Unu Elektroroller im Test: Technische Daten, Preis
Flüsterleise durch die Großstadt
Leise, schnell und günstig: Elektroroller sind wie gemacht für die Großstadt. Unsere Autorin hat den Unu für kurze Zeit gegen ihre Vespa getauscht. Ein Fahrbericht.
Von Svenja Goebel
Berlin - Optisch sind sie gar nicht mal so unterschiedlich. Die Vespa LX 50 versprüht Retro-Charme, der Unu Elektroroller auch. Sie laden zum Cruisen durch die sommerliche Großstadt ein. Doch wirklich retro ist eigentlich nur die himmelblaue Vespa. Unsere Autorin hat sie zwei Tage lang gegen den neuen Elektroroller eingetauscht.
Vespa LX 50 gegen Unu: Laut und leise
Morgens wird die himmelblaue Vespa LX 50 erst einmal in eine Nebenstraße geschoben. Zu laut dröhnt sie, falls sie überhaupt anspringt. Das tut sie selten auf Anhieb. Unzählige Male muss der Kickstarter getreten werden, weil Anlasser und Zündkerze rumzicken. Springt sie dann doch knatternd an, kann man sich sicher sein, dass auch der letzte Nachbar aus dem Bett getrieben wird. Gerade im Sommer, wenn alle Fenster offenstehen.
Mit dem Unu kann man auf gute Nachbarschaft bauen: Leise surrend saust man davon. Im morgendlichen Berufsverkehr schlängelt man sich emissionsfrei durch den dichten Verkehr. Der kleine Roller zieht einen mit ordentlich Schwung nach vorne und man lässt, zumindest kurzzeitig, alle anderen hinter sich. Das Drehmoment bei E-Rollern ist sofort verfügbar. Wenig später wird man allerdings wieder eingeholt. Viel mehr als 45 km/h sind (außer bergab mit Rückenwind) nicht drin. So wird man manchmal zum Verkehrshindernis.
Aber dafür kann Unu nichts, der Roller ist zulassungsfrei und darf nicht schneller fahren. Aber es reicht. An der nächsten Ampel hat man die Drängler meistens wieder neben sich.
Unu Elektroroller mit dem kleinen Facelift
Unu ist eines der ersten deutschen Unternehmen, das elektrische Roller herstellt. 2013 in München gegründet, hat die Firma ihren Sitz nach Berlin verlegt. Neben Deutschland, Österreich und der Schweiz beliefert Unu seit diesem Jahr auch Frankreich und die Niederlande. Vor drei Jahren haben wir den Elektroroller Unu schon einmal getestet. Nun hat das Unternehmen ihn überarbeitet.
Neu am Unu ist die Sitzbank, die dank ein paar zusätzlicher Zentimeter Platz für eine weitere Person bietet.
Die alten Akkus von Panasonic flogen raus, jetzt vertraut Unu LG. Lieferzeiten von aktuell (zur Sommerzeit) 5 bis 7 Wochen sollen damit auf im Herbst auf 3 Wochen verkürzt werden. Weiterer Schwachpunkt, der ausgebessert wurde: Die Lüftung des alten Ladegeräts war recht laut. Der Unu lädt jetzt flüsterleise ohne Lüfter. Der Roller und alle seine Bestandteile kommen aus China, Technik und Entwicklung finden überwiegend in Deutschland statt. Motor, Steuerung und Service übernimmt Bosch.
Motorisierung je nach Fahrergewicht
Mit Akku bringt Unu 67 Kilogramm auf die Waage. Drei Motoren stehen zur Auswahl, mit 1.000, 2.000 oder 3.000 Watt. Je bergiger die Gegend und je schwerer der Fahrer, desto mehr Leistung sollte man einplanen. Und, klar: mehr Leistung heißt bessere Beschleunigung. Am Topspeed ändert sich nichts, alle Unus fahren etwa 45 bis 50 km/h schnell.
Mit einer Ladung schafft man rund 50 Kilometer, eine zweite Batterie zum Aufpreis von 700 Euro verdoppelt die Reichweite. Etwa acht Kilo wiegen die Lithium-Ionen-Akkus, im Herbst und Winter sollte man sie mit in die Wohnung nehmen, sie sind kälteempfindlich. Eine Schnellladefunktion gibt es leider auch im neuen Modell nicht. Innerhalb von zwei Stunden ist der Akku zu 70 Prozent geladen, nach fünf Stunden ist er voll.
