristischer, 4,360 Meter langen Gelände-Bus mit Euro-4-Abgasnorm im 60er-Jahre-Design kaum vermisst werden. Doch Offroadfahrer, Nostalgiker und Menschen mit Ost-Faible schätzen den Brotlaib, beziehen den Bus über Importeure. Ab rund 20.000 Euro werden laut Importeur hierzulande zulassungsfähige Exemplare angeboten.
Unter Infotainment verstehe ich keinen Tacho, sondern ein Radio oder Navi. Ein Radio kann man ab Werk bestellen und nimmt man eins mit Bluetooth, ist es sogar auf der Höhe der Zeit.
Ich frage mich immer wieder, ob so ein Bus nicht genau das richtige für unseren Hof wäre.
Cooler als jeder VW-Bus.
Dieses Auto ist furchtbar und faszinierend zugleich. Die Verarbeitung und die Qualität der Materialien lassen an vielen Stellen noch deutlich Raum für Verbesserungen. Dass die Tür in einer scharf gefahrenen Kurve mal aus dem Schloss springt, weil sich die Karosse bewegt, na ja, passiert halt. Beeindruckend ist der Durchzug des Vierzylinders und man muss anerkennen, dass auf der Autobahn respektvoll Platz gemacht wird. Was vor allem daran liegt, dass man sehr weit oben sitzt und die Leute völlig verunsichert sind, was genau das ist.
Allerdings verlangt das Getriebe eine kundige Hand, denn die Gänge möchten schon gefunden werden. Außerdem geht das Auto gerne mal quer, wenn es feucht wird. Das liegt zum einen an fehlendem Gewicht auf der Hinterachse, denn im Standardbetrieb ist das Gerät auf Heckantrieb gestellt, sowie den montierten russischen Ganzjahresreifen. Aber man muss sich da keine Gedanken machen, denn man wird immerhin durch dünnes Blech von einem Unfallgegner getrennt. Ach ja und durch einen massiven Rahmen, auf dem man sitzt. Aber immerhin ist der Motor mit grob 10l/100km recht sparsam.
Das Radio hörst du nicht mehr, der Motor ist genau neben dir. Für Deutschland ist eine Zulassung schwierig, da das Fahrzeug standardmäßig über genau zwei Gurte verfügt, aber zehn Sitzplätze hat. 😊
Da hat schon jeder Sitzplatz einen Gurt.
Nicht bei dem, mit dem ich unterwegs war. Baujahr 2009. 😊
Das ist mittlerweile anders. Die deutschen Importeure bieten nur welche an, die zulassungsfähig sind und da sieht man auf den Bildern auf allen Plätzen Gurte.
😱 Ui, cool. Danke für die Info!
Ich interessiere mich eigentlich ernsthaft für den Wagen aber 20.000€ für so ein Auto empfinde ich dann doch eher als... unangemessen.
Natürlich muss man, wenn man Haltbarkeit will, beim Luxus entsprechende Abstriche machen.
Auf dem Bild des "Infotainment Systems" hängen offen Drähte und Schläuche rum.
Ist so ein Innenraum wie auf Bild 7 20.000€ wert?
Mit ein wenig mehr Liebe ins Detail könnte man da mehr draus machen, für's selbe Geld.
Coole Kiste ... Hier gibts sogar ne Preiliste madeinrussia.de
Bernd das Brot auf Rädern...
Ein Wagen ganz nach meinem Geschmack. Kein Schnickschnack, dafür Allrad, Leiterrahmen und einfache, solide russische Technik. Mit gutem Rostschutz und etwas Pflege hat man auch lange Freude an dem Teil. Meine Favoriten sind "Farmer", die Ausführung als Pritschenwagen mit Doppelkabine und "Glassed-In-Van", ein verglaster Kastenwagen (weitere Modelle hier: https://www.uaz.ru/en/cars/commercial). Ich könnte mir so einen gut vorstellen, jedoch dürfte in meinem Fall der Verbrauch nachteilig sein - lt Herstellerseite ca. 13l/100km.
Hätten wir nicht die EU mit ihren absolut willkürlichen, realitätsfernen Abgasnormen, müsste man den UAZ mit einem Diesel wie dem legendären VAG 1,9 TDI (AFN, 110 PS) oder einem ähnlichen, nahezu unkaputtbaren Triebwerk bauen.
Der UAZ 452 ist beileibe nicht der letzte Dino, der sich erfolgreich gegen das Aussterben gewehrt hat: UAZ baut mit dem "Hunter", den "Quasi-Nachfolger" des alten Militär-Modells. Siehe hier: https://www.uaz.ru/en/cars/hunter
Das Kastenbrot dürfte in der Großstadt weitaus mehr Aufmerksamkeit erregen, als manche Nobel-, Sport- oder Prollschüssel. Auf der Autobahn dürften manche es wahlweise mit Angst oder Ehrfurcht zu tun bekommen, wenn sich so ein röhrendes Ungetüm nähert.
Aus dem könnte man noch sehr viel machen. So simpel, wie der ist, könnte man auch einen Pickup aus ihm machen.
Ich würde mit so einem, gerne mal eine Runde drehen. 😊
Ich denke mal, der Begriff "Infotainment" war ironisch gemeint. Darauf deutet auch die Überschrift "Infotainment ist Definitionssache" hin.
Ist schon in Mitte letzten Jahrhundert gemacht war... https://www.google.de/search?...
Ansonstenst, einfache 4x4 Technick, welche kann selber reparieren für kleine Geld und mit einfachem Werzeug. Kommt überall durch. In Russland gillt immer noch als beste Gelendewagen.
Gruß. I.