Mercedes EQ Silver Arrow: Showcar in Pebble Beach

Für den schnellsten Trip von Frankfurt nach Darmstadt

Heiko Dilk

verfasst am Sat Aug 25 04:00:46 CEST 2018

Mercedes neuester Silberpfeil fährt rein elektrisch und erinnert an vergangene Zeiten. Der EQ Silver Arrow nimmt sich optisch den Rekordwagen von 1938 zum Vorbild.

Das Showcar Mercedes EQ Silver Arrow soll die elektrische Zukunft mit der Vergangenheit verbinden
Quelle: Daimler

Stuttgart – Man muss nicht alles verstehen, was Gorden Wagener über Design zu sagen hat. Was genau der Mercedes-Gestalter mit den beiden Design-Polen „Hot“ and „Cool“ beschreibt, wissen wir zum Beispiel nicht. Vermutlich geht es um eher kühl-technische Elemente einerseits (cool) und um ansprechende Formen (hot) andererseits.

Das jüngste Schaustück von Mercedes, das jetzt auf der Monterey Car Week in Pebble Beach zu sehen ist, versteht man auch ohne Wageners Ausführungen. Es flitzt irgendwo zwischen Zukunft und Vergangenheit hin und her. Wobei die Historie schon im Namen anklingt. „EQ Silver Arrow“ heißt das 5,30 Meter lange Showcar und zitiert damit die Silberpfeile aus Mercedes' Motorsport-Vergangenheit.

Mercedes EQ Silver Arrow: Inspiration von 1938

Im Rekordwagen auf Basis des W 125 Grand Prix Renners erreichte Caracciola mehr als 432 km/h
Quelle: Daimler
Ganz konkret: Der Weltrekordwagen von 1938 bildet die Inspiration für den EQ Silver Arrow. Daimler hatte ihn auf Basis eines Grand-Prix-Silberpfeils W 125 von 1937 aufgebaut, um einen Geschwindigkeitsrekord aufzustellen. Technische und sportliche Höchstleistungen standen während der Nazizeit hoch im Kurs, ebenso wie furchtlose und draufgängerische Rennfahrer. Im Jahr 1938 boten Auto Union und Mercedes sich einen regelrechten Schlagabtausch, durchaus im Dienste der Ideologie.

Rudolf Carracciola raste am 28. Januar 1938 um kurz nach 8 Uhr morgens auf der Autobahn zwischen Frankfurt und Darmstadt zu einer Geschwindigkeit von 432,7 km/h. Ein Rekord, den die Auto Union noch am selben Tag auf derselben Strecke zu übertreffen versuchte. Doch Bernd Rosemeyers Auto Union Typ R wurde von einer Windböe erfasst und geriet auf den Mittelstreifen. Rosemeyer wurde aus dem Wagen geschleudert und starb. Die Zeit der großen Weltrekordfahrten war damit vorbei. Caracciolas Rekord hielt bis 2017. Seitdem ist ein Koenigsegg Agera RS das schnellste Auto auf einer öffentlichen Straße.

Virtuelles Rennen im echten Silver Arrow

Auf das Display vor dem Fahrer lässt sich ein virtueller Gegner für die Rennstrecke einblenden. Oder der Hinweis, dass auf einer Spur induktives Laden möglich ist
Quelle: Daimler
Formal lehnt der Silver Arrow sich eng an den Silberpfeil an, technisch ist er weit von ihm entfernt. Die Karosserie besteht aus Kohlefaser. Die silberne Farbe wird in mehreren Schichten aufgetragen. Die Vorbilder fuhren unlackiert, um Gewicht zu sparen. Zwei ausfahrbare Heckspoiler dienen als Luftbremse, die Räder sind nur zum Teil verkleidet. Reminiszenz an den Ahnen: Jedes Rad besteht aus 168 Aluminium-Speichen.

Den Innenraum baut Mercedes mit Walnussholz aus, auf Sitz und Lenkrad ziehen die Designer sattelbraunes Leder. Außerdem gibt es viel gebürstetes Aluminium. In die Zukunft weist der Panorama-Bildschirm vor dem Fahrer. Weniger wegen der Technik als wegen der Funktion: Der Bildschirm zeigt nicht nur ein 3D-Bild der Umgebung an, sondern auf Wunsch auch eine virtuelle Rennstrecke sowie einen gegnerischen Fahrer, gegen den sich Rennen bestreiten lassen.