Ein Helmfach gibt es im Unu nicht, der Kopfschutz muss am Sitz angeschlossen werden. Unter der Sitzbank sitzt der Akku. Ein Topcase kann man nachrüsten, ein Haken für Taschen und Rucksäcke ist vorhanden. Unu setzt mehr auf Style als auf praktische Werte. Sieben Farben stehen für die Karosserie zur Auswahl, drei für den Sitzbezug.
Preis und Kosten: Günstig im Betrieb
Unu verlangt für den Basis-Unu mit 1.000 Watt-Motor 1.800 Euro, der 2.000-Watt-Unu ist ab 2.300 Euro erhältlich. Für die Version mit 3.000 Watt muss man mindestens 2.900 Euro hinlegen. Inklusive Zusatzakku, spezieller Wunschfarbe und passendem Helm werden 3.800 Euro daraus.Nich gerade wenig Geld, vergleichbare Elektroroller bewegen sich jedoch in ähnlichem Rahmen. Der Gekko V2 von SXT etwa kostet mit 1.200 bis 2.000 Watt 2.500 Euro. Er kommt wie der Unu mit einem acht Kilogramm leichten Lithium-Ionen-Akku. Eine vollständige Aufladung wird bei 3 bis 6 Stunden angesetzt.
Was alle Elektroroller gemeinsam haben: Die laufenden Kosten sind gering. Für 100 gefahrene Kilometer muss man etwa 80 bis 90 Cent an Stromkosten rechnen. Bei der Vespa werden etwa 4 Euro für dieselbe Strecke fällig.
Solche E-Roller halte ich für eine gute Idee. Sind leise, die Batterie kann man in der Wohnung aufladen und so weit fährt man mit den Dingern sowieso nicht, also auch kein Problem mit der Reichweite, die 50km sollten für die meisten Leute ausreichen.
Wundert mich nur, dass man in D erst jetzt so langsam auf den Trichter kommt, in China fahren diese E-Roller schon seit über 10 Jahren rum.
Für Roller ist der E Motor heute wirklich schon der perfekte Antrieb.
Das 45 km/h Limit ist aber totaler Schwachsinn da ist man immer ein Verkehrshindernis 50 sollte mindestens zulässig sein in der klasse egal ob elektro oder verbrenner.
Gruß Tobias
Ich weiß nicht so recht?... In China würden aber auch nicht viele fahren wenn die eine blöde 45 km/h Grenze hätten und ~4000 Taler + die doch sehr zu empfehlende Schutzkleidung+Helm sind jetzt auch nicht gerade günstig...
In Berlin wird doch mit den E-Rollern gerade eine Sau durchs Dorf getrieben, die vom Sharing Roller coop, hauen gerade wieder wieder Millionen für Werbung raus und hängen an alles was 4 Räder hat Werbekarten mit "Freifahrten", also so ein durchschlagender Selbstläufer ist es wohl nicht.😜
Ich finde die leisen E-Roller kreuzgefährlich, man hört sie einfach nicht und das ist im Stadtgewusel eigentlich ein Nachteil🙄
Ich bin davon nicht so überzeugt für Stadtmobilität ist die BVG (Öffis) schon sehr gut, man nimmt das Fahrrad oder wenn es sein muss e-Bike, damit kann man auch z.B. durch Parks und extra Radwege und ist nicht immer an die Stau Strassen gebunden😎... günstiger ist sowas auch noch...
Ich versteh sowieso nicht, dass normale Roller mit Zweitakter überhaupt noch erlaubt sind. Sie stinken und qualmen erbärmlich und sind lauter als jeder illegal getunte 3er-Golf.
Warum wird sowas nicht reguliert?
Selbst mit 50 bist du hier in der Großstadt ein Hindernis. Die meisten fahren doch mindestens 60, oft auch 65.
"Der Akku sitzt unter der Sitzbank, ein Helmfach gibt es nicht"
Na toll, und wo lasse ich dann den Helm?
Muss ich ihn dann immer mitnehmen, damit er mir nicht geklaut wird?
Da hat man eine (hoffentlich) abschließbare Sitzbank mit Staufach für den Helm, und dann wird dieses für den Akku zweckentfremdet.
Ich wäre für 55Km/h (Laut Tacho). Die Realgeschwindigkeit würde dann bei 50-52Km/h liegen und wäre somit für die Stadt, voll in Ordnung.
Das fehlende Helmfach ist schon etwas blöd. Hätte man diesen kleinen Akku nicht zwischen den Beinen platzieren können?
Für den Helm kann man sich ein kleines Topcase kaufen, 26L reichen da schon völlig.
Über die 45km/h-Regelung braucht man wohl kein Wort zu verlieren, obwohl die Roller in der Realität meist 50km/h schaffen (Autotacho 55km/h). Wenn ich da an so manche Autofahrer denke: 3. Gang Strich 50, so wie man es in der Fahrschule gelernt hat und das wird dann das ganze Leben durchgezogen. Über solche Verkehrsteilnehmer scheint sich niemand aufzuregen, aber ein Auto, welches in der Stadt 10 Liter verbrennt, ist ja etwas besseres als ein Roller mit seinen popeligen 3l/100km und Kinderwagenrädern.
Penetrant stinkende & qualmende Zweitakter sind meist auf geringe Wartung und/oder eine Fehlerquelle (Ölpumpe, Auspuff, Vergaseeinstellung) zurückzuführen, da es immer Leute gibt, die nur Fahren & Tanken können/wollen. Das bedeutet freilich nicht, dass ein Einspritzer-4T-50ccm nicht die deutlich bessere Motorisierung ist.
Auch ich muss gestehen, dass ich mich das eine oder andere mal erschrocken habe, als so ein Elektroroller aus einem Parkplatz oder sonst wo her angeschossen kam - dieses Surren/Pfeifen geht im Stadtverkehr unter, da reicht schon ein vorbeifahrener Linienbus oder LKW.
Ansonsten finde ich die Entwicklung positiv, nur leider reicht so ein kleiner Roller nicht dafür aus, mal eine kleine Tour zum Schloss oder sonst wohin zu machen, da sind 50km einfach zu wenig.
OK, an so was hatte ich nicht gedacht, dass wäre eine Möglichkeit, den Helm unterzubringen.
Danke für den Hinweis.
Ich arbeite bei einem Kurierunternehmen, wir hatten einmal das Experiment "Elektroroller" gewagt. Vorab: Nie wieder! Die Akkukapazität (angeblich gut für 60 km) reichte, trotz Rekuperationsmodus, nur für lächerliche 35 km - der Akku hielt deutlich kürzer, als die Ladedauer des 2. Akkus betrug. Natürlich ist so ein Roller fast unhörbar leise und unschlagbar günstig (haben einen Stromzähler hingehängt), aber was hilft´s? Der Roller war nicht durchgängig nutzbar, deswegen (und aufgrund der grausigen Chinaqualität, die irgendwann für einen totalen Stromausfall sorgte) flog er aus der Firma.
Startschwierigkeiten sind beim Motorroller mit Verbrennungsmotor hausgemacht. Die LX 50 hat wohl noch einen Zweitaktmotor mit Vergaser. Moderne Motorroller besitzen einen Viertaktmotor mit Einspritzanlage. Derlei Teile springen immer zuverlässig auf den ersten Klick des Startknopfes an und laufen beinahe so geräuschlos wie ein Elektromotor, wie ich an meiner Honda Vision 50i immer wieder feststellen muss - ist also kein Argument für Elektromotoren.
Das finde ich allerdings auch, ein Jugendlicher wird aber wohl nicht zu einem 4T-Einspritzer greifen, sondern weiterhin zu einem leicht veränderbaren 2T-Vergaser-Modell und das wird sich hoffentlich im nächsten Jahr durch Euro 4 endlich langfristig ändern. Warum das immer so lange dauert..
Ich lebe aktuell in Shanghai und hier fahren 95% der Roller elektrisch. die Dinger kosten im Supermarkt ca. 300 EUR!!! und habe ein limit von ca. 25kmh. Den mit den 25kmh braucht man keinen Führerschein, Zulassung und Versicherung
Jetzt wäre noch interessant, wie Frau Goebel den E-Roller im Vergleich zu Vespa findet. Würde sie dauerhaft umsteigen wollen?
50km Reichweite...natürlich auch noch schön gerechnet 🙄.