Etwas nützlicher: Sollte induktives Laden künftig auf der Fahrbahn möglich sein, wird das hier ebenfalls entsprechend angezeigt. Und laden muss der Silver Arrow. Zwar setzt Mercedes beim Antrieb auf ganz ähnliche Leistungswerte wie im Rekordwagen, aber sie werden anders erreicht.

Mehr als 700 PS: E-Motor gegen V12-Benziner

Die Räder des Silver Arrow verkleidet Mercedes nur zum Teil, beim Vorbild von 1938 waren sie komplett verschalt
Quelle: Daimler
Mit einem nicht näher spezifizierten Elektroantrieb soll der Silver Arrow 750 PS leisten. Der flache Akku im Unterboden verfügt über eine Kapazität von 80 kWh. Mercedes verspricht mehr als 400 Kilometer Reichweite nach dem neuen Verbrauchszyklus WLTP. Beim Rekordwagen kommt die Kraft von 736 PS bei 5.800 Umdrehungen aus einem brüllenden V12-Benziner mit 5.577 ccm Hubraum.

Der Silver Arrow brüllt nicht, er fährt weitgehend lautlos. Doch das lässt sich ändern. So kann man dafür sorgen, dass das Showcar den Sound eines aktuellen Formel-1-Wagens imitiert, oder einen 4,0-Liter-V8 von AMG. Den Sound des Vorbilds beherrscht der Generator allerdings nicht. Sonst könnten Besucher der Monterey Car Week womöglich vergleichen. Mercedes stellt den Rekordwagen mit Original-Fahrgestell und einem der drei Original-Motoren ebenfalls dort aus.

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Inspiration für den Silver Arrow ist der V12-Rekordwagen von 1938, mit dem Mercedes einen Geschwindigkeitsrekord aufstellte
Quelle: Daimler
Die Front und die Seiten werden von einem blauen Leuchtband durchzogen - die Farbe der Elektromarke EQ
Quelle: Daimler
Am Heck zitiert ein Diffusor typische Rennwagen-Merkmale
Quelle: Daimler
Die beiden Heckspoiler lassen sich ausfahren und dienen als Luftbremse
Quelle: Daimler
Die Räder des Silver Arrow verkleidet Mercedes nur zum Teil, beim Vorbild von 1938 waren sie komplett verschalt
Quelle: Daimler
Auf das Display vor dem Fahrer lässt sich ein virtueller Gegner für die Rennstrecke einblenden. Oder der Hinweis, dass auf einer Spur induktives Laden möglich ist
Quelle: Daimler
Die Vierpunktgurte sind ebenfalls vom Rennsport inspiriert
Quelle: Daimler
Die Fahrerkanzel des Silver Arrow lässt sich nach vorne aufklappen und gibt dann den Blick auf noch mehr Walnussholz frei
Quelle: Daimler
Das Mittelstück des Lenkrads wird von einem Touchscreen eingenommen, an dem sich Fahrmodi oder Soundeffekte einstellen lassen
Quelle: Daimler
Mercedes EQ Silver Arrow: Showcar für Pebble Beach
Quelle: Daimler
Vorne rollt der Silver Arrow auf Slicks der Dimension 255/25 R 24, hinten sind es Reifen in 305/26 R 26
Quelle: Daimler
Im Rekordwagen auf Basis des W 125 Grand Prix Renners erreichte Caracciola mehr als 432 km/h
Quelle: Daimler
Das Fahrwerk des üblicherweise im Mercedes-Museum ausgestellten Rekordwagens ist original, die Karosserie wurde rekonstruiert
Quelle: Daimler
Der V12-Motor leistete laut Mercedes 736 PS bei 5.800 Umdrehungen
Quelle: Daimler
Trotz des großen Kühlbedarfs des 5,6-Liter-Motors genügten kleine Öffnungen an der Front. Der Motor wurde mit Eis gekühlt
Quelle: Daimler